Zoo Empire10.09.2004, Bodo Naser
Zoo Empire

Im Test: Duell der Zoosimulationen: Kann der Comic-Klon aus Hongkong Urvater Zoo Tycoon den Trinknapf reichen?

Enlight und CDV bieten euch ab sofort eine Beschäftigung als Zoodirektor an, wobei ihr die richtige Tierpflege, Attraktionen für die Besucher und die Forschungsgelder im Auge behalten solltet - nur so könnt ihr mit Zoo Empire (ab 9,60€ bei kaufen) Karriere machen. Die mit buntem 3D-Comiclook ausgestattete Simulation weckt allerdings sofort Erinnerungen an das große Vorbild aus dem Hause Microsoft.

Job als Zoomanager frei

Zoo Empire umfasst einen Karrieremodus sowie ein freies Spiel, aber keinen Multiplayer. Am interessantesten ist sicher der Job als Zoodirektor, bei dem ihr einzelne Stationen der Karriere durchlebt. Heute noch im Regenwaldzoo, kümmert ihr euch morgen schon um einen Tierpark des WWF. Dafür müsst ihr zuerst eine Spielfigur wählen,

40 verschiedene Spezies stehen euch zur Verfügung, von denen ihr manche erst noch "erforschen" müsst.
die mit vier Eigenschaften ausgestattet ist. Fast wie in einem Rollenspiel könnt ihr eure Figur mit erweiterten Kenntnissen in Tierbändigung, Reinigung, Fütterung und Medizin ausstatten. Das erste ist beispielsweise wichtig, falls euch mal ein Tier ausbüchst. Der gliederpuppenhafte Avatar verbessert seine Fähigkeiten aber leider nicht.

Wahl der Missionen

Die Ziele sind meist fordernd, wobei es oft um einen zu erreichenden Zuschauerschnitt, eine bestimmte Anzahl Tiere oder eine Durchschnittsbewertung geht. Schritt für Schritt steigt der Schwierigkeitsgrad während der gut 20 Missionen an. Die ersten fünf, bei denen ihr etwa ein paar Tiere fotografieren müsst, dienen noch als instruierendes und umfangreiches Tutorial. Im weiteren Spielverlauf gabelt sich die Karriere dann, so dass ihr sogar noch eine Wahl habt, wo ihr weitermachen wollt: Beim einen Strang stehen die Belange des Tierschutzes im Vordergrund, beim anderen eher der Bau eines möglichst gut funktionierenden Tierparks. Ihr könnt den Ast auch später problemlos wieder wechseln, wenn ihr das wollt.

Tiere sind auch nur Menschen!

Oberste Priorität genießt die richtige Pflege eurer Tiere. Denn wenn diese depressiv in der Ecke liegen, sind auch eure Besucher unglücklich, was wiederum schlecht fürs Geschäft ist. Was eure Tierchen bewegt, erfahrt ihr durch einen simplen Mausklick aufs Portrait. Dort steht nicht nur deren bevorzugtes Gehege, ihr Lieblingsfresschen, gewünschte Herdengröße und Vegetation. Nein - ihr erhaltet auch noch Infos darüber, mit was sich eure Viecher gerne verlustieren. Außerdem sind dort spezielle Vorlieben wie etwa Luftbefeuchter aufgeführt. Geht es den Tieren gut, bekommen sie auch Nachwuchs. Ihr lernt also so viel über die 40 Tierarten, dass ihr ohne Probleme als Pfleger im nächsten Zoo anfangen könntet. Das Tüfteln macht außerdem eine Menge Spaß!

Der Bau der richtigen 3D-Gehege ist komplizierter, als es aussieht.
Bau von Käfigen

Entscheidend ist, dass ihr eure Viecher auch optimal einquartiert. Dafür könnt ihr nicht nur die Einzäunung, Bäume, Bodenbeschaffenheit, Ausstattung und Spielgeräte wählen, ihr könnt auch noch jede Menge bewegen. Hügel lassen sich noch recht einfach in die zwölf Landschaften setzen und bei Wunsch abrunden. Um eine Wasserfläche zu erhalten, müsst ihr die Oberfläche ganz nach unten fahren. Das ganze Gelände dann auf eine Ebene zu bekommen, geht allerdings viel weniger leicht von der Hand. Bisweilen ist es auch gar nicht einfach, die Steilwände einer virtuellen Elefantengrube so hinzukriegen, dass auch kein Dickhäuter entfleucht. Bei Zoo Tycoon war die Bearbeitung des Geländes hingegen ein Kinderspiel.

        

Das Ich der Besucher

Der Sims-Effekt funktioniert nicht nur bei den Tieren, das könnt ihr auch beim Mensch durchführen. Mit einem Klick auf einen eurer virtuellen Besucher erhaltet ihr nicht nur deren Bedürfnisse, Vorlieben und Beschwerden serviert. Ihr könnt euren 3D-Zoo sogar durch die Augen der Gäste in Ich-Perspektive durchwandern, was übrigens auch bei Tieren und Mitarbeitern funktioniert. Eure Besucher wollen je nach Altersgruppe Bauten wie Frittenbuden, Infostände, Souvenirläden oder Toiletten. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten - bananenförmige Sitzbänke sorgen für Komfort und grüne Mülleiner in Froschform für Sauberkeit! Jedes Gebäude könnt ihr auch versetzen und auf Wunsch wieder verkaufen.

Was tut man nicht alles für seine Lieblinge! Bei den Eisbären sorgen Schneekanonen für  heimelige Atmosphäre.
Die lieben Angestellten

In Schuss halten den Zoo übrigens eure Angestellten, die ihr hoffentlich in großer Zahl einstellt. Neben Zoowärtern stehen euch auch Handwerker und Straßenkehrer zur Verfügung. Zooführer erklären den Leuten euren Tierpark. Den Pflegern könnt ihr bestimmte Gehege zuteilen, ansonsten kümmern sie sich automatisch um eure Lieblinge, so dass es ihnen meist an nichts fehlt. Wer möchte, kann seine Leute sogar auf Fortbildung schicken. Die verschiedenen Manager sorgen nicht nur für einen optimalen Ablauf des Geschehens, sie erforschen auch neue Dinge. Der Mann für Besucherfragen entwickelt neue Attraktionen, die Zooschulendirektorin produziert Lehrfilme für die Besucher.

Erforschung neuer Besuchermagneten

Zu Beginn eurer Karriere besitzt ihr nur einen Grundstock an Tieren und Bauten, den ihr erst durch Forschung ausbauen könnt. Wollt ihr also, dass fortan ein süßer Koala in eurem Zoo an den Eukalyptusbäumen knabbert, dann müsst ihr seine komplizierte Haltung erst vom Direktor erforschen lassen. Das kostet natürlich Geld und dauert seine Zeit, lohnt sich aber, da seltene Tiere auch mehr Gäste bringen. Auch neue Attraktionen wie den auf Schienen übers Gelände sausenden Skytrain oder die Bootstour durch euren Zoo gilt es zu entwickeln, da auch sie viele Besucher anlocken. Den Tieren gefällt das bisweilen gar nicht, da manche auf derartiges Getöse mit Stress reagieren.

Nette Nebensächlichkeiten

Darüber hinaus gibt es bei Zoo Empire viele kleine Features, die es erst zu entdecken gilt: Absolviert ihr eine Mission erfolgreich, werden neue Tiere und Bauten freigeschaltet und ihr könnt eure Lieblingstiere in eure Privatsammlung übernehmen. Außerdem wird das Tier des Monats gekürt, das derzeit in der Gunst eurer Besucher führt. Hinzu kommt eine Funktion, die auch Zoo Tycoon 2 umfassen wird: Wer möchte, kann Fotos von seinem Zoo schießen oder ein Filmchen drehen. Meeresbewohner stehen allerdings nicht zur Verfügung.

Bunte 3D-Grafik

Manch einen, der aus anderen Spielen eher lebensecht wirkende 3D-Welten gewöhnt ist, wird die comichafte Darstellung der Zoos sicher etwas verschrecken. Das liegt nicht nur an ihrer farbenfrohen Aufmachung, die so gar nicht zum eher ernsten Gameplay passen will, sondern auch an den allzu steif daherkommenden Figuren. Die animierten Landbewohner sind oft unförmig wiedergegeben, bewegen sich im Schneckentempo, obwohl sie gar nicht dieser Gattung

Rollercoaster Tycoon lässt grüßen: Quietschbunte Attraktionen locken viele Besucher an.
angehören, und purzeln wie Holzspielzeug durch die fast unbewegliche 3D-Szenerie. Auch eure Besucher sehen vor allem in der Nahansicht lächerlich aus, wie sie mit aufgerissenen Augen in die Gegend glotzen. Auflockernde Filmsequenzen gibt es leider nicht.

Buschtrommeln fürs Ohr

Die Hintergrundmusik verändert sich, je nachdem in welcher Umgebung euer Zoo steht. Im Dschungel gibt es dann schon mal gewöhnungsbedürftige Trommelklänge aufs Ohr. Das ist immerhin passender als die nichtssagende Supermarktmusik, die ansonsten so läuft. Geräusche wie der Schrei eines Tieres oder Kinderlachen treten eher spärlich auf. Immerhin verfügt das Spiel über eine Sprachausgabe, die allerdings nur beim Tutorial und den Instruktionen für die Missionen zum Einsatz kommt. Ansonsten ist die Zoosimulation aber weitgehend fehlerfrei ins Deutsche übertragen.

      

Fazit

Zoo Empire als einfallsreich zu bezeichnen, wäre trotz seines motivierenden Karrieremodus weit übertrieben. Das längst vertraute Gameplay ist so stark von Zoo Tycoon beeinflusst, dass man bisweilen meinen könnte, schon den 3D-Nachfolger von Microsofts Zoosimulation vor sich zu haben! So steigen etwa die gleichen grün lächelnden Smilies wie bei Zoo Tycoon in den Himmel, wenn ihr euren Tieren etwas Gutes tut. Trotz der hölzern anmutenden 3D-Tiere und der bisweilen unbewegten Szenerie macht das fordernde PC-Spiel Spaß. Gerade das kleinteilige Einrichten der richtigen Gehege und das Anlocken der Besucher mit immer neuen Bauten verlockt zum Weitermachen. Das liegt auch daran, dass ihr viele Tiere und Einrichtungen erst noch freispielen müsst. Dass man ganz nebenbei jede Menge über Tierschutz lernt, ist vor allem für die lieben Kleinen zu begrüßen. Trotz des fehlenden Multiplayers ist der Klon aus Hongkong daher auch aufgrund seines niedrigen Preises unterm Strich eine lohnende Anschaffung, da ihr auf Zoo Tycoon 2 ohnehin noch ein Weilchen warten müsst.

Pro

fordernde Missionen
massig Infos über Tiere
Spielfigur mit Eigenschaften ausstatten
Verlauf der Karriere wählen
Gehege austüfteln
Besucher anlocken
neue Attraktionen entwickeln
Ego-Blick auf Zoo
günstiger Preis

Kontra

altbekanntes Spielprinzip
kein Aufstieg des Avatars
Geländeumformung zu kompliziert
hölzern animierte Tiere und Personen
keine Meerestiere
unpassende Comic-Grafik
keine Videosequenzen
kein Multiplayer

Wertung

PC

Zwar nicht tierisch gut, aber dafür fordernd, informativ und für Zoobauspieler interessant!

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