Sacred 2: Fallen Angel15.10.2008, Mathias Oertel
Sacred 2: Fallen Angel

Im Test:

Da arbeitet man mit Hochdruck auf den Erscheinungstermin eines Titels hin, versammelt die Aufmerksamkeit der interessierten Spieler - und dann? Dann tritt urplötzlich der schon lange vermutete Nachfolger der langjährigen Genre-Referenz auf den Plan und stiehlt dem Hauptdarsteller die Show. Aber vielleicht gelingt es Ascaron mit Sacred 2 ja doch, die Hack&Slayer von Diablo 3 abzulenken? Andererseits: Mit einem 480 MB großen Patch am Veröffentlichungstag scheint schon im Vorfeld einiges schief gelaufen zu sein...

Kein Risiko, kein Spaß?

Machen wir uns nix vor: Im spielerischen Kern ist Sacred 2 so konservativ wie die Republikaner aus dem amerikanischen Bible Belt. Das hatte sich in den letzten Versionen bereits angedeutet und das hat sich in der finalen Variante bewahrheitet. Das muss per se nicht schlecht sein, denn immerhin hat der Vorgänger auch nicht mehr, aber bei weitem auch nicht weniger typische Klick&Blöd-Kämpfe sowie einen unglaublichen Sammeltrieb geboten.

Und auch wenn Diablo 2 immer noch als Genre-Vorreiter gehandelt wird, gab es in der Zwischenzeit einige Vertreter, die viel versprechende Ansätze boten. Das weitestgehend unbeachtete Avencast z.B. konnte mit einem interessanten Kampfsystem neugierig machen, das z.B. die Position zum Gegner einbezieht und führte rudimentäre Rätsel ein.

Sacred 2 überzeugt visuell auf breiter Front. Doch außer den nervenden Bugs bleibt man spielerisch erzkonservativ...
Sprich: Action-Rollenspiele am PC, auch weithin als Dungeon-Crawler, Hack&Slay oder auch als Kloppmist bekannt, näherten sich ihren Konsolen-Kollegen an, die in vielerlei Hinsicht die Grenzen zu anderen Genres aufweichten und beinahe schon in den Bereich des Action-Abenteuers abdrifteten. Beispiele hierfür sind Dungeons & Dragons Heroes auf der guten alten Xbox, die Dark Alliance-Serie oder auch die verschiedenen Untold Legends auf PSP oder PS3.

Insofern verstehe ich nicht ganz, dass Ascaron vollkommen risikofrei auf das setzt, was seit Jahren bekannt ist, ohne auch nur den Hauch von Innovation oder Inspiration spüren zu lassen. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich überhaupt keinen Spaß mit Sacred 2 hatte und habe. Allerdings musste ich erst einmal verdauen, dass es nach wie vor reicht, den Gegner mit einem Mausklick Links anzuvisieren und gedrückt zu halten, während ich über die rechte Maustaste Spezialattacken abfeuere und bei Bedarf über die Leertaste einen Heiltrank einwerfe. Und dass es keine Rätsel gibt. Und dass es zwar auch Fallen in den stimmungsvollen Höhlen und Gewölben geben kann, man aber keinerlei Geschick braucht, um diesen auszuweichen oder sie zu entschärfen. Einfach anvisieren und kloppen, was das Zeug hält. So einfach ist das.

Auf Dauer ist dies sogar einen Tick zu einfach. Denn der Standard-Schwierigkeitsgrad "Bronze" ist eigentlich "Blech". Das einzige Mal, dass ich hier mit meiner Figur das Zeitliche gesegnet habe, war bei einem Telefonat, als ich kurzzeitig den Bildschirm aus den Augen ließ und dementsprechend vergaß, einen Heiltrank zu schlucken - ironischerweise war dies ein Telefonat mit Ascaron...

Da helfen nur die anderen Schwierigkeitsgrade, die im Falle "Silber" endlich fordern und mich auch endlich mal zur Flucht zwingen und bei "Hardcore" eine Reanimierung nicht mehr zulassen.

Zahlenspielereien

Nachdem ich den Schock ob der simplen und keine Taktik erfordernden Kampfmechanik verdaut hatte, konnte ich endlich anfangen, die Geschichte, die ancarische Welt und die übrigen Inhalte auf mich wirken zu lassen.

Und hier hat Ascaron einiges zu bieten. Die Story z.B., die zwei Millenia vor den Ereignissen in Sacred 1 spielt, schlägt einen interessanten Bogen zwischen Fantasy und Science Fiction und greift auch aktuelle Probleme wie Naturschutz auf. Allerdings musste ich mich schon überwinden, um die Texte bis zum letzten Punkt durchzulesen. Abgesehen davon, dass auf die Hauptgeschichte nur ein vergleichsweise kleiner Teil der insgesamt über 500 Missionen entfällt: Nahezu jedes Dorf und jede Stadt ist beim ersten Besuch mit Fragezeichen überflutet, die euch anzeigen, dass diese Figur eine Aufgabe für euch hat. Zwar sind diese farblich sortiert, um Neben- und Hauptmissionen gebührend voneinander abzugrenzen, doch welcher Genrefan lässt eine Aufgabe links liegen? Eben.

Da aber auch die Nebenschauplätze immer wieder eine interessante Geschichte zu erzählen haben und sehr viel Zeit vergehen kann, bis man wieder zum roten Faden zurückkehrt, hat man den Hauptzusammenhang beinahe schon wieder vergessen.

Die Effekte können sich wahrlich sehen lassen!
Zumal auch das hässliche und vollkommen unergiebige Missions-Logbuch keinerlei Anhaltspunkte gibt, was wichtig ist und was nicht. Man hätte ja nicht so ausufernd wie der Wälzer in Warhammer Online sein müssen, aber etwas mehr als diese leicht verfeinerte, aber dennoch lieblose Excel-Tabelle kann man schon erwarten.

Mit sechs spielbaren Figuren, die allesamt ihre eigene Agenda verfolgen und zwei möglichen Kampagnen (eine auf Seite der Schatten, eine auf Seiten des Lichts), die sich auf bestimmte Missionen auswirken, ist nicht nur auf dem Papier ausreichend Umfang gewährleistet. Und wenn das nicht reicht, kann man sich zusätzlich noch auf über 200 Dungeons freuen, die nach Schätzen und Erfahrung spendenden Feinden durchforstet werden können.

Apropos Feinde: Wer hat sich bereits in Teil 1 darüber aufgeregt, dass Gegner, die weit unter der Erfahrungsstufe der eigenen Figur sind, weiterhin beharrlich auf Angriffskurs gehen, selbst wenn man nur in angemessener Entfernung an ihnen vorbei zieht?

Noch jemand außer mir? Ja? Okay. Dann wird euch genauso wie mich ärgern, dass es in Sacred 2 immer noch nach diesem Prinzip geht, während jedes Online-Rollenspiel es gebacken kriegt, eine Art "Angriffssperre" ab bestimmten Levelunterschieden einzubauen.

     

Alles drin, doch noch Spaß?

Genügend Kleingeld vorausgesetzt, könnt ihr später sogar mit Pferden und spezifischen Reittieren für jede der sechs Klassen durch Ancaria preschen. Alternativ bieten sich auch Teleporter-Stationen an, die jedoch erst einmal gefunden und aktiviert werden müssen.

Die angesprochenen sechs Figuren, leider gibt es keinen Editor zur Erstellung eigener Charaktere, basieren auf Archetypen: Der Schattenkrieger ist am ehesten die konventionelle Nahkampfklasse, die Dryade ist vorzugsweise im Distanzkampf per Bogen oder Blasrohr einzusetzen und die Hochelfe ist eine klassische Magie-Nutzerin. Die grundsätzliche Ausrichtung lässt

Sie für jede Figur unterschiedlichen Spezialreittiere sind ein Augenschmaus - und Gegenstand eines immer noch nicht behobenen Bugs (Stand: 15.10.08)
aber keine Rückschlüsse auf andere Fähigkeiten zu. Denn auch abseits von Hybridklassen wie dem Tempelwächter (futuristischer Nah-/Fernkampf-Roboter) können alle Charaktere auch im Nahkampf ihren Mann oder ihre Frau stehen.

Bei der Weiterentwicklung der Charaktere geht Ascaron wie schon beim Vorgänger einen leicht abgewandelten Weg der klassischen Level-Aufstiege. Die einzelnen Fähigkeiten werden wie gehabt über Runen gelernt und in ihrer Stufe gesteigert, die entweder zur Beuteausschüttung gehören bzw. von einem Runenhändler erstanden oder gegen andere, nicht nutzbare Runen eingetauscht werden können.

Zusätzlich könnt ihr bei einem Stufenaufstieg der Figur (das Levelcap liegt jenseits der 200) neben einem Eigenschaftspunkt für die klassischen Werte wie Stärke oder Geschicklichkeit auch Fähigkeitspunkte verteilen. Habt ihr hier genügend Spezialisierung beisammen, könnt ihr eine der Spezialfähigkeiten zusätzlich in insgesamt drei Stufen ausrüsten und auf eure Spielweise abstimmen. Soll der Feuerball z.B. mehr Schaden anrichten oder mehrere Gegner gleichzeitig angreifen? Durch solche Entscheidungen kriegen die Figuren eine persönliche Note - nicht spektakulär, aber gut.

Hinsichtlich der Balance geben sich die Figuren nicht viel. In der Anfangsphase scheint der Inquisitor mit seinen Zaubern, die Schaden bei Gegnern in einem ganzen Gebiet anrichten, etwas übermächtig, doch auch die Seraphim bekommt schnell einen Zauber, der eine große Feindesgruppe schnell ausradieren kann. Und bei keiner Figur hatte ich das Gefühl, dass sie großartige Nachteile hätte - weder in der Anfangsphase noch in späteren Abschnitten. 

Sammelwut

Überhaupt muss man sagen, dass man Ascaron inhaltlich nur vorwerfen kann, zum einen zu konservativ zu sein (Stichwort Kampfsystem), zum anderen zu viele Missionen in der offenen Welt verteilt zu haben.

Denn beim umfangreichen Rest macht man vieles richtig. Es gibt haufenweise Gegenstände zu finden, darunter auch seltene und Sets, wobei die Ausschüttung an unbrauchbarem Allerweltszeug durchaus nach unten korrigiert werden könnte.

Und auch die Namensgebung der besonderen Gegenstände scheint eher zufällig zu sein. Denn hinter einer Waffe mit dem Namen "Stahlverstärkte Großklinge der Schätze" würde ich erwarten, dass sie zum einen mehr Schaden als eine vergleichbare gewöhnliche Waffe anrichtet und zum anderen die Chance erhöht, seltene Gegenstände zu finden. Nun gut,

Nach den Kämpfen wartet meist eine reichhaltige Beute - die Sammelwut schlägt umgehend zu...
die "Chance auf tödliche Verletzungen" kann ich für "Stahlverstärkt" akzeptieren, aber hinsichtlich Schätzen tut sich gar nichts - merkwürdig. Bei vielen anderen Fällen wiederum passen Name und Eigenschaften gut zusammen. Aber das ist eines von vielen Indizien, dass viele Köche am Werk waren und bei einigen der Suppenrührer entweder keine oder mangelhafte Kommunikation am Werke war.

Sacred 2 ist ein ambitioniertes Projekt. Dazu eines, das hinsichtlich Umfang und Inhalt trotz aller klassischen Mechanismen das Zeug zum Hit hätte. Doch irgendwo auf dem Weg scheiterte man an den eigenen Ansprüchen. Oder wollte den Fans einfach mehr bieten als alle anderen Genre-Vertreter bislang. Doch vielleicht stellte sich dieses Unterfangen als zu hehres Ziel heraus.

Wo hört der Spaß auf?

Denn entgegen aller Hoffnungen und vor allem auch entgegen den eigenen Ansprüchen, hat die Qualitätssicherung nicht gut gearbeitet. Sprich: Das mittlerweile schon mit Ascaron assoziierte Bug-Problem ist auch bei Sacred 2 omnipräsent. Das beginnt bereits mit dem Day-1-Patch, der über 450 MB wiegt und der neben einigen Fixes und bereits zu diesem Zeitpunkt neuen Inhalten auch noch eine weitere Überraschung bereit hielt: Einen folgenden Hotfix!

Wenn dadurch wenigstens sicher gestellt gewesen wäre, dass die Ancaria-Ausflüge ab dem Moment problemfrei laufen würden, würde ich an dieser Stelle aufhören zu meckern.

Dem ist aber leider nicht so!

Das offizielle Forum quillt über vor Spieleranfragen bzgl. technischer Probleme und Abstürze, die auch vom Patch nicht behoben wurden. Die Anzahl an diesen Kommentaren übersteigt sogar die Fragen nach inhaltlichen Problemen wie Missionen etc. um ein Vielfaches.

Zu Ascarons Entlastung muss ich sagen, dass ich in insgesamt auf verschiedenen Rechnern akkumulierten gut 50 Stunden nur einen Absturz zu verzeichnen hatte.

  

Und auch von "Gamekiller-Bugs", also Programmfehlern, die ein Weiterspielen unmöglich machen, blieb ich verschont.

Zwei Mal schien es zwar kurz davor, aber bislang konnten alle Probleme durch ein Verlassen des Spiels ins Hauptmenü und ein Neuladen des Spielstandes wenn schon nicht beseitigt, dann wenigstens kurzzeitig behoben werden. So z.B., wenn mein klassenspezifisches Reittier nach einem Neustart des Spieles verschwunden ist. Erst die Rückkehr ins Hauptmenü und erneutes Spielstand-Laden hilft, das Vieh wieder reisebereit neben mich zu stellen.

Stinkig werde ich im Moment nur bei dem, ich nenne ihn mal "Kartenfehler". Denn bei mir stellt sich nach einer gewissen Spielzeit das Phänomen ein, dass die Übersichtskarte zwar alle wesentlichen Anzeigen darstellt, diese aber vor einem transparenten Hintergrund eingeblendet werden. Also quasi eine Karte ohne Karte. Ein Anwendungswechsel per Alt-Tab hilft zwar, aber nervig ist dies allemal.

Sacred 2 bietet abwechslungsreiche Gebiete, dynamisches Wetter und Tag- und Nachtwechsel - spielerisch gibt es weit weniger Abwechslung. 
Ebenso wie die lange Zeit vollkommen unzureichende Lobby-Funktionalität und -Stabilität beim ansatzweise interessanten Online-Spiel. Wer hier auf einen wenigstens halbwegs vernünftigen Nachfolger zu Blizzards Battle.Net-Duellen gehofft hatte, sieht sich enttäuscht. Immerhin lässt sich festhalten, dass sich bei vernünftiger Konnektivität der Spaß auch online auf dem gleichen Niveau einpendelt wie als Solo-Spieler. 

Zum gegenwärtigen Stand scheint die Anbindung aber verbessert worden zu sein und da für mich der Einzelspieler-Aspekt ohnehin im Vordergrund steht bzw. das LAN-Spiel bevorzugt wird, sind die Abzüge in der Gesamtwertung nur rudimentär.

Hardware-Fresser deluxe

In einem Punkt schafft es Ascaron mit Sacred 2 sogar auf die Pole Position: Die Kulisse, die technisch nicht nur das Genre anführt, sondern allgemein auch anderen Rollenspielen gut zu Gesicht stünde. Die große und offene Welt Ancarias zeigt sich immer wieder als Hingucker mit all ihren Klimazonen, den Detail verliebten kleinen Animationen am Rande sowie ihren lebendigen Städten und Dörfern.

Um die aufwändigen Zauber, die geschmeidigen Animationen und die überzeugenden Effekte, die in ihren besten Momenten in ihrer Gesamtheit beinahe Atem beraubend sind, genießen zu können, ist allerdings eine potente Hardware gefordert. Denn wenn man das sich idyllisch wiegende Gras, die Echtzeitschatten, die wechselnden Wetterbedingungen und den stimmungsvollen Tag-/Nacht-Wechsel in seiner ganzen Pracht genießen führen möchte, sollte der PC so nah wie möglich an den empfohlenen Systemvoraussetzungen liegen - oder natürlich besser sein.

Der ungewöhnlichste Charakter in Ancaria: Der futuristisch angehauchte Tempelwächter, der die erzählerische Brücke zwischen Fantasy und Science Fiction schlägt.
Entgegen ersten Aussagen von Ascaron hat sich die Skalierbarkeit nach unten leider als Trugschluss herausgestellt, der nicht bis in die letzte Konsequenz durchdacht wurde. Denn obwohl es mir in der Theorie von der Hardware her möglich sein sollte, S2 auf einem älteren Testsystem zu spielen, hat sich das in der Praxis als nahezu unmöglich herausgestellt.

Denn selbst bei sämtlichen Details auf niedrigster Stufe und einer kleinen Auflösung schafft es die Engine nur selten auf eine Bildrate jenseits der 20. Abgesehen davon, dass die Kulisse bei weitem nicht mehr so stimmig wirkt wie auf einer potenten Kiste in voller Detailgewalt. Hier hätten z.B. auch Schalter zum kompletten Ausschalten des Grases Wunder gewirkt. Denn so ganz ohne den Bodenbewuchs sähe die Welt immer noch besser aus als mit dem unschön in ca. 5 Meter Entfernung ausgeblendeten Rasenteppich...

Ach, halt die Klappe

Was die Akustik betrifft, leuchtet Ancaria beinahe so hell wie im visuellen Sektor. Stimmungsvoll komponierte, sauber eingespielte und zielsicher eingesetzte Musik dreht die Atmosphäre-Schraube nach oben. Ergänzt von Wellenschlagen, Vogelgezwitscher oder dem Schnauben eines Pferdes wird der Eindruck einer lebendigen Welt geschaffen - zumindest bis die Sprachausgabe sich nervender Weise Gehör verschafft.

Die Sprecher der Hauptfiguren gehen sogar noch in Ordnung, doch selbst hier wiederholen sich die Sprachsamples zu häufig. Dass aber bei vielen Monstern bereits nach kurzer Zeit ebenso nervende wie unpassende Aussagen zum Ableben kommen ("Hätte ich nur auf meine Alte gehört", "Ich glaub, ich muss kotzen"), hätte nicht sein müssen. Insofern bin ich in diesem Fall sogar über einen Bug froh, der sich gelegentlich einstellt und der die Sprachausgabe komplett lahm legt...

 

Fazit

Ich bin hin- und her gerissen – wie schon lange nicht mehr bei einem Hack&Slay. Auf der einen Seite möchte ich den verantwortlichen Designern rechts und links eine ballern, weil sie sich vollkommen ohne den Hauch von Inspiration oder gar Innovation auf absolut sicherem und bewährtem Gelände bewegen. Keine Rätsel und ein Klick&Forget-Kampfsystem sind angesichts von Titeln wie Avencast oder Hard to be a God Relikte einer längst vergessen geglaubten Spiele-Ära. Einer Ära allerdings, die einen Heidenspaß gemacht hat. Dem gegenüber steht das immergrüne Prinzip des Jagen und Sammelns, das durch in die Hunderte gehenden Missionen sowie haufenweise Dungeons zusätzlich angeheizt wird. Und bevor man sich versieht, versinkt man in der teils Atem beraubend schönen, aber Ressourcen verschlingenden Welt von Ancaria und fällt dem "Eine Mission noch"-Syndrom zum Opfer, die bei mir trotz Gesamtspielzeit im hohen zweistelligen Bereich dazu führen, dass ich immer noch gerne nach Ancaria zurückkehre. Und dann sind da ja auch noch die Bugs, die im offiziellen Forum mehr Seiten füllen als allgemeine Fragen zum Spiel und zu den Inhalten. Dazu muss ich sagen, dass ich zwar einige nervende Käfer gesehen habe, aber keinen absoluten Gamekiller verzeichnen konnte. Und so war ich zwar immer wieder genervt, konnte aber auch nicht die Finger von Sacred 2 lassen. Was Ascaron hier abliefert ist nicht neu – ganz und gar nicht. Aber das, was sie inhaltlich und mechanisch hier vom Stapel lassen, machen sie sehr gut. Wenn das Team jetzt noch den selbst auferlegten Anspruch aufrecht erhalten hätte, endlich mal ein bugfreies Spiel abzuliefern – wer weiß, in welche Wertungsregionen sich der gefallene Engel hätte aufmachen können. Da man aber für jeden positiven Aspekt von Sacred 2 auch mindestens einen negativen findet und man dadurch eine Motivations-Sinuskurve erlebt, die auch vom Day 1-Patch nicht behoben wird, bleibt nicht mehr als ein befriedigender Eindruck zurück. Sehr schade – denn mit etwas Feingefühl und dem Fokus für das Wesentliche wäre hier weitaus mehr möglich gewesen. Doch vielleicht gelingt den Konsolenversionen im November der große Wurf. Daher eine Bitte an die Verantwortlichen: Macht es diesmal richtig. Versaut den Titel entweder komplett oder sorgt für einen absoluten Hit. Dieses emotionale Hin und Her macht mich echt fertig.

Pro

gute Animationen
schöne Effekte
interessante Story zwischen Fantasy und Science Fiction...
stimmungsvolle Kulisse
einfache Steuerung
haufenweise Quests...
Teleportsystem
Häuser können betreten werden
übersichtliche Charakter-Entwicklung
Wetterwechsel
Tag-/Nachtzyklus
stimmungsvolle Musik
auch Online spielbar
Gegenstände ohne Ende
Jäger- und Sammler-Trieb wird gut angesprochen

Kontra

<P>
herkömmliche Kampfmechanik
null Rätsel-&nbsp;... die aber unspektakulär erzählt wird
diverse Bugs, teils Spiel beeinflussend
empfohlene Minimalanforderungen reichen nicht aus
...wodurch die Hauptaufgabe fast in Vergessenheit gerät
Geld auf Dauer wertlos
keine eigenen Charaktere möglich
Bronze-Schwierigkeitsgrad ohne Herausforderung
nur eingeschränkte Interaktion mit der Umgebung
unübersichtliches und steriles Mission-Logbuch
Gegner kommen immer wieder
Online-Spiel mit Problemen
teils mitlevelnde Gegner
stark niederstufige Gegner greifen aggressiv an</P>

Wertung

PC

Technik, Kulisse und Umfang können sich sehen lassen, doch spielerisch und hinsichtlich der Bugs schwankt Sacred 2 zwischen enorm motivierend und ernüchternd...

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