Monster Madness: Battle for Suburbia12.11.2007, Jens Bischoff
Monster Madness: Battle for Suburbia

Im Test:

Steht ihr auf unkomplizierte Koop-Action im Arcade-Stil? Titel wie Gauntlet , Hunter - The Reckoning oder Contra sind genau euer Ding? Dann könnte theoretisch auch SouthPeaks Monster Madness euer Interesse wecken. Mittlerweile gibt es den schrillen Horror-Shooter nämlich auch bei uns. Allerdings solltet ihr euch nicht zu früh freuen, denn das comichafte Zombie-Schlachtfest lehrt euch eher auf ungewollte Weise das Fürchten...

Außen pfui!

Es klopft an der Tür, ihr macht auf und es platzt eine Meute hirnhungriger Zombies ins Haus. Passiert nicht jeden Tag, bringt euch und eure Gäste aber auch nicht weiter aus dem Konzept. Also schnappt sich jeder irgendeine brauchbare Schlagwaffe und beginnt die untote Brut zurück ins Jenseits zu prügeln bis auch der letzte modrige Eindringling nur noch Matsch ist. Spaß gehabt?

Jennifer allein zuhaus: Als ein Rudel Zombies um Einlass bittet, wird die Cheerleaderin zur Bestie.
Na dann raus aus der völlig demolierten Bude und ab in die Stadt, wo noch wesentlich mehr umher taumelndes Gammelfleisch auf euch wartet. Monster Madness macht keinen Hehl daraus kaum oder eigentlich überhaupt keine Story zu haben. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, schließlich hat man im kollektiven Blutrausch ohnehin keine Zeit über Grund und Sinn seines Handels nachzudenken.

Im Prinzip hätte man sich dann aber auch die albernen Comic-Dialoge zwischen den Metzelpartien sparen können, denn die besitzen so viel Informationsgehalt wie ein Rezept für Butterbrote und so viel Unterhaltungswert wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Zudem sind die englischen Synchronsprecher so überzeugend wie eine Billigpreis-Döner-Bude neben einer Gammelfleischvernichtungsanlage, während die lückenhaften deutschen Untertitel maximal unfreiwillig komisch wirken. Meistens ist einem aber eher nach Weinen als nach Lachen zumute. Werft z. B. mal einen Blick auf die Erfolgsbeschreibungen der Xbox-Fassung. Hier seht ihr völlig ungeschminkt, was dabei heraus kommt, wenn man sich kostspielige Übersetzer einfach spart und den einmal in Deutschland im Urlaub gewesenen Praktikanten die Lokalisierung übernehmen lässt...

Beispiele gefällig? Kein Problem! "Hereingekommen und den Hügel nie in einem geordneten König des Hügelgleichen gelassen." Alles klar? Nein? Egal. Wer es schafft, diese nicht einmal von alkoholisierten Obdachlosen verstandene Herausforderung zu meistern, darf sich jedenfalls "Meister der Domäne" nennen und 20 Gamerscore-Punkte abgreifen. Es geht aber noch weit skurriler. Hinter dem wohl nur für Franzosen gedachten Erfolg "Nous Sommes suivis..." verbirgt sich völlig überraschend diese Vergewaltigung der deutschen Sprache: "Bringen Sie den Treiber in ihnen und Knall durch das Entweichen heraus!" Geht's hier um unkontrollierte Blähungen oder hat der Praktikant vielleicht aus Versehen versucht, die Packungsbeilage seines Abführmittels zu übersetzen? Schwer zu sagen. Wer will, kann sich ja mal nach dem nächsten Bohneneintopf einen Korken in den Arsch schieben und auf 15 Gamerscore-Punkte hoffen. Ansonsten "Versuchen Sie, ihn zu zeigen, Sie Obacht durch das Lassen er nicht Hurt erhalten", denn dafür gibt es ebenfalls 15 Punkte sowie den Titel "Kauziger alter Mann" - 

Schiffe versenken: Ihr nehmt auch in diversen Fahrzeugen wie diesem Schwanenboot Platz.
allerdings rätseln Sprachwissenschaftler verschiedener Universitäten noch immer, was man dafür eigentlich tun muss und selbst der Verein der anonymen bzw. sich nicht mehr an ihren Namen erinnernden Alzheimer-Patienten wusste hier keinen Rat...

Innen pfui!

Genug gelästert, kommen wir lieber wieder zurück zum eigentlichen Spiel. Allerdings bietet Monster Madness auch hier ungebrochenen Dilettantismus: Die Steuerung im Robotron- bzw. Mutant Storm -Stil ist ungemein schwammig, die Kollisionsabfrage nervt mit unsichtbaren Barrieren und regelrechten Clipping-Gewittern, während der virtuelle Kameramann so ziemlich alles macht, außer für Übersicht zu sorgen. Teamwork mit mehreren Gleichgesinnten ist fast ein Ding der Unmöglichkeit: Zu viert gemeinsam den Bildschirm zu teilen ist Chaos pur, das zudem von Rucklern und Slowdowns begleitet wird. Ein kooperativer Online-Modus hätte hier Abhilfe schaffen können. Aber die Entwickler waren so gemein den 18-Level umspannenden Story-Modus nur offline anzubieten, während man sich online mit drögen Koop-Dojos begnügen muss. Monster Madness online zu spielen ist aber ohnehin so eine Sache... Auf dem PC gibt es nicht einmal eine Matchmaking-Funktion. Wer mit anderen zusammen spielen will, muss deren IP-Adresse kennen, um mit dem als Host fungierenden Computer Kontakt aufnehmen zu können. Auf der Xbox gibt es dieses Handicap nicht, Spieler findet man aber trotzdem keine. Vielleicht liegt es ja daran, dass der Titel im Rest der Welt schon vor Monaten veröffentlicht wurde und sich mittlerweile einfach kaum mehr jemand damit die Zeit vertreibt. Dass man nicht wenigstens ein paar deutsche Spieler auf Xbox Live antrifft, könnte daran liegen, dass das wie ein etwas aufwändigerer Live Arcade-Titel wirkende Spiel stolze 60 Euro kostet - die hiesige PC-Fassung gibt's immerhin für die Hälfte und den entsprechenden Import sogar schon für weniger als ein Drittel.       

Na ja, immerhin bekommen deutsche Käufer für ihr Geld neben dem verspäteten Release und der teils haarsträubenden Lokalisierung auch noch eine USK-freundliche Vorzensur spendiert. Im Gegensatz zum Original bluten die deutschen Zombies nämlich deutlich weniger und zudem in unanstößigem Grün... Die dafür drauf gegangene Zeit hätten die Entwickler aber lieber ins Feintuning der KI und Spielbalance investieren sollen. Gut, Zombies sind ja quasi hirntot, aber wenn ein Rudel untoter Straßenköter unbeeindruckt eine Hauswand anbellt, während wir sie im Beisein ihrer regungslos verharrenden Zombie-Herrchen mit der Nailgun auf die Mauer tackern, ist das nicht gerade ein Zeugnis solider Programmierkunst.

Chaos pur: Im Team mit ein paar Freunden geht auch der letzte Funken Übersicht verloren...
Viel ärgerlicher ist allerdings die trotz vier verschiedener Schwierigkeitsgrade völlig unausgewogene Spielbalance. Während man die niedrigste Stufe quasi im Schlaf packt, sorgt schon der normale Schwierigkeitsgrad für zahlreiche Frusterlebnisse. Aber nicht etwa, weil die Gegner zu zäh wären. Vielmehr zehren unfaire Stellen, mangelnde Übersicht, hakelige Kollisionsabfrage und fragwürdig platzierte Kontrollpunkte an den Nerven.

So balanciert ihr teils auf Hausdächern oder Gerüsten, die teils so transparent werden, dass ihr sie kaum noch erkennen könnt, dann bekommt auch noch der Kameramann nervöse Zuckungen und schon landet ihr ein paar Stockwerke tiefer in einem nicht isolierten Stromkreislauf oder einer brennenden Mülltonne, aus der ihr euch im schlimmsten Fall nicht einmal mehr befreien könnt. Besonders frustrierend wird's aber erst, wenn ihr eine halbe Ewigkeit Materialien für den Bau leistungsfähigerer Waffen gesammelt habt, euch fragt, wann endlich der nächste Kontrollpunkt kommt und dann plötzlich beim Überqueren einer Straße von einem Rudel Joyride-Zombies, denen ihr selbst mit einer Reaktionszeit im Nanosekundenbereich nicht mehr ausweichen könnt, überfahren werdet und trotz voller Gesundheit auf der Stelle tot seid... Besonders wenn ihr allein spielt, liegen dann die Nerven blank, da Wiederbelebungen am zuletzt passierten Getränkeautomat nur in Mehrspielerpartien möglich sind.

Auch die Physik-Engine sorgt teils für haarstrübende Ergebnisse, bei denen sich aufeinander gestapelte Objekte plötzlich in sich zusammenziehen und eins werden, während ihr sie gerade als Treppe missbrauchen wollt. Auch der Ragdoll-Effekt sorgt mit seinen nahezu schwerelosen Expander-Leichen eher für unfreiwillige Komik als für authentisches Körperverhalten. Da sich eliminierte Gegner ohnehin schon nach kurzer Zeit in Wohlgefallen auflösen und magische Hände die dazugehörige Sauerei wegwischen, hätte man sich den Effekt auch ganz sparen und stattdessen vielleicht eine Kartenfunktion integrieren können. Die Spielabschnitte sind zwar ziemlich linear, aber teils ungemein weitläufig, was gerade beim Suchen von Waffenbauteilen oder Heil- und Munitionsstationen ziemlich nerven kann.

Wenig hui...

Gefallen hat mir hingegen das recht üppige Repertoire an individuellen Nahkampf- und aufrüstbaren Schusswaffen, das neben Kettensägen, Schrotflinten und Raketenwerfern auch skurrile Exoten wie CD-Schleudern, Klebstoffpistolen oder radioaktive Taschenlampen umfasst. Auch die Spielumgebungen selbst halten ein paar nette Tötungsapparaturen wie Amok laufende Rasenmäher, gekappte Starkstromleitungen oder wuchtige Schrottpressen bereit, die vor allem in Multiplayer-Gefechten für hämisches Grinsen sorgen. 

Die hektischen Multiplayer-Gefechte sind kurzzeitig ganz spaßig, online herrscht allerdings tote Hose...
Letztere können übrigens nicht nur online, sondern auch via Systemlink mit bis zu 16 Teilnehmern bzw. an ein und demselben Bildschirm mit bis zu vier Mitspielern ausgetragen werden, was kurzzeitig trotz aller Unübersichtlichkeit und Hektik durchaus amüsant sein kann.

Ihr habt sogar die Möglichkeit euch vorübergehend selbst in ein Monster zu verwandeln und z. B. als Frankenstein, Vampir oder Werwolf auf Zombies oder Mitspieler Jagd zu machen. Eine nette Idee sind auch die verschiedenen Fahrzeuge wie Panzer, Luftkissenboote oder UFOs, die ihr sogar im Rudel bemannen könnt. Je nach Untersatz klemmt sich ein Spieler hinters Steuer, während die anderen vom Beifahrersitz aus Gegner aufs Korn nehmen oder vorinstallierte Geschütze bedienen - trotz nicht immer optimaler Übersicht und Steuerung durchaus unterhaltsam! Vom an sich eher monotonen Spielverlauf können aber auch diese Features nur vorübergehend ablenken. Wer auf anspruchsloses Niedermetzeln hirnloser Gegnermassen steht, kommt zwar durchaus auf seine Kosten, Spielspaß kommt aufgrund der zahlreichen technischen und spielerischen Mängel aber nur selten auf. Wer sich die unausgereifte Zombiejagd trotzdem nicht entgehen lassen will, sollte auf jedem Fall zur wesentlich günstigeren PC-Fassung greifen - am besten als noch günstigeren und obendrein unzensierten Import.    

Fazit

Eigentlich hätte Monster Madness eine Mordsgaudi werden können. In geselliger Runde mit abgefahrenen Vehikeln und Tötungswerkzeugen auf Zombie-Jagd zu gehen, als Werwolf, Dämon oder Vampir eine Spur der Verwüstung zu ziehen und sich um heiß begehrte Beutestücke zu streiten, klang verlockend. Bei der Umsetzung ihrer Ideen sind die Entwickler allerdings so kläglich gescheitert wie Bill Clinton mit seiner Definition von "Geschlechtsverkehr". Miese Steuerung, miese Kamera, miese Technik, miese Spielbalance, miese KI - selbst der Humor ist mies. Die Krönung ist allerdings die geradezu haarsträubende Lokalisierung, an der man scheinbar monatelang gefeilt hat, um solche Stilblüten wie "Bringen Sie den Treiber in ihnen und Knall durch das Entweichen heraus!" zu erschaffen... Wenn euer Übersetzer-Studio Babel Fish heißt, lasst es mit der Lokalisierung lieber ganz bleiben! Im englischsprachigen Ausland ist das Spiel zudem längst ein alter Hut, die Online-Suche nach Mitspielern daher so gut wie aussichtslos. Doch auch offline gibt es kaum einen Grund sich und seine Freunde mit einem derart mäßigen Xbox Live Arcade-Titel, 'tschuldigung, Vollpreisspiel (360) zu quälen. Wer auf unausgereiften Metzelmist und unfreiwillige Komik steht, kann's ja mal übers Wochenende aus der Videothek ausleihen, aber gebt nicht uns die Schuld, wenn euch eure Teamkameraden anschließend die Freundschaft kündigen oder euch zum Abschied samt Xbox bzw. PC die Treppe runter schubsen...

Pro

<P>
witzige Fallen &amp; Fahrzeuge
nettes Verwandlungs-Feature
theoretisch nette Koop-Action...</P>

Kontra

KI-Aussetzer
hakelige Steuerung
grauenhafter Humor
völlig überteuert (360)
monotoner Spielverlauf
unausgewogene Spielbalance
miese Kamera &amp; Kollisionsabfrage

Wertung

360

Nette Idee, miserable Umsetzung - und das auch noch zum Vollpreis.

PC

Nette Idee, miserable Umsetzung - sogar der Online-Modus ist ein Witz.

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