Fahrstuhl ins Unterbewusste
Wer in dunkle Abgründe blickt, entdeckt dabei selten etwas Gutes. Alles in Scratches ist darauf angelegt, Unbehagen zu verursachen: das finstere Haus, die aufs Gemüt schlagende Einrichtung, die undefinierbaren Geräusche und die schwermütige Musik. Die verstörenden Ölbilder,
|
Es gibt echt Ecken im Haus, auf deren Erkundung ihr lieber verzichten möchtet. |
die gut auch im Wohnzimmer eines Wahnsinnigen hängen könnten, lohnen allerdings einen genaueren Blick. Und das nicht nur, weil Meisterwerke darunter sind.
Es dauert allerdings nicht lange, bis es auch eurem hartgesottenen Helden an die Nerven geht. Ihr spürt einen eiskalten Windhauch, hört seltsame Geräusche und sieht überall Gespenster. Man könnte das als Blair Witch-Effekt bezeichnen: In der Abgeschiedenheit des düsteren Gemäuers, das angeblich Schreckliches gesehen hat, geht die Fantasie mit euch durch. Da es kaum auflockernde Stellen gibt, stehen eure Nerven unter Dauerstrom. Selbst als ihr denkt, dass nun ein Freund vorbeikommt, um mit euch ein paar Bier zu zischen, entpuppt sich das als Fata Morgana.
Viktorianische Optik
Scratches könnte noch besser sein, wäre da nicht die altmodische 2D-Rendergrafik, die einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Es existiert leider nur eine Auflösung von 800x600 - deutlich veraltet und zu niedrig. Das merkt ihr auch, wenn ihr nach draußen geht, wo alles etwas steril aussieht. Obwohl es Effekte wie Blitze gibt, ist Bewegung in der Darstellung eher Mangelware. Immerhin wurde die Einrichtung überzeugend gestaltet und auch die vielen Meisterwerke, kunstvollen Vasen und die afrikanischen Kunstgegenstände sehen schön aus. Das Telefon scheint auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel zu haben.
|
Der eigentlich Horror spielt sich ohnehin im Kopf ab und der lässt sich nicht anhalten. |
Obgleich dem Spiel ein paar Filmsequenzen gut getan hätten, musst ihr den Machern doch zugestehen, dass sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemüht haben. Irgendwie passt die muffige Aufmachung auch zum Gruselhaus, das einen heruntergekommen Eindruck macht.
Surround-Sound
Neben der getragenen Musik sind es auch noch die Geräusche, die gar nicht verkratzt klingen. Obwohl nicht mehr Töne als in anderen Adventures vorkommen, sorgt doch der gezielte Einsatz der eigenen Schritte, dem Ticken der Uhr oder Donnergrollen dafür, dass sich die ohnehin dichte Stimmung des Mysteriösen noch verstärkt. Wer kurz mal die Geräusche leiser dreht, wird merken, dass es gerade diese sind, die für waschechtes Grusel-Feeling sorgen. Den Sound könnt ihr auch als Surround-Sound erleben, wofür ihr die entsprechende Hardware benötigt. Wenig zu hören ist die deutsche Synchronstimme von Johnny Depp, der den Autor spricht. Die Sprachausgabe kommt eigentlich nur bei den Telefonaten vor, die nur einen kleinen, aber wichtigen Teil des Spiels ausmachen. Die anderen Stimmen sind auch mit professionellen Sprechern besetzt.