The Westerner 2: Fenimore Fillmore's Revenge15.04.2009, Bodo Naser
The Westerner 2: Fenimore Fillmore's Revenge

Im Test:

Eine Westernwelt voller skurriler Cowboys, eine spannende Story und knifflige Rätsel - all das verspricht The Westerner 2. Wohl gemerkt: Es "verspricht", denn eingehalten wird davon schlicht nichts. Stattdessen gehen die grün leuchtenden Gurkenlampen an, die vor dem bislang schlechtesten Adventure des Jahres warnen.

Abenteuer für die Tonne

Adventures sind für den interessierten Tester eigentlich ein dankbares Genre, da die allermeisten Spiele recht gut spielbar sind. Sie sind zwar nicht immer der Reißer, aber für ein bisschen Rätselei zwischendurch allemal gut. Da gibt es Brot und

Man spielt abwechselnd Cowboy Fenimore und seine Gespielin Rhiannon, die sich mehr schlecht als recht durch die kurzen Kapitel hangeln.
Butter-Spiele wie So Blonde, Nikopol oder Simon the Sorcerer 5, die keinem groß weh tun, aber immerhin spielbar bleiben. Seltener gibt es echte Perlen wie Sam & Max, Ceville oder Wallace & Gromit, die sogar länger als fünf Minuten im Gedächtnis bleiben. Angenehm - versteht sich! Unangenehm in Erinnerung bleiben richtige Gurken wie CSI: NY oder der letzte 3D-Auftritt von Leisure Suit Larry, die aber zum Glück recht selten sind. Aber sie kommen natürlich vor, die Spiele bei denen gleich gar nix stimmt und die man am liebsten sofort in den gelben Sack stecken würde. Allerdings nur die Verpackung, denn die DVD selbst ist Restmüll.

Story zum Vergessen

Jetzt sollte ich beschreiben, warum The Westerner 2, das der inzwischen dritte Auftritt von Fenimore Fillmore ist, so mies ist. Schließlich war The Westerner ja ein recht putziges 3D-Adventure, das allerdings von ein paar Bugs geplagt wurde. Wieso also der jähe Absturz? Am besten fang ich mal mit der Story an, was gar nicht so einfach ist. Denn um eine Story nacherzählen zu können, muss zuvor etwas davon im Hirn hängen geblieben sein. Das funktioniert aber nur, wenn die Geschichte auf irgendeine Weise interessant ist und so erzählt wird, dass man sie auch versteht. Hier bleibt nur hängen, dass man einen ominösen Schatz sucht, der in einem Grab verbuddelt wurde. Mehr gibt es auch nicht zu wissen! Man spielt abwechselnd Fenimore und seine Freundin, das fesche Cowgirl Rhiannon - und die versuchen auch während des Spiels zueinander zu gelangen. Ans Herz wachsen sie einem aber nicht, da ihre Charaktere so flach sind wie die Wüste, in der sie sich anfänglich tummeln.

Nicht lustig

Eine flache Story wäre ja nicht weiter schlimm, wenn sie wenigstens spannend oder witzig erzählt werden würde. Denn schließlich kranken viele Adventures an einer unverständlichen Story, wie schon Urahn Syberia zeigte, dessen bruchstückhafte Mammut-Geschichte erst gegen Ende in Ansätzen nachvollziehbar wird. Aber das ist nicht der Fall, denn obwohl The Westerner 2 einen auf Westernfilm macht, wirkt es überaus billig. Immerhin wirkt alles dieses Mal etwas weniger kindgerecht, aber Erwachsene werden dadurch kaum angesprochen, denn die in den Videosequenzen verbreiteten Jokes sind gänzlich unwitzig: Wie etwa die Falle, in die Fenimore tappt, als er das Haus des whiskeysüchtigen Trappers verlässt. Er wird hochgezogen und muss sich anhören, dass er noch nicht weit genug sei. Wieso ist vor dem Haus eine Falle? Wo ist da das Lustige? Hier ist allenfalls unfreiwillige Komik angesagt, weil alles so daneben ist. So darf man fast froh sein, dass das Spiel weit unter zehn Stunden durchgespielt ist. Fragt sich nur, wer es durchspielen will?

Unlogische Rätsel

Wenn es schon nicht witzig ist, könnten es vielleicht die Rätsel rausreißen. Eigentlich fast klar, dass auch das in die Westernhose geht. Zwar handelt es sich mehrheitlich um simple Inventaraufgaben, aber Spaß bringen auch sie nicht. Das

Neben den mauen und undurchsichtigen Rätselchen gibt es auch noch auf Western getrimmte Actioneinlagen, die kaum besser ausfallen.  
hat gleich mehrere Gründe: Zum einen sind die Gegenstände schwer zu finden, da es Probleme mit der Übersicht in der 3D-Welt gibt. Das liegt daran, dass es plötzliche Perspektivwechsel fast unmöglich machen, etwas anzupeilen. Die Steuerung ist grausig, weshalb man ständig wo hängen bleibt. Es ist umständlich etwas aufzunehmen, da man schnell klicken muss. Weil man blöd in der Gegend rumsteht, ist es überhaupt schwer, an die Interaktionspunkte ranzukommen. Eine Hot-Spot-Anzeige hat man sich ebenfalls gespart, was die Verwirrung komplettiert. Man weiß einfach oft nicht, was man wo tun soll. Zudem sind die Rätsel oft völlig aus der Luft gegriffen. Weshalb man die Giftschlange mit einem verfaulten Apel locken kann, das weiß vermutlich nur Eva? Vegetarische Klapperschlangen gibt es nicht mal im Comicwestern. Cowboygerechter wird das Ganze auch nicht durch die langweiligen Schießeinlagen, die nicht der Rede wert sind.

Schwache Westernkulisse

Wäre ja nicht weiter schlimm, wenn man sich wenigstens frei bewegen könnte. Aber anders als im Vorgänger ist das aufgrund der eng geschnürten Parcours gar nicht mehr möglich. Wieso auch, denn die eckig wirkende Welt lädt ohnehin nicht zum Verweilen ein. Alles sieht kahl aus, die Effekte sind billig und zu entdecken gibt es ebenfalls nichts, das nicht unmittelbar mit den Puzzles zu tun hätte. Zudem liegen alle wichtigen Punkte in Reichweite, so dass Laufen gar nicht angesagt ist. Die Personen sehen ein wenig besser aus, sind aber optisch keinesfalls up to date. Doch eine Unterhaltung mit ihnen ist kaum besser, da sie wenig Erhellendes von sich geben. Zudem ist die Sprachausgabe zwar einigermaßen professionell, sie klingt aber oft dumpf oder zu leise, so dass man nur die Hälfte versteht.

          

Fazit

Was ist bloß mit Revistronic los? Haben sie keine Lust mehr auf Fenimore? Dann sollten sie ihn ziehen lassen, denn dieser Auftritt des Cowboyhelden ist total missraten. Was sie sich bei The Westerner 2 gedacht haben, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben. Viel kann es nicht gewesen sein, denn das Adventure überzeugt nicht mal ansatzweise. Die Story ist trotz zweier Haupt-Charaktere so dünn wie der mit Wasser versetzte Whiskey, den man an einer Stelle zusammen mischen muss. Dass das Ganze beinahe unspielbar ist, merkt man spätestens dann, wenn Dinge einfach nicht funktionieren wollen. Die Bedienung ist derart umständlich und ungenau, dass schon das reine Einsammeln der wenigen Gegenstände zur Qual wird. Und die Aufgaben sind so absonderlich und diffus, dass man ohne Lösung kaum draufkommt. Woher soll man wissen, dass man dem Kranken zuerst das eine und dann das andere Mittel geben muss, damit er erwacht? Was hilft es da noch, dass alles recht einfach gemacht ist und Einsteiger locken könnte? Ebenso wenig bringt es was, dass The Westerner dieses Mal nicht mehr so kindisch wirkt, denn nun sieht es erwachsener und billig zugleich aus, was noch schlimmer ist. Auch der Levelaufbau ist enttäuschend, da die eigentlich zu kurzen Kapitel oft nur aus einem Raum bestehen. Angesichts des mauen Spiels war das für mich als Tester wenigstens ein Vorteil, da man schnell fertig wird. Eine rhetorische Frage bleibt aber: Gibt es überhaupt eine Qualitätskontrolle bei Nobilis, The Games Company oder Atari, die so einen Spieldesign-Mist im Ansatz verhindern könnte?

Pro

Mix aus US- und Italowestern
zwei Charaktere spielen
recht leichte Rätsel

Kontra

wirkt billig
maue Story
unlogische Rätsel
Dinge schwer zu finden

Wertung

PC

Fenimore rächt sich hier wohl am Spieler mit einem miesen Adventure.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.