Ski Racing 200613.12.2005, Bodo Naser
Ski Racing 2006

Im Test:

Ski Alpin von RTL ist (noch) der ungekrönte Star des alpinen Wintersportgenres. Allerdings hat die Konkurrenz von JoWooD nicht geschlafen und präsentiert ausgeruht ihr Ski Racing 2006 (ab 2,36€ bei kaufen) für PC und Xbox, auf dessen Cover auch dieses Jahr der österreichische Altstar Hermann Maier abgebildet ist. Das bei Deep Silver erschienene Skirennspiel schickt sich an, den ersten Platz des Genres zu erobern. Ob's klappt?

Das Alter Ego

Jeder erstellt seinen eigenen Fahrer, den er mit vier Fähigkeiten versieht. 
Bei Ski Racing ist die Erstellung des eigenen Rennläufers obligatorisch. Das liegt daran, dass ihr die meisten der Rennläufe mit eurem Fahrer bestreitet. Wenn ihr die Hänge nicht mit eurem Spargel-Tarzan runtereiern wollt, könnt ihr auch einer der gestandenen Profis wie Hermann Maier, Daron Rahlves oder Kalle Palander auswählen, für die das Sportspiel die Lizenz hat. Auch Aussehen, Statur und Können müsst ihr bestimmen, wobei ihr den Schwerpunkt auf Speed, Sprung, Explosivität und Aufkanten legen könnt. Die Eingabe des eigenen Namens wird auf der Xbox einmal mehr zur Geduldsprobe. Maier ist beispielsweise ein solcher Überflieger, dass mit ihm schon mal legendenverdächtige 90 Meter-Sprünge mit Punktlandung und Geschwindigkeiten über 150 km/h drin sind. Jeder Fortschritt eures Fahrers wird abgespeichert, was zu einem ständigen Wechsel aus Laden und Speichern führt.

Schwachpunkt Karriere

Eine Karriere, die den Namen wirklich verdient hätte, fehlt allerdings auch bei Ski Racing 2006, da ihr noch nicht einmal wie bei Ski Alpin selbst Trainieren oder Wachsen dürft. So ist das ganze eher ein Wettkampf mit dünn gestreuten Rollenspielelementen, als ein echter Werdegang. Zwar gewinnt euer Fahrer durch die Teilnahme an Rennen des Weltcups an Erfahrung, was euch von Zeit zu Zeit aufsteigen lässt. Kurzzeitig macht das auch Spaß, aber eine solche Sucht erzeugende Wirkung auch über längere Zeit wie bei Ski Alpin 2006 kommt nicht auf. Das liegt auch daran, dass es keinen Shop für den Einkauf neuer Ausrüstung gibt. Sauber versteckt dürft euren Fahrer zwar schon ausrüsten, wobei neue Ski, Anzug und Schuhe allerdings einfach freigeschaltet werden, wenn eure Erfahrung dafür ausreicht. Außerdem fehlt der Anreiz, um euch stetig zu verbessern, da es mit dem aktuellen Weltcup nur eine Liga gibt.

Vom Start zum Ziel

Am Start müsst ihr mehrmals das richtige Powerlevel  erreichen, um euch abzustoßen. 
Ski Racing ist nach wie vor weniger zugänglich als Ski Alpin, was an der komplizierteren Bedienung liegt, allerdings hat es aufgeholt. Dennoch ist es nach dem Erstellen des eigenen Nichtskönners nicht zu empfehlen, gleich auf der Piste durchzustarten, da ihr erst die Steuerung mittels des kurzen Tutorials erlernen solltet. Sie ist nicht schwer, muss aber erst verinnerlicht werden: Jedes Rennen ist in die Phasen Start, Gleiten und Zieleinlauf eingeteilt, bei denen ihr verschiedenen Dinge beachten müsst. Ganz ähnlich wie bei Ski Alpin stoßt ihr euch am Start ab, was aber zusätzlich mehrmals passieren kann. Im Rennen selbst gibt es Kanten, das ihr bei engen Kurven machen müsst. Dann habt ihr die Möglichkeit zum Carvingboost in der Kurve, der aber ebenso an der Ausdauer nagt wie ein beherzter Sprung. Daher lassen sich die Sprünge verkürzen, was nicht so einfach hinzubekommen ist.

             

Realismus contra Action

Beim Ritt ins verschneite Tal von Chamonix müsst ihr stets hübsch auf der markierten Piste bleiben.   
Natürlich ist die Zusammenstellung der Kurse mit Ski Alpin vergleichbar, da auch alle 18 originalen Austragungsorte von Chamonix bis Shiga Kogen mit den vier Disziplinen Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und Slalom dabei sind. Realismus wird großgeschrieben, da es für jeden Slalomlauf zwei verschieden gesteckte Kurse gibt, was bei Ski Alpin fehlte. Obwohl die Kurse vom Team von Coldwood Interactive originalgetreu nachgebildet wurden, erscheinen sie jedoch weniger steil, action- und schikanenreich als bei der Konkurrenz. Leider fehlt bei der Disziplin Slalom bisweilen der Durchblick, da ihr vor allem auf der Xbox nicht immer wisst, wie die Stangen jetzt anzufahren sind. Der Wechsel der Perspektive hilft hier ein wenig. Die Übersicht fehlt auch in engen Kurven, was sich bei der Xbox besonders bemerkbar macht. So landet ihr schon mal auf der Nase, was bei Ski Racing aber nicht oft vorkommt. Euren Läufer schmeißt so leicht nichts von den Beinen, auch das Touchieren der Bande nicht. Sogar der Zusammenstoß mit einer Stange bleibt meist ohne Folgen, was bei Ski Alpin realistischer ist.

Gespaltener Multiplayer

Zu mehreren könnt ihr im Internet gegen 31 andere fahren oder auch an einem Rechner einen Wettkampf spielen. Der Multiplayer bietet auch ein Highlight, das es bei Ski Alpin nicht gibt: Zu zweit könnt ihr mit dem Splittscreen gleichzeitig auf einer Piste herunterfahren. Ganz ähnlich wie beim Parallelslalom der Snowboader seht ihr dabei genau, wie euer Kontrahent sich schlägt. Das macht zumindest kurzzeitig Laune, da es direkter als der übliche Ablauf hintereinander ist. Ansonsten habt ihr natürlich auch die Möglichkeit, im Wettkampf wie üblich hintereinander herunterzufahren

Unbedeutende Optik

Sicher im Ziel angekommen, könnt eine coole Siegerpose auswählen.
Leider kommt bei der 3D-Darstellung von Ski Racing nicht dasselbe Mittendrin-Gefühl auf wie bei Ski Alpin. Das liegt auch daran, dass die Kamera trotz Möglichkeit zum Wechsel der Perspektive weiter weg ist als bei der Konkurrenz von RTL. Allerdings habt ihr öfters den Eindruck, dass ihr demnächst stehen bleiben würdet. Wenn ihr etwa mit gerade mal 40 km/h über eine scheinbar flache Alm kriecht, sehnt ihr euch rasch nach den rasanten Steilhängen von Ski Alpin zurück. Effekte wie auffliegende Schneekristalle sehen eher billig aus, da die Flocken so groß wie schneeweiße Bierdeckel sind. Es gibt auch Nebel und Schneefall, was der Sicht aber nicht wirklich schadet. Die 3D-Umgebung sieht insgesamt detailarm, kantig und unbeweglich aus. Unten angekommen, könnt ihr eure Siegerpose aus zwei angebotenen wählen. JoWooD zeigt Sinn fürs Product Placement, weshalb an den Banden Werbung für Milka, Tirol und die Skimarke Atomic prangt, was allerdings nur echte Werbehasser wirklich stören dürfte.

Sparsound

Die Geräuschkulisse ist eigentlich ein Armutszeugnis, denn gerade in diesem für die Atmosphäre so wichtigen Bereich versagt das Spiel. Die melodiös-rockige Musik ist zwar angenehmer als die von Ski Alpin 2006, sie ist aber kaum irgendwo zu hören. Ein Rennkommentar, der bei Ski Alpin für Stimmung sorgt, fehlt hier gleich ganz. Und die typischen Geräusche während des Rennens sind spärlich gesät, wie die Häufchen der Zuschauer, die vereinzelt am Rand der Piste ihr Dasein fristen.

     

Fazit

Letztes Jahr war Ski Racing noch ein indiskutables Sportspiel, das eine grausige Steuerung, eine miese Grafik und wenig Flair hatte. Das hat sich grundlegend geändert: Obwohl die Steuerung komplizierter als bei Ski Alpin 2006 ist, lässt sich das Wintersportspiel recht gut spielen - trotz zeitweiliger Unübersichtlichkeit in erste Linie auf der Xbox. Es setzt auf mehr Realismus, was dem Spielspaß allerdings abträglich ist, da die 3D-Brettelritte weniger rasant vonstatten gehen als bei der Konkurrenz. Wirklich realistisch ist die Fahrphysik mit den kometenhaften Sprüngen, der Jetgeschwindigkeit und der Komfortknautschzone für Rennfahrer dann aber doch wieder nicht. Leider fehlt auch ein echter Karrieremodus, der euch auch mal länger bei der Stange halten könnte. Ski Racing ist daher hauptsächlich etwas für Skisportfanatiker, Österreicher und JoWooD-Fans. Wer eher auf simple Abfahrts-Action steht, sollte sich lieber an Ski Alpin halten. Auf der Xbox ist Ski Racing 2006 mangels echter Alternativen derzeit jedoch das beste Alpinskispiel.

Pro

Spiel mit eigenem Fahrer
original Fahrer wie Hermann Maier
originalgetreue Kurse
auch Perspektivwechsel möglich
Multiplayer per Splitscreen

Kontra

weniger zugänglich als Ski Alpin
keine echte Karriere
keinen Shop zum Einkaufen
unübersichtliche Slalomläufe (Xbox)
viel Laden und Speichern
unrealistische Fahrphysik
Kollisionen ohne Folgen
optisch wenig eindrucksvoll
kein Rennkommentar
kaum Sound

Wertung

PC

XBox

Ski Racing hat mit dieser Ausgabe ganz nett aufgeholt

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.