Startopia02.07.2001, Bodo Naser
Startopia

Im Test:

In Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum schwebt eine kreisrunde Raumstation durch den Orbit, die sich zu Walzerklängen dreht, um auf diese Weise künstliche Schwerkraft zu erzeugen. Sicher habt Ihr Euch auch schon immer gefragt, was wohl der Hausmeister auf einer solchen Spacestation so alles zu tun hat? Vielleicht wolltet Ihr auch einfach nur einmal Manager dort sein - Unterkünfte bauen, Arbeitskräfte einteilen und für die Versorgung der Bewohner sorgen? Dann jedenfalls seid Ihr beim neuesten Produkt aus dem Hause Eidos richtig - dem 3D-Aufbauspiel Startopia (ab 16,70€ bei kaufen). Mehr dazu in in unserem großen Test.

In Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum schwebt eine kreisrunde Raumstation durch den Orbit, die sich zu Walzerklängen dreht, um auf diese Weise künstliche Schwerkraft zu erzeugen. Sicher habt Ihr Euch auch schon immer gefragt, was wohl der Hausmeister auf einer solchen Spacestation so alles zu tun hat? Vielleicht wolltet Ihr auch einfach nur einmal Manager dort sein - Unterkünfte bauen, Arbeitskräfte einteilen und für die Versorgung der Bewohner sorgen? Dann jedenfalls seid Ihr beim neuesten Produkt aus dem Hause Eidos richtig - dem 3D-Aufbauspiel Startopia. Was von dem neuen Job als Stations-Verwalter zu halten ist, und ob es sich gar lohnt, das Game zu erwerben, das erfahrt Ihr in unserem großen Test.

Story

Die Handlung von Startopia erinnert ein wenig an die Geschichte um die Raumstation Deep Space Nine aus der gleichnamigen Fernsehserie: Nach einem furchtbaren, interstellaren Krieg zwischen hochgerüsteten Außerirdischen sind fast alle bewohnbaren Himmelskörper ausgelöscht worden. Nur noch eine kleine, donutförmige Raumstation namens Startopia ist als heruntergekommene Heimstatt für die Aliens übrig geblieben. Es ist nun an Euch, in dieser Stunde Null als Administrator diese Station wieder auf Vordermann zu bringen, um so eine heimelige Wohnstätte für die E.T.s zu schaffen.

Gameplay

Zu Beginn der Spiels könnt Ihr - nachdem Ihr Euer Profil eingegeben habt - entscheiden, ob Ihr lieber verschiedene, hintereinander laufende Einzelspieler-Missionen (so z.B. der Betrieb eines intergalaktischen Krankenhauses) oder im Sandkasten, sprich: im freien Modus, spielen wollt. Witzigerweise geleitet Euch von nun an der recht sarkastische Computer VAL - eine der Anspielung auf 2001 (HAL) - durch die Missionen. Eine Kampagne sucht man bei Startopia jedoch vergebens. Aber es gibt ein einfaches Tutorial, wo "Greenhörner" das Spiel kennen lernen können.

Im Verlauf des Spiels lenkt Ihr nun die Geschicke der Raumstation und versucht, üblicherweise über eines von drei Decks, Einfluss auf das Treiben an Bord zu nehmen. Die erste und wichtigste Ebene stellt das Technologiedeck dar. Hier wird mit Hilfe von Konstruktionen und Einrichtungen die Produktion (Nahrungsmittel, Geräte) gesteuert, die Bewohner versorgt und Forschung betrieben. Es gibt dort Frachträume, wo Ihr Eure Waren lagern könnt. Außerdem kommen hier außerirdische Besucher an der Anlegebucht der Station an. Sogar einen riesigen Raumhafen für Handelsschiffe könnt Ihr bauen.

Das zweite Deck ist das Vergnügungsdeck, auf dem sich Wohnungen und öffentliche Einrichtungen (z.B. Kiosk, Hotel) der Bewohner befinden. Hier macht wie üblich der Ton die Musik, denn mit Art, Einrichtung und Umfang der Behausungen bestimmt Ihr auch die Alien-Bewohner, die dann zu Euch kommen, und diese bestimmen bekanntlich wieder das Wohnumfeld.

Insgesamt gibt es mehr als 40 Gebäude und Einrichtungen, durch die ihr die Infrastruktur Euer Station verbessern könnt (von der winzige Stehlampe über den Waschautomaten bis hin zur vollständigen Krankenstation). Schließlich gibt es noch das Bio-Deck, auf dem Ihr eine künstliche Landschaft gestaltet, die als landwirtschaftliche Fläche genutzt wird und zugleich auch der Erholung der Bewohner dient. Dort könnt Ihr dann - vergleichbar etwa einem Editor - ganz nach Belieben stundenlang das Land heben und senken, Wasserflächen hinzufügen, den Boden bewässern oder trocknen lassen und erwärmen bzw. kälter machen. Die ganze Station ist übrigens in bis zu 16 Sektoren aufgeteilt, die durch Schleusen getrennt sind und die es nacheinander von Konkurrenten zu erobern gilt.

Wichtig im Spielverlauf ist das Management der Bewohner - der Aliens und Droiden. Einfach ist dies mit den Droiden der Marke Scuzzer, die entsprechend der Konstruktionen einfach ausgepackt werden und schon betriebsbereit sind. Sie bauen und reparieren nun rastlos für Euch bis ihre Akkus so leer sind, wie der Blutweinbecher eines durstigen Klingonen, und neu aufgeladen werden müssen.

Anders ist das mit den vielfältigen Aliens, die in neun verschiedenen Rassen auftreten: Die ziemlich tumben Salzferkel beispielsweise, die gut als Arbeiter im Recyclinghof taugen. Oder die obligatorischen Grauen, die Eure Krankenstation in Schuss halten. Ferner die wuchtigen Kasvagorianer, die perfekte Kämpfer sind. Alle diese Aliens haben individuelle Eigenschaften, die als Bewohner dann ihre Verwendung bestimmen.

Doch zunächst müssen sie mittels Energie, die in Startopia die Währung darstellt, angeworben werden, wenn sie auf die Station kommen. Zusätzlich brauchen sie noch Nahrung, einen Schlafplatz und Vergnügungen, um richtig glücklich zu sein - viel Arbeit also für Euch als Verwalter. All das könnt Ihr für jedes Alien individuell im Außerirdischenmenü ablesen, ja sogar einen eigenen Namen haben die Kleinen!

Sollte die Station - natürlich nur dank Eurer Führungsqualitäten - einen Überschuss an Waren produzieren, so könnt Ihr versuchen, diese mit Hilfe des Handelsmenüs gegen Energie an die interstellare Kaufmannschaft zu verkaufen. Das gelingt nicht immer, da die Kaufleute nicht immer jede Ware haben wollen und die Preise manchmal bescheiden sind, aber oft lässt sich so ein gutes Geschäft machen. Im Gegenzug könnt Ihr dann auch Waren kaufen - Baupläne, Nahrung, Medizin oder Genussmittel wie Schleimwein etwa für Eure Alien-Bewohner. In unregelmäßigen Abständen kommen nach dem Zufallsprinzip Händler zu Euch, die Euch dann Schnäppchen, wie z.B. mehr oder minder preiswerte Droiden, anbieten.

Die Spielsteuerung durch die 3D-Welt der Raumstation ist zwar wie das ganze Spielkonzept ausgefallen, jedoch auch nicht immer ganz unproblematisch. Funktioniert beispielsweise das Scrolling nach oben und unten und der Kameraschwenk noch weitgehend flüssig und ohne Probleme, so ist spätestens beim Zoomen für die unter Euch ohne Wheelmouse Schluss. Denn ohne diese ist das Spiel nur mit einiger Mühe (mittels Tastenkombination) spielbar.

Ferner verfügt Startopia zwar über zahlreiche Menüs (z.B. Baumenü, Managementmenü, Alienmenü) und über eigenes Übersichtsmenü, wo ihr etwa Eure Beliebtheit, Energieeinnahmen und die Beziehungen zu Konkurrenten ablesen könnt, genügend Statistiken fehlen aber. Um die Übersichtlichkeit im Gewusel der Station zu verbessern, wären hier ein paar Übersichten, Diagramme und Listen mehr Gold gewesen. So jedenfalls müsst Ihr immer mühsam selber nachschauen, ob alle Stationen besetzt sind, die Quartiere nicht überfüllt und ob Eure Scuzzer auch fleißig den Müll wegräumen.

Kämpfe

Selbst in einem eigentlich so friedlichen Spiel wie Startopia stößt Euer Wachstum irgendwann an Grenzen. Sofern es sich lediglich um die Grenzen zu Euren Nachbarn und Konkurrenten handelt, kann dem abgeholfen werden - freilich nur durch feige Aggression! Wem das alles schon wieder zu martialisch ist, der möge weiter dröge auf seinem Bio-Deck vor sich hin basteln - alle anderen aber aufgepasst: Kämpfe laufen wie alles im Spiel in Echtzeit ab.

Zuerst müsst Ihr also mit Euren Polizei-Scuzzern die lästige Schleusen-Türe zum Nachbarn aufknacken. Dann stellt Ihr am besten ein paar von den kasvagorianischen Sicherheitsleuten hinter dem sich öffnenden Schott auf und wartet, bis die hirnlosen Horden des Feindes heranstürmen. Und schließlich schaut Ihr dann genüsslich zu, wie Eure kleine Streitmacht dem Feind so richtig mit ihren Lasern einheizt. Noch schnell mit den Scuzzern eine rote Birne deaktivieren, und schon habt Ihr einen brandneuen Sektor zum Bebauen.

Wichtig beim Aufmarsch Euer Streitkräfte sind Sammelpunkte, die Ihr frei setzen dürft und mit deren Hilfe Ihr Eure Truppen indirekt durch die Sektoren steuern könnt. Außerdem könnte Ihr den einzelnen Feinden noch Prioritäten zuordnen, um so dafür zu sorgen, dass auch der richtige Gegner zu richtigen Zeit fällt. Zwar ist Startopia sicher eher ein Aufbauspiel als eine Taktiksimulation, aber die Kämpfe sind durchaus spannend und actionreich und zudem für eine Expansion unerlässlich. Wollt Ihr Euren Gegner hingegen nur schädigen, so reicht auch eine Sabotageaktion, die Ihr mit Spionen durchführen könnt.

Grafik/ Atmosphäre

Startopia ist - wie bereits erwähnt - gänzlich vom Charme des Ausgefallenen umgeben. Spielkonzept, Grafik und Steuerung von den Entwicklern Mucky Food sind mutig, innovativ und, was selten genug ist, auch sehr witzig. Was besonders gefällt: Das ganze Spiel ist angefüllt mit Anspielungen und Seitenhieben auf das Science-Fiction-Genre.

Schon im Vorspann beispielsweise begegnet Euch ein Affe, der von einem wohl bekannten, schwarzen Monolithen einen Donut erhält, den er dann, wie seinerzeit einen Knochen, in den Himmel wirbelt und der dann zur Raumstation wird. Auch einige der Aliens sehen fast so aus, als wären sie direkt aus Filmen wie Star Wars oder Mars Attacks entnommen. Und an den exzentrischen Aussprüchen von VAL hätte wohl auch der erst kürzlich verstorbene "Handtuchträger" und Autor Douglas Adams seine Freude.

Die schicke Grafik ist sicher ein großes Plus von Startopia. Ganz in 3D, farbenfroh und ausgefallen wie überhaupt das gesamte Game kommt sie daher und ist dabei auch noch detailverliebt bis fast zum Exzess. Bei Startopia könnt Ihr ruhig hemmungslos bis zum einer Detailfülle heranzoomen, bei der andere 3D-Engines (wie etwa das hochgelobte Black & White) bereits ziemlich pixelig um die Nase wirken.

Sound

Der Sound von Startopia ist schlicht gesagt passend: Die Musik im Hintergrund ist futuristisch wie das ganze Ambiente und - wie stets - Geschmackssache. Die Geräuschkulisse jedenfalls wartet mit der ganzen Klaviatur an Quietsch-, Pfeif- und Piepstönen auf, die Euch alle noch aus der ersten Staffel von Star Trek bekannt sind. Auch die Stimme von VAL passt gut und unterstützt nur den leicht sadistischen Eindruck, den diese Maschine hinterlässt.

Multiplayer

Im Multiplayer-Modus können bis zu vier menschliche Gegner miteinander spielen. Übers Internet oder lokale Netzwerke können diese im Sandkasten (freier Modus) gegeneinander um die Herrschaft auf der Raumstation kämpfen. Hierbei können wie üblich zahlreiche Einstellungen für die Multiplayer-Partie vorgenommen werden, welche die Schwierigkeit der Bedingungen bestimmen.

Pro:

  • innovatives Spielkonzept
  • teils witziges Stations- und Einheiten-Management
  • komplexe Missionen
  • intuitive Steuerung
  • bunte 3D-Grafik
  • Detailreichtum
  • witzige Anspielungen auf Science-Fiction
  • Contra:

  • keine Kampagne
  • keine richtige Rahmenhandlung
  • teils mühsame Steuerung
  • wenig Statistiken
  • Vergleichbar mit:

    Dungeon Keeper, Theme Park Manager

    Fazit

    Startopia ist ohne Zweifel ein reinrassiges, innovatives und schnörkelloses Aufbauspiel in 3D: Spielkonzept, Grafik und Spielwitz überzeugen einfach! Auch für ausreichende Langzeitmotivation ist aufgrund der Komplexität des Strategiespiels bestens gesorgt. Somit kann Startopia problemlos auch mit den besten Spielen des Genres mithalten. Der ganz großer Wurf gelingt dem Entwicklerteam Mucky Food jedoch nicht, denn dazu fehlt dem Game auch eine mitreißende Story, die sich mittels Kampagne wie ein roter Faden durch ganze Spiel zieht. Trotz dieser Schwäche könnt Ihr beim Geheimtipp Startopia jedoch bedenkenlos zugreifen!

    Wertung

    PC

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    Kommentare

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