Test: Reprobates: Insel der Verdammten (Adventure)

von Bodo Naser



Reprobates: Insel der Verdammten
Entwickler:
Publisher: dtp
Release:
31.08.2007
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ab 2,10€
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Mit Black Mirror konnte sich Future Games einen guten Namen machen, der allerdings mit Nibiru erste Risse bekam. Jetzt ist das neueste Abenteuer des tschechischen Studios bei dtp erschienen, das sich mit dem Leben nach dem Tod beschäftigt. Klingt zwar interessant, aber leider hält das düstere Abenteuer nicht, was es verspricht.

Unfertiger Eindruck

Adam Raichl stolpert durch die grob gezeichnete Szenerie, wobei er auch schon mal irgendwo in ein Stakkato von Annäherungen verfällt. Die lästige Ruckelei basiert auf einem Performancefehler: Je länger das Spiel dauert, desto ruckeliger wird's. Damit nicht genug treten auch noch allerhand Ungereimtheiten im 
Stummfilm? Manch einer muss sich in den knappen Gesprächen mit Untertiteln begnügen, weil der Sound nicht funktioniert.
Spielverlauf auf. Der Protagonist fragt etwa nach "verbrannten Stellen", obwohl er dort noch gar nicht war. Zu hören ist freilich nix, denn ein fieser Soundbug verhindert, dass ich meine Ohren brauche. Mucksmäuschenstill - so muss sich ein Tauber vorkommen, der das Adventure zockt. Die knappen Untertitel sorgen immerhin dafür, dass ich grob weiß, worum es geht. Ich verpasse ohnehin wenig, denn die Gespräche sind total oberflächlich.

Reprobates ist sicher das unausgegorenste Point&Click-Abenteuer, das mir in den letzten Jahren untergekommen ist. Und ich habe wirklich viele gesehen, aber wenige waren hart an der Grenze zur Unspielbarkeit. Das offizielle Forum ist derzeit der Ort, an dem die Fans Frust ablassen können. Der Soundfehler ist da fast noch einer der geringeren Bugs, denn bei vielen läuft es gleich gar nicht, es kommt zu unerklärlichen Abstürzen und wieder andere haben Probleme mit der Grafik. Die inhaltlichen Tipps geraten da ins Hintertreffen, denn die Käufer haben ganz andere Sorgen. Ein erster Patch sorgt dafür, dass einige der Fehler beseitigt werden.

Insel der Fragen

Dabei hätte das Spiel durchaus Potenzial, was sich insbesondere an der mysteriösen Story zeigt, die zwar langsam beginnt, aber an die Fernsehserie Lost erinnert und neugierig macht. Nach einem schweren Unfall, dessen Augenzeuge ihr im
Am Anfang wird der Held durcheinander gewirbelt, dann findet er sich in der Anderswelt wieder.  
eindrücklichen Intro werdet, wacht Adam zunächst auf einer Insel auf. Wie er dort hingelangte, weiß er nicht mehr. Eigentlich ist es ein Wunder, dass er den Horrorcrash überhaupt überlebte. Die wolkenverhangene Insel wirkt irgendwie so, als wäre sie nicht ganz von dieser Welt. Mit ihren schmucklosen Wohncontainern mutet sie fast wie der Wartesaal zum Himmel an. Oder gar das Gegenteil?

Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass einer der Bewohner aus dem Beten nicht mehr herauskommt, denn der Büßer glaubt sich im Fegefeuer. Überall lungern seltsame Typen herum, die genauso wenig wissen, was abgeht wie ihr, mit denen ihr euch aber per Multiple-Choice unterhalten könnt. Oftmals sind die Dialoge völlig belanglos, daneben oder unfreiwillig komisch, aber es stellt sich heraus, dass die Leute teils aus ganz anderen Zeiten stammen. Da gibt es einen russischen Bergarbeiter, der aus der Sowjetzeit kommt. Er denkt glatt, Tschechien sei noch im Ostblock. Wie bei Lost gibt es auch die Asiatin, die angeblich nur Bahnhof versteht. Ihr Aussehen ist relativ realistisch, auch wenn die Animationen oft etwas ungelenkt sind.

Essen, Trinken und Schlafen

Das ist nicht Einzige, das seltsam anmutet. Zu einem festen Zeitpunkt schlägt die Kirchturmuhr hoch droben auf dem Hügel und alle fallen plötzlich in Tiefschlaf. Wenn ihr wieder erwacht, seid ihr in einem neuen Kapitel, alle Gegenstände sind weg und ihr müsst quasi von vorne beginnen. Der Turm schläfert die
Wie im Actionspiel - beim Umherstreifen solltet ihr stets die Energieanzeige rechts oben im Auge behalten, sonst geht euch die Puste aus.
Leute irgendwie ein, weshalb ihr mal hochsteigen solltet. Dort geht es weiter an einen Ort, der allerdings auch nicht weniger trostlos wirkt. Eine Felsbarriere versperrt allerdings den Weg, die ihr mit wenig Hirnschmalz und viel Spucke aus dem Weg räumen könnt. Alleine schafft ihr das kaum, dazu braucht ihr Verstärkung. Welcher der Typen hilft euch wohl? Der unfreundliche Deutsche, die coole Schwarze aus New York oder die psychisch angeknackste Bosnierin? Ins Herz schließt ihr wohl niemand, auch weil es Abziehbildchen bleiben.

Plötzlich fällt euch auf, dass Adams Kräfte schwinden, denn Reprobates ist wohl das erste Adventure, bei dem ihr essen und trinken müsst. Es gibt einen Balken für Lebensenergie, der immer weiter runter geht, je weiter ihr umherschweift und Sachen ausprobiert. Ihr habt Wasser und Kekse, die ihr jeden morgen in der Hütte findet. Leider wird nicht einmal im knappen Handbuch erklärt, wie das Zuführen von Nahrung ganz praktisch gehen soll. Durch rumprobieren findet ihr raus, dass ihr mit der Flasche einfach auf den Körper zeigen müsst, der nicht mal angezeigt wird. Seltsamerweise bringt ein Schluck Wasser mehr als das Essen. Inkonsequent ist auch, dass ihr zwar geschwächt umherlaufen könnt, wie ihr wollt, aber in dem Zustand nix tun.

Laufintensives und Minispielchen

Seid ihr wieder bei Kräften, könnt ihr in Aktion treten. Viele Rätsel sind Inventaraufgaben, bei denen ihr schlicht die eingesammelten Gegenstände verwenden müsst. Sie zu finden, ist oft noch das Schwerste, da auf eine Hotspotanzeige für
Während des Rätselratens müsst ihr die tristen Big Brother-Wohncontainer öfters betreten, als euch lieb ist.
Sachen verzichtet wurde. Immerhin könnt ihr euch die Ausgänge anzeigen lassen. Die oft kleinteiligen aber keinesfalls detailverliebten 2D-Hintergründe tun ein übriges, dass ihr Mühe beim Erspähen habt. Oft lassen sich Sachen miteinander kombinieren; etwa zwei Steine, die zum Feuerchen werden. Das Feuer legt ihr dann an den Holzbalken, der sich derart verkohlt leicht entfernen lässt. Um solche Erfolge zu haben, müsst ihr immer wieder an bekannte Orte zurück und euch mit denselben Leuten x-mal unterhalten.

Zu tun gibt es eigentlich genug, denn mit seinen acht Kapiteln ist Reprobates kein kurzes Vergnügen. Trotz allen Umherstreifens ist es jedoch linear bis zum geht nicht mehr. Darüber können auch die paar Minispielchen nicht hinwegtäuschen, die außerdem reichlich aufgesetzt wirken. Da müsst ihr der Reihe nach alle Lichtchen in einer Spirale mit einem Cursor anmachen, was ziemlich nervig ist. Es ist auch noch auf Zeit und regulär umgehen lässt es sich auch nicht. Was hat das mit hinaufklettern zu tun? Irgendwie will solch belanglose Einlage nicht so recht ins schwermütige Abenteuer passen, so als hätte man sie nur drin, damit der strapazierte Spieler halt mit irgendwas beschäftigt ist.
               
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Kommentare

tina2503 schrieb am
Ich finde das Spiel auch nicht so herausragend, gut die Traumsequenzen sind nicht schlecht (außer die 1.) aber auf der Insel muss man irgendwie fast immer nur das selbe machen, "mit allen reden, Stöcker und Steine sammeln, versuchen in den Turm reinzukommen usw..." finde das Spiel also nicht ganz gelungen...wäre das ganze Spiel wie die Traumsequenzen 2+3, dann wäre es sicher besser geworden...
Was die Bewertungen auf 4players betrifft, muss ich sagen, dass ich auch desöfteren feststellen musste, dass ein Spiel hier nicht sehr gut bewertet wurde und als ich es mir dann doch kaufte ich es total super fand...kann jetzt bloß nicht genau sagen wer die Test immer geschrieben hatte...ich finde aber auch, dass man ein Spiel schon komplett durchgespielt haben sollte um eine vernünftige Bewertung machen zu können...
EvilNobody schrieb am
4players testet eben subjektiv, hast du das bis jetzt noch nicht gerafft?
Ist auch gut so, denn ein Spiel in ein objektives Korsett zu quetschen ergibt keinen Sinn. Spielen und Spass, das sind Bauchgefühle, die kann man nicht messen.
Gamer433 schrieb am
EvilNobody hat geschrieben:Dann lies´die Tests von Bodo halt nicht. :roll:
Scheinbar kannst du es ja nicht lassen, und dann beschwerst du dich darüber, dass verbuggter Müll gerecht abgestraft wird.
Ich lese mir generell die Tests hier durch.
Wenn Du dem Bodo soviel Verständnis zufächern kannst, dann bitte. Soll mich nicht weiter stören.
Ich selbst hasse Bugs wie die Pest. Das heisst aber noch lange nicht, dass Bodo nur Bugs (ob vorhanden oder nicht) anspricht und ich dies permanent widerspreche. :roll:
@ Bodo
Die "Gurke" Hammer & Sichel habe ich mir zu dem Zeitpunkt sehr wohl gekauft und war positiv überrascht. Es ist sicherlich nicht mein Lieblings-Game, doch wurde es an völlig falschen Punkten runter gemacht. Wundert mich, dass Du Dich da gar nicht mehr dran erinnern kannst ...
Ich weiss nicht ob es nur mir so vorkommt, aber dieses Schlussplädoyer "spielt schön weiter" kommt so niveaulos rüber, als sei Dein Gegenüber Mitglied der Krabbelgruppe.
Persönlich habe ich nichts gegen Dich (kenne Dich ja auch gar nicht) nur finde ich Deine Tests ernsthaft seltenst zutreffend.
Dinge wie "Geschmack" etc. sprechen wir natürlich nicht an, da man ja objektiv bleiben soll.
Obwohl Du immer wieder mal 'nen Zacken zuviel Subjektivität gebrauchst. :Blauesauge:
4P|Bodo schrieb am
Gamer433 hat geschrieben:Ich finde nach wie vor, dass die wenigsten zutreffenden Tests von Bodo kommen.
Alle anderen Tester bei 4Players testen konkreter und sachlicher.
Eins habe ich bei den Tests von Bodo begriffen. Wenn ein Spiel von ihm schlecht bewertet wird, dann sollte ich's mir kaufen.
Ich erinnere mich noch zu gut, dass dem lieben Bodo ein Spiel (Hammer & Sichel) zu schwer war, bei dem man mit 11 frei einstellbaren Parametern den Schwierigkeitsgrad anpassen konnte.
Was mich am meisten nervt, sind diese dauernden "Abschiedsgrüße" wie "Spielt noch schön".
Hört sich an wie "Hey Du Balg, nerv Papa nicht und geh wieder spielen" oder "nehmt Eure Medikamente und ab zurück in Eure Zellen". -_-"
Versteh' nicht, wieso der sich dauernd so toll fühlt ...
Hi Gamer433,
ich würde dir davon abraten, all die Gurken zu kaufen, die ich schlecht bewertet haben. Denn sonst bekommst du zielsicher die schlechtesten Spiele der letzten sechs Jahre und das geht ins Geld. Nur weil ich es schlecht bewertet habe, heißt das nicht automatisch, dass es gut ist... Da gibt es leider kein Naturgesetz.;-)
An Hammer und Sichel kann ich mich wahrlich nicht mehr erinnern, aber schon der Titel hört sich grausig an. Tut mir leid, wenn ich aus Versehen dein Lieblingsspiel abgestraft habe, aber das liegt in der Natur der Sache und kommt öfters vor. Du musst übrigens ein Elefantengedächtnis haben und solltest in einem Archiv für Spiele arbeiten.
Was du gegen "spielt schön weiter" hast, versteh ich nicht, das war eigentlich nett gemeint. Ich spiele schließlich auch die ganze Zeit und nehme mich gar nicht aus.
Als mach von mir aus schön weiter, was du möchtest.;-)
4P|Bodo
EvilNobody schrieb am
Dann lies´die Tests von Bodo halt nicht. :roll:
Scheinbar kannst du es ja nicht lassen, und dann beschwerst du dich darüber, dass verbuggter Müll gerecht abgestraft wird.
schrieb am