Rise & Fall: Civilizations at War20.06.2006, Bodo Naser
Rise & Fall: Civilizations at War

Im Test:

Kann es überhaupt noch Innovation im festgefahrenen Echtzeit-Strategiegenre geben? Es hängt letztlich von den Machern ab, ob sie etwas Neues präsentieren. Midway geht das Wagnis ein und führt in Rise & Fall: Civilizations at War die selbst steuerbaren Helden ein, mit denen ihr euch in Ego-Perspektive durch die Reihen der Feinde metzelt. Ob das wirklich das Gelbe vom Ei ist, erfahrt ihr im Test.

Antike Schönheit

In der Vorschau legten wir den Fokus auf Alexander dem Großen, dieses Mal ist Kleopatra dran, die die zweite Kampagne von Rise & Fall anführt. Beide sind zwar historische Gestalten, aber gleichzeitig auch antike Mythen. Seit sich Hollywood der ägyptischen Königin angenommen hat, wurde sie zum Inbegriff

Kleopatras Ägypter müssen sich ganz schön verbiegen, damit sie nicht unter die Knute Roms kommen.
 orientalischer Schönheit. Passend dazu leiht ihr im Spiel die deutsche Synchronsprecherin von Angela Jolie ihre sexy Stimme. Stolz und schön tritt Kleopatra auf, wobei sie aber auch ein bisschen an die klobige Xena erinnert. Das liegt nicht nur am muskulösen Körper sondern auch daran, dass sie selbst das Schwert schwingt und den Bogen surren lässt. In Wirklichkeit hat sie wohl nie eine Waffe in die Hand genommen.

Der Begriff "Niedergang" passt aber gut zu Caesars Geliebter, da sie den Schlusspunkt der Dynastie der Ptolemäer markiert. Ihr Tod im Jahre 30 v.Chr. ist das unrühmliche Ende Ägyptens als eigenständiges Königreich. Fortan war das fruchtbare Land am Nil eine Provinz des Römischen Reichs, wenn auch aufgrund des vielen Korns eine bedeutende. In ihrer Kampagne läuft es für Kleopatra besser, denn sie vermag die Römer unter Octavian mit eurer tatkräftigen Hilfe zurückzudrängen. Auch der Thronkonflikt Kleopatras mit ihrem Bruder Ptolemaios kommt vor. Dass ihr es mit der Historie bei Rise & Fall trotzdem nicht zu genau nehmen solltet, hat schon die Vorschau verdeutlicht. Auch die operettenhafte Aufmachung sowie die übertrieben anmutende Gestik in den Zwischensequenzen sollten Geschichtsfanatiker einfach übersehen. Letztlich geht es hier aber auch nicht um eine historische Simulation sondern um ein Spiel.

Kleo in Aktion

Und das unterhält auf gutem Niveau: In einer der spannenden Missionen sollt ihr z.B. in der Dunkelheit einen hinterhältigen Angriff der Römer auf einen ägyptischen Tempel abwehren, der auf einer Anhöhe auf einer Insel liegt. Ihr spielt Kleopatra, habt nur wenige Männer und müsst euch ganz auf eure speziellen Fähigkeiten verlassen - das ist eine der Passagen, bei denen ihr nur in Ego-Perspektive unterwegs seid. Normalerweise habt ihr die Wahl zwischen mittendrin und darüber. Die Römer landen mit Schiffen, aus denen sich endlose Ströme von Legionären ergießen. Gleichzeitig erbauen sie hölzerne Schleudern, mit denen sie auf den Tempel schießen. Diese müsst ihr zuerst zerstören, da sie den meisten Schaden anrichten. Das Zerschlagen der Amphoren bringt euch Ausdauer, ist der Tempel jedoch erst einmal hinüber, ist die Mission gescheitert.

Die Bedienung eurer Heldin ist mehr als simpel, denn das Schlagen geht betont einfach von der Hand. Fast ist es zu einfach, wie ihr die Kämpfer mit dem Schwert ummäht. Nur gelegentlich bleibt ihr an etwas hängen. Euren Recken könnt ihr befehlen, euch ins Getümmel zu folgen. Alexander ist eher der Nahkämpfer und Kleopatra sollte lieber den Bogen einsetzen, der nicht von Pappe ist. Er ist eine mächtige Waffe, mit der ihr sogar gepanzerte Reiter und Legionäre mit einem Schuss töten könnt. Das Zielen und Schießen funktioniert simpel und ihr könnt entfernte Ziele heranzoomen. Ihr solltet also den Nahkämpfern ausweichen und sie aus der Ferne beharken. Mit einem Mehrfachschuss könnt ihr sogar Schiffe beschießen, die Feuerkugeln auf das Heiligtum des Osiris feuern.

Ruhmsüchtige Heroen

Kleo und Alexander sind nicht die einzigen beiden Helden, es gibt auch noch Ramses, Achilles, Caesar, Germanicus, Sargon II und Nebukadnezar. Alle besitzen ganz spezielle Eigenschaften: So ist Germanicus etwa ein echtes Kampfschwein, der die Moral der Truppe hebt und ganz unrömisch den

Auch nachts geht's zur Sache: Kleopatra muss einen Tempel gegen die Übermacht der Römer halten.
Kriegshammer schwingt. Dafür ist er aber nicht gerade wendig. Mit dem historischen Germanicus, der unter Tiberius General war, hat er wie alle Helden im Spiel wenig gemein. Caesar kann das Feuer der Katapulte bündeln und kämpft mit dem mächtigen Schwert des Kriegsgottes Mars. Die fesche Kleo kann die Feinde sogar zum Überlaufen bezirzen. Alle Helden fangen bei Stufe eins und ohne die wichtige Ausdauer an, die ihr für den Sprung in die Ego-Perspektive braucht - erst ab der zweiten Stufe ist genug da. Die Ich-Passagen sind übrigens zeitlich begrenzt, damit ihr nicht am laufenden Band Heldentaten vollbringt.

Für diese erhaltet ihr Ruhm, der neben Gold und Holz die dritte Ressource darstellt. Je mehr Aufträge ihr erfüllt, Feinde tötet und Gebäude baut, desto höher steigt der Ruhm eurer Zivilisation. Auch die Einnahme von Außenposten bringt euch Ehre ein. Es gibt sogar Statuen, die euer Ansehen mehren. Sobald ihr genug Ruhm gesammelt habt, kann euer Held aufsteigen. Praktisch: Das markiert gleichzeitig auch den Sprung in eine höhere Technologiestufe, bei der ihr weitere Bauoptionen und Waffen erhaltet. So ist der rote Faden einer Mission sinnvoll mit dem Ausbau verknüpft, was für den nötigen Ansporn sorgt, alle Aufgaben erfüllen zu wollen. Ihr werdet fast so ruhmsüchtig, wie man das von einem antiken Herrscher erwartet.

                                    

Lineare Missionen

Ihr merkt schon, dass die Heldenpassagen das Salz in der Echtzeit-Strategie-Einheitssuppe sind, auch wenn sie trotz dreier Schwierigkeitsgrade noch etwas schwerer sein könnten und somit einiges an Intensität vermissen lassen. Das

Wer will es mit mir aufnehmen? Leider findet der Held nicht oft Gegner, die ihm das Wasser reichen können.
liegt daran, dass selbst die Anführer der Feinde keine echten Gegner darstellen - es kommt nie zu richtig spannenden Duellen, man metzelt sich irgendwann in eine Routine. Das ist schade, denn man hätte gerade die Dramatik in der Egosicht mit einigen Showdowns oder mehr taktischem Anspruch im Nahkampf deutlich erhöhen können. Sehr ärgerlich sind in der neuen Perspektive die technischen Fehler: Unser Held wurde öfter mal durch die Decke beschossen, weil es einfach keine Kollisionsabfrage für die Pfeile gab.

Die Missionen sind dafür sehr abwechslungsreich: Außenposten erobern, Flotten vernichten, Festungen verteidigen und befestigte Städte belagern. Obwohl natürlich auch die übliche Echtzeit-Aufbauarbeit gefragt ist, wird es dennoch nicht so schnell langweilig. Leider gibt es aber meist nur einen Lösungsweg, da die Missionen oft streng linear aufgebaut sind. Nur selten führen Nebenwege zum Erfolg.

Trial & Error

Dass nicht alles an Rise & Fall gelungen ist, merkt ihr in der ersten Mission von Kleopatra, wo noch viel Ausprobieren angesagt ist. Ihr sollt einen Bogenplatz halten, bis ein königliches Schiff eintrifft, das euch abholt. Das ist eigentlich eine

Bisweilen ist zu Beginn nicht ganz klar, was ihr eigentlich tun sollt.
Aufgabe für Herkules, da die Römer zahlenmäßig haushoch überlegen sind. Um zu wissen, was ihr tun müsst, müsst ihr die Mission mindestens vier Mal gespielt haben. Wisst ihr nicht, wohin es geht, werft ihr eure wenigen Truppen dem Feind entgegen und sie werden von den Römern aufgerieben. Wieso erfahrt ihr nicht gleich, wohin die Königin muss, um abgeholt zu werden? Weiß sie etwa den Weg zum Hafen in ihrer eigenen Stadt nicht?

Zudem macht euch die Wegfindung der eigenen Einheiten zu schaffen, die nicht immer vom Feinsten ist. Insbesondere die Belagerungsmaschinen haben ihre Probleme in engen Passagen, wo sie oft sinnlos umherirren. Bisweilen blockieren sich auch die Bauern beim Einsammeln von Rohstoffen. Auch große Verbände von Reitern verfransen sich oft und kommen dann nacheinander in Häppchen an. Die Voreinstellung der Bogenschützen ist nicht gelungen, da diese auf "aggressiv" gestellt sind und vorstürmen. Da sie in vorderster Front nichts ausrichten, macht sie der Feind schnell nieder. Ihr müsst sie umständlich von Hand auf "Position halten" stellen, damit sie die Römer von oben mit einem mit einem Pfeilhagel eindecken. Schön ist wiederum, dass die Truppenbewegungen von der einheitlichen Marschgeschwindikeit profitieren: So können Speerkämpfer und Reiter als geschlossener Verband zum Feind ziehen. Falls ihr diesen Komfort nicht wollt, könnt ihr ihn auch in den Optionen abschalten - das sollten alle Echtzeit-Strategiespiele anbieten!

Antike Seegefechte

Die große Stärke des Spiels liegt im Seekampf - hier kann kein Konkurrenztitel mithalten. Immer wieder kommt es zum Aufeinandertreffen von Schiffen, denen eine dreifache Funktion zukommt: Beim Rammen von anderen Booten, dem Beschießen von Gebäuden

Nahansicht eines Kampfes auf See: Die Ägypter entern über eine Planke ein Schiff der Römer.
 an Land und als schwimmende Kaserne für Landungsoperationen. Durch die Ausbildung eines Matrosen, legt ihr die Rolle des Schiffs fest. Ihr könnt dann Entern wie die Römer, um sie für euch zu nehmen. Dazu müsst ihr wie auf Land gegen die Besatzung kämpfen. Wem das zu mühsam ist, der kann auch versenken. Bildet ihr einen Trommler aus, so könnt ihr besser Rammen, was die Technik war, auf die Karthager und Griechen setzten. Nur die größten Pötte können Katapulte an Bord nehmen. Die Matrosen reparieren auch Schäden an Bord.

Die Seeschlachten sind nicht nur Rome überlegen, sondern auch allen anderen historischen Echtzeit-Strategiespielen. Zwar funktioniert das Rammen nicht immer, wie ihr euch das vorstellt und das Versenken dauert etwas, anstatt das Schiff gleich in Stücke zu reißen, aber die Funktionen der drei Schiffstypen -Galeere, Bireme und Trireme- überzeugen einfach. Ihr bestimmt, was euer Schiff machen soll: Versenken, entern oder Schiffskaserne. Darüber hinaus überzeugt, dass ihr jedes Ziel an Bord einzeln beschießen und auch jedem Soldaten einzeln Befehle erteilen kann. So könnt ihr nicht nur das Schiff als Ganzes anwählen sondern auch jeden Matrosen und den Helden, was neue taktische Möglichkeiten eröffnet.

Übliche Massenschlachten

Die Landschlachten sind leider nicht so einfallsreich und spannend wie jene auf dem nassen Element, denn hier wird nur die übliche Strategenkost geboten. Das ist nicht schlecht, aber eben nicht neu und aufregend. Ihr könnt die bekannten

Bei den Massenschlachten entscheidet meist die Zahl der Krieger und nicht das taktische Geschick.
Einheiten wie Schwertkämpfer, Lanzenstreiter, Bogenschütze und Reiter zu größeren Verbänden zusammenfassen, die sich mit Ziffern versehen lassen. Es gilt das übliche Stein-Schere-Papier-Prinzip, wonach jede Einheit besonders gut geeignet ist, eine andere zu bekämpfen, aber auch ihren Meister findet. So sind Reiter gut gegen Schützen und werden von Lanzenträgern bekämpft.

Die Zahl der 80 Einheiten ist begrenzt, wobei die Stufe eurer Stadtzentren und die Tempel eine Rolle spielen. Bei den Einheiten spielt die Moral eine große Rolle, die sich durch Training mit den Helden steigern lässt. Bildet ihr von eurem Ruhmkonto einen Heiler oder Zenturio aus, so könnt ihr die Einheiten verbessern, was den meisten an ihrer Ausrüstung im Felde auch anzusehen ist. In den Schlachten gibt es keine Geländevorteile, so dass Bogenschützen von einer erhöhten Stelle nicht mehr Schaden anrichten. Die Formation, die die Soldaten von alleine bilden, hat keine Bedeutung. Leider formieren sich nicht wie bei Rise of Nations verschiedene Typen zu einer Einheit. Die Bauern errichten Belagerungsmaschinen wie den Rammbock, mit denen ihr das Tor einreißen könnt

                 

Beratertätigkeit

Auch die Aufbauarbeit ist nicht sonderlich prickelnd, da sie im Grunde nur das aus anderen Echtzeit-Strategiespielen Bekannte bietet. Es gibt die typischen

Wenn die Truppen nicht reichen, müsst ihr oft trockene Aufbauarbeit verrichten, um ein Ziel zu erreichen. 
 Gebäude wie Kaserne, Reitstall, Bogenplätze, Tempel und Türme, die ihr in Windeseile errichtet. Sobald ihr ein Gebäude baut, strömen die Arbeiter zusammen und ziehen es hoch. Würde das Laden der Spielstände auch so schnell gehen, könntet ihr zufrieden sein. Ganz praktisch ist ferner, dass die Türme und Kasernen automatisch mit Bogenschützen ausgerüstet werden, so dass sie nicht ganz schutzlos sind - das erspart lästiges Mikromanagement. 

Es gibt aber auch einen kleinen innovativen  Lichtblick: die Einstellung der Berater, die eure ganzen Nation Vorteile bringen. Ihr müsst allerdings Ruhm dafür investieren, um etwa einen Brauer zu haben, der noch mehr Moral bringt. Einer sorgt dafür, dass sich Gebäude automatisch reparieren, was für Belagerte gut ist. Auch ein Redner könnte ähnliche Dienste abliefern, allerdings nur für die Griechen. Denn die Berater sind spezifisch für jede Zivilisation angelegt. Es kommen auch neue hinzu, wenn ihr zu einer höheren Stufe aufsteigt.

Multiplayer

Außerhalb der Kampagne gibt es noch den freien Modus, bei dem ihr mit einer der vier Völker -Griechen, Ägypter, Römer und Perser- gegen den Computer antreten könnt. Auch hier ist wieder Bautätigkeit angesagt, auch wenn ihr euch die Helden selbst kaufen könnt. Wem das nicht reicht, der kann mit dem beiliegenden Editor eigene Missionen basteln und sogar einen Feldzug zusammenstellen. Dass ihr Feldzüge herunterladen könnt, legt die Annahme nahe, dass die Entwickler in Zukunft vielleicht noch mehr liefern werden.

Im Multiplayermodus könnt ihr über LAN und Internet (Direktverbindung und GameSpy) mit anderen spielen. Bis zu acht Spieler dürfen mit dem Volk ihrer Wahl auf zahlreichen Karten mit ganz unterschiedlichem Gelände gegeneinander antreten - natürlich auch auf dem Meer. Eine Karte symbolisiert z.B. Kreta mit bergigem Hinterland, das vor Attacken schützt, und einem Strand zum Bau von Schiffen. Beim Multiplayer ist Aufbauarbeit gefragt, denn nur wer eine funktionierende Siedlung hat, die genug Soldaten abwirft, wird gewinnen.

Eine weitere wichtige Änderung im Vergleich zum Solospiel ist erwähnenswert: Beim Multiplayer steigt die Ausdauer der Helden kontinuierlich an, so dass ihr nicht auf Ausdauer-Amphoren angewiesen seid, was euch mehr Heldeneinsätze erlaubt. Ein teamorientierten Modus existiert ebenfalls, bei dem ein Spieler die Zivilisation managt und der andere die vom Held begleitete Armee in die ruhmreichen Schlachten führt. Hier spielen auch die Außenposten eine Rolle, es gibt sogar einen eigenen Modus, in dem man Türme & Co einnehmen muss.

Antike Kulisse

Grafisch kann Rise & Fall zwar nicht mit der Genrespitze gleichziehen, was vor allem die wenig geschmeidigen Animationen sowie die Texturierung der Gebäude betrifft, aber es bietet sowohl von oben als aus der Nahsicht eine ansehnliche Kulisse mit bewegten Bäumen und echten Schatten. Es gibt

Obwohl die Grafik nicht zum Allerfeinsten gehört, hält das Spiel trotzdem optische Highlights bereit.
Massenschlachten zu Lande und Kämpfe auf See, deren Wellen und Gischt überzeugend dargestellt werden. Hier sorgen nicht nur Effekte wie Brandpfeile, Rauch und Explosionen für Atmosphäre, auch der Sound ist hier ganz auf das Schlachtgeschehen ausgerichtet: Da knarrt die Planke, die Soldaten rufen und die Pfeile surren. Die Enterhaken fliegen hinüber, dann kommt das Kommando "Zieht!" und das Schiff wird zum Entern herangezogen. Es stößt allerdings auf, dass die Pfeile wie von Geisterhand durch die Decke gehen.

Das Design der Tempel, Mauern und Paläste sieht aus, wie ihr es in einem Abenteuerfilm aus den fünfziger Jahren erwartet. Für Leute, die auf opulente Ausstattung im Stil eines Sandalenfilms stehen, genau das Richtige - für Geschichtsfanatiker eher ein Graus. Etwas weniger überzeugen auch die Belagerungsmaschinen, deren Wracks im Geisternebel verschwinden, wenn ihr sie zerstört habt. Auch wenn in der Ego-Perspektive manches eckiger wirkt und das Feuer an Partikelfreude vermissen lässt, braucht sich Rise & Fall nicht hinter einem durchschnittlichen 3D-Actionspiel verstecken, zumal ihr stufenlos zoomen dürft. Die gute Sprachausgabe ertönt nicht nur bei Helden in den Zwischensequenzen, die übrigens durchweg professionell besetzt sind, sie ist auch zu finden, wenn ihr einen Soldaten anklickt: Er meldet sich dann auf Deutsch bei euch mit seinem Rang.

            

Fazit

Obwohl es derzeit eigentlich zu heiß ist, um epische Strategiespiele zu zocken, und zusätzlich Biergarten und WM locken, hat mich Rise & Fall immer wieder für eine Schlacht zwischendurch gewonnen. Zwischen zwei WM-Spielen oder spät abends, wenn es kühler ist, habe ich als Kleopatra die Römer aus Ägypten vertrieben. Obwohl der neue Helden-Modus in Sachen Dramatik und Anspruch nicht restlos begeistern kann, hat er mich immer wieder ins Getümmel gelockt. Die zeitliche Begrenzung sorgt immerhin dafür, dass ihr euch nicht die ganze Zeit in Egosicht durch die Gegner metzelt, denn ihr seid fast unbesiegbar. Trotzdem bin ich richtig ruhmsüchtig geworden, da ohne die dritte Ressource gar nichts geht: Ohne Ehre kein Aufstieg des Helden, kein Fortkommen des Volkes. Richtig überzeugend sind die packenden Seeschlachten, da ihr dabei die Rolle eurer Flotte bestimmt. Enttäuschend fällt allerdings der konservative Aufbaupart sowie die Feldtaktik aus: Stadt aus dem Sand stampfen, Soldaten ausheben, Masse statt taktische Klasse in den Kämpfen. Die Kulisse im Stile eines Sandalenfilms erreicht zwar nicht die Genrespitze, aber gerade auf hoher See ist das Spiel sehr ansehnlich. Und die Mängel sind in den Momenten vergessen, wenn ich in voller Rüstung samt Armee vor dem Tor einer Stadt stehe und den Angriffsbefehl erteile. Rise & Fall kann zwar keine Zeichen setzen, aber wagt etwas Neues und unterhält mich insgesamt auf gutem Niveau.

Ich werde mit Rise & Fall nicht so warm wie Bodo. Der Genremix unterhält mich gerade mal auf befriedigendem Niveau, kann mich nicht wirklich fesseln. Von der Konzeption her war da wesentlich mehr drin: Es ist ja lobenswert, dass Midway mit dem kämpfenden Helden frischen Wind in die Strategie-Welt bringen will. Aber mir gefällt der Actionmodus nicht in seiner Umsetzung: Es ist mir auf Dauer einfach zu langweilig, mich mit einem übermächtigen Helden durch die Feinde zu metzeln. Hätte man bloß etwas mehr Kampftatktik, etwas mehr Dramatik und Bosskampfstimmung in der Schultersicht vermittelt! Was anfangs aufgrund des frischen Spielgefühls Spaß macht, nutzt sich auf Dauer aufgrund der fehlenden Intensität ab. Auch zu Lande wird es sehr gewöhnlich: Obwohl das Team einige kleine Finessen wie die einheitliche Marschgeschwindigkeit oder das Ausbilden der Truppen im Feld serviert, gibt es auch viele ärgerliche Fehler wie die störrische Wegfindung, die für Pfeile durchlässigen Dächer oder das wirklich lethargische Gegnerverhalten. Das herausragende Merkmal ist allerdings der Seekampf: Hier zeigt Rise & Fall der Konkurrenz tatsächlich, wie spannend und vielfältig maritime Schlachten sein können.

Pro

+ neuer Heldenkampf in Ego-Sicht
einige spannende Missionen
vielseitige Seegefechte
komfortable Handhabung
Ruhm als motivierender Rohstoff
Berater einstellen
einheitliche Marschgeschwindigkeit
opulente Massenschlachten
viele Zwischensequenzen
bekannte und gute Sprecher
stimmungsvoller Schlachtensound
Feldzugs- & Szenario-Editor

Kontra

Story nur durchschnittlich
Heldenkampf zu anspruchslos
viel Trial&Error, unklare Missionsziele
nur gewöhnliche Aufbauarbeit
wenig anspruchsvolle Feldtaktik
Probleme bei der Wegfindung
Dialoge nicht lippensynchron
Pfeile schießen durch Dächer
meist linearer Lösungsweg

Wertung

PC

Der innovative Heldenmodus ist besser eingefügt, als ich dachte.

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