RF Online01.04.2006, Marcel Kleffmann
RF Online

Im Test:

Neben etablierten Größen wie World of WarCraft oder EverQuest schwabben auch ab und an koreanische Online-Rollenspiele an den europäischen Strand. Hierzu gehört auch Rising Force Online (kurz RF Online (ab 13,65€ bei kaufen)), das mit groß angelegten PvP-Schlachten überzeugen möchte - mit Erfolg?

Drei Rassen

Im futuristischen Szenario von RF Online streiten sich drei Rassen: die industriellen Bellato, die magisch angehauchten Cora und die mechanische Cyborg-Nation Accretia. Aufgeteilt in vier Klassen (Nahkämpfer, Fernkämpfer, Produktionsspezialist und Spiritualist) kämpfen sie um die Kontrolle einer Mine, die unglücklicherweise von einem übermächtigen Wächter beschützt wird. Dieses Wesen lässt niemanden an die Ressourcen - es sei denn, eine der drei Parteien entscheidet den "Chip-War" in der "Crag Mine" für sich…

Krieg nach Plan

Die Folge? Dreimal am Tag herrscht Krieg! Präzise alle acht Stunden verwandelt sich das Crag Mine-Areal in ein maximal dreistündiges Spieler-gegen-Spieler-Schlachtfeld mit einem Ziel: Zerstörung des gegnerischen Chip-Towers, um die Gunst des Minen-Wächters zu erlangen. Als Belohnung für die schnellst mögliche Vernichtung des Ziels erhält die siegreiche Partei

Gewisse Anleihen an Final Fantasy sind beim Charakter- und Welt-Design nicht zu verleugnen.
das Bergbau-Monopol für die nächsten Stunden sowie mehr Geld und Material zum Upgrade.

Dieses massive PvP-Duell klingt auf dem Papier recht nett, ist in der Form aber erst ab Level 25 möglich und trotzdem sterbt ihr zu diesem Zeitpunkt alle Nase lang. Zum Glück gibt es kein Strafsystem für das virtuelle Ableben, stattdessen müsst ihr nach dem Respawn wieder zum Schlachtfeld laufen. Chancen auf siegreiche Duelle solltet ihr euch ab Stufe 30 mit guter Ausrüstung ausmalen. Ohne diese Voraussetzungen ist es überaus schwierig an "Contribution Points" (CP) für besiegte Feinde und spezielle Boni für Vielkämpfer zu kommen.

Solche Spieler-gegen-Spieler-Kämpfe gibt es nicht nur bei der Crag Mine. Wann immer ihr in der Welt unterwegs seid und z.B. harmlose Quests löst, könnt ihr auf Feinde treffen und diese für weitere CP umhauen. Bestrafungen für das Ausschalten von Low-Level-Charakteren oder AFK-Spielern sind nicht vorgesehen, was in gewissen Regionen zu unfairen und frustrierenden Kill-Orgien führt.

Ein langer Weg

Monatliche Abonnement-Kosten

Ein Monat: €12.99

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Zahlungsmethoden

-Zahlung per Kreditkarte (Visa, Mastercard, JCB, Amex, Maestro, Switch, Solo, Delta, Electron)

-Zahlung via PayPal (Überweisung, Elektronisches Lastschriftenverfahren und per Kreditkarte)

Zur Freischaltung des kostenlosen Monats ist es notwendig eine Zahlungsmethode auszuwählen.Bis ihr soweit seid, um effektiv an den PvP-Schlachten teilzunehmen, vergeht viel stinklangweilige Zeit, weil ihr euch in altbackener PvE-Manier langsam hochleveln müsst. Wie gewohnt wird das Attackieren von Gegnern und Lösen von Quests mit Erfahrungspunkten belohnt, jedoch sind die Quests dermaßen uninspiriert, dass man meinen könnte, ein Zufallsgenerator hatte die Finger im Spiel. So müsst ihr mal 20 Viecher der Marke X erledigen, dann wieder zehn Monster der Marke Y, alles verpackt in sinnlose Geschichten (z.B. Gegner zu Forschungszwecken töten); ohne auch nur den Hauch eines erzählerischen Hintergrunds oder gar einer Story zu erzeugen, um tiefer in die Welt eintauchen zu können.

Alleine oder in Gruppen?

Sämtliche Aufgaben wirken lieblos, werden im gleichen Stil x-mal wiederholt (teilweise sogar mit identischem Text) und schicken euch wahllos durch die Gebiete. Alle Rassen dürfen übrigens dieselben Quests lösen. Eine Option um die Aufgaben innerhalb einer Gruppe zu teilen gibt es nicht und somit wird das Singleplayer-Leveln weiter geschürt. Eine Party ist höchstens für das Killen von extra starken Ace-Gegnern nötig, was in Praxis viel weniger Erfahrungspunkte liefert als wenn man Monster im Alleingang erledigt. Für ein MMORPG und den Stellenwert des Zusammenspiels von mehreren Charakteren in einer persistenten Online-Welt sind solche Design-Schnitzer natürlich tödlich.  

Kämpfen mit Potion-Spamming

Sind wenigstens die Kämpfe interessanter? Nein! Da es keine Heiler-Klasse gibt, kommt es in den weitgehend automatisierten Duellen (Spezial-Fähigkeiten per Tastendruck) hauptsächlich auf Potion-Spamming an: Das heißt, ihr kauft euch einen Batzen viel zu günstiger Heiltränke und werft sie bei Bedarf flott hintereinander ein - der Trank-Cooldown ist viel zu niedrig. Die Folge des Systems ist der katastrophale Verlust jeglicher strategischer oder taktischer Tiefe. Sogar Gegner, die mehrere Stufen höher sind, dürften mit ausreichendem Heiltränk-Vorrat kein Problem darstellen. Solltet ihr dennoch im Kampf gegen computergesteuerte Kreaturen sterben, verliert ihr einen Prozentsatz eurer Erfahrungspunkte.

Videos zu RF Online

Video: Trailer 1 (Laufzeit: 2:24 Min.)

Video: Trailer 2 (HiRes) (Laufzeit: 4:53 Min.)

Video: Trailer 3 (Laufzeit: 2:12 Min.)

Video: Trailer 4 (Laufzeit: 1:13 min)

Video: Walkthrough (Laufzeit: 7:07 Min.)

Video: Accretia (Laufzeit: 0:37 Min.)

Video: Bellato (Laufzeit: 0:41 Min.)

Video: Cora (Laufzeit: 0:42 Min.)

Item-Langeweile

Klassischerweise hinterlassen die Feinde etwas Beute für Ingame-Auktionen, Verkäufe an NPCs oder als Reagenzien für das brauchbare Crafting-System (Spezialisten). Hin und wieder sind sogar Waffen oder Ausrüstungsgegenstände dabei, die sich allesamt wenig unterscheiden. Jeder Charakter verwendet nur eine Hand voll Items und das Resultat daraus ist, dass alle Figuren in der Welt geklont aussehen und mit dem gleichen Equipment umherlaufen. Jagden auf besondere, legendäre oder rare Items könnt ihr euch gleich abschminken, weil es zu wenige Gegenstände gibt. Selbst das schönste Schwert der Kategorie Überlänge oder ein schick leuchtender Stab nerven, wenn fast jeder das Item mit sich herumträgt; Ähnliches gilt für die recht hübsch gestalteten Rüstungen. Da

Ein kleines PvP-Scharmützel mit zum Teil gleich ausgerüsteten Charakteren.
hilft sogar das schönste interaktive Ökonomiesystem mit dynamischem Steuersystem nicht wirklich weiter.

Fähigkeiten

Wie in den meisten Rollenspielen erlernt euer Charakter zwischen den Stufen weitere Fähigkeiten (Nahkampf, Fernkampf, Verteidigung, etc.) und bekommt mehr Health sowie Force Power (vergleichbar mit Mana). Nach jedem Level-Up richtet euer Protagonist keinesfalls automatisch größeren Schaden an, sondern bekommt nur das Potenzial mehr Damage zu machen. Mit dem Erreichen von Level 30 und 40 folgt eine Class-Promotion, die weitere Ausbildungsmöglichkeiten offeriert. Insgesamt stehen dutzende von Skills in vier großen Bereichen allen Klassen zur Verfügung. Richtig gelesen! Es gibt tatsächlich gleiche Skills für alle und genau deswegen fühlt sich dieses System beschränkt an. Viele Individualisierungsmöglichkeiten bei der Charakter-Entwicklung sind folglich nicht gegeben, lediglich die Wahl der Fraktion schafft ab Stufe 30 gewisse Unterschiede. So können die Cora einige Helferlein beschwören, die Bellatos protzen mit Kampfrobotern und die Accretia lieben große Selbstschuss-Geschütze. 

Irrwitzig lange Waffen findet ihr häufig in RF Online.
OP-Saal als Welt

 War euch die Welt in EverQuest 2 zu steril? Dann werdet ihr bei RF Online aus dem Gähnen nicht mehr herauskommen: Zwar ist das Design der Landschaften einigermaßen gelungen und furchtbar auffällig an Final Fantasy angelehnt, aber wenn ihr zehn Minuten durch eine öde Wüste latscht und neben euch 20 geklonte, wirklich 1:1 gleich aussehende und sich hundertprozentig identisch bewegende Monster seht, vergehen jegliche atmosphärische Ansprüche, die Azeroth in World of WarCraft so einmalig belebte. Reittiere oder Fahrzeuge gibt es gar nicht, stattdessen müsst ihr die Entfernungen per Pedes zurücklegen. Schlimmer geht’s nicht? Doch, wenn euer Stamina-Balken leer ist, könnt ihr nur noch im Schneckentempo "gehen"…

 

Einzig und allein die Soundkulisse sticht aus dieser verkorksten Mischung aus Langweilige und Sterilität hervor. Bombastische klingende Chöre verknüpft mit elektronischen Elementen untermalen das Geschehen und bleiben nachhaltig im Gedächtnis kleben – echt gut, dass der Soundtrack der deutschen Version auf einer separaten CD beiliegt.

Fazit

Crap! - die Designer von RF Online haben es vergeigt! Im Vordergrund stand wohl das PvP-System, das mit Level 30 auch halbwegs spaßige Schlachten entfacht, solange ihr genügend Heiltränke auf Vorrat habt. Die Abstinenz einer Heiler-Klasse und der übermäßige Genuss von Tränken verurteilt jedes taktische Denken zum Tode und führt zum öden Potion-Spamming. Öde ist sowieso Programm in RF Online: Es gibt kaum unterschiedliche Gegenstände, fast alle Charaktere sehen gleich aus, individuelle Entwicklungs-Möglichkeiten bleiben weitgehend auf der Strecke und von der Sterilität der Welt will ich gar nicht anfangen. Hinzu kommen ellenlange Wege durch die Regionen und das langweiligste PvE (Quests, Monster), mit dem ich bisher konfrontiert wurde. Chance vertan - ich muss nun in die Warsong-Schlucht, um meine mit RF Online vergeudete Zeit in World of WarCraft aufzuholen…

Pro

interessantes PvP-System
große Schlachten
brauchbares Crafting
weitgehend sinnvolle Fähigkeiten
toller Soundtrack
dynamisches Steuersystem
Dual-Klassen-Charakter möglich
recht stabiler Client

Kontra

stinklangweiliges PvE
Quests sind generisch, hintergrundlos und wiederholen sich
langwierige Wege durch die Welt
Leveln dauert extrem lange
niedriger taktischer Anspruch bei den Kämpfen dank des Potion-Spammings
sehr wenig Gegenstände
Klassen und Fähigkeiten bieten wenig Raum zu Individualisierung
geklonte Feinde
leichte Interface-Macken
sterile und öde Welt
langatmiges Tutorial
komplett in englischer Sprache

Wertung

PC

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