Im Test:
Farbiges Unterbodenlicht und dröhnende Motoren kündigen ein illegales Autorennen in der Innenstadt an. Pünktlich zum Startschuss fährt die Polizei in das Areal, aber kommt zu spät: die hochgetunten Boliden brettern los. Die Geschwindigkeit steigt rasch an, bis einer der Fahrer urplötzlich die Kontrolle verliert, ins Schlingern gerät und auf den überfüllten Bürgersteig donnert. Der Wagen überschlägt sich, reißt viele ins Verderben und bleibt schließlich brennend vor einem Geschäft liegen. Hinter dem verbeulten Wrack zeigt sich eine Spur der Verwüstung mit blutenden, um Hilfe schreienden Menschen, die Umgebung fängt langsam Feuer. Schaulustige kommen angelaufen, aber wo sind die Retter???
Wer jetzt auf RTL-Alteisen "Hans Meiser" wartet, wird enttäuscht, denn dieses Chaos müsst ihr im Echtzeit-Taktikspiel Emergency 3 ganz alleine in den Griff bekommen - und zwar mit Hilfe der Feuerwehr, der Polizei, dem THW und dem Rettungsdienst. Aber dies ist nur einer von knapp zwanzig Einsätzen - die Missionspalette kann sich sehen lassen: Von harmlosen Blitzer-Aktionen auf Autobahnen, die dann in eine Verbrecher-Jagd münden, über Industriebrände, Katastrophen im Schwimmbad, Attentate mit Bomben oder Lawinenunglücke. Hinzu kommt, dass die Aufgabenstellung in den Einsätzen oftmals dynamisch geändert oder komplett über den Haufen geworfen wird.Mini-Missions-Ablauf: Auto löschen, Verletzte behandeln, danach das Auto aufbrechen und die Insassen rausholen.
Vor jeder Mission stimmt euch ein Renderfilm auf die kommende Situation ein. Und solange keine Menschen präsentiert werden, sehen die Videos richtig gut aus. Danach startet der Einsatz mit der frei dreh- und zoombaren Kamera, die es aber zunächst ganz schön schwierig macht, einen Überblick über die Katastrophe zu bekommen, da vor allem die Dreh-Funktion haarig zu bedienen ist - ein typisches 3D-Kamera-Problem, das andere Spiele besser gelöst haben.
Überblick
Anschließend müsst ihr euch einen Überblick über die Lage verschaffen. Folgende Fragen stehen im Vordergrund: Sind Menschen verletzt? Brennt es irgendwo? Müssen Fahrzeuge aufgeschnitten werden? Ist die Polizei oder das THW nötig? Danach fordert ihr mit Hilfe des Menüsystems die entsprechenden Rettungs- und Ordnungskräfte an. Jede Einheit kostet, natürlich entsprechend der personellen Besatzung, einen Geldbetrag. Zu jeder Mission steht euch nur ein bestimmtes Budget zur Verfügung. In der Nacht kommen die Lichteffekte besonders gut zur Geltung.
Diese Notruf-Truppen erscheinen postwendend auf der Karte und müssen von euch zum Schauplatz dirigiert werden, was angesichts der guten Wegfindung zwar kein Problem ist, aber das Manövrieren auf engem Raum ist etwas hakelig.
Koordination
Am Zielort angekommen, steht die strategische Koordination der Truppen im Vordergrund, die trotz treibender Musik wesentlich ruhiger abläuft als beim Konkurrenten Fire Department 2. Somit habt ihr immer genügend Zeit auf neue Ereignisse zu reagieren und abzuwägen, welche Aktionen die Einsatzkräfte durchführen sollen. Diese Ruhe ist auch zwingend erforderlich, da jede Einheit viel mehr kann, als nur mit einem Feuerlöscher gegen die Flammen anzukämpfen: Ihr könnt Schläuche an Hydranten anschließen, Fenster einschlagen, Drehleitern oder Metallscheren für Autowracks benutzen - jedenfalls auf Seiten der Feuerwehr. Beim Rettungsdienst steht logischerweise die Versorgung der Verletzten am Unfallort sowie deren Abtransport im Vordergrund, während die Polizei die Straßen absperrt und Kriminelle verfolgt. Last but not least wäre da noch das THW, das mit Ingeneuren und viel technischem Schnickschnack auftrumpft. Dirigiert wird alles über ein kleines Kontextmenü, welches mit einem Rechtsklick auf das Fahrzeug oder die Person geöffnet wird. Dies funktioniert zwar ganz gut, ist aber recht umständlich - da wäre eine Icon-Leiste komfortabler gewesen.Das THW rückt mit schwerem Gerät an.
Schwächen im Missionsdesign
Fakten, Fakten, Fakten:
- 20 Missionen
- 40 Fahrzeuge
- vier Berufsgruppen
- Tag- / Nachtwechsel
- Spielzeit: 12-16 Stunden
Grafik & Sound
Optisch reicht die 3D-Grafik von Emergency 3 nicht an die opulente Pracht von Fire Department 2 heran, vor allem in Bezug auf die Darstellung des Feuers, der Personen und der Umgebung. Letztere sieht zwar ganz gut aus, lässt aber einige Details vermissen. Es macht sich zwar insgesamt ein hübscher Modellwelt-Look breit, der allerdings an den 2D-Sprite-Animationen der Personen krankt, die sich ruckartig und steif drehen. Punkten kann das Spiel wiederum über die Lichteffekte sowie die unterschiedlichen Tageszeiten innerhalb der Einsätze. Etwas besser als die Grafik ist der Sound, der mit treibender Musik und passenden Effekten aufwartet. Und wie in fast jedem Echtzeit-Strategiespiel nerven die Einheitenkommentare sehr schnell. Hier geht es richtig heiß her, aber niemals wird die Hektik zu bestimmend.
Fazit
Emergency 3 schafft nicht ganz den Sprung auf das Niveau von Fire Department 2, obwohl das Lebensrettungs-Strategiespiel mit äußerst abwechslungsreichen Einsätzen und taktischer Tiefe punktet. Und da die Hektik im Vergleich zu Pointsofts-Titel wesentlich geringer ausgefallen ist, bleibt den Spielern genügend Zeit, den Einsatz zu koordinieren. Warum reicht es dann nicht, um die Konkurrenz zu überflügeln? Neben der deutlich schwächeren Technik in Sachen Umgebung, Animationen und Spezialeffekte, sorgen vor allem Steuerungs-Macken der 3D-Kamera sowie das umständliche Interface mit den Kontextmenüs für klare Schwachpunkte. Erschwerend kommt hinzu, dass die Briefing-Texte nicht immer ausführlich genug sind, um eine Mission sofort lösen zu können, was in Zusammenhang mit frisch eingeführten und ungenügend vorgestellten Einheiten nerven kann. Trotzdem: Wenn ihr auf der Suche nach einem planungsintensiven Strategiespiel seid, ist Emergency 3 eine gute Wahl.
Pro
Kontra
Wertung
PC
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