Starship Troopers25.11.2005, Paul Kautz
Starship Troopers

Im Test:

Satte acht Jahre nach Paul Verhoevens berühmt-berüchtigtem Kinofilm »Starship Troopers (ab 14,02€ bei kaufen)« hat Strangelite die offizielle Versoftung auf die Beine gestellt. Und normalerweise will ja gut Ding Weile haben. Allerdings passiert es gelegentlich auch, dass langweilig Ding genauso lange braucht. Denn die kreischenden Bugs sind im Spiel euer kleinstes Problem.

Die Kammerjäger kommen

Die Geschehnisse des Films liegen fünf Jahre zurück: Ihr gehört der Elite-Truppe der »Marauder« an, die der Bug-Plage nicht nur mit Entschlossenheit, sondern auch mit überlegener Feuerkraft entgegen tritt. Übrigens sind die Bugs (die großen, bösen, irre schnellen Klauen- und Zähneschwinger mit einer Vorliebe fürs Zerfetzen von Körpern) jetzt vom Heimatplaneten Klendathu abgerückt und haben Hesperus überrannt, einen

Die schiere Gegnermasse auf dem Screen ist beeindruckend, leider steckt keine Substanz dahinter.
Planeten in gefährlicher Nähe der Erde. Warum das gefährlich ist? Keine Ahnung, spielt keine Rolle, wird auch nicht erklärt. Denn ein echter Marauder muss nur wissen, dass am Ende der Missionen ein dicker Brain-Bug auf seine Tracht Prügel (sprich: sehr viel Munition) wartet, dazwischen gibt es keine Story, sondern nur »Hier Waffe, da Bugs, viel Erfolg!«-Aufträge. Zwischen den Missionen gibt es kurze Briefings bzw. noch kürzere Videoschnipsel aus dem Kinofilm, die thematisch nichts mit den Aufträgen zu tun haben und willkürlich reingeschnitten scheinen.

Habt ihr das Tutorial auf der Raumstation hinter euch gebracht und wurdet per Spezialanzug nach Hesperus geschossen, warten zwölf lange Aufträge auf euch: Ihr müsst Minenleger finden, Landesignale platzieren, gegen besonders dicke Bugs antreten oder immer wieder mal spezielle Personen beschützen. Die haben aber einen derart gering ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb, dass man sich dauernd fragt, warum zum Teufel die von einem verlangen, dass man für sie den Kopf in Richtung Bugs hält – wenn sie hirnlos geskriptet mitten in die geifernden Massen rennen, ohne sich um die Klauen wetzenden Bug-Scharen um sie herum zu kümmern. Denn Bugs gibt es viele – sehr viele. Teilweise tummeln sich mehrere hundert davon gleichzeitig auf dem Screen. Nur leider gilt hier das Masse-vor-Klasse-Prinzip, denn die

Die Bugs sind eindrucksvoll designt und teilweise bemerkenswert groß.
Standard-Warrior (die ihr genozidartig ausschaltet) haben genauso viele IQ-Punkte wie Beine. Spätere Exemplare (meist aus dem Film bekannt, allerdings gibt’s auch Eigenkreationen) sind dicker gepanzert, liefern aber auch keine erkennbaren Intelligenzleistungen. Was Filmfans am meisten ärgern wird: Die Bugs sind hier auf keinem Schwierigkeitsgrad mitnichten die höllischen Bestien die man kennt, sondern simples Kanonenfutter, das meist schon nach einigen eingefangenen Kugeln alle Viere von sich streckt. Meist seid ihr allein unterwegs, gelegentlich werdet ihr allerdings von einem unberechenbar vorgehenden Team begleitet, auf das ihr keinen Einfluss habt – und angesichts der taktischen Leistungen der Burschen auch keinen haben möchtet. Standardmäßig seid ihr mit einem unbegrenzt munitionierten, aber sich schnell überhitzenden MG bewaffnet, dazu gibt es noch weitere Gewehre, Granaten, Raketenwerfer oder eine Art Railgun. Besondere Erwähnung verdient außerdem das Speichersystem: Neben einer automatischen Sicherung am Levelanfang dürft ihr natürlich auch jederzeit selbst speichern – wobei die Bezeichnungen »Quicksave« und »Quickload« glatter Hohn sind.

Mein Bug, dein Bug

Warum so ein langes Gesicht? Mal wieder in den Spiegel geschaut?
Die sichtbaren Bug-Massen sind das Vorzeigemerkmal von Starship Troopers. Die nicht offensichtlichen sind der Genickbruch. Das geht bei massiven Grafikfehlern los, die zum Teil mit dem Herunterschrauben der Details, zum überwiegenden Teil aber nicht umgehbar sind. Da verschwinden völlig unerwartet die Texturen im Spiel, da wird auf einmal herzhaft drauflosgeruckelt. Da stecken Bugs zur Hälfte in Bergen drin, da ballert die Knarre automatisch weiter, ohne dass man einen Knopf drückt. Da bleibt der Spieler mitten in der Landschaft oder an Steinen hängen, da schweben Bugs mitten in der Luft. Zwar kein echter Bug, aber sehr unansehnlich ist die Eigenschaft der Engine, Gegner nach kurzer Weile aus Rechenzeitgründen ins Nichts aufzulösen – bei einzelnen Feinden fällt das nicht auf, aber wenn mit einem Mal wie durch Zauberhand eine ganze tote Hundertschaft vom Bildschirm verschwindet (schön zu sehen im Fort-Level), dann ist man nicht ganz sicher, ob man blöd kucken oder weinen soll.

Optisch gibt es generell nicht viel zu Starship Troopers zu sagen: Die meisten Levels sind sehr dunkel, was den Bugs Gelegenheit zum Überraschungsangriff gibt. Im Lichte betrachtet sind die Monster durchaus ansehnlich eklig geraten, teilweise sehr groß und gut animiert. Der Rest allerdings: nach sehr langen Ladezeiten gibt es die hässlichsten Marine-Gesichter seit Chrome , auf Hochglanz polierte Böden und Berge ohne Details sowie enorme Hardwareanforderungen – die sich schwer mit dem vereinbaren lassen, was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Immerhin verzerren Scheiben und Hitzeeffekte nett die Sicht auf die Umgebung, auch die Schatten sind gut gelungen. Mit jedem gemeisterten Level

Die Bugs unterscheiden sich nicht nur optisch, sondern auch in Stärke und Panzerung.
füllt sich der Menüpunkt »Extras« ein wenig, allerdings gibt es dort nur Gegner- und Waffenbeschreibungen sowie die aus dem Spiel bekannten Videos zu sehen. Begleitet wird das Spiel von wirklich gelungener, dramatischer und gut eingespielter Musik. Der Rest der Akustik ist allerdings nur traurig: unspektakuläre Plopp- und Bumms-Effekte gesellen sich zur schlechtesten deutschen Sprachausgabe seit sehr, sehr langer Zeit – Lowlights sind hier die lispelnde Pilotin, die »Marauder« nicht aussprechen kann sowie der einschläfernde Ausbilder, der wahnsinnig gerne Autorität verströmen würde, dabei aber die Zähne nicht auseinander bekommt.

Last but not least sei noch der Mehrspielermodus erwähnt, auch wenn er ein Nischendasein fristet: Bis zu 32 Spieler dürfen sich auf vier kleinen Karten im (Team-) Deathmatch die Kugeln um die Ohren jagen; immerhin noch acht dürfen drei Missionen kooperativ angehen – Letzteres allerdings erstaunlicherweise um einiges ruckliger als in der Einzelspielervariante. Ihr könnt sowohl lokal als auch im Internet gegeneinander spielen, wobei bei letzterer Variante zum Zeitpunkt des Tests exakt gar nichts los war.     

Fazit

Ich habe es befürchtet, es ist passiert: Starship Troopers ist öde. Es geht langweilig los, gewinnt dann kurzzeitig an Fahrt, allerdings nur, um danach umso heftiger in den ersten Gang zurückzufallen. Entwickler Strangelite gehen schnell die Ideen aus, schon nach wenigen Missionen beschränken sich die Innovationen auf mehr bzw. stärkere Bugs - echte Spannung kommt kaum auf. Stattdessen gibt es stumpfes Dauergeholze gegen noch stumpfere Gegner, die keinerlei Intelligenz zeigen und den Blick des Spielers sehnsüchtig in Richtung Serious Sam 2 schweifen lassen, das gegen Starship Troopers als Design-Meisterwerk dasteht. Selbst beinharte Filmfans werden nicht lange Freude am waffenbasierten Bugfixing haben, hat das Spiel doch mit dem Klassiker nicht wirklich viel zu tun. Nett designte und in Massen antretende Gegner sowie tatsächlich sehr gute Musik täuschen kaum über erhebliche Mängel bei Optik, Technik und Design hinweg. Hier hätte viel, sehr viel mehr drin sein können – und müssen.

Pro

massig Bugs der bissigen Sorte
viele Missionen an Kinofilm angelehnt
einige coole Grafikeffekte
ansehnlich designte Bugs
sehr unterschiedliche Gegner
sehr gute Musik

Kontra

massig Bugs der nervenden Sorte
schwammige Steuerung
öde deutsche Sprachausgabe
ruckelige Grafik
hässliche Gesichter
lausige KI
Bug-Verhalten hat mit Film-Vorbildern nicht viel zu tun
keine echte Story
lange Ladezeiten
liebloser Mehrspielermodus

Wertung

PC

Langweilige, bugverseuchte Filmumsetzung, die in vielerlei Hinsicht acht Jahre zu spät kommt.

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