Test: Armies of Exigo (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Armies of Exigo
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
09.12.2004
Jetzt kaufen
ab 34,04€
Spielinfo Bilder  
Was verbirgt sich hinter Armies of Exigo? Das Team von Black Hole Entertainment hat selbst immer wieder versichert, dass man leidenschaftlich StarCraft und WarCraft zockt. Und die Konturen dieser Vorbilder zeigen sich überall: klasse Renderfilme, coole Einheiten, sehr unterschiedliche Völker. Aber steigt hier tatsächlich ein Fantasy-Phoenix aus ungarischer Asche? Werden Blizzards Klassiker überflügelt?

Hohe Erwartungen

Was für ein dramatischer Prolog! Was für ein grandioser Renderfilm! Das sind die ersten Wows, die mir das frisch gebackene Echtzeit-Strategiespiel aus Ungarn mit dem famosen Intro entlockt. Okay, es schmeckt spätestens beim Auftritt der Oger etwas zu stark nach Jacksons Ringverfilmung, aber der Ersteindruck hinterlässt brachiale Schlachtgelüste. Die Jungs von Black Hole und Digic Pictures (Final Fantasy) eröffnen den Fantasykrieg zwischen dem
Schmale Schlitze, schwerer Stahl: Das Intro weckt brachiale Schlachtgelüste. 
Imperium, den Untieren und den Gefallenen mit porentiefer Pracht zwischen Plattenpanzern und Feuerpfeilen.

Wird hier Blizzard-Qualität erreicht? Ja. Gibt`s mehr davon? Ja. Weitere kinoreife Delikatessen werden euch nach jeder der drei Kampagnen serviert, so dass hier dieselben Motivationsköder ausgestreut werden wie schon in WarCraft 3 . Zusammen mit den wundervollen Melodien des Jeremy Soule, der schon den epischen Score für The Elder Scrolls 3: Morrowind komponierte, sowie den prächtigen Menüs, zeigt sich der Titel sofort von der besten Design-Seite: alles wirkt edel, durchgestylt und durchdacht. Armies of Exigo legt einen Traumstart hin, für den sich die ungarischen Entwickler kräftig auf die Schulter klopfen dürfen.

Es war einmal…

Aber der cineastische Jubel muss schon nach den ersten Missionen auf Seiten des Imperiums einer erzählerischen Ernüchterung weichen: Zu vorhersehbar, zu typisch, zu klischeehaft präsentiert sich die Story um den Jungmagier Alric do Rei. Obwohl die Zwischensequenzen in Spielgrafik technisch sauber sind, obwohl die Sprecher auf ganzer Linie überzeugen und sogar animierte Porträts mit markanter Mimik für Leben sorgen, kann die Geschichte nicht wirklich fesseln. Sie ist wahrlich nicht
Die Story rund um Jungmagier Alric do Rei und seinen Feldzug wird in Spielgrafik erzählt.
schlecht, übertrifft viele andere 08/15-Storys, aber sie bleibt ein Mittel zum Zweck der Missionserfüllung.

Fantasy-Kenner werden von einer Welle an Altbekanntem überschwemmt: Da lauern Horden von bösen Kreaturen, sie überschreiten einen Wall, brennen Dörfer nieder und stürzen das ehemals friedliche Reich Noran in den Krieg. Der Magierrat berät, wie man auf die Bedrohung reagieren kann, aber man weiß es schon längst und schlüpft in die Feldherrenrolle des zaubermächtigen Alric do Rei, über den man viel zu wenig erfährt. Gerade die wichtigen Charaktere bleiben zu blass. Zwar gibt es mit Keran Kessertin einen interessanten Antagonisten in den eigenen Reihen und später würzen unheilige Allianzen den Krieg, aber der mächtige Zauber des Intros ist bereits nach einer Hand voll Missionen verflogen. Spiele wie Age of Mythology und WarCraft 3 haben mich in der Kampagne besser unterhalten.
                 

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Kommentare

Pingu2002 schrieb am
@ T@xtchef:
Natürlich muß dann auch mutig und konsequent die in diesem Zusammenhang irreführende Prozentbezeichnung fallengelassen werden, und eine neue Einheit her, um das ganze auch phonetisch zu verdeutlichen.
Könnte man ja eine Umfrage machen dafür was gut klingt...
Pingu2002 schrieb am
Hi T@xtchef,
Hinter Deinen gefühlten Wertungsabständen steckt ja eigentlich keine Linearität mehr, wie man sie bei Prozentwertungen eben prinzipbedingt vermuten würde, sondern Du siehst den Anstieg eher exponentiell !
VOn 90-95 zu kommen ist doppelt so schwierig als von 85 auf 90, was wiederum doppelt so schwer war, als von 80 auf 85. So in der Richtung, muß ja nicht der Faktor 2 sein...
Wenn Du in der generellen Erklärung zum Wertungssystem eine Tabelle mit reinnimmst, die eben diesen exponentiellen Anstieg auch grafisch veranschaulicht, sollte absolut jeder hier den wirklichen (eben Deinen gefühlten) Abstand zwischen den Wertungen im oberen Bereich nachvollziehen können.
Je weiter wir uns der 100%-Marke nähern, desto schwieriger muß jeder einzelne Prozentpunkt erkämpft werden.
Finde ich sehr sinnvoll, Deinen Ansatz, denn nur so bekommt das Gewusel in den oberen Prozentbereichen die dringend benötigte Distanz.
liebe Grüße, und weiter so !
Pinguin
Jörg Luibl schrieb am
Merandis hat geschrieben: Für dieses "Phänomen" gibt es ja eigene Berufsfelder die soetwas erforschen... :)
Ja, vor allem Psychologen dürften hier fündig werden. :wink: Mal sehen, vielleicht werden wir uns für das nächste Jahr eine kleine Veränderung in Sachen Wertungssystem einfallen lassen...
Schönes Wochenende!
Merandis schrieb am
Auch wenns etwas OT ist:
Aber das alte \"Problem\" mit den Prozentwertungen. Offenbar wird da an eine psychologisch, wichtige Grenze angestoßen. Ein Spiel das 3-4% mehr oder weniger bekommt ist deswegen nicht gleich wesentlich besser oder schlechter. Aber es ruft ganz offensichtlich vereinzelt bei einigen Spielern etwas hervor, wenn sie 80% oder 85% bzw. 90% bei Spiele-Wertungen lesen, anstatt 78% oder 88% bzw. 92%. Für dieses \"Phänomen\" gibt es ja eigene Berufsfelder die soetwas erforschen... :)
Jörg Luibl schrieb am
durimo hat geschrieben:Nur stellt sich mir die Frage ob man nicht allgemein den Wertungsmaßstab etwas strenger auslegen sollte und wirklich nur noch sehr wenigen, absoluten Top-Titeln eine Wertung von 90 % oder eine Hohe 80er Wertung geben soll (also solche Spiele wie HL2, RTW oder GTA) Ich beobachte das leider ja nicht nur bei euch, sondern auch bei diversen anderes Seiten wenn sie Spiele testen.
Ich kann deinen Ansatz hin zu deutlicherer Abgrenzung nachvollziehen. Auch bei uns erhalten natürlich nur erstklassige Top-Titel die 90 Prozent.
Aber es stimmt, dass es im gerade durchschnittlichen bis guten Wertungsbereich (60-84%) manchmal sehr schwammig wird. Unsere klare Abgrenzung hin zu "sehr gut" wird von der 85% markiert, was dann auch zum Gold-Award führt. Vielleicht sollten wir unser Wertungssystem trotzdem einfach mal besser erläutern; dein Hinweis ist jedenfalls notiert.
Das Problem bei Echtzeit-Strategiespielen ist aber auch die hohe Dichte an Qualität. Weder Schlacht um Mittelerde noch Armies of Exigo konnten einen Award einheimsen, liefern aber gute Unterhaltung. Und mit etwas mehr Feintuning hätten beide noch besser abschneiden können.
Bei mir ist die gefühlte Distanz (hört sich jetzt vielleicht mathematisch blöd an, ist aber so:)) zwischen einer 80 und einer 85 viel größer, als die Distanz zwischen einer 60 und 65. Und noch viel viel größer empfinde ich die Distanz zwischen 80 und 90, (also Armies of Exigo und Ground Control 2) als die zwischen 70 und 80 (also Punic Wars und Armies of Exigo).
Vielleicht müsste man diese gefühlte Distanz in ein neues Wertungssystem einbinden? Mit Diagrammen? Ich spinne mal ein wenig rum:
Gefühlte Distanz 80 bis 85:
80---------------------------------------85
Gefühlte Distanz 60 bis 65:
60-------65
Gefühlte Distanz 20 bis 25:
20-25
Bis denne
schrieb am