Heroes of Annihilated Empires26.10.2006, Bodo Naser
Heroes of Annihilated Empires

Im Test:

Obwohl das Spielprinzip sicherlich nicht neu ist, will Heroes of Annihilated Empires (ab 4,44€ bei kaufen) die Herzen der an Epen interessierten Strategen und Rollerspieler erobern. Um die Armeen des Lichts und der Finsternis möglichst echt aussehen zu lassen, haben GSC Game World ihre Cossacks-Engine noch einmal auf Hochglanz getrimmt. Wir haben das erste Kapitel getestet.

Epischer Anfang

Das Spiel macht gleich zu Beginn ein großes Fass auf: Das Render-Intro ist im Stil der Herr der Ringe-Verfilmung gehalten, was einen so richtig reinzieht. Ihr seht, wie ein Heer aus rechtschaffenen Elfen

Sauron wäre stolz auf sie. Die Untoten wollen alle anderen vernichten, um die Welt mit ihrem Reich des Todes zu überziehen.
auf eine Horde fieser Untoter trifft, tapfer kämpft und letztlich untergeht. Schuld an der Niederlage ist eine Apparatur, die sich irgendwie mechanisch anhört... Wer sich nun auf weitere Bombastzwischensequenzen freut, ist aber leider auf dem Holzweg, denn die übrigen sind leider nur im Comicstil mit Sprechblasen gehalten. Der Fantasy-Atmosphäre tut das einen Abbruch, da durchweg gerenderte Szenen viel ansprechender gewesen wären.

Optisch hinterlässt das Spiel dennoch einen ansprechenden Eindruck, auch wenn es nicht über eine echte 3D-Darstellung verfügt. Für eine überzeugende Kulisse sorgt die GSCs Cossacks-Engine, die erstmals in einem nicht historischen Szenario zu sehen ist und nie schöner aussah. Auch die Zaubereffekte kommen gut rüber, etwa wenn der Elf einen gleißenden Eispfeil abfeuert. Jedes der vier Völker hat sein spezielles Design, so wohnen die Untoten in einer pechschwarzen Umgebung des Todes. Einziger Negativpunkt ist eine gewisse Kleinteiligkeit, da ihr nicht zoomen könnt und die einzelnen Kämpfer so nur als Pixelhäufchen zu sehen sind.

Die klassische Musik geht in Ordnung, auch wenn sie ein bisschen so klingt, als wäre sie schon bei Cossacks 2 gelaufen. Weniger spannend ist die deutsche Sprachausgabe, die sehr sporadisch mal in den Zwischensequenzen vorkommt und auch nicht immer unbedingt professionell klingt. Hier hätte man mehr draus machen können. Immerhin sorgt das Fehlen einer richtig modernen Grafik dafür, dass das Spiel auch auf nicht mehr ganz neuen Rechnern läuft. Eine CPU mit 2 GHz, eine Grafikkarte mit 128 MB Speicher und 512 MB RAM sollten laut den Machern zum minimalen Betrieb genügen.

Ein Held - eine ganze Armee

Als die Untoten die Stadt überrennen, fliehen die wenigen Verteidiger in heilloser Flucht. Nur der bogenschießenden Waldläufer Elhant stemmt sich in Todesverachtung der Übermacht entgegen, um

Legolas wäre stolz auf ihn. Elhant stemmt sich mit einer Handvoll Männer den Fieslingen entgegen.
den Bewohnern den Abzug zu ermöglichen. Das ist die erste Mission der einzigen Kampagne, bei denen ihr das eher leicht bewaffnete Waldvolk kommandiert. Die Aufgabe erscheint nicht machbar, denn ihr sollt die Armee der Zombies, Skelette und Schreckgestalten buchstäblich mit nichts aufhalten. Aber das Ganze ist nicht so schwer, wie es aussieht. Euch kommen willige Elfenkrieger zur Hilfe, ihr könnt kampfstarke Türme besetzen und ihr verfügt über Magie.

Schließlich ist Elhant nicht irgendwer, sondern ein waschechter Held à la Legolas, den ihr auch aufsteigen lasst, mit Zaubern versorgt und ausrüsten dürft. Das ist der einfach gehaltene Rollenspielteil, der neben Strategie- und Taktikteil serviert wird. Ihr steigt auf und könnt permanent neue Fähigkeiten zwischen Nah- und Fernkämpferattributen auswählen. Mächtige Waffen findet ihr meist in dem, was die Feinde hinterlassen; Tränke könnt ihr auch in den Läden erwerben. Ihr könnt eine Aura erschaffen, die den Kämpfern Vorteile bringt; sie feuern dann z.B. schneller, besser oder genauer.

                    

Massengefechte

In den Schlachten kämpft ihr mit eurer überschaubaren Armee aus Nahkämpfern, Reitern und Bogenschützen gegen allerhand Monster. Meist handelt es sich um relativ leicht zu vernichtende

In automatischer Formation zieht eure Armee durch sich ändernde Lande, um die Feindhorden zu verfolgen.
Massen von Skeletten, Zombies, Ghouls, Orks oder Goblins, was nicht gerade abwechslungsreich ist. Seltener geht es gegen Drachen, Zauberer oder schwer zu besiegende Endgegner wie einen Leichenkönig. Dort hilft nur noch Magie wie ein Geisterbaum, der die Massen der Gegner ausbremst und so zum leichten Ziel werden lässt. Bisweilen kommt es auch auf die beste Taktik an, etwa wenn ihr im nebelverhangenen Gottesacker kämpft, wo die Toten immer wieder aufstehen. Ihr müsst die Nekromanten zuerst töten, deren Untat das ist. Nur so versiegt der Strom der zerlumpten Gestalten, die zum Glück recht langsam sind.

Eure Einheiten agieren dabei im Wesentlichen automatisch, so dass ihr die Masse der Soldaten nur noch in Nähe des Feindes zu bringen braucht. Ihr sorgt mit eurem Helden für die magische Unterstützung. Die Wegfindung geht dabei in Ordnung, denn es kommt nicht zu nervigen Umwegen. Sie nehmen von selbst eine passende Formation an, bei der die Schützen hinten stehen. Nur die Schützen lassen bisweilen den echten Kampfwillen vermissen, wenn sie nicht das Feuer eröffnen, obwohl die grüne Orkhorde bereits am Anstürmen ist.

Trotz des fehlenden Tutorials bleibt Heroes of AE recht einsteigerfreundlich, da die Missionen von euch nichts Unlösbares verlangen. Spitzohr Elhant selbst gibt euch immer wieder per Sprechblase Tipps, was ihr nun am besten wieder anstellt. Ihr solltet auf seine spärlichen Worte hören! Mit steigender Spieldauer werden die Aufträge allerdings immer länger, so dass schon mal ein paar Stunden zusammenkommen. Es gibt auch immer wieder mal Nebenaufgaben, die ihr lösen solltet, da ihr dafür Belohnungen erhaltet.

Baumbehausung der Feen

Neben der Kampagne umfasst das Spiel auch noch Einzelschlachten, bei denen ihr eines der vier

Gelegentlich müsst ihr auch ein Lager hochziehen wie hier die Feen mit ihren Bäumen.
Fantasy-Völker -Elfen, Untote, Mechaniker und Kryonen- ins Gefecht führt. Hier wie in mancher Mission der Kampagne ist dann die obligatorische Aufbauarbeit im Stil eines Echtzeit-Strategiespiels zu leisten. Ihr baut ein Lager, mit allem was dazu gehört. Ihr sammelt Rohstoffe wie Holz, Eisen, Stein, Gold und Magie ein, baut Mauer und Türme und rüstet die Armee auf.

Jedes Volk hat seine Besonderheiten was Helden, Bauten und Zauber betrifft. Bei den Elfen sammeln die umherflatternden Feen Rohstoffe, bauen schussgewaltige Abwehrtürme und knorrige Baumbehausungen, die als Kaserne dienen. Die Untoten hingegen errichten monolithisch aussehende Totenfestungen, beschwören Skelettkrieger auf dem Friedhof und überziehen die Landschaft mit dem Odem des Todes. Witzig ist, dass der Anführer der Zombies sich selbst für eine halbe Stunde in eine Statue verwandeln muss, damit seine Schergen eine Art Mordor errichten können.

Üblicher Multiplayer

Beim Multiplayer könnt ihr im LAN oder Internet spielen, wobei bis zu sieben Leute mitspielen können. Zwar gibt es eine spieleigene Community, bei der ihr euch anmelden müsst, die Möglichkeiten sind aber begrenzt. Eine Art Welteroberungsmodus wie bei Cossacks 2: Napoleonic Wars gibt es leider nicht. Es bleibt wie beim Singleplayer der Schlachtenmodus, bei dem ihr drei Karten zur Auswahl habt. Ihr könnt um Punkte spielen oder bis zur Vernichtung der Gegner. Die Startbedingungen lassen sind mit ein paar Punkten (Leben des Helden oder Ressourcen zu Beginn) einstellen. In der Multiplayer-Lobby kommt es jedoch zu Abstürzen.

         

Fazit

Heroes of Annihilted Empires ist trotz fehlenden Tutorials ein leicht zugänglicher Fantasy-Strategie-Mix, der freilich nicht viel Neues bietet. Insbesondere dem wuchtigen Beginn mit dem filmreifen Intro könnt ihr euch als Fantasy-Fan nicht entziehen, so dass die ersten Missionen mit dem aufbrausenden Bogenschützen Elhant wie im Fluge vergehen. Natürlich strotzt alles nur so vor Anleihen beim Herr der Ringe, aber das stört eigentlich nicht weiter, da die Macher eine eigene Geschichte erzählen, die wenig mit Frodos Trip nach Mordor gemein hat. Dann aber lässt die Motivation nach, weil die Ziele nicht mehr so leicht zu erreichen sind. Die Missionen werden immer länger, die Gegner zahlreicher und ihr müsst wieder mal ein Lager errichten. Es wird auch klar, dass die Kämpfe im Wesentlichen immer dieselben Massenschlachten bieten. Abwechslung wird bei den Feinden klein geschrieben, so dass ihr oft gegen Skelette, Orks und Co. und seltener gegen große Gegner kämpft. Auch rollenspieltechnisch gibt es nicht viel zu tun, da ihr eigentlich nur gelegentlich mal einen Trank einwerfen oder zaubern müsst, weil die meiste Magie passiv funktioniert. Euer Held feuert sogar automatisch ebenso wie seine Mannen. Die normalen Zwischensequenzen überzeugen zudem viel weniger als das bombastische Intro. Ansonsten kann sich die 2D-Grafik aber schon sehen lassen, da sie die abwechslungsreiche Welt gut rüberbringt. Das gilt insbesondere für die Eigenheiten der Völker, wie etwa die Baumhäuser der Elfen.

Pro

Mischung aus Rollenspiel und Echtzeit-Strategie
Anleihen beim Herr der Ringe-Film
machbare Missionen
Zauber einsetzen
einfache Bedienung
jedes Volk hat seine Eigenheiten
beeindruckendes Intro
gute Darstellung
läuft auf älteren Rechnern

Kontra

altbekanntes Spielprinzip
immergleiche Gegner
nur eine Kampagne
wenig zu tun
Zwischensequenzen nur Comic
keine 3D-Grafik
kein Tutorial
sporadische Sprachausgabe

Wertung

PC

Beginnt recht opulent, lässt aber dann rasch nach

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