Oil Tycoon 228.02.2005, Bodo Naser
Oil Tycoon 2

Im Test:

In unserer Vorschau haben wir euch im Bezug auf Oil Tycoon 2 (ab 21,44€ bei kaufen) noch den Mund wässrig gemacht. Sich Schritt für Schritt zum alles beherrschenden Ölmagnaten aufzuschwingen, klang damals recht verheißungsvoll. Leider mussten wir anhand der Testversion feststellen, dass die 3D-Wirtschaftssimulation von Dartmoor Softworks zum Teil hart an der Unspielbarkeit vorbeischrammt.

Eine Enttäuschung

Es hätte so schön sein können: Endlich stand uns mal wieder eine Wirtschaftssimulation ins Haus, die den Namen auch wirklich verdient hatte.

Das Öl sprudelt wie verrückt und trotzdem ist bei mancher Partie Sand im Getriebe.
 Und das auch noch aus heimischen Gefilden. Alles sollte sich darum drehen, in die Fußstapfen von Rockefeller zu treten und mit wenig Geld und viel Geschick in einer sich ständig verändernden Wirtschaftslage einen Ölkonzern aus dem Boden zu stampfen. Durch den Ausbau der Städte, technischen Fortschritt und den Aufbau eines Vertriebsnetzes solltet ihr den Umsatz ankurbeln können. Zumindest theoretisch, denn praktisch hapert es dann an ganz simplen Dingen...

Spielspaßbremsen

Bereits in der Vorschau zeigten wir uns ob der Zufallsereignisse skeptisch, die den Spielspaß doch erheblich schmälern. Aus irgendeinem Grund hat sich das bei der Endversion sogar noch verstärkt. 9 von 10 Startversuchen scheitern allein daran, dass willkürlich auftretende Ereignisse wie Steuernachzahlungen, Bußgelder oder Piratenüberfälle euch neben dem letzten Cent auch noch den letzten Nerv rauben. Außerdem ist es oftmals unmöglich, sein Rohöl mittels gecharterten Tankern zum Ölhafen zu bringen, da hierfür die Schiffe fehlen. Nach dem erneuten Laden eines Spielstandes sind zudem alle Erfindungen futsch, was auch der erste Patch nicht beseitigt.

Steiniger Start

So ist es letztlich vom Glück abhängig, ob euch der Spießrutenlauf zu Beginn gelingt.

Tanker sind rar. Wer einen eigenen besitzt, kann sich schon mal glücklich schätzen. 
 Ihr fangt mit vier Millionen Dollar an, die aber schnell für sündhaft teure Lizenzen und Probebohrungen ausgegeben sind. Habt ihr endlich Öl gefunden, gilt es einen Bohrturm samt Mannschaft aufzustellen, der von einem Vorarbeiter geleitet wird und den ihr regelmäßig reparieren müsst. Eine kostspielige Pipeline zum Tanklager bringt das schwarze Gold zum Verladehafen. Bisweilen ist der ständig schwankende Ölpreis hoch genug und ihr könnt euch schon früh den ersten eigenen Tanker leisten. Ansonsten hilft nur ein Kredit oder der Verkauf von Aktien an der Börse weiter.                

Ähnliche Szenarien

Spielt ihr eines des 18 historischen Szenarien, so ist anders als beim freien Spiel ein Ziel vorgegeben. Im freien Spiel, das stets im Jahr 1900 startet, geht es darum, ganz unbescheiden der Beste zu sein. Beide laufen aber in Echtzeit ab. Im Weltkriegsszenario geht es etwa darum, trotz kriegerischer Auseinandersetzung in Rotterdam eine Anzahl von Raffinerien zu errichten. Natürlich fallen den feindlichen U-Booten viele eurer kostbaren Tanker zum Opfer, ansonsten spielen sich die Szenarien aber nicht viel anders als das Endlosspiel. Manche Ereignisse sind aber einfach nur lächerlich, wie etwa die Einführung einer Ökosteuer anno 1900 zu Kaisers seligen Zeiten!

Nachfrage ankurbeln

Habt ihr erst einmal die ersten Milliönchen eingesackt, geht es darum, die Hafenstädte auszubauen. Hierfür stehen euch Hunderte von Gebäuden und Einrichtungen zur Verfügung, die etwa das Bevölkerungswachstum steigern oder der Kultur dienen. Sehr wichtig ist die Errichtung eines Forschungszentrums, wo ihr neue Technologien erforschen könnt. Irgendwann seid ihr dann soweit, eine eigene Raffinerie zu bauen. Habt ihr z.B. die Marktwirtschaft entwickelt, könnt ihr ein Netz von Tankstellen errichten. Diese werden von Lastwagen mit Treibstoff beliefert, den ihr dann in rauen Mengen unters Volk bringt. Das bringt erst richtig Geld ein!

Hektische Bedienung

Leider ist auch die Bedienung nicht immer sonderlich durchdacht, da es etwa keine Minikarte gibt,

Wer sich ein teures Forschungszentrum gönnt, kann neue Technologien entwickeln lassen.
 auf der ihr mal kurz durch Klicken größere Strecken überbrücken könntet. Da ihr während der Pause keine Instruktionen geben könnt, spielt sich Oil Tycoon 2 auch recht hektisch. Beim vereinfachten Modus, den das Spiel neben dem erweiterten auch noch umfasst, managt ein virtueller Sekretär die Geschäfte, der mit den Unbill des Spiels besser zu recht kommt. Allerdings dient dieser Modus eigentlich nur der Einführung, denn er umfasst längst nicht alle Möglichkeiten, die das erweiterte Spiel bietet. So entfällt hier z.B. das Warten der Bohrtürme.       

Allerhand Gegner

Die Gegner-KI ist schon auf der niedrigsten der wählbaren Stufen eine Herausforderung, was die Konkurrenz öfters davonziehen lässt.

Im erweiterten Modus müsst ihr euch ständig um die Wartung der Bohrtürme kümmern, was mit der Zeit ins Geld geht. 
 Zum Glück bleiben schnell ein paar Wettbewerber auf der Strecke, die ihr dann nicht mehr fürchten braucht. Diese könnt ihr dann aufkaufen. Wem das zu schwer ist, der kann sich nur noch an den Multiplayer halten, den das Spiel auch besitzt. Dort können sechs Manager im Internet oder LAN gegeneinander spielen. Allerdings bietet das gegenüber dem Einzelspieler keine Besonderheiten und eine eigene Community existiert auch nicht, so dass leider die Gegner fehlen.

3D-Zweckdesign

Auch in punkto Grafik hat sich seit der Vorschau kaum etwas getan, denn die 3D-Landschaft hinterlässt immer noch einen recht kahlen Eindruck. Die im Stil der Zeit gehaltenen Gebäude, Schienen und Straßen sehen oft eckig so aus wie bei einer Modelleisenbahn. Dennoch erfüllt die Darstellung insgesamt ihren Zweck. Die Grafik ist daher für eine Wirtschaftssimulation beachtlich, da diese des Öfteren eher nüchtern aussehen. Das freie Drehen und Zoomen der Ansicht sorgt zwar für etwas mehr Übersicht, bringt die Darstellung aber auch wie beim Scrollen zum Ruckeln. Ziemlich gelungen ist die Wasseroberfläche. Videosequenzen, die das Spiel auflockern könnten, fehlen leider völlig.

Unbedeutender Sound

Bei Oil Tycoon 2 trällert im Hintergrund eine Musik, die allerdings nicht wirklich wichtig ist.

Schwarzmeerhafen für die Westentasche. Die schmucklose 3D-Darstellung löst keine Begeisterungsstürme aus.
 Schon eher fällt unangenehm auf, dass es nur sehr vereinzelt Geräusche gibt, wie etwa das typische Hupen der Schiffe. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es auch nicht. Der erste Patch bringt die Übersetzung einigermaßen ins Lot, bei der es vor der Installation noch gelegentlich englische Texte zu lesen gab. Das alles ist freilich nicht derart entscheidend, da ihr ohnehin ganz vom Spielablauf eingenommen seid, so dass Äußerlichkeiten rasch zur Nebensache werden.      

Fazit

Eigentlich schade, dass Oil Tycoon 2 derartige Probleme macht, denn alles klang so viel versprechend. Besonders ärgerlich ist, dass es offenkundig nur an Kleinigkeiten liegt. Für die Macher sollte es eigentlich kein Problem darstellen, die Zufallsereignisse, die plötzlich fehlenden Technologien und die Sache mit den Frachtern in den Griff zu bekommen. Dennoch bringt auch der erste Patch für Dartmoors Wirtschaftsspiel nur teilweise Linderung. Wären die Kritikpunkte nämlich verschwunden, würde es auch eine weit höhere Wertung geben. Wer es trotz aller Widrigkeiten schafft, sich zu etablieren, wird seinen Spaß haben. Das Erschließen neuer Ölquellen, die Erforschung neuer Technologien und der Ausbau der Städte halten sich die Waage. Außerdem müsst ihr stets ein Auge auf den Ölmarkt werfen, damit die Konkurrenz nicht zu übermächtig wird. Leider taugt auch der abgespeckte Modus nicht als vollwertiger Ersatz, da er nicht alles bietet. So gibt es nur ein "gerade noch brauchbar" von uns.

Pro

drei Spielmodi
vereinfachter Modus als Einführung
erweiterter Modus für Profis
sich verändernde Wirtschaft
Städte ausbauen
Vertriebsnetz einrichten
Neues erforschen
an der Börse agieren
Szenarien mit Zielsetzung

Kontra

unfaire Zufallsereignisse
Probleme beim Tankerchartern
Szenarien unterscheiden sich kaum
bisweilen umständliche Bedienung
in der Pause keine Anweisung geben
hektischer Spielablauf
Bugs und Fehler
detailarme 3D-Landschaft
Ruckler beim Scrollen
wenig Geräusche
Multiplayer läuft ähnlich
dünnes Handbuch

Wertung

PC

Schade, dass das abwechslungsreiche Gameplay an einigen Fehlern leidet.

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