Bone Gold25.04.2007, Bodo Naser
Bone Gold

Im Test:

Telltale sahnt zur Zeit mit seinen Sam & Max-Episoden regelmäßig sehr gute Noten ab. Jetzt ist mit Bone eine andere Reihe der Adventure-Spezialisten erstmals auf Deutsch zu haben: Zwei Episoden des skurrilen Comic-Abenteuers erschienen bei Xider/bhv als Bone Gold (ab 14,90€ bei kaufen). Ob die Knochenmännlein genauso viel Klasse haben wie das agile Polizistenduo?

Two in one

Das Bundle "Bone Gold" besteht aus den Episoden "Flucht aus Boneville" und "Das große Kuhrennen", die beide in der von Comic-Autor Jeff Smith ersonnenen Fantasy-Welt

Fone ist der netteste der Bones und findet meistens rasch neue Freunde. Für seinen Vetter Phoney gilt das genaue Gegenteil.
spielen. Da sich das Spiel exakt an die Vorlage hält, begleitet ihr die drei Vettern Fone, Smiley und Phoney Bone auf ihrer Entdeckungsreise durch ein grünes und geheimnisvolles Tal. Wer sich daran stört, dass die drei Akteure knubblige Knochen sind, der sollte sich das Adventure nicht antun - alle anderen bekommen zwei Episoden auf einmal. Da beide Teile recht kurz sind, wäre alles andere auch eine Frechheit gewesen. Ihr müsst diese übrigens der Reihe nach spielen, um richtig mitzukommen.

Obwohl die mit Fantasy-Anleihen gespickte Geschichte nach den zwei Episoden nicht zu Ende ist, ist sie unterhaltsam und sorgt für Neugierde - manche Frage bleibt also unbeantwortet. Die Bones treffen auf ihrer Suche auf allerhand seltsame Wesen, wozu ein sprechendes Blatt, gefräßige Rattenviecher und ein schläfriger roter Drache gehören. An die Genialität der Sam & Max-Reihe reicht sie aber leider kaum ran, was in erster Linie an den oft harmlosen Dialogen liegt. Von der unterschwelligen Gesellschaftskritik eines Sam & Max keine Spur. Das Gute daran ist, dass Bone so viel eher für Kinder geeignet, die aber die frustrierenden Aufgaben nicht mögen dürften.

Flucht aus Boneville

Rätselfreunde werden schnell merken, dass die Bones reichlich fehl am Platze sind. Eigentlich wollen sie so schnell wie möglich zurück in ihre Heimat Boneville, doch das ist nicht so einfach, denn von dort hat man sie erst schmählich verjagt. Einstweilen sitzen sie in dem Tal fest, dessen Bewohner ganz schön seltsam sind. Nach ihrer Flucht landen sie in der Idylle, sind aber noch getrennt. Im ersten Teil lernen sie die wichtigsten Leute kennen, als da sind die hübsche Thorn und ihre Grandma Ben. Vielleicht gibt es hier jemand, der ihnen weiterhelfen kann.

Ihr spielt zunächst Fone, den nettesten der drei Bones, der rasch Freunde findet. Er ist hilfsbereit und versucht, mit allen gut auszukommen. Schon beim ersten Aufeinandertreffen verliebt sich der Knochen Hals über Kopf in Thorn, wagt aber nicht, es ihr zu sagen. Anders der eingebildete Phoney, der einst in Boneville ein reicher Man war. Jetzt ist er unfreundlich, und pflaumt jeden an, der nicht gleich nach seiner Pfeife tanzt. Ganz anders ist wieder Smiley, der arm aber glücklich ist. Er ist Musiker und dekoriert die idyllische Landschaft mit seinen Zigarrenkippen, die auch mal suchen müsst.

Spielchen und Rätsel

Im Tal müssen die Bones verschiedene Aufgaben meistern, die in schneller Folge nacheinander kommen. Zuerst müsst ihr einen Fluss überqueren, wobei ihr die Springwanze steuert. Es gibt eine

Wie kommt Phoney nur an der Wanze vorbei, die immer gleich in die Luft geht, wenn man sie reizt?
Reihe von Steinen, über die ihr springen müsst. Damit nicht genug springt das Insekt in einem bestimmten Rhythmus. Viele würden das eher als Minispielchen denn als Rätsel bezeichnen. Eher wieder witzig, dass ihr zunächst mit Fone mit den Opossumkindern Verstecken spielt, wobei ihr sie sucht, und anschließend mit dem barschen Phoney noch einmal, wobei ihr euch verstecken müsst. Der macht natürlich manches anders, da er sich für den Größten hält, was zum Schmunzeln anregt.

Leider ist nicht immer ganz klar, was wirklich zu tun ist. Bis ihr herausgefunden habt, wie Phoney die Kinder zu sich locken muss, vergeht einiges an Zeit. Bei der zweite Episode müsst ihr gleich zu Beginn den Boden wischen, da sich Phoney ein Bier bestellt hat, ohne Geld zu haben. Wie ihr wischen müsst, um alle Fußspuren zu beseitigen, ist völlig unklar. Manches ist auch schlicht nervig, wie etwa die Suchorgien wie Stummelsuchen in der Dunkelheit der Höhle. Ein paar Inventarrätsel gibt es natürlich auch noch, die aber nicht der Rede wert sind, da sie rasch gelöst sind. Die wenigen echten Actioneinlagen lassen sich auch überspringen - das schont die Nerven

                         

Das große Kuhrennen

Leider wird immer deutlicher, dass niemand im Tal Boneville zu kennen scheint. Nicht jeder scheint den Bones wohl gesinnt zu sein, wie etwa der finstere 

In dem Kuhkaff ist wenig los, so dass das alljährliche Kuhrennen zum Großereignis wird. Alle wollen wetten.
Typ mit der Kapuze, der äußerlich an einen Nazgul erinnert. Die Vettern versuchen trotzdem, so gut wie möglich zurecht zu kommen. Bald steht ein großes Ereignis an: Das alljährliche Kuhrennen. Dort wird gewettet, was das Zeug hält. Phoney will dabei betrügen, um an Geld zu kommen. Smiley soll als Kuh verkleidet am Rennen teilnehmen, um dann zu verlieren. Phoney wird alles Geld auf seinen Gegner setzen. Ob der Plan reibungslos klappt?

Hier müsst ihr nun abwechselnd die drei Bones steuern, die über den Jahrmarkt schlendern. Bei den Gesprächen mit den Standbetreibern kommt manch witzige Sache zu Tage, dennoch bleibt alles immer hübsch harmlos. Hier unterhält man sich lieber über die Kunst des Honigsammelns als subversive Sprüche von sich zu geben. Die Multiple Choice-Möglichkeiten sind einmal mehr ohne großen Sinn, da es oft nicht darauf ankommt, was ihr sagt. Obwohl der dreiste Phoney die Leute regelmäßig vor den Kopf stößt, bleibt das ohne Folgen und ist auch gar nicht anders gedacht.

Detailarme Grafik

Die Comic-Look geht insgesamt in Ordnung und hält sich auch hier an die Vorlage, soweit das im bewegten Medium möglich ist. Die Knuddeloptik ist ebenso Geschmackssache wie die fehlenden

Manch einer der Charaktere kriegt die Augen nicht auf wie der Lover von Grandma Ben. Immerhin stimmt die Sprache.
Größenverhältnisse. Wenn eine Wanze schon zu groß ist, was macht es da noch, dass sie auch noch reden kann. Typisch Comic halt! Leider ist die 3D-Grafik detailarm und wirkt insgesamt grob. Das Tal sieht wenig idyllisch aus, da Szenen für die Augen einfach fehlen. Zu oft ist alles aus der Nähe zu sehen, um sich auf die Figuren zu konzentrieren. Auch die Gesichtsanimationen der menschlichen Charaktere sind oft nicht gelungen, auch wenn man bedenkt, dass es Comic-Figuren sein sollen. Grandma Ben und einige der Städter scheinen die Augen gar nicht aufzubekommen.

Professioneller Sound

Beachtlich, dass Bone Gold über eine professionell gemachte Sprachausgabe verfügt, die sich hören lassen kann. Phoney wird etwa von der deutschen Stimme von Homer Simpson gesprochen, die sehr gut zu ihm passt, da sich Phoney gern aufregt. Auch die vielen Nebenrollen sind so besetzt, dass niemand negativ aus dem Rahmen fällt. Der Bruder des sprechenden Blattes hat z.B. eine behäbige Stimme, da er ein wuchtiger Kerl ist, der allerdings nicht so helle ist.

         

Fazit

Bone ist zwar streckenweise unterhaltsam, aber auf Dauer zu harmlos und bei weitem nicht so witzig wie Sam & Max. Die familientaugliche Story mit den drei Knochenmännern, die eine Fantasy-Welt erkunden, klingt zwar skurril, verschenkt aber zu viel humoristisches Potenzial. Natürlich macht es Spaß, die drei Charaktere zu begleiten - insbesondere Phoney sorgt immer wieder für ein Schmunzeln, wenn er mal wieder ohne Grund in die Luft geht. Allerdings sind viele der Dialoge für die Katz, da das Gesprochene keine Auswirkung auf den Spielverlauf hat. Die Aufgaben bestehen aus simplen Inventarrätseln, teils gar nicht einfachen Minispielchen und nervigen Suchorgien, bei den leider nicht immer glasklar ist, was ihr überhaupt tun sollt. So dürfte das eine oder andere Spielchen eher für Frust sorgen. Optisch hält man sich an die Comic-Vorlage, was in einer unspektakulären Kulisse resultiert. Eine gewisse Leichtigkeit kann man Bone nicht absprechen, aber die Bissigkeit eines Sam & Max wird trotz passender deutscher Stimmen nicht erreicht. Zudem wird die Story nicht zu Ende erzählt, so dass einige Frage offen bleiben - schade.

Pro

hält sich an Comic-Vorlage
nette Fantasy-Story
mehrere Charaktere spielen
Actioneinlagen überspringen
professionelle deutsche Sprachausgabe

Kontra

nicht immer witzig
kurzer Spaß
teils unverständliche Rätsel
nervige Sucheinlagen
teils hakelige Steuerung
Dialoge ohne Biss

Wertung

PC

Ein kinderfreundliches Comic-Abenteuer, das nett gemacht ist, aber leider insgesamt zu wenig Biss hat.

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