Lego Star Wars04.05.2005, Paul Kautz
Lego Star Wars

Im Test:

Star Wars ist gerade wieder in aller Munde: In gut zwei Wochen wird die erste Trilogie beendet, die Brücke zum Original-Dreiteiler endlich geschlossen. Normalerweise ist das immer die Zeit, in der ein uninspiriertes »Spiel zum Film« auf den Markt geschmissen wird – doch dieses Mal ist alles anders. Dieses Mal ist die Macht mit dem Game. Die Macht der Lego-Steine!

Möge der Klotz mit Dir sein

Der Screen wird dunkel, ein leises Räuspern erklingt, wird aber schnell abgewürgt – denn das »Taaaa-dadadaaaaaaaa!« von John Williams' berühmtem Soundtrack ertönt. Eine von vorn nach hinten scrollende Laufschrift erzählt uns die traurige Geschichte des Planeten Naboo, der von der miesen Handelsföderation mit einer Blockade unterdrückt wird. Ein kleiner Raumflitzer zieht vorbei, mit Kurs auf eines der gigantischen, majestätisch im All schwebenden Belagerungsschiffe. Der Pilot dockt an, die Passagiere steigen aus... äh.. Obi Wan? Bist Du es? Wer hat Dir denn diese viereckigen Beine verpasst?

Ihr könnt nahezu jede im Spiel vorkommende Figur selbst steuern.
LEGO Star Wars (ab 39,99€ bei kaufen) hält genau das, was der Name verspricht: Star Wars komplett im Bauklotz-Look. D.h. alle Figuren von Qui-Gon Jinn über Königin Amidala und Darth Maul bis hin zu Yoda erstrahlen im knuddeligen LEGO-Design, haben Klotzbeine, runde Köpfe und glänzende Plastikfrisuren. Jeder Charakter, jedes Objekt, einfach alles besteht aus tatsächlich modellierten Blöcken mit Noppen, so dass Freaks das Spiel im Grunde zuhause nachbauen könnten. Die Figuren sind liebevoll gestaltet, toll animiert und verfügen über eine ausgeprägte Mimik. Das Spiel vereint die erste Trilogie aus George Lucas’ Action-Märchen; es geht also von der »Dunklen Bedrohung« über den »Angriff der Klonkrieger« bis hin zur »Rache der Sith«. Da letzterer Film erst anläuft, und das Game allerlei Hinweise und Story-Spoiler enthält, sollten sich wartefreudige Fans also entweder nur 2/3 des Spielerlebnisses gönnen, oder mit dem Kauf bis nach dem Kinostart warten. Das Spiel hält sich recht eng an die Geschichten und Locations des Streifens, allerdings gibt es innerhalb der Storys teilweise heftige Sprünge – so beginnt z.B. Episode 2 beinahe in der Mitte des Films. Etwas Vorkenntnis kann also nicht schaden, aber auch Star Wars-Abstinenzler traben über Naboo, jagen Count Dooku in der Droidenfabrik, besuchen die Klonarmee auf Kamino und führen die große Jedi-Schlacht auf Tatooine. Innerhalb der Missionen gibt es immer wieder Echtzeit-Zwischensequenzen, die einerseits die Story weiterführen und andererseits witzige Slapstick-Einlagen bieten -  wenn Obi-Wan etwa sein Lichtschwert auf Teufel komm raus nicht zum Laufen bekommt, hat das zwar nicht viel mit Episode 1 zu tun, zaubert aber ein breites Grinsen auf das Spielergesicht. Die PC-Version bietet im Vergleich zu den Konsolenfassungen neben hochauflösender Grafik auch zusätzliche Spezialeffekte wie Bump Mapping und plastische Reflektionen – dezente optische Verbesserungen, ansonsten sind alle Versionen identisch.

Die Macht ist stark in diesem Spiel

Jede Episode ist in mehrere Kapitel unterteilt, die sich an die Filmreihenfolge halten, und nach einmaligen Durchspielen jederzeit erneut angehen lassen. Das ist auch bitter nötig, denn das Spiel strotzt nur so vor versteckten Bonusgegenständen, an die man beim ersten Mal größtenteils nicht herankommt.

Podracer ahoi: Mit dem kleinen Anakin geht es durch den Staub Tatooines.
Grund dafür sind die knapp 50 freispielbaren Figuren: Ob Obi-Wan Kenobi, Anakin Skywalker, Padme Amidala, R2-D2, Mace Windu oder Jango Fett, nahezu jede Figur, der ihr im Spiel über den Weg lauft, kann von euch freigeschaltet werden, unabhängig davon, ob sie befreundet, feindlich oder neutral ist. Jeder Charakter hat unterschiedliche Waffen, Kombos und Spezialmanöver – so kann Jar Jar Binks z.B. doppelt so hoch springen wie der Rest der Bande. Also schaltet ihr ihn frei, betretet mit ihm ein offenes Level und sucht nach Möglichkeiten, seine spezielle Fähigkeit zu nutzen. Diese clevere Idee kommt der Wiederspielbarkeit des Games sehr entgegen, denn im Normalfall werdet ihr für erstmaliges Durchspielen kaum mehr als einen längeren Nachmittag brauchen. Dazu gibt es einen Riesenhaufen herrlich verschrobener Ideen: So könnt ihr z.B. eine Zwerchfell erschütternde Jedi-Disco bauen, per Macht einen Tisch decken oder Stühle zur bekannten »Cantina«Musik zum Tanzen animieren. Das Ganze hat überhaupt keinen Sinn, macht aber wahnsinnig viel Spaß – und es ist cool, dass man es kann!                

Dabei solltet ihr stets die Augen nach kleinen Bausteinen offen halten, die einfach überall versteckt sind. Die benutzt ihr zwischen den Levels, um neue Figuren, Spieltipps oder sonstige Extras freizuschalten. Darüber hinaus füllen sie euren Jedi-Meter auf, der  nochmals für Boni sorgt. Die kleinen Stein erhaltet ihr hauptsächlich durch Machtgebrauch: Wie jeder gute Jedi könnt

Coruscant wird abgebrannt: Die Raumschlacht über dem Planeten gehört zu den spielerischen Lowlights.
ihr per Handgefuchtel Schalter umlegen, Gegner wegstoßen oder Maschinen bedienen – wobei bei solchen Aktionen oft genug erwähnten Bausteinchen rausspringen, im wahrsten Sinne des Wortes. Wichtig ist außerdem noch, dass ihr spezielle zerstörte Dinge wieder zusammensetzen, und Kisten von einem Platz zum anderen schweben lassen könnt. So könnt ihr euch Brücken und Treppen bauen, die nicht nur dem Levelfortschritt sondern meist auch der Boni-Suche dienen. Forscher-Naturen werden in LEGO Star Wars also mehr als gefordert. Die Benutzung der Macht ist sehr einfach gehalten: Alles was beeinflusst werden kann, leuchtet beim Vorüberlaufen dezent auf. So lädt das Game ständig zum Ausprobieren und Experimentieren ein, was einen großen Teil der Faszination ausmacht.

Mächtig brummt das Plastikschwert

Den größten Teil eurer Jedi-Zeit verbringt ihr natürlich mit eurem Lichtschwert. Gegnerische Roboter oder Flugmonster setzen sich clever zur Wehr, aber zerfallen früher oder später in ihre Bauteile. Schöne Effekte wie Spiegelungen, Luftverzerrungen und Funkenflug sehen gut aus, die integrierte Physikengine lässt speziell beim Machtgebrauch die Dinge realistisch durch die Gegend zappeln. Die Steuerung ist ganz klar auf ein Gamepad ausgelegt: Zwar habt ihr die Plastik-Jedis auch mit

Spielt ihr alleine, werdet ihr meist von mindestens einem KI-Kumpel begleitet.
Tastatur einigermaßen im Griff, aber das richtige Spielgefühl kommt erst mit einem Joypad auf – zumal sich im Mehrspielermodus vier Hände an einer Tastatur ständig in die Quere kommen. Ihr müsst einfach auf den Angriffsbutton einhämmern, Kombos werden automatisch ausgelöst – jede Figur hat außerdem noch mehrere Sprungangriffe, das war’s aber auch schon. Neben dem normalen Jump-n-Run-Geschehen gibt es auch Spezialmissionen: so müsst ihr z.B. mit Anakin das berühmte Pod-Rennen überstehen, einen »Zaxxon«-kompatiblen Shooter meistern oder an einer Raumschlacht teilnehmen. Diese Sequenzen sind eine willkommene Abwechslung, aber nicht immer gelungen – die Raumschlacht erinnert mit ihren festen Bahnen  frappierend an den Lucas Arts-Klassiker »Rebel Assault«, und bietet auch entsprechend wenig spielerische Freiheiten. Immerhin verfügen alle diese Szenen über ausreichend Checkpunkte, so dass ihr nach einer Explosion nicht immer von vorne anfangen müsst. Generell kommt das Spiel Einsteigern sehr entgegen, denn ihr könnt de facto nicht sterben: Werdet ihr zerlegt, zerlasert oder fallt ihr einen tiefen Abgrund hinunter, steht ihr zwei Sekunden später unter leichtem Bausteinverlust wieder unter den lebenden Plastikfiguren an derselben Stelle auf.

Eines der coolsten Features an LEGO Star Wars ist der integrierte Koop-Modus für zwei Spieler an einem Bildschirm. Nicht nur, dass er kinderleicht zu bedienen ist (der zweite Jedi kann jederzeit ein- und aussteigen), er funktioniert auch wunderbar! Da das Spiel vor Teamaufgaben nur so strotzt, können zwei Bastler jederzeit zwischen den benötigten Figuren wechseln, sich gegenseitig unter die Arme greifen, Gegner von zwei Seiten aus in die Zange nehmen und vieles mehr – speziell bei den regelmäßigen Bossfights (u.a. gegen Darth Maul, Jango Fett und Count Dooku) ist ein menschlicher Mitspieler Gold wert. Allerdings muss man dem Spiel zugute halten, dass auch die

Die Zwischen- und Endgegner erfordern cleveres Teamplay.
computergesteuerten Mitstreiter ihren Job sehr gut machen: sie dackeln zuverlässig hinter euch her (wobei sie teilweise Tricks nutzen, um an eurer Seite zu bleiben), kämpfen brauchbar, springen vernünftig und geben sich auch sonst alle Mühe, den Spieler nicht zu nerven – zwischen suizidgefährdeten Begleitern in Spielen wie Prince of Persia – The Sands of Time und den hiesigen Kumpanen liegen Galaxien. Allerdings gewinnt die KI nicht das Spiel für euch: Bei Bosskämpfen z.B. müsst ihr schon den aggressiven Part übernehmen, der Computer blockt nur voller Elan.

Begleitet wird euer Abenteuer von Original-Akustik: John Williams’ brillanter Soundtrack ist ständig zu hören, dazu gibt es die berühmten Soundeffekte – brummende Lichtschwerter, zischende Laser oder piepsende Roboter ertönen genauso wie im Kino, und auf Wunsch auch in Dolby Surround. Freunde von Sprachausgabe müssen sich jedoch anderweitig umschauen: Hier meldet sich keiner zu Wort, es wird nur gebrummelt und gemurmelt. Dafür könnt ihr unter mehreren Sprachen wählen, u.a. sehr guten deutschen Texten.       

Fazit

LEGO Star Wars ist der Traum jedes Kindes im Manne: LEGO und Star Wars! Und es nutzt beide Lizenzen bis zur kleinsten Schraube aus! Und so skurril die Mischung anfangs auch klingen mag - Traveller’s Tales hat ein spannendes, witziges und für Spieler jeden Alters taugliches Game entwickelt, das man einfach gern haben muss! Dieses Spiel zaubert schon nach kürzester Zeit ein sehr breites Grinsen in das Gesicht eines jeden, der einen Blick darauf werfen konnte – man darf nicht den Fehler machen, es als blödsinnigen Kinderkram abzustempeln. LEGO Star Wars gibt einem die Macht wahnsinnig viel auszuprobieren – auch wenn das Tanzen lassen von Stühlen keinen spielerischen Wert hat, ist es einfach cool, dass man es kann! Das erinnert an frühe Textadventures, in denen der Spieler ebenfalls die Freiheit hatte, einen Haufen Blödsinn zu tun. Dazu gibt es ideenreiches Leveldesign, einen Riesenbatzen Situationskomik, einen toll funktionierenden Koop-Modus, einen Haufen freispielbaren Kram und natürlich Darth Maul als grimmig schauenden, aber doch irgendwie liebenswerten Rundkopf – toll! Allerdings ist die Spiellänge trotz des hohen Wiederspielwerts nicht wirklich vorzeigbar, außerdem verrät das Game schon ziemlich viel über Episode 3; wer sich das Filmerlebnis nicht spoilern lassen will, sollte nur bis dahin spielen. Außerdem sollte man mit einer zickigen Kamera sowie der generell sehr simplen Spielmechanik kein Problem haben. Ob Star Wars-Fan oder nicht, wer ein Faible für humorige Action-Adventures hat, kommt an LEGO Star Wars nicht vorbei. Hoffentlich beglücken uns die Entwickler irgendwann mit einer Klotz-Umsetzung der klassischen Trilogie!

Pro

es ist Star Wars!
es ist LEGO!
nutzt clever beide Lizenzen
toller Koop-Modus
einzigartiger Grafikstil
einige optische Verbeserungen
intelligente Computerbegleiter
einfache Steuerung
liebevolle Figuren
intelligentes Leveldesign
massig freizuspielen
witzige Zwischensequenzen
viele spielbare Figuren
originalgetreue Akustik
kurze Ladezeiten
guter Wiederspielwert
automatisches Speichersystem

Kontra

recht kurz
simple Spielmechanik
gelegentliche Kameraprobleme
mitunter unübersichtliche Kämpfe
kaum Sprachausgabe
unnötig zähe Flugeinlagen
verrät einiges aus Episode 3
träge Tastatursteuerung

Wertung

PC

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