Im Test:
CS4Dummies
Erstmal etwas zum Aufatmen: Counter-Strike: Source lässt das einzigartige kooperative Shooter-Gameplay weitgehend unangetastet. Auf den neun Karten kämpfen weiterhin zwei Teams (Polizei und Terroristen) um den Sieg. Zwei Spielmodi haben die
Frischzellenkur überlebt: CS (Geiselbefreiung) mit drei Karten und DE (Demolition) mit sechs Karten. Bei Ersterem muss ein Team die Geiseln der Terroristen befreien oder alle Fieslinge eliminieren, während die andere Seite versucht, dieses Vorhaben zu unterbinden. In der Demolition-Variante müssen die Terroristen eine Bombe auf einem bestimmten Punkt (meistens zwei Plätze) anbringen und abwarten, bis sie explodiert. Die Anti-Terroristen müssen diesen Plan natürlich vereiteln. Die untergehende Sonne taucht CS_Havanna in ein malerisches Licht.
Jede Partie verläuft in Runden: Sobald ein Feind stirbt, muss er sich bis zum Ende des Zeitlimits oder des Team-Sieges gedulden; danach startet die nächste Runde. Für jede gewonnene Partie, jede angesprochene oder gerettete Geisel bekommt ihr Geld, das ihr in Waffen, Munition und sonstige Ausrüstung investieren könnt. Der von der Community liebevoll als "Lamershield" bezeichnete Schutzschild wurde übrigens ersatzlos gestrichen; ansonsten hat sich nichts geändert.
Karten in neuem Glanz
Einige kleine Veränderungen sind beim Karten-Design zu vermelden: So sind z.B. die Räume in CS_Office etwas größer geworden und bei der allseits beliebten Map DE_Dust gibt es hier und da ein paar neue Schießscharten. Außerdem kann der gesamte "Balkon" jetzt nicht mehr eingesehen werden, wenn man sich hockend im Tunnel hinter der Kiste versteckt - überhaupt bietet
Dust nun viel mehr Deckungsmöglichkeiten als zuvor. Aufpassen müsst ihr jetzt bei DE_Aztec, da ihr beim Sprung übers Geländer unsanft auf kleinen Hügeln im Wasser landen könnt. Auf DE_Dust2 ist der Durchgang am Bombenplatz B ohne Ducksprung zu erreichen und auf CS_Italy müsst ihr im Mittelgang nicht mehr die Kisten bis zum Fenster hochspringen, sondern könnt einfacher hinauf. Kurzum: Die altbekannten Karten tauchen mit wenigen, aber interessanten Veränderungen wieder auf. Auf DE_Dust liegt nicht nur viel Gerümpel herum, sondern auch viel Staub in der Luft.
Wer von euch vorher Half-Life 2 gespielt hat, weiß, dass in vielen Gebäuden und Räumen eine hohe Anzahl an Details und Interieur zu finden ist. Bei Counter-Strike: Source hingegen wirken die meisten Räume trotz der leistungsfäigen Engine ziemlich leer - und dies ist auch gut so. Denn hätten die Entwickler ihren Innenausstatter-Drang vollends ausgelebt, wäre das Konzept von CS wohl zu stark beeinträchtigt worden. Das Spiel braucht einfach seine weiten Schuss- und Sichtfelder.
Die Physik macht`s möglich
Zerstörbare Holzkisten sucht ihr zwar vergebens, dafür kann sich die restliche Physik-Simulation sehen lassen: Ihr könnt jetzt endlich Kisten in die Luft jagen oder Fässer herumrollen. Wichtige Deckungsmöglichkeiten können wegfallen oder liegen urplötzlich im Weg. Seltsam ist allerdings, dass die Charaktere manchmal von heranrollenden Objekte abprallen, als würden sie aus Gummi bestehen; hier wird hoffentlich noch nachgebessert.
Weitere neue Begrenzungen der Charakter-Geschwindigkeit sind wesentlich realistischer: Es dauert nun etwas länger, von der Hocke wieder in die Senkrechte zu kommen. Und wenn ihr irgendwo runtergesprungen seid, könnt ihr erst nach einem Sekundenbruchteil weiter laufen. Die Charaktere werden auch von der Physik beeinflusst und gleiten nach dem Ableben z.B. langsam eine Schräge runter oder werden von detonierenden Granaten durch die Luft geschleudert - der Ragdoll-Effekt ist also enthalten. Apropos virtuelle Realität: Die Einschusslöcher sind bei allen Models pixelgenau zu sehen, sogar bei den Geiseln.Ein Shader-Effekt in der Nahaufnahme.
Grafik-Power
Der größte Unterschied zur alten Version besteht zweifelsohne in der Grafik, die zwar nicht wie eben schon beschrieben vor Details strotzt, aber dennoch Schritt in das neue Jahrtausend für CS einläutet: Sämtliche Karten sind mit schicken Shader-Effekten (u.a. Lichtspiegelungen auf dem Boden), hochauflösenden Texturen, anisotropischem Filter und sonstigem High-Tech-Firlefanz überzogen, so dass man seine geliebten Karten erst beim zweiten Hinblick erkennt. So protzt DE_Aztec mit schicken Wasserspiegelungen, DE_Piranesi mit glänzenden Fliesen, während DE_Dust endlich dem Namen alle Ehre macht, weil überall Nebel sowie Staub zu sehen ist. Besonders hübsch ist CS_Havanna geworden, da die gesamte Karte in stimmungsvolles düsteres Abendlicht getaucht ist. Ansonsten verschönern dezent platzierte Objekte die Karten, wie Baldachins auf DE_Dust. Getreu dem Motto: Je weniger, desto mehr! Sehr schön gelungen sind ebenfalls die Verwisch- bzw. Blendeffekte bei Flashbangs (Blendgranaten) inklusive kurzzeitiger Taubheit.
Bei den Charakter-Modellen hat Valve Software ebenfalls nachgelegt: Die ohnehin schon schicken Polygon-Drahtgerüste der Kontrahenten wurden nachhaltig verbessert und laufen mit zusätzlichen Animationsphasen weitaus geschmeidiger und fließender über die Karten. Schade ist allerdings, dass es lediglich ein Modell für jede Seite gibt. Alle Terroristen und Spezialtruppen sehen folglich gleich aus - für Dezember plant Valve jedoch erste neue Modelle. Auch die Geiseln haben ein Face-Lifting bekommen.
Mehr KI für alle!
Am teilweise etwas umständlichen Menüsystem beim Waffenkauf haben die Entwickler allerdings nichts wirklich Nennenswertes verbessert, so dass selbstgebastelte Buy-Skripts wohl wieder Einzug halten. Als kleine Entschädigung dafür haben die Geiseln ein Face-Lifting mit kostenloser Gehirnvergrößerung bekommen: Sie sehen nicht nur wesentlich hübscher aus, sondern sind deutlich intelligenter geworden, wenn sie z.B. hinter euch zum Rettungspunkt herlaufen. Ein Hängenbleiben an den Türrahmen oder Kisten ist fast ausgeschlossen.
Schon bei Counter-Strike war der Sound enorm wichtig, da man selbst im Uralt-Stereo klar hören konnte, ob ein Feind von links oder rechts angelaufen kommt. Und da Counter-Strike: Source sogar 5.1 und 7.1 Sound-Systeme unterstützt, könnt ihr die heranstürmenden Feinde jetzt besser akustisch lokalisieren - jedoch stören einige uralte Sounds, die 1:1 übernommen wurden.
Fazit
Counter-Strike: Source ist ein rundum gelungenes Facelifting von Counter-Strike. Obwohl es keine nennenswerten spielerischen Neuerungen gibt, fesselt das altbekannte Spielprinzip von der ersten Sekunde an. Kein Wunder, denn das Waffenarsenal ist immer noch hervorragend ausbalanciert und die Karten bieten viel Platz für taktisches Teamplay - auch, wenn es nur neun davon gibt. Während sich Gameplay und Karten konservativ an den Vorgänger halten, sorgt die Physik-Engine mit ihren Explosionen und dem Ragdoll-Verhalten für ein neues Gefühl von Realismus. Und endlich können auch Grafik und Soundkulisse protzen: Es gibt tolle Spezial-Effekte, feine Spieler-Modelle und sowohl 5.1- als auch 7.1 Surround-Unterstützung. Trotzdem wird es vielleicht einige Zeit dauern, bis sich die Masse der CS-Fans mit dem Neuling in die Online-Arena wagt. Wir können CS: Source jedenfalls nur wärmstens empfehlen.
Pro
Kontra
Wertung
PC
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