Tycoon City: New York07.03.2006, Bodo Naser
Tycoon City: New York

Im Test:

Na, habt ihr noch richtig Lust auf neues Tycoon-Spiel? Dieses Mal zur Abwechslung mal eines, das Spaß macht? In Tycoon City: New York (ab 5,53€ bei kaufen) von Atari verwandelt ihr durch Geschick beim Eröffnen neuer Shops, Trendlokale und Luxusappartements euren tristen Stadtteil in eine Boomtown, wobei ihr immer die Bedürfnisse der Einwohner im Auge haben solltet. Warum es Deep Reds bislang bestes Managementspiel ist, verraten wir euch im Test.

Bei den Village People

Einstieg leicht gemacht: Nachdem ich mich für einen Namen, ein Gesicht und die "Baue New York"-Kampagne entschieden habe, lande ich direkt im quirligen Greenwich Village. Dort kann ich ein recht witziges Tutorial absolvieren, bei

Haus um Haus entsteht ganz langsam euer Manhattan mit Hochhäusern, Ladenzeilen und Vergnügungsmeilen. 
dem mir ein vorlauter New Yorker erklärt, wie der Hase im Big Apple so läuft. Schnell wird klar, dass es sich um eine Mixtur aus Industrie Gigant und Sim City handelt, bei der die Bewohner den Schuss Die Sims ausmachen. Ich eröffne am laufenden Band Shops, um deren mannigfaltige Bedürfnisse zu befriedigen. Geschäft ist dabei jedoch im weitesten Sinne zu verstehen, da ich mich neben Lebensmittel, Haushaltswaren und Kleidung auch um Sicherheit, Unterhaltung und Kultur kümmere.

Das von Künstlern, Musikern und Studenten bewohnte Viertel ist nur das erste von 12, die ihr hintereinander spielt. Habt ihr einen 3D-Bezirk zum Blühen gebracht, kommt der nächste dran. Nach Greenwich folgen das viel edlere SoHo und TriBeCa, wo es mehr um Style und Luxusschuppen geht. Dann kommt Little Italy, wo Pizzabäcker den Ton angeben. Jedes Mal ein Neuanfang, obwohl euch geschaffte Viertel erhalten bleiben, so dass euer Konzern bald die ganze Stadt beliefert. Es gibt auch einen Sandkasten-Modus, bei dem ihr ein Viertel nach eurem Gutdünken errichten könnt. Einen Multiplayer haben sich die Macher leider gespart, so dass ihr nur gegen vom Computer gesteuerte Konkurrenten antretet.

Chancen nutzen

Auf der Rangliste der zehn reichsten New Yorker müsst ihr ganz nach oben. Der Wohlhabendeste zu werden, ist aber eigentlich nur ein Nebenziel, denn die eigentlichen Etappen auf dem Weg dorthin geben die Chancen vor. Das sind

Euer nagelneues Multiplex-Kino erstrahlt in der New Yorker Nacht. Obwohl solche Bauten sündhaft teuer sind, gehen euch die Dollars nie aus. 
eigentlich nichts anderes als Aufträge, die ihr erledigen müsst, was meist keine große Kunst ist, denn es existiert nur ein Schwierigkeitsgrad. So müsst ihr etwa zum König des Nachtlebens aufsteigen, indem ihr mit euren Nachtclubs und Restaurants eine Durchschnittswertung von 70 Prozent erreicht. Bisweilen müsst ihr auch Veranstaltungen stemmen, wie den Helloween-Umzug durch die Straßen Greenwichs. Nervig wird's eigentlich nur, wenn ihr einen bestimmten Bewohner wie etwa eine Kunststudentin suchen müsst.

Wie erreiche ich die Ziele? Ganz einfach, indem ich ständig neue Geschäfte baue, von denen es über 50 verschiedene gibt. Neben Shops, Restaurants und Vergnügungsstätten gibt es auch Mietshäuser, Theater, Galerien, Kinos und Stadtparks. Straßen muss ich nicht bauen, da die Infrastruktur bereits steht. Ich errichte beispielweise auf einem freien Platz ein mexikanisches Restaurant, um den Village People mal ein bisschen Feuer unter dem Hintern zu machen. Es kommt aber nur Kundschaft, wenn ich den Leuten auch etwas biete. Dafür gibt es die wichtigen Aufwertungen für jedes Gebäude, wozu auch Neonreklame, zusätzliches Personal, mehr Sitzplätze oder Automaten gehören. Natürlich soll alles schön aussehen, weshalb ich ein paar Pflanzen aufstellen lassen.

Motivierender Aufstieg

Als Belohnung für bestandene Chancen erhaltet ihr neue Gebäudetypen und Aufwertungspunkte, die ihr sogleich einsetzen könnt. Das sorgt dafür, dass ihr sie unbedingt lösen wollt. Sogar das lang vermisste Gefühl, nicht mehr aufhören

Wer eine Mission schafft, bekommt zur Belohnung eine Lobeshymne im spielinternen Fernsehen.
zu können, stellt sich ein. Nur noch den einen Luxusclub aufmachen, dann ist Schluss! Witzige Berichte flimmern über den spielinternen TV-Sender TC News 24, in denen euer Wohltätertum gefeiert wird. Was kann es Besseres geben, als dass euer Antlitz bisweilen auch das Cover des Time-Magazins ziert? Da ihr von Beginn genug Geld habt, kommt aber leider nicht das Gefühl auf, euch vom Nichts zum Millionär hochgearbeitet zu haben.

Höher, größer, weiter. Noch besser sind die Wahrzeichenpunkte, mit denen ihr riesige Gebäude errichten könnt. Ob nun eine neugotische Kirche, eine Bibliothek aus Ziegelsteinen oder gar das Empire State Building, alles ein Frage des Punktekontos. So entsteht ganz allmählich das Häusermeer von Manhattan auf eurem heimischen Bildschirm, wie man es von Fotos kennt. Die Errichtung der Konzernzentralen erinnert irgendwie an den Bau altägyptischer Grabmäler, wie ihr sie aus Kinder des Nils kennt. Die Wolkenkratzer wachsen in die Höhe, sobald eure Kette mehr Gewinn macht. Keine Frage, dass ihr den höchsten haben wollt

                         

Entschärfter Markt

Tycoon City verfügt zwar über eine sich verändernde Wirtschaft, trotzdem handelt es sich eher um eine Wirtschaftssim light. Ihr dürft noch nicht einmal die Preise festlegen, was wirklich elementar für einen Geschäftsinhaber wäre. Zwar gibt es viele Statistiken, es geht aber eigentlich immer nur um Gewinn und die Bewertung eurer Läden. Geldprobleme gibt es auch nicht, da ihr immer genug Moos in der Kasse habt. Die Aufwertungen spielen außerdem eine viel zu große Rolle, denn wen interessiert denn wirklich, ob sein Handyladen um die Ecke schön aussieht.

Erfreulich ist, dass ihr Ketten aufmachen und Geschäftsviertel einrichten könnt. Wenn ihr mehrere Läden nebeneinander aufmacht, profitieren die voneinander und von der Anziehungswirkung. Da eine Kette wie McDonalds günstiger

Die Konzernzentrale ist ein Zeichen eures Reichtums: Wächst euer Gewinn, wächst auch der Wolkenkratzer in die Höhe.
arbeitet, bringt euch das mehr Aufwertungspunkte. Auch gut, dass sich die Viertel erheblich von einander unterscheiden, was sich nicht nur in der unterschiedlichen Architektur niederschlägt. Bestimmte Geschäfte könnt ihr nur in einigen Vierteln errichten. So braucht in Greenwich Village wohl niemand einen Sicherheitsdienst, da es bei den Armen nichts zum Klauen gibt. Die könnt ihr nur bei den Reichen eröffnen.

Verharmloste KI

Die Computerkonkurrenz baut zwar auch fleißig am Big Apple mit, richtig in Schwierigkeiten bringt sich euch aber meist nicht. Das liegt daran, dass die KI keine großen Möglichkeiten hat, euch in die Suppe zu spucken. Es gibt beispielsweise keine Sabotage oder Spionage wie bei Die Gilde. Einzige Möglichkeit ist, in der Nähe eurer Geschäfte neue Shops aufzumachen, die euch die Kunden abspenstig machen. Aber auch in unmittelbarer Nähe springt für euch noch Gewinn heraus, so dass das nicht so wild ist.

In den Ranglisten bin ich zu Beginn zwar noch ganz hinten, aber je mehr Stadtteile hinzukommen, desto höher klettert das Ansehen meines Alter Egos.

Zoomt ihr ganz runter auf die Straße, könnt ihr auf Tuchfühlung mit euren Kunden gehen.
Schnell habe ich Läden in bester Lage. Ich darf zum Glück die oft lukrativen Geschäfte der Konkurrenten aufkaufen, was sie auf der anderen Seite nicht dürfen. Rückt mir ein Konkurrenzladen auf die Pelle, kaufe ich ihn einfach auf und reiße ihn dann ab. Danach stelle ich ein anderes Geschäft an dieselbe Stelle, damit dort nichts mehr entsteht.

Der Einwohner, das unbekannte Wesen

Die Einwohner sind wichtig, aber nur in der Masse. Sie zeigen euch nämlich, was in dem Viertel noch gebraucht wird. Diesen Zweck haben auch die Filmchen in Spielgrafik, bei denen euch einzelne Städter ihre Wünsche kundtun. Je mehr Mietshäuser ihr baut, desto mehr Menschen kommen. Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist in jedem Stadtteil verschieden, die Bedürfnisse gleichen sich aber doch. Es ist immer Essen, Kleidung, Haushaltswaren, Unterhaltung, Gesellschaft und Kultur dabei, auch wenn sie sich beim Drang nach Luxus unterscheiden. 

         

Am wenigsten eine Rolle spielen leider die einzelnen Bewohner der Viertel. Zwar könnt ihr jeden anklicken, um Informationen über Beruf, Wohnort und Bedürfnisse zu erhalten. Das ist jedoch auch schon alles, was ihr über sein

Das Platzieren der Gebäude ist einfach. Auf Wunsch wird euch der Einzugsbereich eines Ladens angezeigt.
 virtuelles Leben erfahrt. Ihr braucht das nur dann, wenn ihr einen bestimmen Bewohner findet sollt, was als überflüssige Chance gelegentlich passiert. Ein mit den Sims vergleichbarer Effekt, dass einem einzelne Bewohner gar ans Herz wachsen, stellt sich hier daher nicht ein.

Bedienung

Prinzipiell ist Tycoon City gut zu bedienen, denn alle Funktionen werden nach und nach eingeführt und erklärt. Da ist etwa der Hausbau, der sehr einfach funktioniert: Einfach geeigneten Platz auswählen, bezahlen und schon wird das Gebäude wie von Geisterhand in Windeseile errichtet. Ähnlich einfach ist auch der Einbau der Aufwertungen, die ihr nur an den grün leuchtenden Plätzen einfügen dürft, deren Zahl begrenzt ist. Das Anklicken eines Hauses funktioniert bisweilen nur nicht, da ein größeres davor steht.

Leider ist die Orientierung in dem ständig wuchernden Moloch nicht immer ganz einfach, obwohl es verschiedene Anzeigefilter gibt. Ihr könnt euch etwa die Stadteile zur Unterscheidung in einer anderen Farbe anzeigen lassen. Es gibt

Markante Bauwerke und Plätze sorgen für Orientierung im ständig wachsenden Gewirr der Straßen.
zwar eine Mini-Karte, die aber recht grob ist. So kommt es schon mal vor, dass ihr nicht mehr wisst, wo in dem Häusermeer oben und unten ist. Ein Herauszoomen nach ganz oben in die Wolken hilft immer, wobei markante Bauwerke als Orientierung dienen. Die Zahl der aufklappbaren Menüs ist etwas zu hoch, zum Glück lassen sie sich wieder einklappen.

Stadtluft schnuppern

Optisch lässt Tycoon City den Eindruck einer lebendigen Metropole entstehen, der auch akustisch gut rüberkommt. Auf den Straßen sind tratschende Menschentrauben zu sehen, Autos halten hupend vor Ampeln und Leute setzen sich einen Moment auf die Holzbank vor eurem Geschäft, um danach den Laden zu betreten. Wer auf einzelne Personen zoomt, kann sogar auf Deutsch hören, was sie zu sagen haben, was allerdings mehr ein Gag ist. Bisweilen könnt ihr ein Lob für euren Laden einheimsen. Ihr könnt den Leuten zusehen, wie sie im teuren Nobelcafé auf der Dachterrasse sitzen und sich unterhalten. Sie bewegen sich allerdings recht eckig und bestehen aus zu wenigen Polygonen. Die Architektur der Häuser ist ansprechend, was ihr sowohl von ganz oben als auch aus der Nähe genießen könnt. Zum Glück wird der Eindruck nicht durch die nervige Musik gestört, die nur im Hauptmenü läuft.

      

Fazit

Obwohl Tycoon City weder Fisch noch Fleisch ist, also weder beim Städtebau noch als Wirtschaftssim vollends überzeugt, kommt unterm Strich eine vergnügliche Mixtur heraus. Das liegt sicher am höchst motivierenden Aufbau, bei dem ihr aktiv am Entstehen von New York mithelft, das dem realen Vorbild sogar in der Architektur der Häuser gleicht. Ständig kommen neue Viertel hinzu, in denen abwechslungsreiche Aufgaben auf euch warten. Zuerst die Grünflächen in Greenwich auf Vordermann bringen, dann für Sicherheit in Soho sorgen und anschließend die Restaurantszene in Little Italy aufmischen. Die Missionen sind immer machbar, so dass nie Frust aufkommt. Im Gegensatz zur Preview-Version läuft das Spiel nun endlich auch stabil. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Bis aufs Eröffnen und Einrichten der Läden, Mietshäuser, Büros und Kultureinrichtungen könnt ihr wenig Einfluss nehmen, was echten Hobby-Managern auf Dauer einfach zu wenig sein könnte. Ebenso der Schwierigkeitsgrad, der nie echten Einsatz von euch fordert. Bisweilen geht auch die Übersicht im Gewirr der Straßen flöten. Wenn ihr dann jedoch ein Multiplex-Kino eröffnet und dafür sogar Stars am Eingang platzieren dürft, sind alle die kleinen Mängel schnell wieder vergessen. Dann leuchten wieder die Dollarzeichen in den Augen und eure Konzernzentrale wächst in Höhe.

Pro

schneller Einstieg
Chancen motivieren
Bau von Wahrzeichen
12 unterschiedliche Viertel
Ketten einrichten
Konzernzentralen bauen
Veranstaltungen abhalten
Sandkasten-Modus
nützliche Hilfefunktion
detailreiche 3D-Stadtumgebung
Filmchen lockern auf

Kontra

kaum eine Herausforderung
keine echte Wirtschaftssimulation
Aufwertungen zu wichtig
entschärfte Konkurrenz
bisweilen unübersichtlich
Menü etwas überladen
eckige Animationen
kein Multiplayer

Wertung

PC

Leicht zugängliche Wirtschaftssim für Leute, die gerne Shops aufmachen

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