CounterStrike: Source28.11.2004, Marcel Kleffmann
CounterStrike: Source

Im Test:

Der Zahn der Zeit nagt schon viel zu lange an Counter-Strike - Gameplay hui, Technik pfui: dröge Texturen, starre Objekte und erbärmliche Spezial-Effekte. Trotzdem spielen täglich weit über 100.000 Zocker auf rund 50.000 bis 70.000 Servern. Und die dürfen sich endlich auf ein optisches Facelifting freuen!

CS4Dummies

Erstmal etwas zum Aufatmen: Counter-Strike: Source lässt das einzigartige kooperative Shooter-Gameplay weitgehend unangetastet. Auf den neun Karten kämpfen weiterhin zwei Teams (Polizei und Terroristen) um den Sieg. Zwei Spielmodi haben die

Die untergehende Sonne taucht CS_Havanna in ein malerisches Licht.
Frischzellenkur überlebt: CS (Geiselbefreiung) mit drei Karten und DE (Demolition) mit sechs Karten. Bei Ersterem muss ein Team die Geiseln der Terroristen befreien oder alle Fieslinge eliminieren, während die andere Seite versucht, dieses Vorhaben zu unterbinden. In der Demolition-Variante müssen die Terroristen eine Bombe auf einem bestimmten Punkt (meistens zwei Plätze) anbringen und abwarten, bis sie explodiert. Die Anti-Terroristen müssen diesen Plan natürlich vereiteln.

Jede Partie verläuft in Runden: Sobald ein Feind stirbt, muss er sich bis zum Ende des Zeitlimits oder des Team-Sieges gedulden; danach startet die nächste Runde. Für jede gewonnene Partie, jede angesprochene oder gerettete Geisel bekommt ihr Geld, das ihr in Waffen, Munition und sonstige Ausrüstung investieren könnt. Der von der Community liebevoll als "Lamershield" bezeichnete Schutzschild wurde übrigens ersatzlos gestrichen; ansonsten hat sich nichts geändert.

Karten in neuem Glanz

Einige kleine Veränderungen sind beim Karten-Design zu vermelden: So sind z.B. die Räume in CS_Office etwas größer geworden und bei der allseits beliebten Map DE_Dust gibt es hier und da ein paar neue Schießscharten. Außerdem kann der gesamte "Balkon" jetzt nicht mehr eingesehen werden, wenn man sich hockend im Tunnel hinter der Kiste versteckt - überhaupt bietet

Auf DE_Dust liegt nicht nur viel Gerümpel herum, sondern auch viel Staub in der Luft.
Dust nun viel mehr Deckungsmöglichkeiten als zuvor. Aufpassen müsst ihr jetzt bei DE_Aztec, da ihr beim Sprung übers Geländer unsanft auf kleinen Hügeln im Wasser landen könnt. Auf DE_Dust2 ist der Durchgang am Bombenplatz B ohne Ducksprung zu erreichen und auf CS_Italy müsst ihr im Mittelgang nicht mehr die Kisten bis zum Fenster hochspringen, sondern könnt einfacher hinauf. Kurzum: Die altbekannten Karten tauchen mit wenigen, aber interessanten Veränderungen wieder auf.

Wer von euch vorher Half-Life 2 gespielt hat, weiß, dass in vielen Gebäuden und Räumen eine hohe Anzahl an Details und Interieur zu finden ist. Bei Counter-Strike: Source hingegen wirken die meisten Räume trotz der leistungsfäigen Engine ziemlich leer - und dies ist auch gut so. Denn hätten die Entwickler ihren Innenausstatter-Drang vollends ausgelebt, wäre das Konzept von CS wohl zu stark beeinträchtigt worden. Das Spiel braucht einfach seine weiten Schuss- und Sichtfelder.

         

Die Physik macht`s möglich

Zerstörbare Holzkisten sucht ihr zwar vergebens, dafür kann sich die restliche Physik-Simulation sehen lassen: Ihr könnt jetzt endlich Kisten in die Luft jagen oder Fässer herumrollen. Wichtige Deckungsmöglichkeiten können wegfallen oder liegen urplötzlich im Weg. Seltsam ist allerdings, dass die Charaktere manchmal von heranrollenden Objekte abprallen, als würden sie aus Gummi bestehen; hier wird hoffentlich noch nachgebessert.

Ein Shader-Effekt in der Nahaufnahme.
Weitere neue Begrenzungen der Charakter-Geschwindigkeit sind wesentlich realistischer: Es dauert nun etwas länger, von der Hocke wieder in die Senkrechte zu kommen. Und wenn ihr irgendwo runtergesprungen seid, könnt ihr erst nach einem Sekundenbruchteil weiter laufen. Die Charaktere werden auch von der Physik beeinflusst und gleiten nach dem Ableben z.B. langsam eine Schräge runter oder werden von detonierenden Granaten durch die Luft geschleudert - der Ragdoll-Effekt ist also enthalten. Apropos virtuelle Realität: Die Einschusslöcher sind bei allen Models pixelgenau zu sehen, sogar bei den Geiseln.

Grafik-Power

Der größte Unterschied zur alten Version besteht zweifelsohne in der Grafik, die zwar nicht wie eben schon beschrieben vor Details strotzt, aber dennoch Schritt in das neue Jahrtausend für CS einläutet: Sämtliche Karten sind mit schicken Shader-Effekten (u.a. Lichtspiegelungen auf dem Boden), hochauflösenden Texturen, anisotropischem Filter und sonstigem High-Tech-Firlefanz überzogen, so dass man seine geliebten Karten erst beim zweiten Hinblick erkennt. So protzt DE_Aztec mit schicken Wasserspiegelungen, DE_Piranesi mit glänzenden Fliesen, während DE_Dust endlich dem Namen alle Ehre macht, weil überall Nebel sowie Staub zu sehen ist. Besonders hübsch ist CS_Havanna geworden, da die gesamte Karte in stimmungsvolles düsteres Abendlicht getaucht ist. Ansonsten verschönern dezent platzierte Objekte die Karten, wie Baldachins auf DE_Dust. Getreu dem Motto: Je weniger, desto mehr! Sehr schön gelungen sind ebenfalls die Verwisch- bzw. Blendeffekte bei Flashbangs (Blendgranaten) inklusive kurzzeitiger Taubheit.

Auch die Geiseln haben ein Face-Lifting bekommen.
Bei den Charakter-Modellen hat Valve Software ebenfalls nachgelegt: Die ohnehin schon schicken Polygon-Drahtgerüste der Kontrahenten wurden nachhaltig verbessert und laufen mit zusätzlichen Animationsphasen weitaus geschmeidiger und fließender über die Karten. Schade ist allerdings, dass es lediglich ein Modell für jede Seite gibt. Alle Terroristen und Spezialtruppen sehen folglich gleich aus - für Dezember plant Valve jedoch erste neue Modelle.

Mehr KI für alle!

Am teilweise etwas umständlichen Menüsystem beim Waffenkauf haben die Entwickler allerdings nichts wirklich Nennenswertes verbessert, so dass selbstgebastelte Buy-Skripts wohl wieder Einzug halten. Als kleine Entschädigung dafür haben die Geiseln ein Face-Lifting mit kostenloser Gehirnvergrößerung bekommen: Sie sehen nicht nur wesentlich hübscher aus, sondern sind deutlich intelligenter geworden, wenn sie z.B. hinter euch zum Rettungspunkt herlaufen. Ein Hängenbleiben an den Türrahmen oder Kisten ist fast ausgeschlossen.

Schon bei Counter-Strike war der Sound enorm wichtig, da man selbst im Uralt-Stereo klar hören konnte, ob ein Feind von links oder rechts angelaufen kommt. Und da Counter-Strike: Source sogar 5.1 und 7.1 Sound-Systeme unterstützt, könnt ihr die heranstürmenden Feinde jetzt besser akustisch lokalisieren - jedoch stören einige uralte Sounds, die 1:1 übernommen wurden.

     

Fazit

Counter-Strike: Source ist ein rundum gelungenes Facelifting von Counter-Strike. Obwohl es keine nennenswerten spielerischen Neuerungen gibt, fesselt das altbekannte Spielprinzip von der ersten Sekunde an. Kein Wunder, denn das Waffenarsenal ist immer noch hervorragend ausbalanciert und die Karten bieten viel Platz für taktisches Teamplay - auch, wenn es nur neun davon gibt. Während sich Gameplay und Karten konservativ an den Vorgänger halten, sorgt die Physik-Engine mit ihren Explosionen und dem Ragdoll-Verhalten für ein neues Gefühl von Realismus. Und endlich können auch Grafik und Soundkulisse protzen: Es gibt tolle Spezial-Effekte, feine Spieler-Modelle und sowohl 5.1- als auch 7.1 Surround-Unterstützung. Trotzdem wird es vielleicht einige Zeit dauern, bis sich die Masse der CS-Fans mit dem Neuling in die Online-Arena wagt. Wir können CS: Source jedenfalls nur wärmstens empfehlen.

Pro

unverändertes, motivierendes Gameplay-Erlebnis
Teamplay-Aspekt steht im Vordergrund
ausgeglichenes, faires Waffen-Arsenal
tolles Karten-Design mit leichten Verbesserungen
angepasstes Bewegungssystem
sehr intuitive Steuerung im Spiel
Verständigung durch Radio-Messages oder Team-Speak
Objekte könnten durchschossen werden
kein Schutzschild mehr
KI der Geiseln verbessert
nette Physik-Engine
tolle Shader-Effekte
zahlreiche Spezial-Effekte
hochdetaillierte Texturen
aufwändige Charaktere und Animationen
beeindruckende Soundkulisse mit Surround-Unterstützung

Kontra

nur neun Karten
keine weiteren Charakter-Modelle
keine tatsächlichen Neuerungen
teilweise umständliches Menüsystem
einige alte Sound-Effekte
leichte Physik-Problemchen

Wertung

PC

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