Europa Universalis 310.01.2007, Bodo Naser
Europa Universalis 3

Im Test:

Ihr wollt gern mal ein bayrisches Kolonialreich aus dem Nichts erschaffen? Dann seid ihr bei Europa Universalis 3 (ab 25,95€ bei kaufen) richtig, wo ihr das Zeitalter der Entdecker nachspielen könnt. Allein das ist nicht alles, denn es handelt sich vielmehr um eine Simulation der frühen Neuzeit - inklusive Militär, Welthandel, Erfindungen, Ränkeschmieden und Religion. Klar, dass der komplexe Geheimtipp nur in den Köpfen der Hearts of Iron 2-Macher Paradox entstehen konnte.

An der Schwelle

Die Neuzeit beendete um 1500 das Mittelalter, das gemeinhin als finstere Epoche gilt. Anschließend ging es jedoch nicht weniger düster weiter, wie beispielsweise die blutige Eroberung der Neuen Welt,

Auf zu neuen Ufern macht ihr euch nicht nur auf dem Globus, sondern auch im übertragenen Sinne.
die erbittert geführten Konfessionskriege oder die Menschen verachtenden Hexenverfolgungen zeigten. Doch wo reichlich Schatten ist, ist auch viel Licht: Von der mittelalterlichen Gottesfurcht befreit machten gerade Kunst, Wissenschaft und Philosophie enorme Fortschritte , wie es sie seit der Antike nicht mehr gab. Johannes Gutenberg, Michelangelo und Galileo Galilei sind nur einige Namen, die jeder auf seinem Gebiet bahnbrechend waren.

Meistens waren es reiche Gönner wie die Medici, Wallenstein oder gar echte Könige, die solche Freidenker finanzierten. Man erhoffte sich praktisch verwertbare Innovationen, die einen Vorsprung gegenüber anderen brachten, und schmückte sich bei Hofe gerne mit klugen Köpfen, wie es auch Friedrich der Große tat. Zu dieser Zeit versuchten die Fürsten, aus ihren oft uneinheitlichen Gebieten moderne Staaten zu zimmern. Im Deutschen Reich und Italien geschah das nur zögerlich, während Frankreich, England und Spanien da voraus waren. Im Reich waren es mächtige Fürsten wie die Wittelsbacher, Habsburger oder Brandenburger, die ihr eigenes Süppchen kochten, um ihre Hausmacht zu sichern.

Möglichkeiten ohne Ende

Genau in dieser turbulenten Zeit des Umbruchs spielt Europa Universalis 3, das von der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 bis zur Französischen Revolution 1792 reicht. Der Spielinhalt

Auswahl ohne Ende. Für welches Land entscheidet ihr euch und in welchem Jahr der Neuzeit wollt ihr spielen?
ist mehr als abwechslungsreich, denn er umfasst die Entdeckung Amerikas, Afrikas und Asiens ebenso wie den Dreißigjährigen Krieg und den Unabhängigkeitskampf der USA. Damit ist es praktisch unbegrenzt wiederspielbar, da ihr fast alle damaligen Länder regieren und auch das Startjahr frei wählen könnt. Die fast 200 Ländern gehen von zeitgenössischen Großmächten wie England, Frankreich oder Schweden über aufstrebende Mittelmächte wie Holland, Bayern oder Preußen bis hin zur beschaulichen Pfalz, Lothringen oder Nassau.

Sogar finanzstarke Stadtstaaten wie Utrecht, Hamburg oder Venedig sind mit allen Konsequenzen spielbar, denn im gnadenlosen Verdrängungswettbewerb haben sie wenig Chancen, es sei denn mit mächtigen Freunden an ihrer Seite. Ihr könnt den kometenhaften Aufstieg Spaniens zur Weltmacht ebenso nachspielen wie den Kampf der nordamerikanischen Indianer ums Überleben oder den Krieg der Kolonialmächte England und Frankreich. Auch exotische Länder wie Japan, Mayas oder Azteken sind spielbar, obwohl sie kein eigenes Interface haben, so dass sie das europäische nutzen. Da die Lage immer wieder anders ist, wird es selten langweilig. Der Reichsbau dauert allerdings länger, auch wenn sich die Spielgeschwindigkeit justieren lässt.

In jedem ein Preuße

Nach dem Tutorial entscheide ich mich spontan für Brandenburg, das zu Beginn ganze vier Provinzen auf der zoombaren Weltkarte besitzt. Zum Vergleich: Bei Spanien sind es 16. Der Vorläufer von

Der typische Flickenteppich aus deutschen  Kleinstaaten, auf dem ihr euch tummelt. Werdet ihr zum Haifisch im Becken?
 Preußen hat allerdings einen (noch) guten Ruf, eine fruchtbare Bevölkerung und eine kleine, aber feine Armee aus Fußsoldaten und Rittern zu bieten. Ich fahre also die expansive Schiene. Wichtig ist zunächst ein Zugang zur See, denn nur so könnt ihr später auch Kolonien gründen, indem ihr Kolonisten übers Meer schickt. Direkt vor der Haustür gibt es Hansehäfen wie Hamburg, Bremen oder Lübeck, die nicht sonderlich geschützt sind. Meinen Truppen fällt die reiche Stadt an der Elbe nach kurzer Belagerung wie eine reife Frucht in die Hände, die ich sogleich per Friedensvertrag annektiere. Mein Tor zur Welt ist gesichert.

Doch der Krieg drückt aber nicht nur auf die Stimmung im Lande, indem er die Stabilität gefährdet, er ist auch schlecht fürs Ansehen im Ausland. Der Ruf ist schneller ruiniert als gedacht, so dass meine Diplomaten immer weniger zählbare Abkommen mit nach Hause bringen. Die kleineren Länder schließen zudem rasch Bündnisse mit größeren, so dass das Annektieren nicht mehr so leicht ist. Zu Beginn mag euch alles zufallen, aber dann ist es irgendwann vorbei. Das Land ist zu schnell gewachsen und die Begehrlichkeiten der Nachbarn sind gestiegen. Mächtige Armeen mit vielen Reitern lauern an den Grenzen. Das Ende scheint näher als der Sieg.

                                                   

Reine Verhandlungssache

Anders als bei vergleichbaren Spielen ist die Diplomatie kein bloßes Stiefkind, sondern überlebenswichtig - gerade für aufstrebende Kleinstaaten. Ihr schickt eine begrenzte Anzahl von Emissären los, die mit anderen Fürsten verhandeln. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten: Ihr könnt Bündnisse schließen, Kriege erklären oder auch Beleidigungen verschicken. Jeder Staat hat eine Einstellung zu euch, die von plus 200 bis minus 200 geht, wobei Letzteres ein völlig eingefrorenes Verhältnis markiert. Um es zu verbessern, könntet ihr eine Handelsvereinbarung treffen, die wie bei Hearts of Iron 2 Pluspunkte bringt. Wahlweise könntet ihr auch ein Geldgeschenk machen, was immer gut ankommt.

Die Computergegner agieren auf dem diplomatischen Parkett geschickt, denn ihre Aktionen sind nachvollziehbar. Natürlich kommt es auch mal vor, dass sie aus eurer Sicht blödsinnige Abkommen anbieten, aber das ist eher die Ausnahme - hier läuft das viel besser als etwa bei Medieval 2: Total War . Besonders interessant ist übrigens die Vasallenstellung, die irgendwann nach Jahren zum Anschluss des Vasallen führen kann. Auch eine Staatsehe kann dazu führen, dass ihr die Herrschaft über ein befreundetes Land erlangt, indem ihr den Thron einfach erbt. Mit Preußen habe ich so mehr aus Zufall völlig ohne Blutvergießen den Erzfeind Sachsen mit fünf Provinzen eingesackt.

Urahn des Soldatenkönigs

Mein inzwischen über zehn Provinzen großes Land kann nur durch Aufrüstung überleben. Frankreich ist auf Schwierigkeitsstufe "normal" schon vor 1500 in die Pfalz einmarschiert, das über einen

So sieht eine Armee Brandenburgs aus der Nähe aus. Ein Manko: Die Schlachten laufen leider wenig beeindruckend ab. 
 Mittelmeerhafen verfügende Österreich landet ständig an der Nordseeküste, Dänemark wartet nur auf einen Fehler meinerseits und Polen lauert mit einem riesigen Heer an meiner Ostgrenze. Die KI bekommt das auch ohne vorgegebene Ziele auf der Landkarte wie bei Hearts of Iron 2 hin. Da nutzt es auch nicht viel, dass ich mit Friesland, Siena, dem Deutschorden und Papst verbündet bin und den Kaiser stelle, der keine große Macht hat. Ich brauche eine riesige Armee, wie sie den Preußen auch zusteht.

Hierfür hebe ich massenhaft Soldaten aus, was mich Unsummen kostet. Mir kommt entgegen, dass es bei mir viele wehrfähige Männer gibt, denn ihre Zahl ist endlich. Leider ist die schönste Armee ohne Anführer nur die Hälfte wert, weshalb ich irgendeinen Vorfahren des alten Fritz' zum Kommandeur mache. Mit den 6.000 spätmittelalterliche Kämpfern und 2.000 Rittern rücke ich gegen den Feind vor. Es kommt zur Schlacht, die leider unspektakulär abläuft, ohne dass ihr währenddessen was beeinflussen könnt. Ein kurzer Bodycount, das war's. Die Masse hilft, denn der Feind hat viel weniger Männer. Die Moral der Truppe ist nach dem Kampf auf dem Tiefpunkt, was sich langsam bessert. Und das, obwohl die Preußen dank meiner Weitsicht einen Moralbonus haben.

Kommiss und Konquistador

Der militärische Teil des Spiels ist nicht sonderlich ausgefeilt, bietet aber dennoch einige Abwechslung. Es gibt die drei Grundtypen: Fußtruppen, Kavallerie und Artillerie, die je nach Epoche und Region

Eine kleine Kolonie auf einer Insel vor Afrika, die hoffentlich noch wächst. Berühmte Eroberer enthüllen weiße Flecken auf der Karte.
variieren. Zu Beginn sind das in Europa Regimenter einfacher Lanzenkämpfer, Ritter und keine Kanonen, da die noch nicht eingeführt sind. In Japan gibt es Schwertkämpfer. Dazu müsst ihr mehr Geld in die Entwicklung neuer Landtruppen investieren, denn im Laufe der Zeit kommen neue hinzu. Jede Einheit hat Werte für Nahkampf, Fernkampf, Moral und Manöver, die sich durch die Zeit verändern. Ein Grenadier ist im Fernkampf besser als ein Bogenschütze, so dass ihr eure bevorzugte Einheit immer wieder neu festlegen müsst. Die alten Soldaten verwandeln sich automatisch in diese.

Die Seestreitkräfte bieten mehr Typen wie Kogge, Bark oder Karacke , die aus leichten bis schweren Kriegschiffen sowie Transportern bestehen. Die Schlachten sind ähnlich schmucklos wie an Land. Ihr könnt auch gegen Piraten vorgehen, deren Schiffe ihr übernehmen könnt. Es gibt auch Admirale, Konquistadoren und Entdecker, die ihr den Schiffen zuteilen könnt. Sitzt etwa Vasco da Gama im Boot, dann könnt ihr auch die weißen Flecken auf der Karte erforschen. Konquistadoren entdecken an Land. Vielleicht findet ihr den Seeweg nach Indien, China oder Amerika. Oder das legendäre Eldorado. Da es Zufallskarten à la Civilization nicht gibt, ist das nicht schwer, denn im Gegensatz zu Kolumbus kennt ihr die Welt ja schon.

                  

Investition in die Zukunft

Mein Preußen ist nun groß, aber es ist noch unentwickelt. Zeit, dass ich Handel, Produktion und Forschung ankurbele. Da ich kein Geld habe, weil alles für den Unterhalt meiner Armee draufgeht,

Inklusive Küstenstädte, Sachsen und halb Hessen ist Preußen ganz schön fett geworden. Jetzt muss auch die Wirtschaft wachsen. 
kann ich nur ein Darlehen aufnehmen, dass ich aber nach einigen Jahren zurückzahlen muss. Wer das nicht kann, sollte es tunlichst lassen, denn der Staatsbankrott ist leider ein ständiger Begleiter. Zinsen, stehendes Heer und Berater verschlingen Unsummen. Hinzu kommt eine schleichende Geldentwertung, die immer schlimmer wird, je mehr Gold ihr aus Übersee erhaltet und desto größer euer Haushalt ist. Eine Notsteuer, die 50 Prozent mehr bringt, ist leider nur im Kriegsfall erlaubt.

Ich strapaziere mein Budget, indem ich die Ausgabe für die Produktion erhöhe. Neue Produktionsmethoden sind wichtig, da sie auch die Zeit für die Aufstellung der Musketiere verkürzen. Außerdem baue ich ein paar Werkstätten, die mir mehr Steuern einbringen. In jeder Provinz kann ich Gebäude wie Zollhaus, Kirche oder Festung errichten, die immer moderner werden. Auch die Weiterentwicklung des Staatswesens ist wichtig, da sie Vorteile wie mehr Handel bringt. Ich möchte irgendwann ein verbesserte Form der Monarchie einführen, die natürlich nicht mehr so stabil ist. Es gibt natürlich auch Despotismus, Handelsrepubliken, Absolutismus, Gottesstaaten und Stammesverbände.

Steuerschraube und Geldsack

Wer bezahlt die ganzen kostspieligen Scherze, die sich eure Regierung einfallen lässt? Es gibt grundsätzlich zwei Arten, an Geld zu kommen: Steuern und Handel. Steuern werden einfach so erhoben, ihr könnt sie aber durch den Bau neuer Einrichtungen wie das Zollhaus erhöhen. Ihr könnt sogar Manufakturen errichten, wenn ihr das nötige Geld und Know-how habt. Auch neue Erfindungen im Bereich Wirtschaftsphilosophie wie der Merkantilismus bringen euch mehr Geld in den Säckel. Habt ihr eine Kolonie oder Provinz mit Gold, geht das praktischerweise direkt in eure Kasse.

Der Handel läuft im Wesentlichen automatisch ab, so dass ihr die Waren nicht durch die Gegend schippern müsst. Es gibt unterschiedlich wertvolle Waren wie Getreide, Wolle, Eisen, Baumwolle, Zucker oder Gewürze, von denen es nur eine pro Provinz gibt. Entgegen der political correctness, aber zugunsten der Authentizität, dürft ihr sogar Sklaven verkaufen, die es aber nur in Afrika gibt. Ihr schickt eure Kaufleute los, die sich auf den Weltmärkten breit machen - vorzugsweise in Europa. So erhaltet ihr euren Anteil am Handelsvolumen der jeweiligen Handelsstadt. Ein Monopol erhaltet ihr, indem ihr den Handel in einem Ort mit euren Kaufleuten dominiert.

Religion und Philosophie

Natürlich spielt auch die Religion eine zentrale Rolle in einer Zeit, in der die christliche Reformation für jede Menge Unruhe sorgt. In späteren Epochen gibt es also nicht nur katholische Länder in Europa,

Ihr seid immer noch streng katholisch. Aber was glauben die anderen? Und toleriert ihr das? Oder verfolgt ihr sie deshalb gar? 
wie euch die Konfessionskarte zeigt. Es liegt bei euch, wie tolerant euer Land gegenüber Andersgläubigen ist. Oder doch lieber unnachgiebiger Hüter des Glaubens? Nun bringt es auch nicht mehr so viel Ansehen, wenn ihr den Papst stellt. Missionare sorgen dafür, dass eine Provinz zur eurer Staatsreligion bekehrt wird, was teuer ist, ewig dauert und keinesfalls sicher ist. Ein Religionsberater sorgt für mehr Missionare, die ihr eigentlich nur an der Grenze zu anderen Kulturen braucht.

Eure drei Berater, die euch Vorteile bei Handel, Stabilität oder Forschung bringen, könnt ihr übrigens jederzeit auswechseln. Neben den berühmten Köpfen der Zeit gibt es auch noch Staatsgrundsätze, die man als besondere Vorteile bezeichnen könnte, über die ein Land verfügt. Manche Optionen werden so erst möglich: Hierzu gehört der Aufbruch in die Neue Welt, der euch Entdecker und Konquistadoren für die Kolonien ausheben lässt, oder die Wehrpflicht, die euch mehr Soldaten bringt. Macht euer Land Fortschritte, könnt ihr neue Grundsätze einsetzen.

              

Gestraffte Bedienung

Trotz all seiner Komplexität ist Europa Universalis 3 leichter zu bedienen, als es sich vielleicht anhört. Es gibt ein einziges Regierungs-Interface, von dem ihr alle wichtigen Dinge steuern könnt, die euer Reich in Gänze betreffen. Einzig Diplomatie, Gebäudebau und Soldaten ausheben macht ihr noch

Die Bedienung wurde möglichst vereinfacht, so dass alles in wenigen Menüs abläuft. Die Armeesteuerung ist eingängiger als bei Hearts of Iron 2.  
 direkt über die Provinzansicht. Die Armee- und Flottensteuerung ist durchaus mit Hearts of Iron 2 zu vergleichen, wurde aber deutlich entschlackt. Die vielen, oft ermüdenden Statistiken müsst ihr nun nicht mehr alle durchklicken, um Bescheid zu wissen, da Einnahmen, Forschung, Religion, Berater und Produktion einfach übers Interface kontrolliert werden. Die vorkommenden Statistiken sind also nur was für Leute, die noch zusätzlich Infos wollen.

Multiplayer

Wer ein derart komplexes Spiel auch mal im Multiplayer testen möchte, kann das tun. Bis zu 32 Spieler können gleichzeitig per LAN oder Internet gegeneinander spielen, wobei ihr Mitspieler in der spieleigenen Lobby findet. Das Spiel zu mehreren ist vergleichbar mit dem Einzelspieler, es gibt aber auch Unterschiede. Ihr könnt ein Land z.B. nicht durch Heirat erben, wie das in der Kampagne bestens funktioniert. Ansonsten ist das Diplomatiesystem natürlich perfekt für mehrere Spieler geeignet, die gerne ausgefuchste Strategien ausprobieren wollen. Auch die im Solomodus immer ein wenig vernachlässigten Spione kommen hier zu neuen Ehren, wenn sie sich sabotierend, brandschatzend und mordend beim Gegner einnisten. Außerdem ist möglich, ein Land kooperativ zu mehreren zu regieren.

Schlichte Inszenierung

Obwohl alles recht bunt und übersichtlich gehalten ist, ist Europa Unversalis 3 optisch nicht auf der Höhe der Zeit. Die Darstellung ist bis auf kleine Bonmots wie Verzierungen im Staats-Interface oder Bilder der reinen Zweckmäßigkeit geschuldet. Es gibt verschiedene Kartenansichten für Geländeform, Politik, Religion, Diplomatie und Handel. Zwar könnt ihr bis auf die Helme und Hellebarden der Soldaten ranzoomen, aber aus der 3D-Nahanicht gibt es nicht viel zu sehen. Auch das sporadische Funkeln des Wassers ist eher nicht überzeugend, da es keinen Seegang gibt. Die faden Schlachten wurden bereits angesprochen, sie kommen nicht mal ansatzweise an das wuchtige Medieval 2 ran.

Zwischensequenzen gibt es gar nicht, nicht einmal wenn ihr neue Länder zum Ruhm eures Herrschers entdeckt. Einzig das verschwommene Intro stimmt euch ein wenig ein. Insgesamt kommt die Darstellung nicht an Civilization 4 heran. Immerhin sorgt die Musikuntermalung für etwas Entdeckerstimmung, die an Abenteuerfilme wie 1492 - Die Eroberung des Paradieses oder Aguirre, der Zorn Gottes erinnert. Kein Wunder, denn der Soundtrack stammt vom Hearts of Iron 2-Komponisten Andreas Waldetoft. Leider hat sich in den vielen erklärenden Texten im Spiel ab und an ein Übersetzungsfehler eingeschlichen, wenn ein Wort nicht oder nicht richtig ins Deutsche übersetzt wurde. Das hält sich aber in Grenzen und bremst den Spielspaß nicht im Geringsten aus.

     

Fazit

Endlich wieder eines jener durchdachten Strategiespiele, die leider so selten geworden sind! Europa Universalis 3 hat sich Gold aus Eldorado verdient, denn obwohl es superkomplex ist, schafft es das langwierige Spiel aus dem Hause Paradox doch, einen immer wieder neu zu motivieren. Beim Regieren habt ihr weitgehend freie Hand, bestimmt den Kurs und könnt den Lauf der Geschichte ändern. Wollt ihr Preußen ein paar Kolonien in Übersee spendieren? Bitte sehr, nur zu! Einfach ist die Umsetzung dann trotz einstellbarem Schwierigkeitsgrad nicht, denn ihr seid nicht allein auf der Welt. Strebt ihr danach, eure Nachbarn zu überfallen, bleibt das nicht lange unbemerkt. Kriege bringen euch aber nicht nur schlechtes Ansehen, sie gefährden zudem die Stabilität eures Landes. Ihr solltet sie daher nur führen, wenn es unbedingt nötig ist, denn sie wirken sich negativ auf eure Steuereinnahmen aus. Die Schlachten sind zudem reichlich unspektakulär, was schade ist. Auch ein friedlicheres Vorgehen über Diplomatie ist möglich, da ihr euer Gebiet auch durch Thron erben und Vasallen ausbauen könnt. Jede Menge Geld braucht ihr für neue Gebäude, Erfindungen und eure Armee, das euch der Handel mit fernen Provinzen bringt. Aber achtet auf die Inflation, damit nicht alles immer teurer wird. Doch das ist nur ein kleiner Ausschnitt des Spiels, denn wer Holland von den Spaniern befreit, im Siebenjährigen Krieg kämpft oder für Amerika die Unabhängigkeit erringt, ist vor neue Herausforderungen gestellt. Andere Zeiten, andere Probleme. Immer wieder neu - immer wieder spannend. Jetzt muss ich zurück an den Rechner, um mit Portugal ein Weltreich zu schmieden. Meine Truppen sind gerade in Ceylon gelandet, nachdem es Vasco da Gama entdeckt hat. Ich möchte unbedingt alle Gewürzinseln unter die Fuchtel bekommen...

Pro

jedes Land der frühen Neuzeit spielbar
spielt sich wie rundenbasiert
abwechslungsreiche Szenarien
unbegrenzt wiederspielbar
durchdachte Bedienung
hohe Motivation beim Reichsaufbau
ihr bestimmt das Vorgehen
Computergegner agieren nachvollziehbar
auf Stabilität achten
eigene Kolonien gründen
ausgeklügelte Diplomatie
Ansehen im Ausland ist wichtig
Berater einstellen
Staatsphilosophie festlegen
Religion bestimmen
Handel kontrollieren
passender Soundtrack
kooperativer Multiplayer

Kontra

langwieriger Aufbau
anfänglich harmlose KI
keine gescheiten Schlachten
wenig Einheiten pro Epoche
keine Zufallskarten
Übersetzungsfehler

Wertung

PC

Im Zeitalter der Entdecker könnt ihr den Lauf der Geschichte verändern. Sucht euch ein Land aus und macht es zur Weltmacht.

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