Viva Piñata10.12.2007, Mathias Oertel
Viva Piñata

Im Test:

Vor gut einem Jahr hat Rare mit Viva Piñata (ab 49,95€ bei kaufen) auf der Xbox 360 nicht nur eine erstklassige Lizenzumsetzung auf die Beine gestellt. Dem Team ist es gelungen, eine ebenso fordernde wie entspannende Familienunterhaltung auf die Microsoft-Konsole zu bringen. Nun, ein Jahr später, dürfen auch Piñata-Gärtner auf dem PC die Schaufel schwingen. Hat das britische Climax-Studio eine saubere Portierung abgeliefert?

Gut gemacht, Climax

Nach der Installation und den ersten Gehversuchen in den Piñata-Gärten auf PC, hätte ich spontan die gleiche Wertung gegeben wie auf der Xbox 360. Die Kulisse entpuppt sich auch auf etwas schwächeren Maschinen (etwa ab 2 GHz) als ebenso niedlich und aufwändig wie im Original. Da auch inhaltlich identische Kost geboten wird, verweisen wir für eine umfangreiche Aufschlüsselung des Konzeptes auf den Test von damals und liefern der Übersicht halber hier nur eine kurze Erklärung.

Die Kulisse ist auf PC ebenso farbenfroh und knuddelig wie auf der Xbox 360.
Ihr habt die Aufgabe, auf der sagen umwobenen Insel "Piñata Island" einen Garten aufzubauen, um dort die niedlichen Pappmache-Viecher anzulocken und sie davon zu überzeugen, bei euch sesshaft zu werden und im besten Fall sogar für Nachwuchs zu sorgen.

Hört sich nach einer geruhsamen Aufgabe an - und so kann man auch an Viva Piñata (VP) herangehen.

Nur im seltensten Fall wird man unter Zeitdruck gesetzt. Angehende Züchter können eigentlich immer nach eigenem Gutdünken ihren Garten gestalten, Experimente mit Dünger oder Futtermitteln wagen und sich auf die Kulisse einlassen, die von über 60 Piñatas wunderschön animiert durchstreift wird - Tag-/Nachtwechsel und dynamisches Wetter inklusive.

Auch ein Jahr nach Erstveröffentlichung (und gut vier Monate, seitdem ich mich das letzte Mal auf der 360 um die Knuddeltiere gekümmert habe) entfaltet VP immer noch seinen Reiz und nimmt mich gefangen. Das ausgefeilte KI-Verhalten der einzelnen Piñata-Rassen, ihre Beute-/Opfer- oder auch Freundschafts-Beziehungen lockt zum Zuschauen.

Und das stets sensible Geflecht aus Anforderungen, die euer Garten erfüllen muss, um bestimmte Piñatas anzulocken, sorgt immer noch für zusätzliche Motivation. Sprich: Die Mischung, die man extrem grob auf "Die Sims treffen auf Pokémon" herunterbrechen kann, zieht nach wie vor und ist ein Garant für schöne gewaltarme Familienunterhaltung.

Nicht so gut, Climax

Dennoch würden wir allen Interessierten bei entsprechender Hardware empfehlen, auf die 360-Version zuzugreifen. Denn so schön Piñata Island samt aller Bewohner auf dem PC anzuschauen ist, gibt es einige kleine Macken, die man nicht ignorieren kann und die im schlimmsten Fall sogar für enormen Frust sorgen.

Eigentlich hätte sich die Pappmaché-Parade die gleiche Wertung wie auf 360 verdient. Doch Abstürze und teils unsaubere Technik machen dies unmöglich...
Dass die Menüs nur unzureichend an den PC angepasst wurden, gehört dabei noch zu den kleineren Übeln. Schlimmer ist da schon die Steuerung per Tastatur und Maus, die so ganz und gar nicht intuitiv erscheint und für eine Aufbausimulation am PC zu deutlich die Konsolenursprünge zeigt. Mit dem 360-Pad am PC hingegen lassen sich alle Funktionen schnell und einfach erreichen. Doch auch darüber könnte ich noch hinwegsehen, da der Charme von VP nahezu gegen alles resistent zu sein scheint.

Mit Ausnahme von Abstürzen! Ungeachtet der Konfiguration und des Betriebssystems haben sich die Papier-Genossen auf diversen Rechnern immer wieder verabschiedet - ohne Warnung und ohne Replizierungsmöglichkeit.

Abhilfe schafft hier hoffentlich ein baldiger Patch. Doch da sind wir eigentlich schon beim nächsten Problem: Viva Piñata erfordert zum Patchen zwingend ein Games for Windows Live-Konto. Natürlich kann man argumentieren, dass auch die so genannte "Silber-Mitgliedschaft", also die kostenlose Version ausreicht. Dennoch ist meines Erachtens Viva Piñata das absolut falsche Produkt, um diesen Service für PC-Nutzer zu forcieren. Auf Piñata Island wollen Familien und dort vorzugsweise die jüngeren Mitglieder unkomplizierte Unterhaltung erleben und sich nicht mit Nutzerkonten etc. herumschlagen.

Wenigstens hat Microsoft davon abgesehen, das Spielerlebnis fest an Games for Windows-Live zu koppeln. Die Erstellung eines lokalen Profiles reicht aus, um sich als Herr und Meister auf Piñata Island zu vergnügen.  

Fazit

Eigentlich würde ich an dieser Stelle gerne die Wertung aussprechen, die sich die Xbox 360-Version redlich verdient hat. Doch die 85% samt Gold-Award kann ich der PC-Version nicht guten Gewissens geben. Technisch sauber und ebenso knuddelig und familienfreundlich wie die Konsolen-Piñatas sind es die Kleinigkeiten, die entscheidende Punkte abknabbern. Dazu gehört z.B. die immer wieder nervenden und vor allem nicht replizierbaren Abstürze. Auch die nur unzureichend angepassten Menü-Strukturen sowie die halbgare Maus-/Tastatur-Steuerung (wohl dem, der ein 360-Pad für den PC hat!) sorgen für Abzüge. Sehr sehr schade! Denn ansonsten hätte Viva Piñata das Vorzeigebeispiel für eine perfekte Umsetzung von 360 auf PC sein können. So ist es "nur" ein im positivsten Sinne zuckersüßes Aufbau-Spiel, das dem Spieler nach wie vor enorme Freiheiten bietet, Entdecker- und Experimentier-Drang fördert und genauso schön anzuschauen wie zu spielen ist.

Pro

charmante Knuddel-Kulisse
entspannende Soundkulisse
eingängige Steuerung
nahezu perfekte Lernkurve
mit Pad intuitive Benutzerführung
über 60 Piñatas
offene Spielstruktur
zahlreiche optionale Hilfen
umfangreiche Personalisierungsmöglichkeiten
hohe Langzeitmotivation

Kontra

unzureichende Online-Funktionen
Maus-/Tastatur-Steuerung ungenau
nur minimal an PC angepasst (Menüs, etc.)
nicht replizierbare Abstürze

Wertung

PC

Gelungene Umsetzung des Xbox 360-Hits, die allerdings an technischen Mängeln wie z.B. Abstürzen leidet...

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