Fire Department 312.04.2006, Bodo Naser
Fire Department 3

Im Test:

Bei Fire Department 3 (ab 69,95€ bei kaufen) von Monte Cristo bleibt in Sachen Löscharbeiten so ziemlich alles beim Alten. Wer sich beim Brandbekämpfen in fünf Ländern nicht die Finger verbrennen will, ist trotzdem gut bedient. Denn das kürzlich bei Frogster Interactive erschienene Spiel weckt den Hobby-Kommandanten in euch.

Backdraft, Flashover und Co.

Was ist ein "Backdraft"? Ein Effekt, der bei Unterdruck kombiniert mit einem Schwelbrand zustande kommt. Öffnet dann jemand die Türe, bekommt das fast schon ausgegangene Feuer plötzlich wieder Luft, die brennbaren Gase entzünden sich und verwandeln alles in eine Flammenhölle. Das bei

Die angekündigte Story ist eher ein Reinfall, da sie nur einen dürftigen Rahmen für die Missionen liefert.
 Feuerwehrleuten gefürchtete Phänomen wird auf Deutsch lapidar "Rauchgasexplosion" genannt und kommt neben dem "Flashover" auch in Fire Department 3 vor. Außerdem trägt ein bekannter Actionfilm von 1991 mit Kurt Russell diesen Titel. Woher ich das als blutiger Laie in Sachen Brandbekämpfung weiß? Ganz einfach: das und mehr lernt man im Tutorial, das wie ein Feuerwehrlehrgang aufgezogen ist.

Zugeknöpft gibt sich jedoch die Story des Feuerwehrspiels, die ich in der Vorschau noch als interessant bezeichnete. Die angekündigte Hintergrundgeschichte, die sich quer durchs Spiel ziehen sollte, kommt einfach nicht auf den Punkt. Doch eigentlich verdient sie die Bezeichnung auch gar nicht, denn sie taucht nur sporadisch mal im kurzen Intro und in den Tagebucheinträgen auf, die jeder der insgesamt 13 Missionen vorausgehen. Es ist von einem Feuerwehrmann die Rede, der wegen eines Fehlers geschasst wurde, dessen Gesicht entstellt ist und der nun auf Rache sinnt. Eine große Rolle spielt das ganz gewiss nicht, so dass ihr euch voll auf die Löscharbeiten konzentrieren könnt.

Keine Zeit für Müßiggang

Langeweile kommt trotzdem selten auf, wofür der Ablauf der knackigen Missionen sorgt, für die es drei Schwierigkeitsgrade gibt, die alle eine Herausforderung darstellen. Ihr bekämpft Feuer in Forschungseinrichtungen, in der belebten Innenstadt oder auf Parkplätzen. Obwohl es vor jedem Einsatz ein Briefing gibt, geht es zunächst meist darum, die genaue Lage zu erkunden. Dafür bleibt aber kaum Zeit, da es meist sofort ans Löschen geht. Ihr müsst Teilziele erreichen, wie etwa ein Tor zu öffnen, einen wertvollen Gegenstand zu schützen oder einen wichtigen Raum zu löschen. Öfters passiert etwas Unterwartetes und ein weiteres Haus steht in Flammen. Dann heißt es aufsitzen, um rasch dorthin zu eilen.

Fast immer müsst ihr gleichzeitig noch ein paar Verletzte retten, die ihr trotz Minikarte in all dem Qualm und Feuer erst einmal finden müsst. Lasst ihr zu viele sterben, ist das schon das vorzeitige Ende des Einsatzes. Anders als in der Preview ist es nicht mehr möglich, zwischen dem Retten von Brandopfern und dem Löschen zu wählen. Das gilt auch in den paar Missionen, die nicht so sehr im geskripteten Korsett stecken wie der Rest. Ansonsten heißt es Punkt für Punkt abarbeiten. Dieselben Missionen lassen sich auch kooperativ per LAN oder Internet im Multiplayer spielen, was aber mangels eigener Community kaum einen Anreiz bildet. Den bieten schon eher die Bonus-Missionen, dennoch ist der Multiplayerteil wenig ergiebig. Zu mehreren hat also Emergency 4 die Nase vorn.  

Jeder ein Held

Leute aus den Flammen retten, Opfer zum Krankenwagen tragen - das beherrschen alle Feuerwehrleute ebenso wie das schiere Löschen. Ansonsten wird Spezialisierung groß geschrieben, so dass es Techniker, Männer mit Gasmaske, Hundeführer und Sanitäter gibt. Nur der Techniker kann z.B.

Nur ein bisschen Qualm hie und da. Noch sieht alles ganz nett aus, bis der Feuerteufel zuschlägt.
Generatoren wieder in Gang bringen, damit elektrische Apparaturen laufen. Wenn eure Leute nicht ausreichen, könnt ihr zum Glück öfters Verstärkung anfordern, was dann aber einige Zeit dauert. Dann rückt vielleicht ein Schaumlöschteam an, denn nur dieses kann bestimmte Arten von Feuer löschen, die sich aus Öl oder Benzin nähren. Das ist z.B. immer dann nötig, wenn ein Auto in die Luft fliegt. Leider könnt ihr euer Startteam nicht selbst auswählen.

Das Verhalten des eigenen Teams ist nicht immer durchdacht, da sie bisweilen kopflos agieren. Grundsätzlich müsst ihr einen Feuerwehrmann nur in die Nähe des Feuers bringen und er löscht automatisch, was sehr praktisch ist. Wo er löscht, ist aber nicht immer unbedingt intelligent. Auch die Sanitäter sind auf Löschen abonniert, so dass ihr das Raustragen der Verletzten extra per Maus befehlen müsst. Kommt ein Sani vom Transport eines Opfers zurück, macht es sich sofort an den nächsten Verletzten, sondern löscht stattdessen das Feuer. Ansonsten habt ihr auch noch die Möglichkeit, heroischen Einsatz zu fordern, worauf das Team wie die Weltmeister löscht.

                 

Fahrzeuge einsetzen

Neben dem Einsatz von Spezialisten könnt ihr Apparaturen und Fahrzeuge wie Löschspritzen, Drehleitern, Bulldozer oder Flughafenlöschfahrzeuge einsetzen, deren Verwendung oft den Durchbruch bringt. Die Löschfahrzeuge sollten z.B. nicht zu weit vom Team entfernt stehen, da sie sich dort neues Löschwasser

Das "Game Over" seht ihr ziemlich häufig; es stachelt euch aber nur noch mehr an, die knackigen Einsätze zu schaffen. 
holen. Das Fahrzeug wiederum holt es sich am nächsten Hydranten, was eine schöne Versorgungskette ergibt. Obwohl die Löscharbeiten in Deutschland, Frankreich, Ukraine, Großbritannien und den USA stattfinden, gibt es bei der Funktion des Equipments jedoch keine nationalen Unterschiede. Zwar müsst ihr dafür sorgen, dass von Ansichtskarten berühmte Orte feuerfrei bleiben, Feuerwehrleute und Feuerwehrautos sehen anders aus, das war's dann aber schon mit der nationalen Besonderheit.

Realitätsnähe

Das Verhalten des Feuers ist unberechenbar und damit ziemlich überzeugend geraten. Gerade noch gelöscht, flackert ein Brandherd plötzlich wieder auf und verwandelt sich in Windeseile in eine Feuerwand. Da hilft dann nur eines - noch einmal löschen. Auch auf den Backdraft treffen eure Brandbekämpfer, wenn sie mit der Axt eine Tür aufbrechen und dann durch die Explosion selbst verletzt werden. Eine Behandlung vom Sanitäter wird fällig. Kein Wunder also, dass Fire Department 3 auch den Segen der echten Feuerwehr erhalten hat. Weniger segensreich sind allerdings die elend langen Ladezeiten sowie der Kopierschutz, der wieder mal Zicken macht. Der Rechner hängt sich öfters auf und ein Neustart wird fällig.

3D-Grafik

Feuer und Rauch sind recht überzeugend dargestellt, auch wenn die in einzelne Segmente aufgeteilten Brände am Rand bisweilen etwas eckig aussehen. Auch die verkohlten Gebäudereste, die zuvor noch intakt waren, kommen recht echt

Nachdem die 3D-Feuerwalze durch ist, sieht es ein wenig verkokelt aus. Aber fürs Renovieren sind andere zuständig.   
rüber. Personen, Fahrzeuge und große Objekte wie etwa ein Flugzeug sehen ganz nett aus, ebenso wie sich der Wasserstrahl in einem Bogen ins Feuer neigt. Allerdings wirkt die Darstellung insgesamt etwas unscharf, was insbesondere am Boden und bei den Pflanzen zum Ausdruck kommt. Aber die kommen ohnehin selten vor, da ihr meist im bebauten Gelände unterwegs seid. Es gibt immer wieder Zwischensequenzen in Spielgrafik, die den nächsten Abschnitt einer Katastrophe einleiten. Leider lassen sie sich nicht abbrechen, so dass ihr sie beim erneuten Laden wieder anschauen müsst. Gegenüber Emergency 4 hat man in punkto Optik dennoch die Nase vorn. 

Stiller Sound

Die Musik dient eigentlich nur einem Zweck: die Dramatik der Einsätze noch zu verstärken. Und das gelingt ihr auch gut. Ansonsten gehen die Löscharbeiten bis auf ein gelegentliches Zischen des Wassers ungewohnt geräuscharm vonstatten. Nicht, dass es Rufe von Verletzen oder kreischende Passanten geben würde, die panisch umherirren. Heulende Sirenen und Walkie-Talkie-Geräusche kommen zwar vor, aber es sind immer dieselben. Auch das Feuer gibt keinen Ton von sich, obwohl es doch in echt schön lodert. Einen Ton von sich gibt die deutsche Sprachausgabe, die immer wieder Instruktionen gibt, wie ihr euch verhalten sollt. Sie kommt insbesondere im Tutorial zum Einsatz.

        

Fazit

Auch ohne gescheite Story motiviert die dritte Ausgabe von Fire Department immer wieder zum Weitermachen: Man will die Brände einfach in den Griff bekommen! Die Missionen sind spannend gemacht und bieten genug Abwechslung, da ihr immer wieder mit neuen Situationen konfrontiert werdet. Außerdem dürft ihr Spezialisten, Fahrzeuge und Apparate einsetzen. Selbst der knackige Schwierigkeitsgrad sowie die Unberechenbarkeit des Feuers stacheln an, da sie einem urplötzlich einen Strich durch die Rechnung machen können. Das Löschvergnügen wird jedoch dadurch getrübt, dass es wenig Entscheidungsfreiheit gibt. Die arg geskripteten Missionen, bei denen alles Punkt für Punkt abgearbeitet werden muss, lassen einfach nicht genug Freiraum. Auch der Kopierschutz nervt mal wieder ganz schön. Trotzdem spielt, löscht und rettet man weiter, auch wenn Emergency 4 ein Quäntchen mehr Spielinhalt zu bieten hat. Schließlich muss ja irgendwer die armen Leute aus der Flammenhölle befreien!

Pro

realitätsnahe Löscharbeiten
spannende Missionen
knackiger Schwierigkeitsgrad
simple Bedienung
Spezialisten und Fahrzeuge einsetzen
Feuer flackern wieder auf
Backdraft und Flashover
überzeugende Darstellung

Kontra

Story kaum vorhanden
streng geskriptete Missionen
Sanitäter tun ihre Pflicht nicht
keine nationalen Unterschiede
Kopierschutz zickt rum
lange Ladezeit
sporadische Geräusche
Filme lassen sich nicht abbrechen
schwacher Multiplayer

Wertung

PC

Auch im dritten Teil wieder für eine Löschfahrt zwischendurch gut

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