Im Test:
Buch als Hintergrund
Das rundenbasierte Strategiespiel spielt auf dem fernen Planeten Saraksh, auf dem ein Atomkrieg getobt hat. Er steht stellvertretend für die Erde steht, der solche Zerstörung glücklicherweise erspart geblieben ist. Die verseuchte Umgebung hält die Überlebenden jedoch nicht davon ab, weiter Krieg zu führen. Menschen gegen Mutanten, Barbaren gegen Inselbewohner. Der Hass ist derart groß, dass nicht einmal verstrahlte
Trotz verheerenden Folgen eines Atomschlages finden die Völker auf Saraksh keinen Frieden. Ganz im Gegenteil, sie schießen munter weiter. |
Der Held des Romans ist ein Übermensch namens Maxim, der mit seinem Raumschiff auf dem Planeten abstürzt. Da er nicht zurück kann, muss er sich wohl oder übel anpassen. Nachdem der jugendliche Heißsporn Sprache, Land und Leute kennen gelernt hat, tritt er zunächst nichtsahnend in die Legion ein. Als er an furchtbaren Kriegsverbrechen teilnehmen soll, wird er jedoch zum Regimegegner und stellt sich auf die Seite der Verfolgten. Obwohl immer wieder typische Begriffe wie der Ausruf "Massaraksch" auftauchen, nutzt das Spiel die Geschichte um Maxim nur als vagen Hintergrund. Ohne in die Details zu gehen, ist er hier nur ein General, der gegen die Feinde zu Felde zieht.
Wer gegen wen
So kommt es auf die vier Völker an, die ihr in die Schlacht führen könnt: Land der Vorväter, Khonties, Südbarbaren und Inselreich. Die Kampagne widmet sich der Republik, mit dem ihr mit Maxim nacheinander gegen Khonties, Vorväter, Barbaren und Insulaner streitet. Die Gefechte beginnen ganz harmlos, steigern sich aber nach und nach immer mehr. Ab der fünften Mission müsst ihr dann doch genau überlegen, wie ihr vorrücken wollt, um euch nicht an den massiven Befestigungen des Feindes eine blutige Nase zu holen. Drei Schwierigkeitsgrade sorgen für etwas Ausgleich, damit Anfänger nicht gleich verzagen und Veteranen herausgefordert werden.
Hoch im Norden fängt alles an, um sich dann über andere Landstriche der bewohnten Insel wie der südlichen Wüste zu ziehen. Darüber hinaus gibt es noch Szenarien außerhalb des Feldzugs, bei denen ihr ohne langes Spielen gleich die anderen Kriegsparteien und Landschaften ausprobieren könnt. Einige Deathmatches sind auch als Einzelspieler spielbar. Ferner existiert noch ein Multiplayer, der hier aber nicht wie bei Massive Assault das a und o darstellt. Hier könnt ihr neben LAN und Internet auch an einem Rechner (Hot Seat) spielen. Dank der fordernden KI ist Galactic Assault in erster Linie ein Taktikspiel für Singleplayer.
Aufgebohrtes Massive Assault?
Galactic Assault erinnert ganz entfernt an Schach, was nicht weiter verwunderlich ist, da es auf dem ebenfalls rundenbasierten Massive Assault fußt. Es geht darum, innerhalb von ein paar Zügen den Feind zu vernichten, bestimmte Stellungen oder die Basis einzunehmen. Jede Runde ist in eine Kampf- und Nachschubphase eingeteilt. Die Hexfelder sind in
der 3D-Umgebung aber bis aufs Ziehen nicht mehr zu sehen, so dass ihr euch fast im Echtzeit-Strategiespiel wähnt. Wie weit eine Unit ziehen kann, richtet sich nach der Beweglichkeit der Einheiten. Eine dicke Kanone kommt ohne Transporter nur eins weit ein leichtes Spähfahrzeug natürlich viel weiter - bei der Zerstörungswirkung ist es dann aber genau umgekehrt. Das Gelände spielt auch eine Rolle, denn auf der Straße kommt ihr schneller voran als im Wald, der aber mehr Deckung bietet. Soldaten, die vom Wald aus agieren, haben Vorteile gegenüber welchen, die auf freiem Feld stehen. Die Verwandtschaft zu Massive Assault wird eigentlich nur beim Ziehen sichtbar, denn dann sind die Felder zu sehen. Ansonsten glaubt ihr euch in einer frei zugänglichen 3D-Landschaft.
Die Runden sind insgesamt dynamischer als bei Massive Assault, was daran liegt, dass der Gegner sofort zurückschießt. Wenn ihr schön im Bogen auf ein Ziel ballert, kann es sein, dass ihr auch was auf die Mütze bekommt. Insbesondere dann, wenn die dahinter liegende Artillerie die Infanterie davor mit ihrem Feuer deckt. Das wird euch vor dem Schuss als Verlustrisiko angezeigt, das aber stets vage bleibt. Zudem lassen sich Breschen nun stets sofort ausnützen, indem ihr in die Lücke stoßt, um sie zu erweitern, wobei insbesondere die flinken Transporter von Vorteil sind. Es ist immer wieder beachtlich, wie sehr sich die Situation innerhalb einer Runde ändern kann. Schnell verwandelt sich die schönste Stellung in einen rauchenden Trümmerhaufen voller Tote.
Computer hält mit
Das liegt sicher zum Gutteil daran, dass die Computergegner sich im Gefecht recht geschickt anstellen. Das Verteidigen fällt ihnen hier naturgemäß leichter als die Attacke, dennoch sind auch ihre Angriffe nicht von Pappe. Bisweilen führt die KI den Kampf derart verbissen, dass ihr meint, ihr hättet es mit einem menschlichen Feind zu tun. Gar nicht dumm attackiert sie
Schwachstellen, an denen oft Truppen sitzen, die weniger Moral haben. Sie verbirgt sich bevorzugt im Wald oder in Gebäuden, wo es einen Verteidigungsbonus gibt. So ist es nicht nur die fortschreitende Rundenzahl, die euch öfters zum Neustart veranlasst, sondern auch die dezimierte Zahl der Truppen. Jede Einheit besitzt neben der Lebensenergie auch einen Wert für Moral. Ist der grün, ist alles in Ordnung. Bei rot stellt sie das Feuer ein.
Auf die Moral kommt es entscheidend an, da die Einheiten nicht nur Lebenskraft sondern auch Moral besitzen. Wen eine Einheit grün ist, ist alles bestens. Gelb ist sie angeschlagen und rot kann sie zwar noch ziehen aber eben nicht mehr feuern. Daher fragt euch euer virtueller Ratgeber, warum ihr Einheiten attackiert, die am Ende sind. Allerdings gibt es einen Haken, denn in der Station kann man angeschlagene Einheiten wieder auffrischen. Nur wenn ihr sie ganz vernichtet, kommen sie nicht wieder. Auch beim Vormarsch müsst ihr flüchtende Truppen niedermachen, wenn sie ein Feld blockieren, auf das ihr vorrücken wollt. Eingegrabene Truppen erleiden weniger Verluste, können sich aber nicht rühren.
Optisch harmlos
Im Roman ist der Planet ein geschundenes Land, das in Schutt und Asche liegt, weitgehend verstrahlt ist und von deformierten Mutanten bevölkert wird. Zwar gibt es auch im Spiel ab und an mal rot leuchtende Flüsse, die verseucht sind, aber die eher knallige 3D-Darstellung schafft es nicht, die Trostlosigkeit richtig widerzuspiegeln. Nur im Shooter S.T.A.L.K.E.R. wurde die postatomare Hölle bislang überzeugend dargestellt. Dennoch erfüllt die harmlose Grafik ihren Zweck und liefert darüber hinaus noch ein paar Effekte fürs Auge wie Explosionen oder Wasser. Wenn ihr auf eine Einheit feuert, ist das bisweilen filmisch inszeniert mit verschiedenen Kameraperspektiven, was oft zu lange dauert. Das könnt ihr aber abbrechen ebenso wie den Zug des Gegners.
Ab und an tauchen doch mal originale Waffen aus dem Buch auf wie ein Strafpanzer, die Hypno-Transmitter oder der Bergadler-Bomber. Insgesamt gibt es über 50 Einheiten, von denen die meisten nicht aus dem Roman stammen und die optisch irgendwo zwischen Zweiter Weltkrieg und Konflikt der Zukunft schwanken.. Es gibt auf allen Seiten Infanterie, Panzer, Artillerie, Selbstfahrlafetten, Panzerabwehr, Flugabwehr, Flugzeuge, Transportlaster und Spähfahrzeuge. Pioniere bauen Pontonbrücken über den Sumpf, was für mehr taktische Möglichkeiten sorgt; allerdings trauen sich auch andere Einheiten zumindest am Rand ins Wasser. Die Transporter sorgen dafür, dass ihr weite Strecken überbrücken könnt, sind aber ungeschützt. Ihr müsst sie mit leichten Panzerfahrzeugen absichern.
Kaserne, Basis und Depot
Obwohl sich die vier Völker rein äußerlich unterscheiden, spielen sie sich doch nicht sonderlich anders. Das liegt sicher daran, dass insbesondere Land der Vorväter und Khonties sich in Art und Wirkung der Truppen gleichen. Die Vorväter sind
die stärkste Fraktion und haben die beste Sturminfanterie, dafür haben die Khonties die besseren Kanonen. Wenn diese Monsterteile schießen, richten sie nicht nur im Ziel sondern in den Feldern darum Schaden an. Die Barbaren haben gute Kämpfer, ihnen fehlen aber die schweren Waffen. Das Inselimperium hat natürlich Kriegsschiffe, die sonst nur noch die Vorväter haben. Wer eine der stark geschützten Basen einnimmt, kann dort auch Truppen produzieren und angeschlagene Einheiten wieder auffrischen.
Erobert ihr eine Basis oder ein Depot, könnt ihr dort auch neue Truppen ausheben und angeschlagene wieder auffrischen. Auch Panzer, Flugzeuge und sogar Schiffe lassen sich herstellen. Ihr könnt die Depots auch aufrüsten, so dass ihr dann fortgeschrittenere Waffen bauen könnt. Man könnt das als eine Art von Forschung bezeichnen, die aber sehr begrenzt ist. In der Kampagne ist das erst nach und nach möglich, was für Motivation sorgt, da ihr doch irgendwann mal einen Bomber einsetzen wollt. Die Truppen gewinnen zwar im Kampf an Erfahrung, ihr nehmt sie aber nicht in die nächste Mission mit, was schade ist.
Fazit
Galactic Assault gelingt es, den taktischen Anspruch und die Ruhe beim Planen eines rundenbasierten Strategiespiels mit dem Flair eines Echtzeit-Strategiespiels zu vereinen. Obwohl Massive Assault zugrunde liegt, spielt es sich doch anders. Ihr könnt zwar ganz in Ruhe ausknobeln, wie ihr vorrücken wollt, der Feind schießt aber wie bei Command & Conquer gleich zurück. Außerdem sind erstmals raumgreifende Operationen möglich, die den Gegner kalt erwischen und wie es sie beim engen Massive Assault nie gab. Massive Assault war ganz auf Internetschlachten ausgelegt, Galactic Assault ist dank der aggressiven KI auch gut im stillen Kämmerlein spielbar. Leider ist es auch eine ganze Ecke komplizierter als Massive Assault, dessen genial einfaches Prinzip jeder nach kurzer Zeit erfasste. Dennoch kommt es nur zögernd in Schwung, da die ersten Missionen nicht anspruchsvoll genug sind. Der literarische Hintergrund spielt nur eine sehr eingeschränkte Rolle, taugt aber als ebenso unbekanntes wie überraschendes Endzeitszenario. Eingeschränkt ist auch die Möglichkeit, die Einheiten zu verbessern, da es nur ein paar Aufrüstungen gibt. Die Völker gleichen sich leider arg, die im Roman viel unterschiedlicher scheinen. Die 3D-Grafik hält nicht mit dem düsteren Roman mit, da die außerirdische Welt viel zu harmlos aussieht, obwohl sie doch zerstört sein sollte.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Taktisch anspruchsvolle Neuauflage von Massive Assault, die aber ihr Potenzial nicht voll ausschöpft.
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