EverQuest 2: Die Wüste der Flammen21.10.2005, Sebastian
EverQuest 2: Die Wüste der Flammen

Im Test:

Flirrende Hitze. Sand, so weit das Auge reicht. Fliegende Festungen, versunkene Städte und modrige Grüfte - für den einen der Stoff aus dem Alpträume sind, für Abenteurer Anreiz die Waffen zu schärfen und die Rüstungen aus dem Keller zu holen. Ob Sony mit seinem Add-On Wüste der Flammen das Feuer der Spieler von Everquest 2 erneut entzünden kann?

Teppich im Wüstenland

Die Ankunft auf der Insel Ro ist beeindruckend schön und gleich von Beginn an wird der geneigte Abenteurer mit Aufgaben überhäuft. Piraten, Wüstenspinnen, Zyklopen, Harpyien und allerlei Untote warten nur darauf, gejagt zu werden. Und dann

Orientalisches Flair dominiert die pompöse Kulisse der Erweiterung.
erst der erste Teppichflug in die Stadt Maj´Dul - ein Augenschmaus. Überhaupt bieten Stadt, Monster und Umgebung einen herrlichen Anblick. Und in den versunkenen Städten spürt man die Pracht der Kulisse: imposante Säulen, blubbernde Wasserfälle mit grünem Inhalt - seien wir froh, dass Geruch noch nicht simuliert wird.

Die Wüste der Flammen bietet eine gelungene Mischung aus orientalischen Märchen und ägyptischen Einflüssen. Doch hier beginnt auch die erste Kritik, denn Sony hat es mit dem Add-On nicht geschafft, das orientalische Flair auch für den Charakter wirklich auszunutzen: Es gibt keine passenden Rüstungen oder Waffen, kein neues Design und erst mit einem Update wurde wenigstens die Farbe der neuen Rüstungen variiert. Dabei wäre ein neues Designset wünschenswert gewesen.

Ärger in der Metropole

Vorsicht ist geboten in der Wüstenmetropole Maj´Dul - nicht jeder Bewohner ist einem freundlich gesonnen. Und wer sich erst einmal für eines der drei Kalifate (der Klinge, der Münze oder der Treue) entschieden hat, der sollte den Wachen der anderen zwei Kalifate aus dem Weg gehen. Zum Glück ist diese Wahl nicht endgültig, denn Sony hat mit dem Add-On ein Fraktions-System eingeführt bzw. das rudimentär vorhandene verbessert. Was einen beliebt bei den einen macht, verärgert die anderen. Wer will, darf sogar für das eigene Kalifat die Wachtürme in der Stadt einnehmen und damit die Präsenz der Wachen in der Stadt beeinflussen.

Bisher war es in EverQuest II nicht möglich, die eigenen Fähigkeiten gegeneinander zu testen, doch mit Wüste der Flammen kommen gleich zwei neue PvP-Elemente ins Spiel: Zum einen gibt es die klassischen Duelle, in denen zwei Spieler im gegenseitigen Einverständnis einen Kampf austragen. Wer will, kann sogar eine Wette abschließen und der Sieger erhält dann das eingesetzte Geld oder die Gegenstände.

   

Zum anderen gibt es nun eine Arena in Maj´Dul, in der die Spieler gegeneinander kämpfen können. Dabei stehen neben dem klassischen "Jeder gegen Jeden" auch Gruppenkämpfe zur Auswahl, bei denen die gegnerische Flagge erobert oder

Auf dem Weg durch die Wüste kann es zu Begegnungen der riesenhaften Art kommen...
eine Statue zerstört werden muss. Wahlweise treten dabei die Spieler mit ihren Figuren an oder können Stellvertreter, so genannte Champions, in den Ring schicken. Diese sind teilweise käuflich zu erwerben oder winken als Belohnung für das Lösen von Aufgaben.

Inkonsequente Philosophie

Und hier zeigt sich der nächste lose Faden des Add-Ons: das Fraktions-System wird nicht bis zum Ende ausgenutzt. Gerade in Zusammenspiel mit der ebenfalls neuen Arena hätte man hier deutlich mehr herausholen können. Die Arena ist wirklich nur ein Spaß für zwischendurch, aber irgendeinen Sinn hat es nicht. Hier hätte es auf der Hand gelegen, für sein eigenes Kalifat gegen andere Spieler und Gilden in den Ring steigen zu können. Oder wie wäre es mit einer Rangliste oder wenigstens Titeln oder einem Pokal für die eigenen vier Wände? Auch hier hat Sony gut angesetzt und dann kurz nach dem Start abgebrochen.

Fast ebenso undurchdacht wirken an vielen Stellen die Belohnungen für die neuen Aufgaben. Hier herrscht eine leichte Schieflage zwischen den aufregenden und ganz hervorragenden neuen Aufgaben und der Belohnung, die einem an Ende erwartet. Die neuen Aufgaben erzählen schöne Geschichten um Verlust, Verrat und Verschwörungen und beschäftigen selbst fleißige Spieler mehrere Tage und Wochen. Doch oft steht am Ende ein trauriges Gesicht, wenn nach Hektolitern Schweiß und Blut als Lohn nur ein mittelmäßiger Gegenstand oder ein paar lumpige Goldstücke winken. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die Verantwortlichen für die Belohnungen zu wenig mit den Leuten reden, die die Aufgaben konzipieren.

Deutsche Sprache?

Ein leidiges Thema muss man ansprechen: Die Lokalisation, die auch mit dem Add-On leider nicht besser wird. Noch immer enttäuscht das Spiel mit einer bunten Mischung aus deutschen und englischen Texten bei Aufgaben, Handwerksrezepten und Zauberbeschreibungen. Ebenso brechen die deutschen Texte oft mitten im Satz ab - bei Aufgaben häufiger vor den entscheidenden Hinweisen. Über Rostoffen mit Namen "/{25341get}mein Herr/get" kann man schon nicht mehr lachen. Sony verspricht seit Erscheinen von Everquest 2 Nachbesserung, die auch in kleinen Brocken kommt - oft werden aber dabei bereits erfolgte Übersetzungen wieder zurück übersetzt. Leider ist Sony auch nicht einsichtig und erlaubt deutschen Spieler eine freie Sprachwahl. 

Fazit

Orientalisches Flair, düstere Katakomben, spannende Abenteuer, PvP-Kämpfe - Sonys Wüste der Flammen ist eine ansehnliche und vom Ansatz her gute Erweiterung. Leider man merkt an allen Ecken und Enden, dass sowohl Everquest 2 als auch die neuen Gebiete eine große, wenn auch wunderbar anzuschauende Baustelle bleiben: eine katastrophale Lokalisierung, undurchdachte Questbelohnungen sowie viele ungenutzte Möglichkeiten - all das trübt den pompösen Ersteindruck. Es gibt viele interessante Ideen, die letztlich nicht konsequent genug umgesetzt wurden, um euphorisch zu stimmen. Trotzdem: Für alle, die bisher Spaß mit Everquest 2 hatten, ist die Wüste der Flammen natürlich ein Muss. Wer jetzt erst mit Everquest 2 beginnt, hat mit dem Hauptspiel erst einmal genug zu tun.

Pro

schöne neue Gebiete und Dungeons
Fraktionssystem
PvP-Komponenten
sehr viele spannende neue Aufgaben

Kontra

Lokalisierung schlecht
zu wenige neue Grafiken für Waffen/Gegenstände/Rüstungen
Verhältnis zwischen Aufwand und Belohnung für Aufgaben teils schlecht
gute Ideen nicht konsequent zu Ende gebracht

Wertung

PC

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