Worms 4: Mayhem13.09.2005, Paul Kautz
Worms 4: Mayhem

Im Test:

Wurmkur, die siebte: Zum zehnjährigen Jubiläum von Team 17s wohlbekannten Schlachten tummeln sich die Würmer witziger denn je auf den 3D-Schlachtfeldern. Das Motto ist: Alles schöner, alles besser, alles mehr – aber funktionieren solche Versprechungen auch in der Praxis?

Ich habe Würmer!

Gibt es auf diesem Planeten noch jemanden, der tatsächlich noch nie Worms gezockt hat? Dann fassen wir das Spielprinzip für die beiden mal eben zusammen: eine Insel, Teams aus verfeindeten Würmern, viele Waffen – den Rest kann man sich vermutlich ausmalen. Grundlegend dreht sich alles um den rundenweise gut gezielten Austausch von völlig verrückten Waffen, bis am Ende nur noch ein Team triumphierend in die Kamera grinst. So war Worms schon 1995, so ist Worms auch heute noch – allerdings seit 2003 in 3D, was schon

Mit genügend Firepower lassen sich die Landschaften komplett zerlegen.
seinerzeit für Würmer in der Magengegend der Fans gesorgt hat, und es auch heute noch tut. Denn das Zielen in 3D lässt sich einfach schlecht einschätzen, speziell stark vom Wind beeinflusste Waffen wie die Standard-Bazooka bedürfen erheblicher Gewöhnung, bevor die Schüsse einigermaßen sitzen.

Einen Großteil des Spaßes bezieht Worms 4 traditionsgemäß aus den bescheuerten Knarren, die auch dieses Mal die Vorgänger toppen: Ihr habt u.a. die Wahl unter explodierenden Schafen, heiligen Handgranaten (deren Explosionen von einem dramatischen »Haaaaaalleluja!« eingeleitet wird), Gasgranaten (die rundenweise den armen Wurm vergiften) oder neuerdings dem fetten Kind, welches, aus dem Flugzeug geworfen, beim Aufprall einen Großteil der Umgebung zerhackstückt – fies, aber effektiv. Für den Otto-Normal-Wurmalltag warten auch Standardkaliber wie Granaten, Bazookas, Schrotgewehre, zielsuchende Raketen, Feuerfäuste oder ein Scharfschützengewehr. Ihr hoppelt zwar aus der Schultersicht durch die kunterbunten Landschaften, für ein genaueres Zielen dürft ihr aber entweder in eine Ego-Sicht oder eine übersichtliche Vogelperspektive schalten – ideal für flächendeckende Luftangriffe.

Wurm Fisher? Ihr dürft euren Lieblingskriechern einen persönlichen Anstrich verleihen.
Zyniker einen Schritt vor

Eine der wichtigsten Neuerungen in Worms 4 ist die heftige Personalisierung eurer Würmer: Nach wie vor könnt ihr eigene Teams anlegen, jeden individuell benennen und aus einem reichhaltigen Sortiment an Sprachsamples, Grabsteinen und Logos  wählen. Neu ist die Waffenfabrik: Aus Basis von gut zwei Dutzend Parametern dürft ihr Geschossart, Chassis, Schadensart, Explosionsradius und mehr einstellen – das Endergebnis ist dann eure ganz private Wumme, die ihr an ahnungslosen Gegnern testen könnt. Außerdem warten noch Massen an modischen Accessoires, um wirklich jedem Wurm etwas Persönlichkeit zu verleihen: Hüte, Frisuren, Brillen, Bunny-Ohren, Bischofskappen, Baseballschläger, Pickelhauben, Augenklappen, Nachtsichtgeräte, 3D-Brillen – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Diese Verschönerungen kauft ihr nicht bei H&M, sondern im spieleigenen Shop, wofür ihr allerdings Münzen braucht, die ihr euch mit gewonnenen Matches verdient.        

Ebenfalls frisch an Bord ist eine Art Kampagne mit Story, die sich um wurmige Zeitreisen dreht. Nichtsdestotrotz wird hier auch nur 25 Levels lang ein Gefecht ans andere gepappt, auch wenn es dazwischen witzige Echtzeit-Filmchen zu bestaunen gibt. Wollt ihr vorher ein wenig üben, empfiehlt sich das Tutorial,

Die fluffigen Explosionen tauchen die Umgebung für eine Weile in dicke Rauchwolken.
falls ihr keine Zeit zu verlieren habt, könnt ihr auch einfach ins zufällig generierte schnelle Match kriechen. Der wahre Knaller versteckt sich jedoch, wie bislang in jedem Teil, im Mehrspielermodus: An einem PC, im Netzwerk oder via Internet dürfen sich bis zu vier Wurmscheucher ihre Teams um die Ohren werfen. Hier gewinnt Worms enorm an Häme, Gemeinheit und fiesen Sprüchen, denn nichts wurmt mehr, als den sicher geglaubten Sieg noch in letzter Sekunde durch eine zynische Attacke wie z.B. den »Stupser« zu verlieren – ein von sarkastischem Lachen begleiteter Piekser ins Gesicht, der einen feindlichen Wurm ein kleines Stück nach hinten und so z.B. über den Rand eines Kliffs schubst. Euch stehen fünf Spielmodi zur Wahl, von denen aber das klassische Deathmatch nach wie vor den meisten Spaß macht. Im Einzelspielermodus verliert das Spiel insofern schnell an Reiz, als dass die KI deutliche Schwächen zeigt: Zwar schießt sie durchaus gezielt, kann man mit engen Räumen oder Wänden generell überhaupt nicht umgehen – da steht ein Wurm schon mal die ganze Rundenzeit sinnlos herum, gibt vorzeitig auf oder startet eine vollkommen sinnlose Aktion, die ihm meist selbst Lebensenergie oder gleich die Kutikula kostet.

Bomb den Wurm!

Von Anfang an setzte Worms auf knuffige Optik, mit Worms 4 wird der bisherige Höhepunkt erreicht: Derart geniale Gesichtsanimationen hat man bisher nicht gesehen! Von sich selbst überzeugte Gegner fletschen die Zähne oder ballen hoppelnd die Fäuste, gelangweilte Kollegen gähnen herzhaft, ziehen Grimassen oder hopsen mit dem Springseil herum – und nehmt ihr einen Feind gezielt ins Visier, verwandelt sich sein Gesichts in eine von Furcht durchzogene Maske, er winkt heftig ab oder zeigt energisch auf einen wurmigen Kollegen, den man doch lieber aufs Korn nehmen sollte – es ist einfach herrlich! Die Landschaften stehen dem in Sachen verrückte Ideen kaum nach, allerdings mangelt es den komplett zerstörbaren Voxel-Gegenden an Details. Außerdem warten gerade mal fünf unterschiedliche Grafiksets auf das Wurmauge, so dass sich schnell Wiederholungen einstellen. schöne Effekte wie die dick

Die Mimik der Würmer ist phänomenal, jede Situation wird urkomisch kommentiert.
aufplusternden Explosionen mit jeder Menge Comic-Rauch sorgen für ein fröhliches Spielergesicht, welches durch die Akustik nochmals in die Breite gezogen wird: Abgefahrene Stimmchen in mehreren Sprachen, zackige Effekte und angenehm zurückhaltende, aber dennoch gut klingende Musik sorgen für schöne Atmosphäre.

Zwei der größten Probleme der Worms-Post-2D-Ära waren Kamera- und Wurmsteuerung. Und speziell ersteres hat Team 17 auch mit dem siebten Teil nicht im Griff: Steht ihr in der Nähe von Gebäuden, dreht die Ansicht schon mal (wörtlich gesprochen) völlig durch, Nachkorrigieren ist in solchen Fällen kaum drin, Blindschüsse und –sprünge damit unvermeidlich. Generell lassen sich Hopser nach wie vor kaum einschätzen, so dass gezielte Sprünge auch Glückssache sind – immerhin dürft ihr den Flug eures Wurms in der Luft noch leicht nach links und rechts korrigieren. Neu auf dem Schlachtfeld sind ferner Schnellteleporter, mit denen ihr euch zwischen einzelnen Punkten auf der Karte hin- und herbeamen dürft.      

Fazit

In Sachen Optik und Atmosphäre ist Worms nach wie vor eines der charmantesten Spiele, die man für Geld bekommen kann. Allein die grenzgenialen Gesichtsanimationen der fast frei personalisierbaren Würmer sind die Kohle wert. Die zerstörbaren Landschaften lassen zwar Details vermissen, glänzen dafür mit umso mehr verrückten Ideen – wie das ganze Spiel generell. Von daher schmerzt es wirklich, dass sich das Ganze in 3D nach wie vor nicht ansatzweise so gut spielt wie in 2D, dafür lassen sich Entfernungen zu schlecht abschätzen, ist die Kamera viel zu unzuverlässig. Im Mehrspielermodus (speziell an einem Bildschirm) sorgt auch Worms 4 nach einer kurzen Gewöhnungsphase für mächtig gute Laune. Allein verliert das Spiel, trotz »Kampagne« und viel freispielbarem Kram, aufgrund der mauen KI und der ständigen Wiederholungen schnell an Reiz.

Pro

zeitlos-witziges Spielprinzip
spaßiger Mehrspielermodus
super-putzige Optik
fantastische Animationen
cooles Cartoon-Feeling
massig Personalisierungsmöglichkeiten
knuffige Sprachausgabe
guter Soundtrack
massig abgefahrene Waffen
komplett zerstörbare Landschaften

Kontra

Optionen nicht im Spiel verstellbar
wenig übersichtliche Grafik
zickige Kamera
allein auf Dauer wenig reizvoll
mäßige Kampagne
schwache KI

Wertung

XBox

PlayStation2

PC

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.