Zoo Tycoon 216.12.2004, Bodo Naser
Zoo Tycoon 2

Im Test:

Einstmals begründeten Blue Fang und Microsoft das erfolgreiche Genre der Tierparksimulationen. Die Idee war derart gut, dass sie rasch viele Nachahmer fand. Die Macher erkannten schließlich, dass es Zeit für einen neuen Look war und kündigten Zoo Tycoon 2 (ab 5,29€ bei kaufen) an, mit dem man endlich den Schritt in die dritte Dimension wagte. Leider haben sie darüber aber ganz vergessen, dem Gameplay ein paar neue Impulse zu geben.

Ein Déjà-vu?

Nach den offiziellen Ankündigungen konnte niemand mehr ernsthaft glauben, dass sich beim zweiten Teil am Spielprinzip großartig etwas ändern würde. Einerseits ist das zu verstehen, denn schließlich will jemand, der Zoo Tycoon kauft, auch dass Zoo Tycoon in der Spiele-Box drin ist. So organisiert ihr wieder die Abläufe in einem Zoo, wobei ihr neue Tiere kauft, Gebäude errichtet, Neues erforscht, das

Die Errichtung von Käfigen geht aufgrund des vereinfachten Bausystems flott von der Hand. 
Personal managt und ein Auge auf die Besucher habt. Andererseits ähneln sich die Spiele im Genre dadurch und bieten auch in etwa gleichen Spaß. Eine Karriere, wie ihr sie etwa bei Zoo Empire findet, fehlt allerdings.

Spielumfang

Hingegen gibt es Kampagnen, bei denen ihr die Missionen hintereinander freispielen könnt. Die Levels, von denen die ersten als Tutorial dienen, sind thematisch zusammengefasst, wobei es etwa um artgerechte Tierhaltung geht. Beendet ihr eine Kampagne erfolgreich, bekommt ihr dafür eine neue Einrichtung spendiert. Darüber hinaus existieren Aufträge, bei denen ihr unter erschwerten Bedingungen einen Park aufbauen müsst. Außerdem gibt es das freie Spiel, bei dem ihr den Zoo nach eurem Gusto errichten könnt. Wie beim Vorgänger wird es wieder kostenlose Downloads geben, die euch auch neue Tiere bieten werden. Auf einen Multiplayer haben die Macher auch dieses Mal verzichtet.

Ein Heim für Tiere

Freude bereitet immer noch das Austüfteln der optimalen 3D-Gehege. Obwohl das Spiel detaillierte Infos über die Arten enthält, ist der Lerneffekt beim zweiten Teil allerdings weitgehend dahin, da euch der Pfleger nun gleich instruiert, was ihr tun müsst, damit sich eure Viecher pudelwohl fühlen. Nachdenken? Fehlanzeige! Ganz simpel müsst ihr nur noch im Menü draufklicken und schon könnt ihr den für das jeweilige Tier passende Einrichtung platzieren. Leider lassen sich Leo und Co. nicht mehr

Auch wenn ihr sein Gehege betretet, bleibt Meister Petz stets lammfromm.
verkaufen, so dass Zucht als Einnahmequelle ausfällt. Dafür könnt ihr Tiere auswildern, wenn ihr die Voraussetzungen erfüllt. 

Simple Bedienung

Zoo Tycoon 2 ist derzeit der am einfachsten zu bedienende Zoomanager auf dem Markt. Der Bau der 3D-Gehege ist nun viel komfortabler, da es etwa nicht mehr nötig ist, den Käfig formal abzuschließen. Jedes umzäunte Gelände wird als Gehege erkannt und ihr müsst nur noch einen Durchgang fürs Personal einfügen. Eure Lieblinge können auch nicht mehr ausbüchsen, denn wenn eine Zaunlatte fehlt, wird das Gehege einfach nicht mehr angeschaut. Mit einem leicht zu bedienenden Riesenpinsel lassen sich nun  Bodenbeschaffenheit und Pflanzen in einem Strich auftragen. Für gröbere Sachen gibt es die Bulldozerfunktion, mit der sich Höhen und Tiefen gestalten lassen.         

Wünsche der Gäste

Mit der Zeit könnt ihr so immer mehr Einrichtungen, Gegenstände und Gebäude für euren Zoo erforschen, so dass euch irgendwann 300 verschiedene Objekte zur Verfügung stehen. Da ihr nun auch Geld durch die Spenden der Gäste erhaltet, müsst ihr den in Sternen angegebenen Bekanntheitsgrad in die Höhe treiben. Auf Mausklick verraten euch die Besucher, dass sie sich darüber freuen, wenn sich die Tiere wohlfühlen. Hier und da ein Schaukelpferd, ein Andenkenstand oder ein

Dank Ich-Perspektive befindet ihr euch plötzlich mitten unter den Besuchern. Leider fehlt aber dann die Übersicht. 
Elefantenspringbrunnen kann aber nichts schaden, da ansonsten vor allem beim jugendlichen Publikum schnell Langeweile aufkommt. Die ganz großen Vergnügungsstätten wie Achterbahn, die im klassischen Zoo eigentlich auch nichts zu suchen haben, fehlen.

Verwirrtes Personal

Auch das Personalmanagement wurde stark vereinfacht, da ihr nur ganze drei verschiedene Arbeiter einstellen könnt - Pfleger, Servicekräfte und Zooführer. Das ist weniger als bei anderen Tierparksimulationen. Das Zuteilen von bestimmten Arbeitsbereichen ist genial einfach gelöst und funktioniert eigentlich ganz gut. Leider können eure Leute bisweilen aus irgendwelchen Gründen die schmutzigen Gehege bzw. randvollen Mülltonnen nicht finden, machen die Arbeit nicht richtig oder laufen weite Umwege. Haben sie nichts zu tun, sitzen sie gar auf den Bänken und blockieren dort die Plätze.

Große Neuerungen?

Dank der 3D-Darstellung könnt ihr euren Zoo jetzt auch als Besucher oder Mitarbeiter betreten, wobei ihr das bunte Geschehen aus der Ich-Perspektive verfolgt. Bis auf die Tatsache, dass ganz sparsame Direktoren nun die Gehege selbst reinigen, das Wasser auffrischen und neues Futter einbringen können, ist dieses neue Feature aber ohne großen Einfluss auf den Spielablauf. Wer einen großen Zoo hat, schafft die Arbeit ohnehin nicht mehr allein. Außerdem besitzt der Konkurrent Zoo Empire das auch. Auch die Fotofunktion, die ihr in manchen Missionen zu Werbezwecken benutzen müsst, ist eigentlich nur ein netter Schnickschnack.

Ordentliche 3D-Grafik

Die 3D-Darstellung geht im Wesentlichen in Ordnung, könnte aber trotz der jetzt frei dreh- und zoombaren Zoos noch besser sein. Bei näherer Betrachtung sind vor allem Pflanzen und Umgebung

Macht, was euch eure Pfleger einsagen, und die Tiere sind happy. 
recht arm an Details, was bei der heutigen Technik nicht mehr sein müsste. Realistisches Wasser sucht ihr hier genauso vergebens wie sich im Wind wiegende Bäume. Obwohl die 3D-Modelle vieler Tiere immer noch ein wenig bullig aussehen, sind die Animationen doch besser als bei Zoo Empire. Auch die Besucher sehen weit natürlicher aus als im Comic-Look der Konkurrenz. Leider gibt es bis auf das Intro keine Zwischensequenzen.

Vertraute Klänge

Zoo Tycoon-Veteranen werden die im Hintergrund ablaufende Melodie sogleich erkennen, denn sie ist die alte geblieben. Leider gibt sich der Tierparkmanager ziemlich maulfaul, da auf eine Sprachausgabe verzichtet wurde. So bleiben Besucher und Angestellte stumm wie die Fische und das auch Tutorial glänzt nur durch schräge Piepstöne. Die Geräuschkulisse beeindruckend zu nennen, wäre weit übertrieben, da nur ab und der gequält klingende Schrei eines Tieres ertönt. Immerhin wurden die Texte im Spiel fehlerfrei ins Deutsche übersetzt.

       

Fazit

Microsofts Zoo Tycoon 2 enttäuscht ein wenig, spielt sich aber insgesamt rund, was sich vor allem beim unkompliziertem Handling niederschlägt. Inhaltlich bietet das Original altbekannte Direktorenkost, die sich durch ihr entschlacktes Gameplay in erster Linie an Einsteiger wendet. Manch eine Mission ist derart simpel, dass sie mit ein paar Handgriffen erledigt ist. Im späteren Spielverlauf stehen aber auch komplexere Aufgaben an. Der große Reiz der bunten Tierwelt ist allerdings verflogen, da das Spielprinzip inzwischen bekannt wie ein bunter Hund ist. Daran ändern auch die nette 3D-Grafik und die kleinen Änderungen hier und da nicht wirklich etwas. Wer spielt schon groß aus der neuen Ich-Perspektive, wenn man von oben alles viel besser im Griff hat? Außerdem bieten Konkurrenzspiele wie Zoo Empire durchaus vergleichbaren Inhalt bei geringerem Preis. Für welchen Titel sich Hobby-Manager entscheiden, bleibt daher dem persönlichen Geschmack überlassen. Für einen möglichen dritten Teil sollte sich Blue Fang allerdings mal etwas Neues einfallen lassen.

Pro

altbekanntes Prinzip
vereinfachtes Gameplay
einfache Bedienung
Tiere versorgen
nützliche Infos über Tiere
ansehnliche 3D-Grafik
durch eigenen Zoo gehen
kostenlose Downloads

Kontra

kaum wirkliche Neuerungen
kein Karrieremodus
nur 30 Tierarten
Einrichten der Gehege zu einfach
Personal findet Weg oft nicht
keine Meerestiere
keine Sprachausgabe
kein Multiplayer

Wertung

PC

Die 3D-Ausgabe des Originals enttäuscht zwar ein wenig, bietet aber ein rundes Spielerlebnis.

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