Marine Park Empire17.01.2006, Bodo Naser
Marine Park Empire

Im Test:

Wer bislang einen virtuellen Tierpark mit 3D-Meeresgetier bauen wollte, hatte nicht viele Möglichkeiten. In Zoo Tycoon 2 blieb die Welt unter See unbeachtet, als gäbe es sie gar nicht. Enlight hat die Marktlücke erkannt, die Marine Park Empire (ab 1,00€ bei kaufen) nun stopfen soll. Äußerlich erinnert die bei CDV erschienene Simulation stark an den bunten Vorgänger Zoo Empire, auch wenn es nun Aquarien gibt. Was bietet es inhaltlich?

Killer im Tank

Fisch im Wasser - alles dreht sich darum, die Meeresbewohner glücklich zu machen. 
Die wahren Killer der Meere sind nicht etwa Haie, wie man nach dem Film-Thriller "Der Weiße Hai" vielleicht meinen könnte. Es sind vielmehr die auf die meisten Menschen so possierlich wirkenden Delfine, besonders deren Unterart der Orcas, die für uns allerdings völlig ungefährlich sind. Nicht so für viele Meeresbewohner wie Robben, Fische oder Vögel, denen sie mit ausgeklügelten Jagdtaktiken, Echolot und in der Gruppe nachstellen. Dabei verfolgen die Schwertwale die flüchtende Beute teilweise bis auf den Strand, wo sich diese schon in Sicherheit wähnt. Da Orcas viel Platz brauchen, ist deren Haltung in der Gefangenschaft wegen der zu kleinen Becken meist Tierquälerei. Ob ihr in der Lage seid, einen Kollegen von "Free Willy" artgerecht zu halten, müsst ihr auch in Marine Park Empire unter Beweis stellen. Nur eines von 60 vorkommenden Tieren, zu denen neben Seelöwen, Sägefischen und Kleinwalen auch Landtiere wie Braunbär, Giraffe oder Ren zählen.

Jedem sein Becken

Natürlich kümmert ihr euch nicht gleich um Killerwale, denn jeder Direktor fängt schließlich mal klein an und die Lizenz für neue Tiere müsst ihr erst gegen gutes Geld erforschen. Im langen Tutorial erfahrt ihr allerhand über die neuen Viecher: Auch kleinere im Wasser lebende Tiere wie Fische, Fischotter oder Quallen sind schon recht anspruchsvoll, was Pflege, Beckengestaltung oder Wasserqualität angeht. Die teils großen Aquarien könnt ihr auf zweierlei Weise errichten, entweder in die Höhe oder in den Boden. Bei letzterem senkt ihr den Boden ab und lasst Salzwasser einlaufen, was recht einfach geht. Für die Badeteiche der Landtiere und Amphibien existiert auch Süßwasser. Wenn ein Gehege zu klein geraten ist, könnt ihr es leicht größer machen. Etwas komplizierter funktioniert nur das Erhöhen der Tanks. Natürlich wollen die Tiere auch noch die richtige Einrichtung, wie Wasserpflanzen, Felsen, Spielzeug und Aufbereitungsanlagen. Für ganz Verfrorene gibt sogar eine Warmwasserheizung, denn es gibt auch Getier aus tropischen Gewässern.

Gameplay unverändert

Mit dabei ist auch wieder euer Avatar, der leider ebenso lidlos in die Käfige blickt wie alle anderen Personen.
Entscheidet ihr euch für eine der 20 Missionen, müsst ihr zuerst einen persönlichen Avatar anlegen, der als lächerlich aussehender Direktor vor Ort im Zoo mitmischt. Ihr könnt festlegen, welche Kenntnisse euer Manager haben soll, wozu dieses Mal neben Fütterungs-, Bändigungs-, Dressur- und Reinigungsfähigkeiten auch die Pflege von Meerestieren zählt. Das Gameplay ist im Wesentlichen dasselbe wie bei anderen Zoo-Simulationen: Die Missionen werden erst nach und nach freigeschaltet und sind in Land- und Meerestierzoos eingeteilt, so dass keine Mischzoos möglich sind. Die Ziele der Missionen gleichen sich ziemlich, denn immer gilt es, einen erfolgreichen Tierpark zu etablieren, auch wenn die Vorgaben unterschiedlich sind. Richtige Abwechslung gibt es nicht und leider steigt euer Direktor nach bestandener Mission nicht auf, aber immerhin könnt ihr eure Lieblingstiere in die Privatsammlung übernehmen. Darüber hinaus gibt es noch den freien Modus, bei dem ihr nach eurem Gusto bauen könnt. Ein Multiplayer fehlt leider.

            

Personal und Fortschritt

Leider reicht euer Avatar allein nicht aus, weshalb ihr noch weiteres Personal wie Meerstierspezialisten, Tierpfleger, Tierärzte, Fremdenführer, Handwerker, Putzkräfte, Direktoren und Lehrer einstellen müsst. Nur mit Hilfe der Akademiker gelingt es, neue Dinge wie Tierhaltung, Attraktionen oder Heilung von Krankheiten zu erforschen. Um euren Tierpark voranzubringen, ist die langwierige und kostspielige Erforschung neuer Tierarten von elementarer Bedeutung, da die Zuschauer nach immer mehr Abwechslung verlangen. Die üblichen Viecher, die in jedem 08/15-Zoo zu finden sind, reichen daher nicht lange aus, um die Besucher anzulocken. Ganz zu schweigen von Burger-Buden, Souvenirgeschäften und Bildungseinrichtungen, die ihr teils sogar massenhaft fürs Publikum errichten müsst. Die Menüs wurden nicht gerade übersichtlich angelegt, da sie mit viel zu vielen Funktionen überfrachtet sind. Wieso sind etwa die Verwaltungsgebäude getrennt von den anderen Bauten zu finden? Zoo Tycoon 2 ist da etwas einfacher zu bedienen.

Comic-Grafik

Auch optisch bleibt bei Marine Park Empire alles beim Alten, sprich bei der lächerlichen Comic-Grafik von Zoo Empire, die wohl zielgruppengerecht sein soll. Die 3D-Engine wurde beinahe unverändert übernommen. Eigentlich ist der bunte Look völlig überflüssig, da das Spiel ansonsten seriös, lehrreich und umweltbewusst daher kommt. Die Menschen und Tiere wirken eher hüftsteif und lahm, da sie hölzern animiert wurden.

Alles so schön bunt hier. Die knallige Draufsicht dient allerdings kaum der Übersicht.
Besonders lachhaft sehen wieder Gäste und Personal aus, die mit grotesk verzerrten und unbeweglichen Gesichtern durch die Zoolandschaft wandern. Die Darstellung dient trotz freier und drehbarer Karte nicht der Übersicht, da ihr oft einfach nicht mehr wisst, wo ihr nun gelandet seid. Eine Minikarte fehlt leider völlig. Auch Videosequenzen gibt es nicht.

Sound

Hauptkritikpunkt ist hier die Sprachausgabe, die nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Das ist wiederum weniger zielgruppengerecht, da die lieben Kleinen schließlich kaum Englisch können. Aber auch nicht derart wichtig, da sie eigentlich nur im Tutorial vorkommt. Die nichtssagende Musik erinnert irgendwie an Jahrmarktsklänge, was wohl wiederum für die Kinder sein soll. Geräusche gibt es leider nur spärlich, was ihr bemerkt, wenn ihr mal in die Käfige reinzoomt. Es ist kein Laut zu hören, schon gar nicht passend zum jeweiligen Tier. Bei den Meerestieren ist das nicht so wichtig, da sie ohnehin oft stumm sind.

     

Fazit

Tierische Lust auf den Bau von Gehegen und Aquarien kommt bei Marine Park Empire nicht gerade auf. Das liegt zum einen an dem immergleichen Spielprinzip der Tierparksimulation, das allein durch den Einsatz von Robben, Fischen und Walen keine neuen Impulse erhält. Wie bei Zoo Empire habt ihr zwar wieder euren persönlichen Avatar, der aber noch viel ausgefeilter sein müsste. Wieso gewinnt euer Manager keine Erfahrung und steigt nicht auf wie beim Rollensiel? Außerdem ist die Simulation nicht gerade übersichtlich mit der drehbaren Ansicht, der fehlenden Minikarte, den überfrachteten Menüs und unlogisch versteckter Funktionen. Der quietschbunte Comic-Look ist geschmacklich daneben und verursacht eher Augenkrebs, als dass er Spielfreude entfacht. Wer Zoo Empire kennt, weiß also, was ihn erwartet. Alle anderen brauchen Marine Park Empire nur, wenn sie gar nicht ohne Fische im Zoo leben können.

Pro

persönlichen Avatar machen
auch Meerestiere
einfacher Beckenbau
neue Dinge erforschen

Kontra

kaum Neues
keine Mischzoos möglich
Avatar steigt nicht auf
unübersichtliche Menüs
geschmacklose Grafik
hölzerne Animationen
unübersichtliche Karte
kaum Geräusche
Sprachausgabe nicht übersetzt
kein Multiplayer

Wertung

PC

Lauer Aufwasch von Zoo Empire

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