Driver: Parallel Lines15.08.2007, Michael Krosta
Driver: Parallel Lines

Im Test:

Manchmal kommen sie wieder…wenn auch arg verspätet. Jüngstes Beispiel: Driver: Parallel Lines (ab 6,95€ bei kaufen). Über ein Jahr nach der PS2- und Xbox-Version rast TK auch auf Nintendos Wii und dem PC durch das New York City der 70er und 2006. Haben sich die Entwickler von Reflections, die mittlerweile in Diensten von Ubisoft stehen, die Kritik zu Herzen genommen oder nur schlampige Umsetzungen abgeliefert?

Alles wie gehabt

Viel geändert hat sich nicht: Noch immer fahrt ihr euch als TK ("The Kid") in diversen Missionen vom Geldeintreiber bis zum Fluchtwagenfahrer in der Unterwelt nach oben oder verdient Geld auf abgesteckten Rennpisten. Die Kohle investiert ihr dann ins Tuning eurer Kisten, die ihr in einer der Garagen eures Kumpels Ray abspeichern könnt. Auch für Reparaturen solltet ihr immer etwas Geld auf der hohen Kante übrig lassen, falls euer Lieblings-Schlitten im dichten Straßenverkehr zu viele Beulen abbekommen hat. Leider kranken auch die Wii- und PC-Umsetzungen an den lahmen Verkehrsteilnehmern, die im Schneckentempo über

Grafisch wurde die PC-Version zwar merklich aufgemöbelt, aber verglichen mit der Konkurrenz wäre sicher mehr drin gewesen.
die Straßen von Big Apple kriechen und euch oft unnötig im Weg stehen. Das Spielprinzip ist mit einer Mischung aus Fahr- und Fußmissionen identisch mit der PS2- und Xbox-Version. Mehr Infos zu den Features findet ihr in unserem Testbericht aus dem letzten Jahr, denn hier soll es vornehmlich um die technischen Unterschiede gehen.

Mehr Präzision

Das Zielen geht am PC mit Maus und Tastatur merklich leichter von der Hand, dafür müsst ihr beim Fahren mit dieser Kombination einige Abstriche in Kauf nehmen, da sich die Vehikel mit dem Keyboard recht schwammig steuern. Allerdings unterstützt Driver auch den 360-Controller, mit dem ihr diesbezüglich zwar weniger Probleme habt, aber beim Zielen mit den Analogsticks etwas Präzision einbüßt. Auf Nintendos Wii haben sich die Entwickler bemüht, die Möglichkeiten des Controllers effektiv ins Spielgeschehen einzubinden. Vieles davon ging gut - einiges aber auch richtig daneben. Zunächst das Positive: Das Zielen mit der Wii-Remote funktioniert ähnlich gut wie mit der Maus am PC, obwohl es eine leichte Verzögerung gibt. Insgesamt ist dies ein deutlicher Vorteil gegenüber den Fassungen für PS2- und Xbox. Allerdings verdirbt die hektische Kameraführung während der Schießereien oft den Ballerspaß, da die Remote neben dem Zielen auch für die Positionierung der Kamera verantwortlich ist und ihr keine Wahl habt, die Steuerung nach euren Wünschen zu belegen. Abhilfe schafft hier nur die Möglichkeit, den Bildausschnitt auf Knopfdruck einzufrieren, so dass ihr die Gegner ohne plötzliche Schwenks anpeilen könnt. Da eure Feinde aber nicht regungslos in der Gegend rumstehen und diesen Ausschnitt gerne wieder verlassen, enden viele Schusswechsel

In der Wii-Version zoomt die Kamera bei Schießereien während der Fahrt näher an das Geschehen heran.
in einem hektischen Chaos. Doch selbst wenn ihr ohne Action durch die Stadt spaziert, ist das Justieren der Kamera via Bewegungssensoren sehr gewöhnungsbedürftig und fummelig.

Nunchuk als Handbremse

Besser sieht es aus, wenn ihr hinter dem Steuer eines der zahlreichen Autos sitzt. Hier bewegt ihr mit der Remote das Fadenkreuz, das ständig eingeblendet ist, auch dann, wenn ihr die Waffe nicht gezogen habt. Außerdem finden sich Funktionen wie die Hupe, Kamerawechsel und Musikwechsel auf den Tasten der Fernbedienung - sollte es doch zu einer mobilen Schießerei kommen, zieht ihr mit dem A-Knopf die Waffe und feuert sie mit B ab. Praktisch: Sobald ihr die Kanone zückt, zoomt die Kamera in der Wii-Fassung näher an das Geschehen heran, was die Steuerung des Vehikels zwar etwas erschwert, aber dafür das Zielen vereinfacht. Sämtliche Fahrmanöver erledigt ihr mit dem Nunchuk: Gas und Bremse findet ihr auf dem Z- und C-Knopf, während ihr mit dem Analogstick präzise lenkt. Auch die Bewegungssensoren kommen zum Einsatz und erfüllen hier die Funktion der Handbremse. Neigt ihr das Nunchuk nach rechts oder links, führt ihr eine Handbremsdrehung durch - in Verbindung mit dem Z-Button legt ihr sogar einen 360°-Turn hin. Autofahrer dürften mit der Bewegung beim Ziehen einer Handbremse vertraut sein: Bei Driver führt diese beim Nunchuk zum gleichen Ergebnis. In der Praxis kann dieses Feature allerdings immer wieder nach hinten losgehen. Ich habe mich oft gefragt, warum meine Karre so langsam unterwegs ist...doch ein Blick auf meine linke Hand lieferte die Antwort. Schon bei relativ leichten Veränderungen des Winkels fahrt ihr mit angezogener Handbremse - und damit rast es sich bekanntermaßen nicht gerade gut. Allerdings führt das bedachte, fast schon krampfhafte Geradehalten der Controller schnell zu ersten Ermüdungserscheinungen der Arme, weshalb ihr Parallel Lines sicher nicht mehrere Stunden am Stück spielen werdet. Neben den Bewegungssensoren kommt auch der Lautsprecher der Wii-Remote oft zum Einsatz. So klingelt der Controller z.B. bei neuen Aufträgen und auch die Geräusche beim Nachladen der Waffen bekommt ihr direkt an eurer Hand zu hören - und zu spüren, denn auch auf Vibrationen wird nicht verzichtet.

  

     

Höhere Auflösung

Technisch ist die Wii-Umsetzung etwa auf Xbox-Niveau und setzt New York trotz einiger Pop-Ups und Kantenflimmern gut in Szene. Genau wie bei den anderen Versionen müsst ihr auch hier nur zu Beginn eine gewisse Ladezeit im Kauf nehmen - im Spiel selbst werdet ihr von Unterbrechungen verschont und könnt die ganze Stadt frei erkunden, ohne erneut mit einem Ladebildschirm konfrontiert zu werden. Das gilt selbstverständlich auch für die PC-Version, die vor allem von der höheren Auflösung, verbesserten Lichteffekten und Kantenglättung profitiert. So wirken nicht nur die Wolkenkratzer, sondern vor allem auch die Fahrzeuge deutlich detaillierter als auf den Konsolen. Gemessen an aktuellen Rennspielen oder direkten Konkurrenten wie GTA: San Andreas sieht New York mit seinen oft matten Einheits-Texturen auf dem PC trotzdem unspektakulär aus. Vor allem die vielen Pop-Ups, bei denen ständig Landschaftsabschnitte, Autos und Fußgänger ins Bild ploppen, sind eine Zumutung und fallen einen ganzen Tick heftiger auf als auf der Nintendo-Konsole. Allen Fassungen gemeinsam ist die Tatsache, dass ihr die Stadt nur im Widescreen-Format erkundet. Besitzer von alten 4:3-Geräten müssen

Und wieder sorgt ihr für Chaos in New York City.
also mit dicken, schwarzen Balken am oberen und unterem Bildschirmrand Vorlieb nehmen. Wii-Besitzer werden außerdem ein deutliches Ruckeln der eigentlich gut inszenierten Zwischensequenzen bemerken, von dem andere Plattformen verschont werden.

Schwache Sprecher

Der Audiobereich ist noch so, wie wir ihn vor über einem Jahr kennengelernt haben: Gerade in den 70ern begleitet euch ein überwiegend funkiger, wenn auch nicht überragender Soundtrack aus lizenzierten Songs, während die deutschen Synchronsprecher gelangweilt wie eh und je vor sich hin plappern. Die Lokalisierung der Passanten und Cops hat man sich dagegen auch auf dem PC und Wii gespart, so dass diese weiterhin in englischer Sprache fluchen oder ihre Verstärkung anfordern.     

Fazit

Driver: Parallel Lines bleibt zumindest auf den PC hinter den Erwartungen zurück. Bis auf ein leichtes Grafik-Update, bei dem sicher mehr drin gewesen wäre, bekommt ihr hier das gleiche Spiel wie auf der Xbox – mit all seinen Stärken und Schwächen. Zwar ist die Maus-/Tastatur-Kombi beim Ballern ein Vorteil, doch seid ihr beim Fahren besser mit einem Controller unterwegs. Hier müsst ihr selbst abwägen, welche Art der Steuerung ihr bevorzugt. Auf Nintendos Wii stellt sich diese Frage nicht: Zwar ist es schade, dass keine freie Tastenbelegung möglich ist und das Bedienen der Kamera mit den Bewegungssensoren der Wii-Remote arg fummelig ausfällt, doch sind die Möglichkeiten des Controllers insgesamt eine Bereicherung für den Spielablauf. Vor allem das Zielen geht auf der Nintendo-Konsole leicht von der Hand – dafür bedarf es etwas Übung, die Fahrzeuge nur mit dem Nunchuk zu steuern und dabei nicht ständig aus Versehen die Handbremse zu betätigen. Trotzdem ändert dieses Plus an Spielgefühl nichts an den sich wiederholenden Missionen, dem lahmen Verkehr, gelangweilten Sprechern und all den anderen Schwächen, die von der PS2- und Xbox-Version übernommen wurden. Deshalb bleibt Driver: Parallel Lines trotz einiger guter Ansätze weiter im Mittelfeld stecken. Fans von GTA & Co können einen Blick riskieren, zumal es gerade auf der Nintendo-Konsole keine Alternativen gibt. PCler bleiben dagegen besser in San Andreas oder hoffen auf eine schnelle Umsetzung von GTA IV im nächsten Jahr.

Pro

riesige, frei befahrbare Stadt(teile)
coole Mucke in den 70ern
über 80 Vehikel
zwei Storylines zu verschiedenen Zeiten
viele Minispiele
keine Ladezeiten
Tuning-Optionen
verbessertes Zielen mit der Maus (PC)
gute Präzision mit Wii-Remote (Wii)
nette Ideen für Steuerung via Wii-Controller (Wii)

Kontra

z.T. sauschwer
mieses Zielsystem
dicke Balken auf 4:3-TV
öde Schießereien mit mieser Kameraführung
Pop-Ups und Kantenflimmern
leichte Ruckler
gelangweilte Synchronsprecher
Missionen wiederholen sich
schlechtes Navigationssystem
zu dichter Verkehr
Passanten nicht synchronisiert
dezent schwammige Steuerung
zu viele Schießereien im Rache-Part
extrem starke Pop-Ups (PC)
nervige Wii-Remote-Kameraschwenks beim Laufen (Wii)

Wertung

Wii

Die Wii-Umsetzung bietet nette Spielereien mit dem Controller, bleibt aber inhaltlich ebenfalls nur durchschnittlich.

PC

Im Vergleich zu den Konsolen grafisch besser, aber im Vergleich zur Konkurrenz trotzdem blass.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.