Taxi Raser17.10.2004, Paul Kautz
Taxi Raser

Im Test: Schafft Davilex es mal wieder, sämtliche Erwartungen zu unterbieten?

Sie rasen und rasen und rasen: Davilex' Irgendwas-Raser-Serie geht in eine neue Runde, und dreht das »altbewährte« Spielkonzept mal wieder durch den Recycling-Wolf. Eine Warnung kann man sich mittlerweile eigentlich fast sparen, wir können es aber trotzdem nicht lassen - nur für euch haben wir uns in die tiefsten Abgründe der Spielspaßhölle getraut…

Konsequent trashig

Man muss Taxi Raser (ab 29,95€ bei kaufen) zugute halten, dass es recht ausgiebig versucht, den Spieler möglichst gründlich vom Taxirasen abzuhalten: Es gibt keinen Autostart (vielleicht vergisst oder vielmehr verdrängt man ja

Wir sind die Roboter: Auch Promis wie Schumi bewegen sich wie Holzpuppen.

die CD im Laufwerk), die Soundeffekte im Hauptmenü erwecken Stimmen im Kopf, die einem den sofortigen Rückzug auf den sicheren Desktop befehlen, Abstürze sind eher die Regel als die Ausnahme, die Ladezeiten sind beachtlich. Doch es nützt alles nichts, über kurz oder lang landen wir doch im polygonarmen Berlin: Am Steuer eines Taxis müsst ihr Passagiere von A nach B bringen. Das war's.

Der Großteil der Missionen besteht aus »Sammle soundso viel Geld innerhalb von soundso vielen Minuten«. Gelegentlich verirrt sich auch ein Promi wie der Bundeskanzler oder ein gewisser M. Schumacher in euren Wagen, den ihr dann - Überraschung, Überraschung - ebenfalls zum Zielort kutschieren müsst. Dabei solltet ihr auf euren Bleifuß aufpassen, denn Blitzerfotos schmälern eure Einkünfte erheblich. Alle paar Missionen gewinnt ihr einen zusätzlichen Wagen, den ihr zu Beginn eines neuen Auftrags auswählen dürft - was allerdings keinen Unterschied macht, denn alle Kisten steuern sich gleich schlecht.

Sinnesmord

Dass das Game nur in Berlin spielt, merkt ihr hauptsächlich an den wild verstreuten Touristenattraktionen, deren Lage gemäß der Raser-Tradition natürlich nichts mit der Realität zu tun hat. Aber das spielt ohnehin keine Rolle, denn es soll wohl um Arcade-Spaß gehen. Zum einen dürft ihr begrenzt einsetzbare Extras einsammeln: Raketen, mit denen ihr euch den Weg freischießt, ein an einen Schneepflug erinnernden Rammschild oder Sprungfedern, mit denen ihr den einen oder anderen Hopser auf den Asphalt legen könnt. Zum anderen kratzen Kollisionen oder Explosionen kaum an eurem schimmernden Lack; nur wenn man es übel übertreibt, fliegt irgendwann der Wagen in die Luft - da ihr aber im Flug Reparatursymbole aufsammeln dürft, passiert das nur, wenn man es wirklich provoziert. Benutzt ihr unvorsichtigerweise die Handbremse, schliddert euer Wagen wie warme Butter auf Seife durch den Level - die normale Bremse hat hingegen mehr etwas von Anker werfen.

Ja, wir sind in Berlin: Das überraschend auftauchende Brandenburger Tor lässt keine Zweifel offen.

Man erwartet optisch nicht viel von einem Raser-Spiel, aber auch niedrige Erwartungen können unterboten werden:  Das Spiel ist schlicht hässlich wie die Nacht. Grobe Wagenmodelle, wie Roboter animierte Passanten, platte Randtexturen und extrem unansehliche Explosionen führen über kurz oder lang unweigerlich zu Augenkrebs. Gerechterweise werden eure Ohren gleichermaßen misshandelt: Während der Fahrt dröhnt euch entweder Scooter oder Volksmusik entgegen, der Fahrer brummelt wie Sylvester Stallone während seiner Rambo-Zeit und die mit starkem holländischen Akzent labernden Passagiere geben unerwartet treffende Kommentare wie »Ich schlaf gleich ein!« zum Besten. Theoretisch könnt ihr euch auch im Netzwerk vier Spielmodi hoch austoben - aber ernsthaft: Wer würde das wollen?    

Fazit

Es ist erstaunlich: Man kann die Leute noch so oft warnen, sie greifen immer wieder zu den unermüdlich auf den Markt geworfenen Rasern - trotz unterirdischer Qualität! Natürlich schlägt auch der Taxi Raser in genau dieselbe Kerbe, nur noch mal eine Stufe trashiger als der ohnehin schon kaum zu ertragende Autobahn Raser zum Film. Hier ist wirklich alles schlimmschlimmschlimm: die Optik ist unbegreiflich dilettantisch, die Akustik in jeder Hinsicht unerträglich, die Fahrzeugsteuerung hat mit »Physik« genau so viel zu tun wie mit »Walfang«. Dieses Spiel ist so schrecklich unnötig, dass es der Wok WM-Versoftung Konkurrenz macht. Tut euch selbst und eurer Umwelt einen Gefallen - meidet dieses Game! Es wird euch Schmerzen zufügen.

Pro

für Trash-Freunde eine Überlegung wert
für niemanden zu kompliziert
billig

Kontra

langweilig
öde
mopsig
belanglos
spaßfrei
sinnlos
Geldverschwendung

Wertung

PC

Grottiges Rennspiel in bewährt fürchterlicher Davilex-»Qualität«.

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