Im Test:
Mission Impossible?
Weder Andreas Birnbacher (er möge mir verzeihen), der vom Cover herunter hechelt, noch seine Sportart sagen mit groß etwas. Skilanglauf und Ballern sind für mich zwei grundverschiedene Dinge,
die in etwa so gut zusammenpassen wie Die Sims 2 und Doom 3 . Dennoch ist das Skispiel von Geronimo Games auf meinen Schreibtisch gelandet. Immerhin habe ich den ebenfalls Biathlon-unkundigen Kollegen voraus, dass ich zuletzt mit ungefähr elf Jahren auf Langlaufskiern stand. Damals war allerdings noch nicht einmal der Schlittschuhschritt erfunden…Euer Läufer quält sich durch die unbewegte Winterszenerie.
Ab ins kalte Wasser
Der Vorteil meiner Unkenntnis ist, dass ich mich der Randsportart recht unbefangen nähern kann. Leider muss man festhalten, dass einem der Einstieg nicht gerade leicht gemacht wird, da es kein Tutorial gibt, bei dem interessieren Laien das Spiel erklärt wird. Jedoch existiert ein Trainingsmodus, mit dem ihr Laufen und Schießen ausprobieren könnt. Um die Wurst geht es beim Einzelrennen oder Karrieremodus, wo ihr auf Originalstrecken gegen vom Computer gesteuerte Kontrahenten antretet. Ein paar Fun-Spielchen für zwischendurch gibt es auch noch - einen Mehrspieler-Modus sucht man jedoch vergebens.
Aller Anfang ist...
…schwer, weshalb die ersten Runden auch eher einem Elchtest für Langlauf-Ski als elegantem Gleiten gleichen. Ständig steht ihr mit der Begrenzung des Kurses auf Kriegsfuß. Für den Anfang empfehlen sich deshalb einfache Rundkurse mit wenigen Kurven und vielen geraden Strecken. Insbesondere in der Abfahrt ist auf das schlechte Kurvenverhalten der Bretter zu achten! Habt ihr mal begriffen, dass bei der reichlich verunglückten Tastatursteuerung weniger mehr ist, dann bleibt ihr auch meist in der Spur. Zu Fall
bringen euch auch immer wieder geisterhafte Barrieren. Zum Glück gibt es zwei Schwierigkeitsgrade, wobei ihr beim einfacheren nicht so schnell stürzt. Bei den Strafrunden verhindern unsichtbare Schranken, dass ihr schummelt. Wer trotzdem dagegen fährt, geht zu Boden.
Wenig Bedienkomfort
Die Bedienung erweist sich insgesamt als wenig komfortabel: Mittels der Tastatur könnt ihr zwar auch euren Einsatz bestimmen, der auf einem virtuellen Schieberegler zu sehen ist. Leider spricht der aber zu schnell an, so dass es gar nicht einfach ist, ihn exakt auf einen Wert einzustellen. Endlich kommt auch der Schlittschuhschritt zum Tragen: Sieben verschiedene Lauftechniken existieren, von denen ihr allerdings meist nur zwei benutzt - Skating und Watschelgang am Berg. Dumm ist, dass nirgends angezeigt wird, welchen Gang ihr gerade draufhabt.
Wie beim Ballerspiel?
Immerhin solltet ihr als hoffentlich schießerprobte Actionspieler keine Probleme am Schießstand haben, denn das Ballern funktioniert beinahe wie beim Shooter. Das Zielen auf die Scheiben gleicht dem Sniper-Modus manches Actionspiels. Sogar liegende und stehende Schießrunden gibt es. Erschwert wird es
wie beim realen Biathlon dadurch, dass euer Läufer erschöpft ist und deshalb wackelt wie ein Kuhschwanz. Der Wind spielt allerdings keine Rolle. Wer sich vom Treffen abhalten lässt, legt bis zu fünf Strafrunden hin, bei denen man leicht den Drehwurm bekommen kann. Vom Schummeln hält euch leider eine unsichtbare Schranke ab.Auch wenn es vielleicht ein wenig so aussieht, das ist nicht das neue Deerhunter!
Das Training macht's
Bei der diesjährigen Ausgabe könnt ihr zu verschiedenen Wettkämpfen antreten, so dass ihr sowohl Sprint- und Verfolgungsrennen, Massenstart und Staffel nachspielen könnt. Jeder Athlet verfügt über neun verschiedene Eigenschaften wie Kraft, Schießtechnik oder Coolness, die ihr in der Karriere ganz ähnlich wie beim Rollenspiel selbst bestimmen könnt. Es existiert natürlich auch ein Wert für Kondition, der euer Durchhaltevermögen angibt. Im Wettbewerb solltet ihr euch das gut einteilen, denn wer immer nur volle Pulle fährt, dem geht bald der Saft aus. Trainieren lässt sich das aber nur in der Karriere.
Enttäuschende Grafik
Die Grafik von ist von der opulenten Optik mancher Sportspiele leider Lichtjahre entfernt. Die unbewegten Texturen von Landschaft, Gebäuden und Bäumen sind schlicht hässlich und erinnern oftmals eher an Bauklötzchen, denn an ein richtiges 3D-Wintermärchen. Euer Fahrer sieht nicht wirklich so aus, als würde er über den Schnee gleiten. Auch die Bewegungen der Strichmännchen gleichenden Zuschauer sind grotesk. Die wenigen Details wie Windräder oder Erdinger-Bierlaster passen oft nicht.
Clippingfehler kommen auch wie Schneeflocken in der Arktis vor. Übrigens: Wenn ihr glaubt, dass euer Monitor abgeraucht ist, dann keine Panik, denn das ist nur die Unschärfe, die auftritt, wenn euch am Holmenkollen mal die Puste ausgeht. Im Karrieremodus könnt ihr euch einen Athleten nach Maß zimmern.
Geräuscharme Kulisse
Auch akustisch kocht man auf Sparflamme, denn es gibt viel zu wenig Geräusche. Zwar jubeln die Zuschauer und Schüsse peitschen durchs Rund, aber die typischen Geräusche während des Langlaufens, wie ihr sie vielleicht aus dem Fernsehen kennt, fehlen völlig. Hier herrscht Funkstille, was für die Atmosphäre tödlich ist. Außerdem sind es immer wieder dieselben Geräusche, die zu hören sind. Auch den Audiokommentar eines Sportreporters während der einzelnen Rennen vermisst man schmerzlich. Ziemlich nervig und dazu meist unpassend sind die gesprochenen Kommentare eures Trainers, der z.B. mehr Einsatz fordert.
Fazit
Puh geschafft - ich bin im Ziel! Biathlon ist eigentlich gar nicht so öde, wie ich zuvor gedacht habe. Allerdings hätte der durchaus abwechslungsreiche Wintersport eine weit bessere Umsetzung verdient als die von Ubisofts Biathlon 2005. Gegenüber der letztjährigen Ausgabe (4P-Wertung: 39%) hat sich aber doch zumindest ein bisschen zum Besseren verändert, weil es dieses Mal auch mehr verschiedene Wettkämpfe gibt. Auch der Karrieremodus ist vom Ansatz her durchaus interessant, da ihr hier die Eigenschaften eures Fahrers selbst bestimmen und trainieren dürft. Leider wird durch die missglückte Steuerung und die 3D-Gruseloptik fast alles wieder zunichte gemacht. Wer auf Biathlon steht und unbedingt die Rennen am heimischen PC nachspielen möchte, wird aber derzeit mangels Alternativen mit diesen Unzulänglichkeiten leben müssen.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Schwer steuerbares und unansehnliches 3D-Wintersportspiel mit offizieller Lizenz.
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