Söldner - Marine Corps11.04.2005, Marcel Kleffmann
Söldner - Marine Corps

Im Test:

Söldner - Secret Wars glich beim Release im letzten Jahr einer Großbaustelle. Vielen guten Ideen standen eine durchwachsene technische Umsetzung sowie zahllose Bugs im Weg. Die Monate zogen dahin und langsam verbesserte sich das Gameplay auf Kosten der Spieler, die wieder einmal als zahlende Beta-Tester missbraucht wurden. Ende März wurde das Entwickler-Studio geschlossen, aber vorher kam das Add-On "Marine Corps" in den Handel, dem wir jetzt auf den Zahn fühlen.

Bevor es los geht…

Marine Corps ist ein normales Add-On, ihr benötigt also die Vollversion von Söldner - Secret Wars oder die Neuauflage Söldner - Reloaded. Ist die offizielle Erweiterung installiert, fällt gleich störend auf, dass ein Online-Spiel gar nicht möglich ist, da es wieder einen neuen Patch gibt - Söldner-Zocker sollten dies allerdings gewöhnt sein. Ohne den Patch könnt ihr

Ab in die Wüste! Die taktischen Schlachten finden jetzt auch im Sand statt.
euch nur den LAN- oder den hundsmiserablen Singleplayer-Modus zu Gemüte führen; also nichts wie hin zum Update auf Version 33628. Mit dem Gewicht von stolzen 318 MB dauert es schon eine gewisse Zeit, bis ihr überhaupt in den Genuss des Add-Ons kommen könnt - die Käufer mit einer dünnen Internetleitung tun mir jetzt schon Leid…

In the NAVY

Ein Blick auf das Cover verrät eines der wichtigsten Features von Marine Corps. Die Schlachten werden nicht nur auf dem Boden oder in der Luft ausgefochten, sondern ebenso auf Wasser. Dazu stehen den Söldnern sieben Boote zur Verfügung, beginnend beim Jetski bis hin zu effektiven Schnellbooten mit multiplen Waffen an Bord. Solche schwimmenden Geschützplattformen sollten unbedingt mit einigen Mitspielern besetzt werden, um eine gescheite Angriffsplattform zu bieten - alleine seid ihr längst nicht so effektiv wie im Team. Ein Schlauchboot gibt es natürlich auch, aber dies säuft aus Gründen der Fairness nicht nach einem einzigen Treffer ab. Gesteuert werden die Boote übrigens wie die normalen Bodenvehikel.

Karten und Fahrzeuge

Diese Schiffchen setzt ihr logischerweise vorwiegend auf Insel- und Küstenkarten ein, die dem Add-On beiliegen. Insgesamt dürfen sich Hobby-Söldner auf zehn neue Maps freuen, die euch nebenbei auch in die Wüste führen. Im Sandmeer geht es vorwiegend an Land oder in der Luft zur Sache. Deswegen dürft ihr im Fuhrpark ganz genau 20 neue Fahrzeuge begrüßen, darunter sind ausschließlich europäische Fabrikate wie Leopard 2A6, Gepard, Mungo, Leclerc und Centauro. Hinzu kommen vier fabrikneue Helikopter (PAH, Bell, Cougar) und ebenso viele Flugzeuge (z.B. Eurofighter, Tornado), die den ohnehin schon riesigen Fuhrpark weiter vergrößern. Genau wie im Hauptprogramm haben sich die Entwickler richtig Mühe gegeben und die Vehikel getreu ihren Vorbildern eingebaut, natürlich inklusive leichter Unterschiede bei Stärken und Schwächen. Manche der Vehikel verfügen außerdem über neue Abwehrmaßnahmen. Mit Flares können einige Helikopter oder Flugzeuge ankommende Raketen unschädlich machen, während Bodenfahrzeuge am liebsten Rauchgranaten einsetzen, um ihre Positionen bzw. Bewegungen zu verschleiern.

Ein Eurofighter über dem verschneiten Flugfeld.
Noch mehr Waffen

Hinzu gesellen sich kameragesteuerte Raketen, die ihr höchstpersönlich lenken könnt, sobald ihr das Geschoss gestartet habt. Während ihr die Rakete lenkt, hält das Flugzeug automatisch Kurs und Höhe. Die beim US-Militär so beliebten lasergesteuerten Raketen und Bomben sind ebenfalls dabei - dies artet jedoch wieder in Teamarbeit aus. Schließlich muss ein Spieler das Ziel mit dem Laser (im Scharfschützen-Set enthalten) dauerhaft markieren und der andere die Waffe abfeuern bzw. ausklinken.

"Nicht kleckern, sondern klotzen" heißt die Devise und so liegt dank des Add-Ons ein ganzer Batzen an Feuerwaffen für die Infanteristen bereit. Die Unterschiede bei den Knarren sind zwar marginal, aber dafür gibt es sie in Massen. Diese Bleipusten hinterlassen allerdings einen optisch ziemlich schwachen Eindruck. Als störend empfinde ich außerdem das übermäßige Verwackeln bei den Scharfschützen, ein bisschen weniger hätte es auch getan.

             

Bugs & Balance

Die von uns getestete Version 33628 ist ein Meilenstein im Vergleich zur Verkaufsversion von Söldner - Secret Wars. Zwar gibt es immer noch Schwächen beim Server-Browser und manchmal verschwindet die Spielperson kurzzeitig von der

So muss ein Boot aussehen, dann klappt es auch mit dem Angriff.
Bildfläche, aber sonst sind die Entwickler den Tausenden von Bugs durchaus Herr geworden. Besonders der Commander-Modus und die Zerstörung der Häuser bzw. der Landschaften funktionieren jetzt gut. Auch an der Balance der Waffen und Fahrzeuge ist ordentlich gefeilt worden, obwohl die Stinger etwas zu stark ist. Verbessert hat sich ebenfalls der Netcode, somit treten Lags und sonstige ärgerliche Trennungen vom Server deutlich seltener auf. Am grundlegenden, sehr stark auf Taktik ausgerichteten Gameplay haben die Entwickler keineswegs gerüttelt - nur dass jetzt fast alles endlich so funktioniert, wie es soll.

Weiterhin ist uns in stundenlangen Gefechten aufgefallen, dass sich auf den Karten gewisse Ballungsgebiete ausbilden, in denen richtig was los ist. Der Rest der Map ist meist nur spärlich belebt. Also müsst ihr den ein oder anderen Fußmarsch an die Front in Kauf nehmen - Fans schneller Action werden hier enttäuscht. Des Weiteren hängt der Spielspaß entscheidend davon ab, wie "gut" euer Team ist. Habt ihr einen erfahrenen Commander an eurer Seite und halbwegs freundliche Mitspieler, dann macht eine Partie richtig viel Spaß, aber sobald ihr als "Newbie" oder "Quer-Einsteiger" auf einen Profi-Server kommt, seid ihr hoffnungslos verloren.

Tücken der Technik

Die riesigen veränderbaren Landschaften sowie die zahllosen Fahrzeuge und Waffen schrauben natürlich die Hardware-Anforderungen in die Höhe. Mit weniger als 512 MB RAM solltet ihr Söldner nicht starten. Trotzdem stehen zwischen euch und der Schlacht recht lange Ladezeiten, aber dafür entschädigen die Ausmaße des Schlachtfeldes sowie die hohe Sichtweite. Den Preis dafür zahlt aber die Grafik-Kulisse, denn das Spiel krankt an hässlichen Waffenmodellen, verwaschenen Texturen, leeren Gebäuden und oftmals eckigen Arealen. Lediglich die Spieler-Modelle sowie die Vehikel überzeugen im Vergleich zu Konkurrenz-Titeln wie Joint Operations oder Battlefield.

  

Fazit

Marine Corps ist genauso "einmalig" wie das Hauptprogramm. Auf den gigantischen Schauplätzen kommt es mit dem enormen Waffenarsenal zu packenden und vor allem taktisch anspruchsvollen Schlachten – dies ist nicht nur dem Commander zu verdanken, sondern auch den Fahrzeugen, die mit mehreren Personen zu steuern sind. Zwar ist der Weg zum Ballungszentrum oder zur Front nicht immer der kürzeste, aber dafür geht es dort richtig zur Sache – allerdings auch nur, wenn ihr mit dem Spielprinzip vertraut seid und euch ziemlich lang mit der Materie auseinander gesetzt habt. Neu- oder Quer-Einsteiger von CS oder BF werden ganz klar Probleme mit der Komplexität und dem Einstieg haben. Im Vergleich zum Hauptprogramm haben die Entwickler viele Fehler, Bugs und Unstimmigkeiten behoben und so wurde aus der Großbaustelle schließlich ein fast fertiges Bauwerk. Die Betonung liegt auf "fast", denn Balancing-Probleme und Unzulänglichkeiten im Server-Browser fallen weiterhin auf. Die Performance der Engine ist weiterhin ein Schwachpunkt: So wird zwar eine enorme Weitsicht ermöglicht, was aber zu Lasten der übrigen Grafik geht, die sich ziemlich durchschnittlich präsentiert. Söldner Marine Corps ist ein lohnendes Add-On für Profi-Söldner und bringt gute Ideen ins Spiel, die besonders die Fans begeistern dürfte. Wenn ihr mit Secret Wars nichts anfangen konntet oder ihr auf kurze actiongeladene Gefechte steht, dann wird euch der Kauf des Add-On keinen Schritt weiter bringen.

Pro

taktisch anspruchsvolle Gefechte
viele Fahrzeuge und Waffen
Kampf zur See
zehn große und gut designte Karten
Gameplay-Verbesserungen
funktionierender Commander-Modus
verbesserte Sound-Effekte
hohe Sichtweite
kaum Bugs

Kontra

schwerer Einstieg
teilweise umständliches Interface
leichte Balancing-Probleme
verbesserungswürdige Physik
miese Performance der Engine
gänzlich überholte Optik
großer Patch muss runtergeladen werden
Macken beim Server-Browser

Wertung

PC

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