Test: Undercover - Operation Wintersonne (Adventure)

von Bodo Naser



Entwickler:
Publisher: dtp
Release:
28.09.2006
Spielinfo Bilder Videos
Gespräche

Die Dialoge bei Undercover sind leider nicht sehr prickelnd, denn was ihr fragt, ist ohne Bedeutung. Die normalen Multiple Choice-Gespräche sind wenig ansprechend und dienen ohnehin nur der bloßen
Gequasselt wird viel unter den Agenten, aufschlussreich ist allerdings das Wenigste davon. 
 Informationsbeschaffung. Wollt ihr, dass euch ein Charakter einen Gegenstand überreicht, müsst ihr ihn schon ausquetschen. Ihr müsst allerdings schon alles fragen, um ein Ergebnis zu erzielen. Wer hier mehr über die anderen Charaktere erfahren will, hat schlechte Karten. Ein wenig spannender wird es immer dann, wenn eine Zwischensequenz in Spielgrafik weitere Details des Bombenprogramms verrät.

Immerhin sind alle Gespräche vertont, was recht beachtlich ist. Die deutsche Sprachausgabe wurde professionell aufgenommen, die ganz bekannten Stimmen sind aber nicht zu hören. Die Synchronsprecher schaffen es dennoch nicht, den farblosen Figuren mehr Leben einzuhauchen. Über das übliche Agentengequatsche hinaus, ist wenig geboten. Ein wenig spannender wird das zähe Zusammenspiel der Charaktere, als die umstrittene Spionin Anne auf den Plan tritt. Wenigstens ist nun ein Schüsschen Sex dabei...

Naziherrschaft light

Schauplätze wie Berlin oder Haigerloch sind authentisch wiedergegeben, auch wenn ihr bisweilen meinen könntet, dass Deutschland gar nicht von einem Terrorregime regiert wird.  Hakenkreuze wird der Geschichtsinteressierte vergeblich suchen, denn sie wurden aufgrund unserer Rechtslage durch ein schematisches eisernes Kreuz auf weiß-roter Flagge ersetzt. Das, was in amerikanischen Spielfilmen wie Indiana Jones gezeigt werden darf, muss hier leider draußen bleiben. Ein Bild Hitlers wurde z.B. zur Abbildung irgendeines Militärbonzen umgedeutet. Das sind Mankos, die man natürlich nicht den Entwicklern ankreiden kann.

Insgesamt wird der Schrecken allerdings auch erzählerisch nicht greifbar, da Ort und Zeit auswechselbar bleiben. Ob das Abenteuer nun in
Nazis mit gesetzlichem Weichspüler: Hakenkreuze konnten die Macher nicht darstellen, was unecht wirkt.
Tokio, Rom oder Moskau, im Ersten Weltkrieg, im Kalten Krieg oder im Iran unserer Tage spielt, ist letztlich völlig zweitrangig. Obwohl Wehrmachtssoldaten, Nazi-Schergen und SS-Offiziere vorkommen, dient das alles nur als bloße Staffage für die maue Agentenstory. Hier fühlt ihr euch also wirklich wie in einem billigen Abenteuerfilm.

Zweckgrafik

Die Grafik ist der für Point&Click typische Mix aus 2D-Hintergründen und davor agierenden 3D-Figuren, ohne allerdings große Highlights zu setzen. Im Gegensatz zu Sokals prächtigen Adventures ist die Darstellung ganz und gar unkünstlerisch und dient allein dem Zeck, die Objekte und Akteure abzubilden. Sogar die Prachtbauten in Berlin oder die Idylle in der deutschen Provinz sind bemerkenswert unspektakulär geraten. Daran ändern auch gelegentlich Effekte wie Schatten nichts. Immerhin trifft das Spiel den Stil der 40er-Jahre ganz gut, wenn man von Annes allzu männlichem Auftreten mal absieht. Sie wäre der Gestapo sicher aufgefallen in einem Staat, der Doktrin ausgab, dass die Frauen an den Herd gehörten.

Die Zwischensequenzen sind selten. Nicht jede gelungene Aktion wird von einer Filmsequenz gekrönt, wie das bei Tunguska der Fall war. Die Nahaufnahmen sind zudem nicht sonderlich gelungen, was an den Animationen der Akteure liegt. Aus der Nähe betrachtet machen die 3D-Charaktere nicht immer eine gute Figur, da sie unförmige Hände haben und sich eckig bewegen.
             

Kommentare

4P|Bodo schrieb am
Hi PerryRhodan77,
ich gebe dir absolut recht. Der übertriebene Jugendschutz in Deutschland führt sogar dazu, dass Erwachsene Probleme haben, sich manche Dinge zu besorgen. Ich erzähle hier lieber nicht, was ich alles anstellen musste, um die ungeschnitte Version eines Horrorfilms zu bekommen. Zum Glück gibt es noch Länder (Österreich, Großbritannien oder USA), wo es anders läuft und wo man so etwas ordern kann. Die meisten Filme sind im englischen Original eh viel besser...;-)
Schönen Gruß nach Ösiland,
4P|Bodo
johndoe-freename-101818 schrieb am
Ich bin zwar Österreicher, aber soweit ich weiß, wurde z.B.: Castle Wolfenstein (also das ursprüngliche) in Deutschland komplett verboten (wegen der Hakenkreuz-Darstellung) und da gabs die Indiana Jones - Filme schon. Aber daß in Deutschland zwischen Filmen und Spielen extrem differenziert wird, ist ja nichts Neues.
Meine Meinung ist, daß in Deutschland bezüglich Computerspielen (im Vergleich mit z.B.: Filmen) dermaßen übertrieben wird. Ich bin ein leidenschaftlicher Zocker und muß dann immer mitansehen, wie die deutschen Versionen auf Unspielbarkeit kastriert werden (z.B.: Quake 4, usw.), nur damit es nicht indiziert wird :roll: :roll: :roll: Dann muß ich es entweder Englisch spielen (und ich HASSE das) oder eben gar nicht.
Wieso sich die Politiker bei euch alle über Spiele aufregen während grausame Folterfilme (Hostel, ...) im Kino sogar ohne kritische Kommentare laufen dürfen, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.
Stellt euch ein Spiel wie Hostel vor : Was würde nicht alles im Fernsehen zu sehen sein (z.B.: im ZDF-Propaganda-Format Frontal ?) bzw. von Politikern gemeldet werden ?
Gerade ihr in Deutschland solltet verstehen (aufgrund diverser schwachsinnigen "Killerspiel"-Aussagen), daß sich Entwickler und Publisher nicht darauf (auf Spiel = Kunst) verlassen KÖNNEN, weil das Spiel dann vielleicht überhaupt beschlagnahmt wird (wegen Darstellung verfassungsfeindlicher Symbolik). Zu haben ist dann alles nur mehr im Netz (daß die übereifrigen Politiker gottseidank (noch!) NICHT kontrollieren können), was aber wirtschaftlich wahrscheinlich auch nicht das Beste ist.
P.S.: Noch ein Nachsatz an E-Bay oder Amazon und alle anderen, die das nicht kapieren. Wenn ihr schon eine AUT-Seite macht, dann haltet euch auch an UNSERE (österreichische !!!) Gesetze und hier dürfen AB 18 - Artikel GANZ NORMAL PER POST VERSANDT WERDEN !!! :evil: :evil: :evil: :evil: :evil: :evil: Ihr braucht also z.B.: unsere Auktionen, die nur Österreich betreffen, nicht löschen. Wir haben deshalb auch keine anderen Jugendlichen als ihr :wink:
unknown_18 schrieb am
Nach der langen Zeit ist es wirklich mal an der Zeit das Verbot mit den Hakenkreuzen zumindest für sowas wie Spiele zu lockern. Natürlich nur in Spielen die nichts in der Hinsicht verherrlichen, das sollte nach wie vor absolut nicht sein.
4P|Bodo schrieb am
Hi Jörg,
ob den Entwicklern wirklich die Hände gebunden sind, ist die Frage. Die Strafbarkeit entfällt nämlich dann, wenn die Abbildung der Nazisymbole der Kunst oder Wissenschaft dient. Bei Film und Fernsehen wird darauf regelmäßig abgestellt, wie etwa die Indiana Jones-Filme zeigen, bei denen selbstverständlich Hakenkreuze vorkommen. Nun kann man die Frage stellen, was denn bei einem solchen Film kunstvoller sein soll als an einem Computerspiel. Der Indiana Jones-Streifen ist genauso schnöde Unterhaltung wie ein Spiel und beide wollen natürlich Profit machen.
Natürlich ist es hierzulande üblich geworden, bei Spielen die Hakenkreuze zu meiden. Die Publisher gehen lieber auf Nummer sicher, als sich auf die Freiheit der Kunst zu berufen, was auch irgendwie verständlich ist. Sie sind sozusagen selbst davon überzeugt, dass ihre Spiele keine Kunst sind. Schade eigentlich...;-)
Mich hat es jedenfalls schon immer genervt, dass in hier erscheinenden Spielen keine Nazisymbole zu sehen sind. Dabei geht es mir allein um die Authentizität, die unter dem Verbot leidet. Wenn etwas in dieser Zeit spielt, dann muss es auch so aussehen. Mit Politik hat das überhaupt nichts zu tun; ich bin natürlich dagegen, dass Neonazis mit dem Hakenkreuz durch die Gegend laufen. Das soll weiter verboten bleiben.
In diesem Sinne,
4P|Bodo
Jörg Luibl schrieb am
Hallo Knobelfreunde,
der Absatz mit den Hakenkreuzen war sachlich falsch und wurde von uns korrigiert. Natürlich können die Entwickler nichts dafür, dass sie verfassungsfeindliche Symbole nicht darstellen dürfen - aber das war ja auch kein Kontrapunkt im Fazit von Bodo, daher bleibt die Wertung davon unberührt.
Auch wenn Entwicklern juristisch die Hände gebunden sind, ist es aber durchaus berechtigt, die negativen Auswirkungen für Atmosphäre und Glaubwürdigkeit zu beschreiben.
Viel Spaß noch beim Wettlauf um die Bombe!
schrieb am