Test: The Longest Journey: Dreamfall (Adventure)

von Bodo Naser



Entwickler:
Publisher: dtp
Release:
24.05.2006
28.07.2006
Spielinfo Bilder Videos
Hakelige Actioneinlagen

Ums Kämpfen kommt ihr nicht herum, wenn ihr zur Lösung des Ganzen vordringen wollt. Auch wenn die Faust- und Waffenkämpfe lästig und aufgesetzt wirken, manche Gegner lassen sich nur so überwinden. Ihr könnt euch das wie
Wer nicht richtig schleicht, weckt schlafende Hunde. Gegen den Fifi seht ihr keine Sonne im Kampf.
ein simples Karatespiel vorstellen, das ihr vielleicht mal vor Jahren auf einer Konsole o.ä. gespielt habt. Allerdings viel schlechter, denn die Bedienung mit Maus und Tastatur ist eine ziemliche Katastrophe. Die ungenaue Steuerung führt regelmäßig dazu, dass ihr falsch zum Gegner steht und so daneben haut. Wildes Eindreschen statt klugem Kombinieren ist die Folge. Immerhin sind die meisten Pflichtgegner im Gegensatz zu den Wachen Fallobst, so dass ihr sie mit zwei bis drei Schlägen ins Jenseits befördert.

Darüber hinaus müsst ihr auch klettern, hüpfen und schleichen, was aber auch kein großer Genuss ist. Das liegt wiederum an der Steuerung, die euch regelmäßig mit etwas kollidieren oder daran festhängen lässt. Hier zeigt sich leider, dass die Macher wenig Ahnung von den einfachsten Grundregeln eines Actionspiels haben. Die akkurate Bedienung eines Durchschnitts-Shooters, bei der ihr einfach mal dorthin lauft, wo ihr drückt, hätte schon für weniger Spielfrust gesorgt. Aber der Mensch gewöhnt sich bekanntlich an die widrigsten Umstände, so dass die Unbill der Steuerung irgendwann einfach nur noch hingenommen wird. Was wollt ihr machen, wenn ihr bis zum Ende kommen wollt?

Zeitgemäße 3D-Optik

Kommen wir wieder zu erfreulicheren Dingen. Optisch bietet Dreamfall einiges, auch wenn es nicht gerade der Grafiküberflieger ist, für den es viele halten. Immer wieder bekommt ihr atemberaubende 3D-Ausblicke über das entfernt an
Es gibt Schauplätze, die richtig beeindrucken. Insbesondere die unterschiedlichen Architekturen der Welten verzaubern.
Metropolis erinnernde Casablanca, die Höhlen mit den gnomhaften Fischern oder den Turmbau der Azadi, der wie der zu Babel in den Wolken verschwindet. Es gibt architektonische Highlights, wie die Fachwerkhäuser der Fantasy-Welt. Auch Stil und Kleidung sind durchgestylt, wie das postmoderne Design der Kleidung, Technik und Einrichtung in Stark verrät. Da gibt es das topmodische In-Lokal in Venice, das tatsächlich so aussieht wie ein japanischer Club. Von den knuddligen Robotern, die überall herumhopsen, ganz zu schweigen.

Trotz einiger Passanten gibt es zu wenig Leben in den Straßen, die letztlich immer wie ein Parcours und nicht wie eine echte Stadt wirken. Das ist etwa der Unterschied zu Oblivion, wo ihr völlig frei umherlaufen könnt. Ihr stoßt an unsichtbare Grenzen, sobald ihr eine Gasse betretet. Bisweilen sind diese auch sichtbar, wie ein paar Kisten, die unvermutet euren Forscherdrang bremsen. Auch die allgegenwärtigen Wachen der Azadi dienen oft als Prellbock. Die 3D-Animationen sind viel zu statisch, wie ihr bei flatterndem Stoff seht. Und Zoes Augen sehen aus der Nähe einfach seltsam aus, was ihr in den unzähligen Filmszenen immer ein unwirkliches Antlitz verleiht. Wenn sie sich mit den Leuten unterhält, bewegt sich kein Härchen.

Jedem seine Stimme

In der Vorschau hatte ich noch Bedenken, dass die Sprachausgabe die Weltläufigkeit des britischen Originals nicht widerspiegeln könnte. Doch die
Zoe und ihre Feundin Olivia wurden sehr gut synchronisiert. Ihr könnt aber auf Englisch spielen, wenn ihr das lieber möchtet. 
Skepsis war unberechtigt, denn die deutsche Sprachausgabe ist mehr als gelungen. Alle wichtigen Charaktere wurden mit professionellen Sprechern besetzt: Allen voran die deutsche Stimme von Angelina Jolie, die Zoe spricht. Die Stimmen passen zum Charakter und sind dem Original sehr ähnlich. Olivias Tonfall ist fast derselbe wie beim Original. Untertitel, die bis auf ein paar kleine Fehler fehlerfrei übersetzt sind, sorgen für noch mehr Verständnis. Außerdem könnt ihr die englische Sprachausgabe wählen, wenn ihr das möchtet.

Musikalisch gibt es wenig auszusetzen, da die Melodien von orchestral bis fernöstlich die geheimnisvolle Grundstimmung gekonnt unterstreichen. Die Geräusche sind für jede Welt entsprechend: In Zoes Welt gibt es nervige Handy-Töne während bei April bis auf die Maschinen der Azadi die Geräusche des bäuerlichen Mittelalters vorherrschen
         

Kommentare

Dragao85 schrieb am
Gestern wieder die 360 nach lang Zeit wieder angemacht und auf der Festplatte rumgewühlt was sich so noch alles da befindet, und u.a. Dreamfall gefunden. Hab es nach vielen Jahren wieder angemacht und Neugestartet. Grafisch und Spielerisch war das Spiel schon damals verhaltet und alles anderes als brauschend, aber erzählerisch ist es immer noch großes Kino und absolut Spitze. Es braucht sich in keinste Weise von aktuellen großen Spielen zu verstekcen. Für jemand wie mich der auf eine gute Story viel Wert legt und auch mal dafür abstriche in der Präsentation hinnehmen kann ist das Spiel ein absoluter Geheimtip.
Wenn euch mal langweilig sein sollte und ihr die Schnauze voll habt von all dem 08/15 B-Story Kramm auf dem Markt dann schaut euch Dreamfall an. Vor allem für den preis kann man nichts gegen sagen.
Commander Björn schrieb am
Mal ne Frage von mir, die vll. ein wenig spät kommt, für mich aber erst jetzt aktuell wurde:
Ist das spiel multilingual? Also ist da englisch und deutsch drauf, oder nur deutsch?
Interessiert mich mal, weil ich ja in England studiere und wenn die deutsche Version gleich z.B. die russische und polnische Version anbei hat, so ist dies ein Hinweis darauf, dass die englische Version gleich ebenfalls deutsch dabei hat! Noch Fragen? ;-)
Danke schonmal!
johndoe-freename-103499 schrieb am
Also, ich habe ja Dreamfall noch nicht gespielt, aber wie kann April Rayen sterben?
Im ersten Teil "the longest Journey" ist sie ja am Ende die Grossmutter die ihre eigene Geschichte erzählt, das wäre ja nicht möglich wenn sie im zweiten Teil stirbt!
johndoe-freename-97737 schrieb am
Habs jetz auch eben durchgezockt und muss sagen das Dreamfall meine Erwartungen erfüllt hat.
Es hat eine spannende Story, Gute Grafik, schöne Musik.
Was mich allerdings störte war die hakelige Steuerung, die fast nicht vorhandenen Rätsel, Die Animationen der einzelnen Charaktere und die total überflüssigen wie langweiligen Kampfszenen.
Trotz allem ist es immer noch ein solides Spiel mit einer wundervollen Story. Nur das Ende lässt einen mit zu vielen Fragen im Regen stehen und wenn es sich nicht gut verkauft wird man auch NIE erfahren wie es hätte weiter gehen soll.
ACHTUNG SPOILER !!!!!!!!!!!!!!!!
Was mir allerdings sauer den Magen hochlief war das sie "April Ryan" sterben liessen.......sie war die Hauptprotagonisten des 1 Teils und ich hätte mir ein Ehrenvolles Ende für sie gewünscht, aber das kann ja noch was im 3 Teil werden.
Naja hoffen wir mal das sich "Dreamfall" einigermassen gut verkauft und das es in absehbarer Zeit einen 3 Teil geben wird.
Also wie es Zoe am Ende schon sagte "Erzählt diese Geschichte weiter"(damit meinte sie wohl das man von dem Spiel erzählen sollte damit es sich verkauft und einen Nachfolger mit sich bringt) :wink:
Alles in allem bin ich nicht vom Kauf des Spieles enttäuscht (habe aber auch nur 20? bezahlt)
4P|Bodo schrieb am
Hi Alagos,
ich bin nicht davon überzeugt, dass wir wirklich einen Story-Award brauchen. Er ist nur in den Fällen empfehlenswert, in denen ein eher mittelprächtiges Spiel eine supertolle Story hat. Das sind vielleicht zwei Spiele in fünf Jahren. Bei Spielen mit zusätzlich gutem Gameplay kann ich ja unseren Goldaward vergeben. Ein Spiel aber, das ein armseliges Gameplay mit guter Geschichte aufweist, hat sich auch keinen Award verdient.
Der Spruch soll so eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass Dreamfall storytechnisch erste Sahne ist.;-)
In diesem Sinne,
4P|Bodo
schrieb am