The Secrets of Da Vinci - Das verbotete Manuskript30.05.2006, Bodo Naser
The Secrets of Da Vinci - Das verbotete Manuskript

Im Test:

Leonardo Da Vinci ist dank Dan Brown derzeit in aller Munde. Das Universalgenie ist auch nach rund 500 Jahren immer für ein Geheimnis gut: So konnte bis heute nicht zweifelsfrei geklärt werden, wer auf der "Mona Lisa" zu sehen ist. Auch die zahllosen Apparaturen sind ein Quell der Mysterien, aus dem sich auch das Adventure The Secrets of Da Vinci: Das verbotene Manuskript speist.

Auf des Meisters Fährte

Leonardo da Vinci war nicht nur angeblich in die Machenschaften in Da Vinci Code verwickelt, viel wichtiger ist, dass er auch der größte Denker, Techniker und Künstler seiner Zeit war. Aus heutiger Sicht könnte man ihn als "Einstein

Leonardos Atelier in Clos Lucé, wo er seine letzten Tage verbrachte. Eine Fundgrube nicht nur für Kunstbegeisterte.
 der Renaissance" bezeichnen, da er mit seinen Entdeckungen seiner Epoche weit voraus war. Seine letzten beiden Lebensjahre verbrachte Leonardo in Frankreich, wo ihm sein Freund und Förderer König Franz I das Herrenhaus Manoir du Cloux bei Amboise als Alterssitz zuwies, das heute Clos Lucé heißt. Hier starb er am 2. Mai 1519 und vermachte sein gesamtes Erbe seinem Lieblingsschüler Francesco Melzi.

Genau dort beginnt die Geschichte, denn zum Erbe gehörten auch Leonardos wertvolle Dokumente, von denen einige recht pikant gewesen sein sollen. Ihr spielt Valdo und gebt euch als Schüler von Melzi aus, was zumindest fast stimmt, da ihr es schließlich einmal wart. Nun bekommt ihr 1522 den Auftrag, ein mysteriöses Schriftstück aus Leonardos Nachlass zu finden. Dessen brisanter Inhalt bleibt zunächst ebenso nebulös wie die Identität eures Auftraggebers. Ihr sollt so tun, als würdet ihr nach einer Skizze des Wandgemäldes der "Anghiarischlacht" Ausschau halten. Euch bleibt nichts anderes übrig, als der Sache nachzugehen, um so Schritt für Schritt Licht ins Dunkel zu bringen. 14 teils lange Kapitel stehen zwischen euch und der Lösung.

Historischer Anspruch

Schauplatz der virtuellen Suche ist das französische Schlösschen Clos Lucé, das bis ins Detail nachgebildet wurde. Hier zeigt sich wieder der historische Anspruch von Kheops, der auch schon in früheren Adventures zum Tragen kam. Auch dieses Abenteuer spielt nicht im luftleeren Raum, sondern im Übergang vom Mittelalter zur Renaissance. Die wenigen Akteure, die ihr trefft, sind historische Persönlichkeiten ihrer Epoche wie etwa der französische König Franz I oder dessen Geliebte Babou. Auch die zahllosen Gegenstände sind aus der Zeit, wie etwa die wattierte Kleidung zeigt, die ihr wechseln könnt. Diese dient dazu, um bei bestimmten Aktionen besser geschützt zu sein. So könnt ihr euch dem Bienenstock nur mit der Maske nähern, um an den Honig zum kommen. Allerdings verfolgt das Spiel nicht einen expliziten Lernzweck wie bei Geheimnis der vergessenen Höhle.

Kaum Dialoge

Bis auf ein paar Personen ist die Umgebung wieder mal menschenleer, wie es für klassisches Adventures im Stil von Myst leider immer noch üblich ist. Zu Beginn trefft ihr etwa auf den unfreundlichen Knecht Saturnin, dem ihr ein paar Sachen bringen müsst. Die wenigen, vertonten Dialoge dienen meist dem Zweck, die nächste Aufgabe zu bekommen, um so der Lösung näher zu kommen. Obwohl ihr immerhin das Thema der Monologe bestimmen könnt, ist das von den tollen Gesprächen in Dreamfall dennoch weit entfernt. Hier spielen Schriftstücke eine größere Rolle, die ihr in euer Handbuch übertragen könnt. In ihnen verbergen sich oft wichtige Hinweise und zum Teil auch Rätsel, die ihr direkt dort lösen könnt. Natürlich sind auch Notizen des Meisters darunter, dessen Arbeitszimmer ihr durchwühlen dürft.

                   

Mechanische Puzzles

Die stets machbaren Rätsel sind unterschiedlicher Natur: Es gibt klassische Kombinationsaufgaben, Rätsel, bei denen ihr Gegenstände anbringen müsst und Aufgaben, bei denen ihr etwas in Gang setzen sollt. Beim Lösen der Aufgaben

Sieht aus wie eine Strichzeichnung, ist aber eines der Rätsel, bei denen ihr Hand an die Skizze legen dürft.
 lernt ihr so nebenbei etwas über die Zeit Leonardos, etwa wie man damals Korn gemahlen hat. Natürlich sind es immer wieder die innovativen Apparaturen Leonardos, deren Funktion ihr herausfinden müsst. So müsst ihr eine seltsame Schwenkbrücke bewegen, deren Mechanismus verklemmt zu sein scheint. Eine Hebevorrichtung des Meisters hilft euch weiter, die ihr erst mit Hilfe des Bohrers fertig stellen müsst. So kommt oft eins zum anderen. Hierzu müsst ihr auch noch einen Plan finden und die Bohrmaschine bedienen.

Da ihr so viele Gegenstände in euer Inventar packen könnt und die Aufgaben eher vage sind, ist es oft nicht ganz klar, was ihr letztlich davon braucht. Da das Adventure in mehrere Kapitel eingeteilt ist, ist es daher nötig, dass ihr mehrmals hintereinander das Haus, den Park und die Umgebung durchsucht. Am Anfang ist es noch zappenduster, doch am nächsten Morgen seht ihr schon mehr. Da ihr euch die Reihenfolge der Rätsel bisweilen aussuchen könnt, scheint Secrets of Da Vinci weniger linear als andere Adventures. Allerdings ist es immer noch höchst konventionell, da ihr nicht frei in der Umgebung umherstreifen könnt und erst die Schranken beseitigen müsst, damit ihr etwa über den Fluss kommt.

Engel oder Teufel

Es gibt Ansätze eines Gut- und Böse-Schemas, das aber im Spiel selbst bei weitem nicht konsequent durchgeführt wurde, was dennoch Lob verdient. So

Euer stets prall gefülltes Inventar. Hier könnt ihr euch auch umziehen und Engelchen und Teufelchen bewerten zumindest theoretisch euer Gewissen 
sollen alle eure Handlungen Auswirkungen darauf haben, ob euer Spielcharakter nun reinen Gewissens ist oder nicht. Es gibt zwei Balken im Inventar, die das anzeigen. Wenn ihr zu gut seid, soll es euch nicht möglich sein, etwas zu stehlen. Allerdings wird überhaupt nicht deutlich, welche Handlungen nun gut oder böse sind. Bei Knights of The Old Republic war das stets durch den Kontext deutlich, in dem ein Verhalten stand. Auch bei Fable waren bestimmte Taten einfach schlecht, wie das Essen der süßen Küken.

Da ihr ja kaum etwas über euren Valdo und seine Motive wisst, ist es euch auch egal, ob er nur gut oder böse handelt. Ist es z.B. böse, dass ihr mit der Leiter in den oberen Stock klettert? Das wird nicht klar. Schicklich war das sicher nicht zu einer Zeit, als Frauen noch nicht einmal ohne Begleitung ins Theater durften. Überhaupt gibt es keine Alternative dazu, da sich die Leiter als der einzige Weg nach oben erweist. Angeblich soll auch die Reihenfolge der Rätsel eine Rolle spielen, was gar nicht mehr nachzuvollziehen ist.

2D-Grafik

Die Kulisse ist die eines typischen Render-Adventures, das ohne 3D-Effekte auskommt. Die Darstellung ist durchaus kunstvoll, was sie bei dieser Thematik auch sein muss. Das wird von der Musik unterstrichen. Einen besonderen Charme besitzen die animierten Puzzles, bei denen ihr etwas in eurem Notizbuch lösen müsst. Eine Strichzeichnung verwandelt sich dort zur Wasserpumpe, vorausgesetzt ihr kommt hinter ihr Geheimnis. Derart tänzelnde Zeichnungen gab es schon im Geheimnis der vergessenen Höhle. Sonst gibt nur wenig Bewegung, etwa wenn ihr eine Maschine in Gang gesetzt habt oder ein Feuer zum Brennen gebracht habt. Insgesamt wirkt alles zu statisch und unbelebt. Die altbackene Optik passt aber durchaus zum historischen Inhalt. Nur wenige Render-Filme lockern das Einerlei der Rätsel auf, etwa wenn Valdo mal ein Licht aufgeht.

        

Fazit

Trotz einiger guter Ansätze ist The Secrets of Da Vinci: Das verbotene Manuskript ein typisches Adventure französischer Machart, das in mir kaum Entdeckerdrang auslöst. Eigentlich sollten die Geheimnisse Leonardos neugierig machen, sie tun es aber kaum, da ich mal wieder mit dem Einerlei der Puzzles beschäftigt bin. Ihr stapft durch die fast menschenleere Umgebung, um ein Rätsel nach dem anderen zu lösen. Die sind wenigstens nicht zu schwer, so dass hier kein Frust aufkommt. Die Story ist leidlich spannend, da sie viel zu nebulös bleibt und ihr erst einmal zäh rausfinden müsst, worum es überhaupt geht. Die Geschichte verleitet mich nicht zum Weitermachen, so dass mir schnell die Lust vergeht. Die wenigen Neuerungen wie das Gewissen oder ein weniger linearer Ablauf wurden hingegen kaum konsequent umgesetzt. Immerhin wurde das Herrenhaus originalgetreu inszeniert, wie ihr das von Kheops gewöhnt seid. So fühlt ihr euch bisweilen tatsächlich in die Zeit des großen Meisters Leonardo zurückversetzt.

Pro

historische Umgebung
umfangreiches Inventar
machbare Puzzles
Reihenfolge der Rätsel bestimmen
Ansätze von Gut/Böse
Schloss Clos Lucé originalgetreu nachgebildet
schöne Musik

Kontra

altbekanntes Spielprinzip
eher dünne Story
fast menschenleer
kaum Dialoge
Gewissen inkonsequent
starre Render-Umgebung
wenige Filme

Wertung

PC

Trotz Leonardos Geheimissen verlockt es kaum zu weiterrätseln.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.