Splinter Cell: Double Agent27.11.2006, Benjamin Schmädig
Splinter Cell: Double Agent

Im Test:

Auch auf den PC kehrt Sam Fisher zurück, um dem Terrorismus den Garaus zu machen – doch diesmal ist alles anders. Denn in Splinter Cell: Double Agent (ab 25,00€ bei kaufen) infiltriert ihr den Gegner nicht von außen, sondern seid als Maulwurf unter den Verbrechern unterwegs. Was ändert sich für den Geheimagenten? Schleicht es sich bei Tageslicht anders als in den Schatten der Nacht? Und schleicht es sich auf PC anders als auf Xbox 360?

Zappelige Terroristen

Ihr habt es längst mitbekommen: Ubisoft hat in diesem Jahr zwei Entwicklerteams an dem Tom Clancy-Thriller werkeln lassen. Das Studio in Montreal zeichnet somit für Xbox-, PS2- und GameCube-Fassung verantwortlich, während Shanghai die Next-Gen-Version fertig stellte. Next Gen heißt dabei nicht nur Xbox 360, sondern auch PC - immerhin haben moderne Rechenknechte genug Saft unter der Haube, um Microsofts Konsole Paroli zu bieten. Gleichen sich die Fassungen also wie ein Haar dem anderen?

Nicht ganz. Grundsätzlich sehen Sam, Terroristen sowie die Umgebung zwar genau so aus wie auf 360, das Bild wirkt allerdings weniger plastisch. Zudem plagen eine Hand voll Bugs das Schleichen am PC. Mir sind z.B. Charaktere aufgefallen, die mitten in der Bewegung innehalten und sich fortan nicht mehr rühren. Ebenso skurril: Ich steige eine Leiter im Hauptquartier der JBA herunter und sehe am Boden unter mir eine Figur "zappeln" - als stecke sie in einer  unsichtbaren Mauer fest. Das war

Es ist zwar kein Roundhouse-Kick, aber sein Gesicht erinnert irgendwie an Chuck Norris: Sam beim Einsatz im taghellen Kinshasa.
in dieser Situation mehr tragisch als komisch, denn sobald sich Sam auf den Terroristen fallen lässt oder einfach nur nach unten klettert, schlägt er den Bösewicht nieder - Game Over, denn ich darf im Quartier der Terroristen kein Aufsehen erregen. Zurück konnte ich ebenfalls nicht, weil Sam die Leiter am oberen Ende partout nicht verlassen wollte. Mein letzter Spielstand war leider das Schnellspeichern auf der Leiter... Ein andermal wollte Sam partout nicht in die Hocke gehen. Solche drastischen Auswirkungen haben die meisten Fehler zwar nicht - aber oft zerstören kleine "Missgeschicke" die Illusion, wirklich vor Ort zu sein. Selbst der erste Patch hat die Aussetzer noch nicht behoben.

Spy vs. Spy

Abgesehen von diesen Einschränkungen erwartet euch am PC aber dasselbe Spiel wie auf Xbox 360, sowohl allein als auch im Internet. Die Steuerung über Tastatur und Maus gleicht dabei den PC-Vorgängern, so dass ihr über das Mausrad Sams Geschwindigkeit festlegt. Ansonsten seid ihr wie auf der Next-Gen-Konsole erstmals nicht nur im Dunkeln, sondern auch bei Tageslicht unterwegs. Die größte Änderung haben allerdings nicht die Solo-Aufträge, sondern die Online-Duelle zwischen Spionen und Upsilon-Agenten erfahren, denn in diesen flitzt ihr mit agilen und richtig flinken Spionen zwecks Datenklau zu gegnerischen Terminals. Was die schwer bewaffneten Upsilon-Männer natürlich verhindern sollen. Außerdem gibt es viele Maps, auf denen ihr mit eurem Team kooperative Aufgaben erfüllen müsst.

Die Mehrspieler-Variante ist der größte Pluspunkt des diesjährigen Splinter Cells. Im Grunde bekam Sam zwar einen neuen 

Auf diesem Kreuzfahrtschiff müsst ihr eine Bombe platzieren. Könnt ihr die Sprengung verhindern?
Anstrich und erstmals ein glaubwürdiges Profil - spielerisch schleicht ihr auf großartigen, aber ausgetretenen Pfaden. Zudem hatte Ubisoft eine packende Story angekündigt; tatsächlich spult ihr allerdings auch im vierten Jahr nur lose miteinander verknüpfte Missionen ab. Dabei versprach die Geschichte um den vom Tod seiner Tochter gezeichneten Agenten und seinen Auftrag als Maulwurf viel Tiefgang. Wegen fehlender Zwischensequenzen sowie nicht nennenswerter Charakterentwicklung entsteht bei mir allerdings kaum Mitgefühl für Sams Dilemma.

Als Doppelagent müsst ihr zwar eine Anzeige im Auge behalten, die zeigt, welchen Stand ihr bei Terroristen auf der einen und eurer Regierung auf der anderen Seite habt. Solange ihr den Großteil der Missionsziele erfüllt, geratet ihr allerdings nie in Schwierigkeiten. Die seltenen Entscheidungs-Momente, in denen ihr entweder Unschuldige töten oder verschonen müsst, um das Vertrauen einer der beiden Seiten aufrecht zu erhalten, haben zu wenige Auswirkungen, als dass sie den moralischen Zwiespalt glaubhaft vertiefen könnten.

Einen genauen Bericht über Sams Abstecher in die Terroristenzelle lest ihr im ausführlichen Test der 360-Fassung.     

Fazit

Nichts Neues auf PC: Wo Sams ersten 360-Auftritt noch der Hauch von Neuem umgab, wird gerade auf dem PC deutlich, dass sich der Agent im letzten Jahr kaum entwickelt hat. Das heißt auch, dass das Schleichen so gut wie eh und je funktioniert. Es ist aber schade, dass die Einsätze bei Tageslicht lediglich eure Möglichkeiten einschränken statt neue Elemente einzuführen. Die Steuerung geht wie gehabt gut von der Hand, Michael Ironside verkörpert den Agenten im englischen Original stimmlich perfekt und alle sechs Einsätze außerhalb des Terroristen-Hauptquartiers sind umfangreich und entwickeln sich dank häufig wechselnder Aufgaben sehr dynamisch. Spielerisch entscheiden nur eure Vorlieben in Bezug auf die Steuerung darüber, welche Version in eurem Regal landet. Wegen verschiedener Fehler in der Darstellung solltet ihr allerdings zur 360-Fassung greifen, denn die läuft ohne Probleme und sieht zudem einen Tick besser aus als das später erschienene Pendant.

Pro

großartige Entscheidungs-Momente…
Sam Fisher gewinnt Charakter
greifbare Bösewichter
abwechslungsreiche Szenarien
unterschiedliche Ausrüstung
Ausflüge ins JBA-Quartier
Erfüllen von Aufgaben bringt Ausrüstung
Vertrauensbalken fordert leises Vorgehen
großartige englische/gute deutsche Sprecher
knackige Geräusche
spannende, situationsbedingte Musik
Unterwasser-Abschnitte
forderndes Vertrauensprinzip
viele Missionsziele
hohe Weitsicht
einige offene Plätze statt enger Gänge
toller weiterentwickelter Gegen-Modus
Koop-Modus und Clan Wars über Xbox Live!
gesprochene Einsatzbesprechung beim Laden
Minispiele und Knacken von Safes
mehrere Vorgehens-Möglichkeiten
packender Ausflug ins kriegerische Kinshasa

Kontra

- ... von denen es leider zu wenige gibt
Alarm wird automatisch ausgelöst
Gegner laufen direkt an Sam vorbei
Verhöre bringen wenig Informationen
lange Ladezeiten
Missionen bei Tag fühlen sich nicht anders an
starre Licht
und Dunkelzonen
erzählerisch schwach
Vertrauen beeinflusst Spielverlauf kaum
Sam nimmt selbst im Krieg keine Waffe auf
bleibt mitunter hängen
Übersicht leidet unter Kameraführung
nur sechs Aufträge außerhalb des JBA-HQ
Ultraschallgerät und Radar bringen zu große Vorteile
grafische Fehler mit (seltenen) spielerischen Nachteilen

Wertung

PC

Am PC fällt der Stillstand noch deutlicher ins Auge als auf 360.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.