Sparta - Ancient Wars11.05.2007, Bodo Naser
Sparta - Ancient Wars

Im Test:

Nach dem Film 300 muss man eigentlich nur noch Perserkriege, Leonidas und Spartaner sagen, um sofort die Antwort Schlacht bei den Thermopylen zu erhalten. Während es die Comic-Verfilmung mit der Historie nicht so genau nahm, stellen wir uns die Frage, ob Sparta - Ancient Wars (ab 29,95€ bei kaufen) von Playlogic da wesentlich besser abschneidet. Eidos hetzt im antiken Echtzeit-Strategiespiel Griechen, Perser und Ägypter aufeinander.

Qual für Interessierte

Es gibt nur zwei Arten von historischen Echtzeit-Strategiespielen. Solche, die ihr Szenario ernst nehmen, und solche, die es nicht tun. Erstere sind dünn gesät, allen voran

Mit der Historie nimmt es niemand ernst, so dass schon mal ein paar Sachen durcheinander gewirbelt werden.
ist vielleicht noch die Total War-Reihe als intelligentes Beispiel zu nennen. Letztere versuchen meistens, den Eindruck zu erwecken, besonders authentisch zu sein, obwohl sie im Grunde nichts anderes bieten als Pseudohistorie. Leider gibt es viel zu viel Spiele, die vom Setting her austauschbar sind - ob nun Germanien, Zweiter Weltkrieg oder Weltraum ist dabei egal. Hauptsache, ein wohl klingender Titel macht die Leute heiß, damit sie das Spiel kaufen.

Sparta gehört leider auch zu der Gattung. Schon rein äußerlich ist klar, wo die Reise hin geht, denn die Rüstungen, Gebäude und Waffen sehen so aus, als wären sie einem schlechten Comic entsprungen. Die spartanischen Hopliten können noch mit Müh und Not durchgehen, aber bei Persern und Ägyptern ist Hopfen und Malz verloren, denn sie passen eher in eine Operette. Wenn Ägypter alle wie Pharaonen in voller Montur aussehen und Perser das Samuraischwert schwingen, wird's vollends lächerlich. Damit können eigentlich nur noch diejenigen glücklich werden, die Petersens auf Hochglanz getrimmte Troja-Verfilmung mögen. Wohlgemerkt: Ich werfe niemandem vor, wenn er nichts von Geschichte hält. Aber dann soll er bitte nicht so tun, als wäre es anders.

Lahmes Schlachtengemälde

Wenn es schon mit der Authentizität der Perserkriege nicht weit her ist, dann müsste wenigstens für die passende Atmosphäre gesorgt sein. Das wäre dann in etwa das Niveau der Verfilmung von Frank

Wäre nur alles so mitreißend wie das wuchtige Intro, Sparta wäre ein tolles Spiel.
Millers Comic, die irgendwie zwischen Heldenlied, Gewaltorgie und Faschismusvorwurf umhertaumelt. Allerdings stimmt wenigstens die Inszenierung des antiken Epos, das düster, blutrünstig und wuchtig daherkommt. So etwas kann ja auch entzücken, auch wenn der Inhalt fragwürdig ist. Es gibt eine Menge toll inszenierter Strategiespiele von Warcraft 3 über Age of Mythologie bis zu Age of Empires 3.

Allerdings ist Sparta weit davon entfernt, so richtig mitzureißen. Einzig das martialische Intro gibt Anlass für Hoffnung, die aber schnell wieder zerstoben ist. Ansonsten sind die Zwischensequenzen nämlich alles andere als spannend, weil sie wenig Leben bieten. Die pomadigen Dialoge bewegen sich auf dem Niveau eines italienischen Sandalenfilms der 60er-Jahre, denn sie sind trotz brauchbarer Synchronisation langweilig. Klar, denn die erzählten Geschichten sind stets nicht der Rede wert. Zuerst will der ägyptische Held seiner Angebeteten unbedingt das Leben retten und in der nächste Mission ist kein Ton mehr davon zu hören. Selbst große Schlachten verkommen trotz wichtigtuerischer Musik zur Belanglosigkeit.

Übliches Spielprinzip

So bleibt eigentlich nur noch der nackte Corpus eines Spiels, das irgendwie im luftleeren Raum stattfindet. Wenn schon Historie und Inszenierung nicht stimmen,

Wenig Neues - was aus der Ferne aussieht wie Age of Empires I, spielt sich auch in etwa so.
dann müsste vielleicht wenigstens der Kampf zünden. Allerdings kommt Sparta nicht über  den Status eines soliden Echtzeit-Strategiespiels hinaus. Im Endeffekt ist es wieder das altbekannte Lied vom Hochziehen einer Siedlung, dem Produzieren von Soldaten und dem Warten auf die nächste Schlacht. Obwohl die drei Völker verschiedene Gebäude und Waffen haben, spielen sie sich nicht unterschiedlich genug. Gut, in der Oase der Ägypter hocken vier Sklaven und bei den Spartanern nur zwei Heloten auf dem Hof. Das war's dann aber auch schon, denn alle fertigen sie Nahrung.

Drei Kampagnen mit insgesamt 27 Missionen sind spielbar, die meist nach Schema F strukturiert sind. Ihr kämpft gegen Aufständische in Griechenland, reißt die Macht in Persien an euch oder leitet einen Aufstand der Ägypter. Ihr kommt mit einer kleinen Truppe an, müsst stets ein paar blinkende Punkte auf der Karte abklappern, um mehr Truppen zu bekommen. Dann baut ihr eine Stadt, um mehr Nahrung, Holz oder Gold zu ernten. Weitere Truppen kommen hinzu, als ihr Teilziele erreicht. Dann baut ihr noch ein paar eigene Kämpen und rückt Richtung Feind ab, wenn ihr genug habt. Ihr müsst einzig auf die Nahrung achten. Schließlich überrennt ihr den Feind mit euer Übermacht.

                              

Truppendesign und Einsatz

Bewaffnung und Masse entscheiden die Schlachten. Immerhin dürft ihr eure Truppen mit Waffen ausstatten. Anfänglich ist das noch keine große Sache, da es ohnehin

Die Schlachten bieten antike Metzelorgien bis zum Abwinken. Taktik findet so gut wie nicht statt.
immer nur einen Typ Waffe besitzt. Wenn ihr jedoch weitere erforscht, dann könnt ihr wählen, welche Erst- und Zweitwaffe eure Krieger tragen sollen. Ganz nützlich, denn so können Bogenschützen im Nahkampf den Säbel schwingen. Schilde schützen sie zusätzlich. Ihr könnt auch erbeutete Waffen verwenden, indem euren Soldaten befehlt, sie aufzunehmen. Das gilt auch für Reittiere, die ihr findet. Wenn ein Soldat auf einem Pferd sitzt, hält er mehr aus.

In der Schlacht gibt es kaum etwas für euch zu tun, da das Spiel kaum taktische Möglichkeiten anbietet. Ihr könnt zwar die Aufstellung und Einstellung eurer Soldaten einstellen, aber wirklich einen Unterschied macht es nicht, ob ihr Kolonne, Linie oder freie Formation wählt. Es ist also nicht so, dass ihr eine Phalanx bilden müsst, wenn der Feind kommt. Die Kämpfer formieren sich von selbst mehr schlecht als recht. Leider verkeilen sich die Soldaten öfter, so dass ihr sie entwirren müsst, damit sie ihren Weg finden. Obwohl eure Soldaten an Erfahrung gewinnen und die in die nächste Schlacht mitnehmen, spielt das keine große Rolle.

Auch die Helden wie der Perserkönig Xerxes sind keine große Abwechslung, da sie zwar viel bessere Kämpfer sind als die normalen Krieger, aber doch keine besonderen Vorteile im Kampf bieten. Zwar sorgt Leonidas dafür, dass Speerkämpfer mehr Kampfkraft haben, das war's dann aber auch schon. Ein Moralbonus oder Heilkraft wäre zumindest zu erwarten gewesen. Erst im Verlauf des Spiels dürfen die Helden noch weitere Kenntnisse erlernen. Insgesamt sind die Heroen so recht überflüssig, da sie auch nicht als Identifikationsfiguren taugen, die ihr in euer Herz schließt.

Schiffe und Gebäude

Ansonsten gibt es auch noch Kriegs- und Transportschiffe, die in leicht und schwer eingeteilt sind. Die Seefahrt ist allerdings nicht sonderlich ausgefeilt, da sie bis aufs Entern eigentlich nichts bietet, was

Mach ja nix, dass die Ägypter 500 v.Chr. längst keine Prachtbauten mehr errichteten.
nicht auch der Urahn Age of Empires geboten hat. Auf Rammkurs wie bei Rise & Fall dürft ihr auch nicht gehen und eine schwimmende Basis sind die Kähne auch nicht, denn ihr könnt sie zwar mit Kämpfern und Ruderern bestücken, aber keine auf dem Schiff produzieren. Immerhin braucht ihr nicht immer einen Hafen bauen, da die persischen Sklaven die Schiffe direkt am Strand zusammen zimmern. Zusätzlich taktischen Tiefgang bietet die Schifffahrt also nicht, obwohl es dem wenig intelligenten Spiel gut getan hätte.

Insgesamt gibt es 15 Gebäude pro Volk, die nach und nach freigeschaltet werden, je nachdem welche Forschung ihr betreibt. Die Erfindungen sind aber eher unhistorisch, da es sich halt um immer größere Wummen und Schilde handelt. Es gibt drei Kasernen für Nah- und Fernkämpfer sowie Reiterei. Ballisten werden wie die Schiffe vor Ort aus dem Boden gestampft und sind stationär. Einen Epochenfortschritt wie bei Rise of Nations gibt es aber nicht, da alles in der klassischen Antike um 500 v.Chr. spielt.

Spiel zu mehreren

Beim Multiplayer können bis zu acht Spieler gegeneinander im LAN oder Internet antreten. Im Web lassen sich bisweilen sogar passende Spielpartner finden, da die Server

Gebäude lassen sich praktischerweise mit Brandsätzen zerstörten, die die Soldaten lässig reinschleudern. 
praktischerweise in Anfänger, Fortgeschrittene und Strategen eingeteilt sind. Allerdings tummeln sich die meisten auf den Schlachtfeldern für Anfänger. Auch hier wird nur das Übliche geboten, da jeder ein Volk managt. Es lassen sich jedoch Teams formen, was zumindest ein wenig Abwechslung sorgt. Die Mehrspielerkarten lassen sich übrigens auch nur gegen Computergegner spielen, was es ermöglicht, mal die ganze Spielmechanik im freien Modus durchzuprobieren.

Grundsolide Kulisse

In punkto Grafik gibt es wenig auszusetzen, aber eben auch wenig zu loben. Die zoombare 3D-Welt enttäuscht nicht, aber richtig mitreißend ist sie auch nicht. Gerade grafische Leckerbissen wie Age of Empires 3 haben optisch Maßstäbe gesetzt, an die Sparta nicht einmal in Ansätzen herankommt. Es fehlt einfach an Highlights, die etwas Besonderes bieten würden. Es sieht immerhin ganz ansehnlich aus, wie die Soldaten ihre Brandsätze auf die Gebäude schleudern. Aber die wenig historische Darstellung wurde bereits oben angesprochen. Das Wasser gibt sich unnatürlich glatt, weshalb es eher an einen Spiegel erinnert, denn an die Oberfläche eines richtig wilden Elements

            

Fazit

Mit Sparta - Ancient Wars ist es wie mit der großen Masse an Echtzeit-Strategiespielen: Man kann sie zwischendurch spielen, aber niemand wird sich in ein paar Monaten noch an sie erinnern. Außerdem sollte man nicht zugreifen, wenn man besonderen Wert auf eine historisch korrekte Darstellung der Perserkriege legt. Auch Leute, die so richtig reingezogen werden möchten, sollten die Finger davon lassen, denn es bietet kaum echte Atmosphäre und auch keine glaubhaften Helden. Die Inszenierung mit den hirnlosen Dialogen und langweiligen Videosequenzen gerät ähnlich pomadig wie bei einem billigen Sandalenfilm. Was bleibt ist das bloße Spiel selbst, das natürlich relativ komfortabel spielbar ist, aber bis auf die wählbare Ausrüstung der Soldaten mit Waffen und Pferden keinerlei Neuigkeiten auf dem übervollen Markt der Echtzeit-Strategie bietet. In den auf Masse getrimmten Schlachten fällt die Neigung der Soldaten unangenehm auf, sich zu verkeilen und lange Wege nicht zu finden. Optisch gibt es Solides ohne Höhepunkte, das Wasser sieht allerdings recht unnatürlich aus. Fast ist es ein wenig schade um die Zeit, die die Entwickler in ihr letztlich belangloses Werk investiert haben.

Pro

drei Kampagnen
Einheiten ausrüsten
erbeutete Ausrüstung nehmen
Einheiten sammeln Erfahrung

Kontra

Soldaten verkeilen sich
schlechte Wegfindung
Völker spielen sich ähnlich
in Schlachten kaum Taktik gefragt

Wertung

PC

Das Echtzeit-Strategiespiel tummelt sich im Niemandsland der Kritik. Es tut niemandem weh, begeistert aber auch niemanden.

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