Th3 Plan24.05.2007, Bodo Naser
Th3 Plan

Im Test:

Manchmal sind Printmagazine zu beneiden, da sie miese Spiele mittels Ultrakurztest abspeisen. Einfach nur ein paar fiese, aber oft berechtigte Zeilen in eine Spalte pressen, noch ein vernichtendes Kurzfazit aus den Finger gesogen und ab geht die Post - auf zum nächsten Gurken-Machwerk! Wir haben diese Form der schnellen Vernichtung leider nicht im Angebot, also müssen wir in punkto Text in die Vollen gehen - auch wenn's im Fall von The Plan richtig schwer fällt.

Splinter Cell für Arme

Das Spielprinzip klingt noch interessant: Ihr könnt sieben Charaktere in Einsätzen begleiten, bei denen ihr aus dem Knast entkommt, Dinge klaut oder eine

Trotz filmmäßiger Aufmachung kommt bei der spröden Diebesstory keine große Spannung auf.
Einrichtung infiltrieren müsst. Schon mit seinem niedrigen Preis soll der Schleicher von Monte Cristo eher Gelegenheitsspieler ansprechen. Er ist eine ganze Ecke einfacher als das für viele frustrierende Splinter Cell, da viele Abläufe automatisiert wurden. Ihr müsst also nicht punktgenau irgendwo entlang hangeln, um ans Ziel zu kommen. Ein bisschen an der Wand rumhängen, runterspringen und gut ist's...

Allerdings müssen auch bei solchen Budgetspielen Technik, Steuerung und Missionsdesign stimmen, woran The Plan scheitert. Das Ganze wirkt nicht wie eine vereinfachte Ausgabe von Splinter Cell sondern eher wie ein billiger Abklatsch. Die Rachestory um die Einbrecher, die auf einer Diebestour von einem Komplizen gelinkt werden, was ihnen Kittchen einbringt, wird nur lahm inszeniert. Angesichts der Zwischensequenzen in 3D-Spargrafik kommt kein echtes Gangsterfeeling auf, auch wenn manch weibliche Figur wie Valerie auf Teufel komm raus auf sexy getrimmt wurde. Das Spiel wirkt trotzdem stocksteif.

Wenig prickelnd

Die 13 Missionen sind zu simpel gestrickt, um auf Dauer zu unterhalten. Oft sind die Situationen mit wenigen Handgriffen erledigt, etwa wenn ihr wo hochklettert, jemand K.O. schlagt oder eine Tür öffnet. Zwar dürft ihr immer wieder zwischen den Charakteren hin- und herschalten, aber wirklich prickelnd ist auch das nicht. In Passagen, bei denen ihr alleine nicht weiterkommt, schaltet das Spiel in Splitscreen um, was äußerlich an die Fernsehserie 24 erinnert. Als Quasselstrippe Allan müsst ihr die Wache in ein Gespräch verwickeln, während der andere sich vorbeischleicht. Das könnt ihr auch mit bis zu drei Mitspielern und verteilten Rollen spielen.

Die KI der Gegner ist mehr als eindimensional, da ihr nicht viel beachten müsst, um an ihnen vorbeizukommen. Sie hat halt wieder ihren typischen Sichtbereich, den ihr auf der Minikarte seht, und wenn ihr davon wegbleibt und immer schön in die Hocke geht, habt ihr nichts zu befürchten. Ohren haben sie nicht und eine Alarmanzeige gibt's auch nicht. Da es nur einen einzigen Schwierigkeitsgrad gibt, könnt ihr auch nix einstellen. Wehe dem, der erwischt wird, denn er wird gnadenlos umgepustet. Bisweilen könnt ihr aber einfach so an den Wachen vorbeischlendern, ohne dass eine Reaktion ihrerseits erfolgt. Übrigens nicht die einzige Logikschwäche im Spiel, denn die Macher scheinen auch sinnloses Türenöffnen zu lieben.

Bedienung zum Abgewöhnen

Das Mindeste was ein Actionspiel bieten sollte, ist eine gescheite Steuerung. Kann ja sein, dass die Bedienung mit dem Gamepad vielleicht besser klappt; mit Tastatur und Maus, wie es die meisten

Obwohl die KI lächerlich ist, sorgt die miese Steuerung immer wieder für ein vorzeitiges Spielende. 
spielen dürften, ist es trotz eingebauter Hilfe ein Graus. Sie ist unhandlich, ungenau und umständlich. So wird der Einsatz von Schusswaffen, das Klauen eines Gegenstands oder das Knacken eines Sicherheitsmechanismus zur nervigen Fleißaufgabe auf Zeit, da ihr immer wieder neu starten müsst, wenn ihr versagt habt. Irgendwann klappt es dann plötzlich, ohne dass euch klar wäre, warum es nun auf einmal funktioniert hat. Natürlich müsst ihr immer wieder vom selben Punkt loslegen, weil ihr zwar speichern könnt, aber nicht überall.

Ein gutes Beispiel für das schlechte Handling ist die Steuerung der Diebeszüge, bei denen ihr mit Valerie jemand an die Hose greifen sollt. Ihr pirscht euch von hinten heran und drückt in Reichweite die Diebesfunktion, sobald sie angezeigt wird. Jetzt müsst ihr erst umständlich in Position, bis es losgeht. Dann seht ihr euren geisterhaften Arm, der sich auf das Opfer zu bewegt. Ihr müsst ihn in der Mitte halten, damit der Diebstahl gelingt. Denn nur dann fühlt sich Valerie Manns genug, den Typ zu beklauen. Das ist freilich unmöglich, da die Tastatursteuerung wackelt wie ein Kuhschwanz.

Billiger Eindruck

Das Spiel sieht so billig aus, wie es sich spielt.
Auch rein äußerlich betrachtet macht The Plan einen billigen Eindruck, der durch die miese 3D-Grafik hervorgerufen wird. Die Engine wäre nicht einmal vor ein paar Jahren up to date gewesen. Die Umgebung ist grob, arm an Details und die Kleidung der steif agierenden Kleinkriminellen sieht aus wie bei Half-Life 1. Die Backsteine an der Wand erinnern an Tapeten, der Regen stürzt lächerlich in kleinen Sturzbächen vom Himmel fällt. Immerhin hat diese magere Kulisse den einen Vorteil, dass sie auch auf Uraltkisten flüssig läuft.

Nicht jedes Gespräch ist vertont und wenn, dann nur auf Englisch. Die restlichen Dialoge gibt es zwar auf Deutsch, aber nur zum Mitlesen, das ihr euch sparen könnt, denn das Gesagte ist ohne Bedeutung. Von lippensynchronem Sprechen sind die grobschlächtigen 3D-Figuren meilenweit entfernt. Irgendwie will man die hölzernen Dialoge ohnehin nicht verfolgen.

                          

Fazit

Eines echten Gangsters ist The Plan nicht würdig, denn es kommt null Spannung auf und weder die Schleich- noch die Actionpassagen vermögen zu überzeugen. Es ist zwar prinzipiell ganz nett, im Splitscreen zwischen den Leuten und ihren Fähigkeiten hin- und herschalten zu können, aber die Missionen sind ohne jeglichen Anspruch. Das größte Manko dürfte jedoch die unzureichende Steuerung sein, die einem den ohnehin kaum vorhandenen Spielspaß vollends vermiest. Die als doofe Minispielchen programmierten Spezialaktionen wie wackeliger Taschendiebstahl locken niemanden hinterm Ofen hervor, da sie nur als Endlosschleife irgendwann machbar sind. Klar, dass die Feinde in einem so günstigen Spiel keine intelligente Figur machen, aber grafisch bewegt sich das Abenteuer auf niedrigstem Niveau - die grobe 3D-Kulisse würde noch nicht einmal für ein Gratisspiel ausreichen. Also Finger weg und lieber noch einmal Splinter Cell spielen!

Pro

mehrere Charaktere spielen
zwischen Personen wechseln

Kontra

grausige Steuerung
Missionen zu einfach
eindimensionale KI
Logikfehler
billige 3D-Grafik

Wertung

PC

Der Plan ging leider in die Hose!

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