Myst V: End of Ages02.10.2005, Bodo Naser
Myst V: End of Ages

Im Test:

Als großes Finale angekündigt, markiert Myst V: End of Ages (ab 10,00€ bei kaufen) auf jeden Fall den letzten Teil der Serie, da Cyan Worlds wohl schon an einem anderem Spiel werkelt. Wer den finalen Rätselparcours der Entwickler betritt, wird leider schnell feststellen, warum die Serie unrettbar in der Sackgasse steckt. Alles wie gehabt: die menschenleere Edelkulisse, die abgespacten Apparaturen und die verwirrende Geschichte. Gelingt es den Machern wenigstens, das noch einmal in Höchstform zu präsentieren?

Ein letztes Mal zu den D'ni

In puncto Edelkulisse wird auch der fünfte Teil dem Ruf der Myst-Reihe gerecht.
Die Welt der D'ni ist wieder einmal im Umbruch, wie schon in den fünf Teilen zuvor, wenn man das Beinahe-Online-Spiel Uru hinzurechnet. Der altehrwürdige Schöpfer Atrus, der vielen aus den Vorgängern noch ein Begriff sein dürfte, ist jedoch endgültig Geschichte. Nunmehr hat seine inzwischen erwachsene Tochter Yeesha den Federhalter von ihm übernommen. Doch dieser Wechsel bringt keine Ruhe in die Geschichte des seltsamen Universums, denn Yeesha ist alles andere als zufrieden mit ihrer Aufgabe. Sie warnt euch sogar davor, ihr den Schlüsselgegenstand zu geben. Warum nur? Ein geheimnisvoller Fremder namens Esher will hingegen, dass ihr ihm das Artefakt bringt. Die Story gibt sich genretypisch verworren, was die Myst-Fans geradezu erwarten.

Prächtige Welten

So werden auch im letzten Teil eigentlich mehr Fragen aufgeworfen  als beantwortet. Natürlich geht es auch wieder um mächtige Bücher, die neue Welten erschaffen und euch an fremdartige Orte teleportieren. Sechs 3D-Welten gibt es inklusive Einführungskontinent, deren Landschaften so fantastisch wie abwechslungsreich sind: Ihr bewegt euch durch große Hallen mit hünenhaften Apparaturen, auf einer mit Skeletten von Urzeitgiganten bedeckten Südseeinsel oder an einem Felsen in den nächtlichen Weiten des Alls. Das glasklare Wasser sieht sogar aus wie direkt aus dem Reisekatalog. Optisch erinnert das Ganze aber weniger an Myst IV als an den ungeliebten Urahn Uru , da es sich bis auf viele sichtbare und unsichtbare Barrieren gänzlich begehbare Welt handelt. Ein bisschen leblos wirkt die aber schon, auch wenn gelegentlich fremde Wesen und Tiere die Szenerie auflockern.

Puzzeln mit Aliens

Die Rätsel von Myst V sind nur allzu typisch für die bekannte Point&Click-Reihe. Es gibt zahllose Apparaturenpuzzles, bei denen ihr stets einen bestimmten Mechanismus in Gang bringen müsst. Das geschieht neuerdings fast immer unter Zeitdruck, da die Effekte nach einiger Zeit wieder vorüber sind. Ihr müsst etwa verschiedene Knöpfe in voneinander entfernten Räumen drücken, die wiederum eine Zeitschaltuhr auslösen.

Überall stehen wieder die geheimnisvollen Hinterlassenschaften fremder Kulturen herum.
Dann müsst ihr hineilen, um rechtzeitig einen weiteren Schalter zu betätigen, damit ihr weiterkommt. Dass das bei Nichtgelingen laufintensiv werden kann, könnt ihr euch ja selbst denken. Die Rätsel, für die es nur einen Schwierigkeitsgrad gibt, sind zunächst einfach, da es immer wieder Tipps von Esher gibt. Mit zunehmender Spieldauer werden sie aber immer happiger.

Dieses Mal müsst ihr auch mit einer geheimnisvollen Rasse der Diener Kontakt aufnehmen, was mittels großer Steintafeln geschieht, auf die ihr in einer mysteriösen Schrift kritzelt. Die flüchtigen, alienartigen Wesen erfüllen eure Anweisungen jedoch nur, wenn ihr das richtige Zeichen kennt. Richtige Botschaften werden immerhin auf dem Brett abgespeichert. Übrigens nicht die einzige Kritzelei, denn in euer Tagebuch könnt ihr auch Notizen machen, sogar mit Bild, das gleichzeitig als Savegame dient. Tipps im Spiel wie bei Myst IV gibt es nicht mehr, wer aber auf dem Schlauch steht, kann sich auf der Seite für Tipps online Hilfe holen.              

Entscheidung zum Schluss

Ist Myst V frei oder läuft es in vorgegebenen Bahnen ab? Ja und nein. Je nachdem, welchen der drei Bewegungsmodi ihr wählt, habt ihr ein wenig mehr Freiheit. Es gibt den "Schienenzug" wie früher, einen halbfreien Modus oder den vollen 3D-Modus mit Rundumsicht und freiem Umhergehen. Die einzelnen Kapitel des Abenteuers laufen natürlich hintereinander ab, was sich als typisch linear herausstellt. Sobald ihr in eine Welt tretet, kommt immer hübsch ein Geheimnis nach dem anderen wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Um weiterzukommen, müsst ihr einen Schritt vor dem anderen tun. Zu entscheiden gibt es erst am Schluss etwas, das hier aber noch nicht verraten wird. Es gibt also verschiedene Enden, die sich allerdings erst nach der eigentlichen Hauptaufgabe auftun.

Überzeugende Charaktere

Die Zahl der Charaktere ist gering, zu sagen haben sie aber umso mehr. Neuerdings tauchen keine fotorealistischen Abbilder wie beim vierten Teil mehr auf, da diese durch echte 3D-Modelle ersetzt wurden. Die Bewegungen dieser virtuellen Akteure sind flüssig und überzeugen durch kleine Details wie etwa die eigenständigen Bewegungen des Gewandes.

Fotorealismus bei den Akteueren ist nicht mehr. Dennoch überzeugen die Charaktermodelle in 3D.
 Jeder Charakter wirft zudem einen eigenen Schatten, der sich auch je nach Lage verändert. Die Gesichter sind jedoch ein Kompromiss aus 3D und Fotorealismus, was bisweilen seltsam aussieht. Augen und Münder der Figur wurden nämlich vom entsprechenden Darsteller reinkopiert. So ist es immerhin möglich, die Stimmung der jeweiligen Figur an der Nasenspitze zu erkennen.

Stimmungsvoller Sound

Genauso wie die Optik so ist auch den Sound wieder vom Feinsten: Das gilt nicht nur für die fremdartige Musik, die für eine geheimnisumwitterte Atmosphäre sorgt, sondern auch für die Geräusche, welche die mysteriöse Stimmung zusätzlich unterstützen, etwa wenn ihr von einer Welt in die nächste reist oder ein Erdbeben alles zum Rumpeln bringt. Die vielen Tagebücher, die ihr überall von Yeesha rumliegen, sind allesamt auf Deutsch vertont, so dass auch Lesemuffel in ihren Genuss kommen. Alle Texte sind fehlerfrei und dem Stil der Welt der D'ni angepasst ins Deutsche übersetzt. Auch die deutschen Stimmen der Charaktere passen und wurden professionell aufgenommen.

     

Fazit

Eines wird beim Spielen überdeutlich: Myst V stellt nicht nur das Ende der erfolgreichen Serie dar, es ist gleichsam auch der Abgesang auf ein ganzes Genre - das klassische Point&Click, das sich seit Jahren nur noch selbst zitiert! Das wird insbesondere im Vergleich mit dem innovativen Fahrenheit klar, das einen neuen Weg weist. Wo Fahrenheit sogar mehrere Lösungswege für eine Aufgabe anbietet, habt ihr bei Myst V wieder nur den altbekannten Rätselparcours, den ihr Apparatur für Apparatur abklappern müsst. Ein bisschen Entscheidungsfreiheit bietet Myst V leider erst ganz am Schluss. Schade eigentlich, denn von der Bedienung her, optisch und akustisch ist das Adventure von Cyan Worlds wieder über alle Zweifel erhaben, von kleineren Schönheitsfehlern einmal angesehen. Trotz einiger antiquierter Elemente wird die Serie jedoch adäquat beendet. End of Ages ist ein gutes Adventure und vor allem für Fans der verworrenen Rätselwelt sicher die Anschaffung wert.

Pro

drei Bewegungsmodi einstellbar
Journal mit gesprochenen Texten
Notizbuch mit Bildern
Online-Hilfe im Internet+ hilfreiche Tipps von NPCs
verschiedene Enden
atemberaubende Hintergründe
lebensecht animierte 3D-Charaktere
toller Mystery-Sound
professionelle Sprachausgabe
alle Texte vertont

Kontra

keine Innovationen
verworrene Geschichte
kaum Entscheidungsfreiheit
Zeitschaltungen bei Apparaturen
laufintensive Rätsel
oft leblos wirkende Umgebung
sichtbare und unsichtbare Barrieren
seltsame Gesichtsanimationen

Wertung

PC

Das große Finale enttäuscht auf hohem Niveau

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