Virtual Skipper 412.03.2006, Bodo Naser
Virtual Skipper 4

Im Test:

Ihr könnt mit Müh und Not gerade mal Steuerbord und Backbord voneinander unterscheiden, wollt euch aber trotzdem mit einem Segelboot auf die hohe See wagen? Dann nur keine Berührungsängste und kommt an Bord des Virtual Skipper 4 (ab 14,80€ bei kaufen), der jetzt bei Frogster Interactive anlegte. Wir verraten euch, ob die an Küsten rund um den Erdball stattfindenden 3D-Segelregatten auch echte Landratten ans Ruder locken.

Trockenübungen

Ich bin wohl das, was Käpt'n Blaubär eine eingefleischte Landratte nennen würde. Ich weiß gerade mal, dass das Heck eines Kutters irgendwie hinten ist, fahr lieber in die blauen Berge als ans blaue Meer, und ich werde schon

Zu Beginn kurvt ihr im Hafenbecken um die Tonnen. Hinten ein Tanker, der aber nur Dekoration ist. 
 seekrank, wenn ich ein Schiff nur von Ferne sehe. Denn außerhalb des Neuen Testaments hat Wasser bekanntlich keine Balken, obwohl man auf Booten durchaus nicht gleich untergeht. Wer könnte also besser geeignet sein als ich, ein Spiel wie Virtual Skipper 4 auf seine Tauglichkeit für seemännisch Unbedarfte zu testen?

Eine Entschuldigung, es nicht zu probieren, gibt es eigentlich nicht. Im Tutorial lerne ich Schritt für Schritt alles, was ich über den Wassersport wissen muss. Die Einführung ist zudem noch spannend gemacht, so dass schon hier so etwas wie Segelfeeling aufkommt, obwohl ich noch in Sichtweite der Hafenmole umherkurve. Ich lerne, was der Unterschied zwischen einem Genua- und einem Spinnakersegel ist und dass "Halsen" wenig mit "Aufhalsen" oder "dem Hals" zu tun hat. Vielmehr ist ein Manöver gemeint, bei dem das Schiff kehrt macht und den Wind kreuzt. Außerdem weiß ich nun, dass beim Segeln der direkte Weg nicht unbedingt immer der beste sein muss. Wenn mir von vorne eine steife Brise um die Nase pfeift, ist es besser den Wind zu kreuzen.

Gutes Balancing

Derart nautisch erleuchtet, schaffe ich die erste Missionen der Kampagne mit links, da es sich um eines der bestausbalancierten Spiele handelt, die ich kenne. Es ist genau so schwer, dass es noch gerade so zu machen ist. Das sorgt einerseits für genug Ansporn, es schaffen zu wollen, und andererseits schnellt der Frustpegel nicht zu sehr in die Höhe. Natürlich gewinne ich die eine oder andere Regatta nicht gleich auf Anhieb, aber Übung macht eben den Seebären. Außerdem werden die Missionen mit steigender Spieldauer immer anspruchsvoller. Zu Beginn reicht noch eine einfache Wende um eine Tonne gegen die Uhr, später muss ich auf längeren Parcours auch gegen Computerkapitäne bestehen. Obwohl sie sich bisweilen komisch aufführen, sind sie durchaus ein fordernder Gegner, wenn es mal klappt. Da springe ich dann schon vor Jubel an die Decke, wenn ich ein Stückchen vor ihnen im Ziel war.

Für Leute, die alles noch ein wenig anspruchsvoller haben wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten zum individuellen Einstellen der Schwierigkeit. Es existieren allerhand spielinterne Hilfen, die die Navigation erleichtern. Etwa

Wer mit allen den praktischen Hilfen das Segeln nicht lernt, der lernt's nimmermehr.
Markierungen, Linien und Pfeile, die mir den Weg durch die Hindernisse weisen. Wird der Pfeil grün, liege ich richtig im Wind. Auch auf dem Schiffsradar sind Hilfslinien eingezeichnet, an denen ich mich orientieren könnt. Wer all das nicht braucht, kann es abschalten und wie ein Profi nur mit Kompass und Auge navigieren. So lässt sich jede Mission unter verschärften Bedingungen wiederholen.

Auf allen Erdteilen

Die Kampagne umfasst zwölf Hafenstädte über alle Klimazonen der Erde verteilt, von denen sechs bei Virtual Skipper 4 neu sind: Marseilles in Frankreich, Valencia in Spanien, Vancouver in Kanada, Neapel in Süditalien, Rio de Janeiro in Brasilien und Tsingtao in China. Ihr könnt also in tropischen und nordischen Gewässern auf kleine und große Törns gehen, die je nach Gebiet immer schwieriger werden. Rio ist eher für Anfänger, während in Valencia Wind und Strömungen schon tückisch sind. Das Nordmeer ist eher für Profis gedacht. Es gibt verschiedene Schiffstypen von der kleinen Jolle über schlanke Sportyachten für Kenner bis zum ausgewachsenen Trimaran, die ihr in der Kampagne erst nach und nach steuern dürft. Ihr könnt auch eigene Modelle importieren. Wer möchte, kann sich mit dem Karten-Editor auch eigene Karten machen. Einzuhalten sind die offiziellen Segelregeln, die derzeit gelten.

            

3D-Grafik nach Wunsch

Das Naturerlebnis überzeugt nicht nur wegen der auf höheren Detailstufen sehr ansehnlichen Grafik, auch die Effekte können sich sehen lassen. Es gibt Tag- und Nachtwechsel, Strömungen, Windeffekte, wobei insbesondere das

Geht ihr ganz nah ran, könnt ihr eure Matrosen richtig schuften sehn.
 Einbeziehen der pfeifenden Luftströmungen sehr realistisch ist. Weniger gut sehen die Hintergründe aus wie Küstenlinien, Häfen, Hubschrauber oder Kreuzfahrtschiffe aus, die oft grob wirken. Schön wieder, wie eure Mannschaft auf Deck zu sehen ist, und falls nötig die Seite wechselt oder ein neues Segel setzt, was auch zu hören ist. Ein Böllerschuss signalisiert den Beginn einer Regatta. Auch schön, wie das Spinnacker sich im Wind bläht. Ansonsten kommt das Spiel eher schmucklos daher, da bis auf ein paar Intros auflockernde Filme oder gar eine Story fehlen.

Auch in punkto Grafik lässt sich viel einstellen. Je nach gewünschter Detailstufe, gibt es die Möglichkeit, mehr auf Schnelligkeit oder auf Grafikdetails zu setzen. Wer hier eine hohe Auflösung und viele Details wählt, bekommt tolles Wasser spendiert, wie es in der Sonne funkelt. Bei wenig Details gibt es eine Sparversion, die andererseits die Rechenpower schont und alles schneller macht. Da ihr meist auf das Renngeschehen konzentriert seid, tritt die Optik aber schnell in den Hintergrund.

Multiplayer

Überzeugt das Verhalten der Computerkapitäne während eines Rennens nicht immer, da sie schon mal einen echten Unfug zusammenschippern, bleibt euch noch das Spiel im LAN oder Internet gegen menschliche Kapitäne. Hier lassen

Auch zu mehreren machen die Regatten Spaß, wobei Teamwork gefragt ist. 
sich die Schiffe individuell gestalten mit Form des Rumpfes, Farbe der Segelbahn oder eigenem Symbol. Ihr könnt hier genauso an Regatten teilnehmen und veranstalten wie beim Singleplayer, nur eben mit Spielern aus aller Herren Länder. Hier könnt ihr auch im Team fahren, wobei ihr natürlich zusammenarbeiten solltet, um gemeinsam im Ziel anzukommen. Die Bestenliste sorgt beim Multiplayer für zusätzlichen Ansporn. Allerdings kommt es öfters mal vor, dass die Server überlastet sind. Etwas nervig: Solange der Host das Spiel nicht startet, was schon mal dauern kann, wird euer Kahn nur als Geisterschiff angezeigt.

Nervige Spaßbremse

Wieder ein Spiel, bei dem unerklärliche Abstürze und Hänger für echten Frust sorgen. Fast jedes zweite Mal startet Virtual Skipper 4 stark verlangsamt, was dazu führt, dass es unspielbar ist. Ein Neustart des Rechners wird fällig, da nur so das Ausbremsen des Systems verschwindet. Auf zum nächsten Versuch, jedes Mal wieder ein Vabanquespiel. Dass das alles wieder mal vom übereifrigen Kopierschutz kommt, kann nur vermutet werden. Ein erster Patch wurde bislang noch nicht in Aussicht gestellt.

     

Fazit

Mit seinem vergleichsweise günstigen Preis, der leichten Zugänglichkeit und den eher kurzen Missionen ist Virtual Skipper 4 das ideale Spiel für alle, die mal kurz zwischendurch in See stechen wollen. Durch die Einstellungsmöglichkeiten spricht die 3D-Segelsimulation blutige Leichtmatrosen und abgebrühte Seebären gleichermaßen an, denn jeder kann die Navigation so schwer machen, wie er möchte. Der eine schippert im Kampf gegen die Elemente mit allen Pfeilen und Hilfslinien um die Tonnen und der andere braucht auch bei hohem Seegang nur einen Kompass. Auch optisch fühle ich mich dank überzeugender Darstellung des nassen Elements, des Winds und der Witterung wie auf Spuren der großen weißen Segler. Nervig sind allerdings die Hänger und Abstürze und das oft planlose Vorgehen der KI. Wer damit keine Probleme hat, kann gerne noch ein paar Prozente draufschlagen. Ihr solltet dem virtuellen Skipper also eine Chance geben.

Pro

leicht zugänglich
fordernde Regatten
einstellbare Steuerung
spannendes Tutorial
sechs neue Orte
aktuelle Segelregeln
verschiedene Klimazonen
überzeugende Windverhältnisse
spannender Team-Multiplayer
Karten-Editor

Kontra

seltsames Verhalten der KI
Spiel startet oft nicht richtig
grobe Hintergründe
schmucklos präsentiert
Server öfters überlastet

Wertung

PC

Leicht zugänglicher Segeltörn, der auch Profis anspricht

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.