Test: Ankh - Herz des Osiris (Adventure)

von Bodo Naser



Ankh - Herz des Osiris
Entwickler:
Publisher: Xider (bhv)
Release:
06.11.2006
Spielinfo Bilder Videos
Letztes Jahr schlugen die witzigen 3D-Abenteuer des sympathischen Anti-Helden Assil ein wie eine Granate. Alle waren derart überrascht von Ankh, dass Deck 13 auch gleich noch den deutschen Entwicklerpreis 2005 kassierten. Für alle, die davon nicht genug kriegen, geht die altägyptische Geschichte nun in Herz des Osiris weiter. Kann man den alten Witz neu beleben?

Held auf dem Abstellgleis

Was ist bloß mit Kairo los? Die aufstrebende Metropole am Nil scheint in der bei Xider erschienenen Verlängerung auf den Hund gekommen zu sein, denn überall machen sich Zeichen des Verfalls breit.
Die Stadt und der Held haben seit dem ersten Teil Federn lassen müssen. Assil braucht eine Verschönerungsmaßnahme. 
 Ist das schon der Untergang Ägyptens? Geschäfte haben dicht gemacht, Katzen turnen auf den Ruinen der Stände umher, der halbblinde Schneider ist nun Frisör und fuchtelt -oh weh- mit dem Messer herum und der arabische Botschafter frönt dem Laster Wasserpfeife auf der offenen Straße. Sodom und Gomorrha - diese aus den Fugen geratene Welt schreit förmlich nach einem Helden, der alles wieder ins Lot bringt.

Doch was ist aus dem strahlenden Heroen des ersten Teils geworden! Wenn man seinen Helden einmal für kurze Zeit alleine lässt, baut er nur Mist: Er lungert herum, hat seine Freundin Thara verprellt und gibt sich dem Trunke hin. In nicht einmal drei Wochen ist aus Assil ein Penner geworden. Wenn schon was schief geht, dann aber richtig. Assil wird nämlich auch gleich noch sein Ankh-Kreuz gestohlen - der seltsame Flaschenöffner, den er sich im ersten Teil so sauer verdienen musste. Es wird Zeit, dass ihr die Maus übernehmt, um das magische Amulett zurückzuholen.

Kauzige Figuren

Die in fünf Kapitel unterteilte Suche nach dem Ankh gestaltet sich ähnlich lustig wie beim Vorgänger. Das liegt in erster Linie an den Multiple-Choice-Dialogen mit den skurrilen Charakteren, von denen ihr
Der Sklavenboss ist eine der neuen Figuren. Er sieht zwar übel aus, ist aber blöder, als es der Pharao erlaubt. 
die meisten schon aus früheren Abenteuern kennt. Die jüdischen Möchtegern-Freiheitskämpfer feiern ebenso ihr revolutionäres Comeback wie die bürokratischen Händler der Kamelkarawane oder der feiste Sklavenverkäufer, der inzwischen Pleite gemacht hat. Für Leute, die den ersten Teil vielleicht nicht gespielt haben, ist das alles natürlich weniger witzig aber dennoch zu verstehen.

Nach dem ersten Kapitel wird klar, dass Osiris mit aller Macht in die Welt der Lebenden drängt, wofür er -wie könnte es anders sein- das mächtige Ankh benötigt. Es soll ihm dabei helfen, sein Herz zu erlangen, der letzte Schritt auf dem Weg zur Fleischwerdung. Dem Mythos nach wurden seine Körperteile verstreut, so dass er sie nun wieder zusammenklauben muss. Seine Handlanger kennt ihr bereits, es sind die völlig unfähigen Assassine des Vorgängers. Der erste Teil wird auch auf die Schippe genommen, etwa wenn davon die Rede ist, dass er viel zu kurz war. So läuft nach dem ersten Kapitel bereits der Abspann, was euch zunächst aufschrecken lässt. Huch - schon vorbei? Dann aber prustet ihr los, denn es geht munter weiter mit Kapitel zwei.

Rätsel für Einsteiger

Die Rätsel verkommen so beinahe zur Nebensache, sind aber doch meist elementar fürs Weiterkommen, da das Ganze bis auf eine Szene gegen Schluss linear abläuft. Eine der ersten
Frau trifft auf Champagnerflaschen. Was lässt sich damit wieder anstellen?
 Aufgaben besteht darin, Zutaten für einen Drink zu besorgen, den ihr euch mixen lasst. Ihr benötigt dafür ein mitgeliefertes Coderad, wie ihr das von früher kennt. Weniger eine Herausforderung als eine der Reminiszenzen, die Ankh auch dieses Mal wieder an die glückliche Zeit der klassischen Abenteuer macht, als es bei LucasArts neben Darth Vader und Co. auch noch was zu Lachen gab. Nervige Actioneinlagen oder Aufgaben auf Zeit braucht ihr auch dieses Mal nicht zu fürchten.

Die übrigen Rätsel sind recht simpel zu handhaben, so dass erfahrene Puzzlefreunde sie fast im Vorbeigehen lösen können. Das liegt auch daran, dass ihr oft nur eine Hand voll Gegenstände euer Eigen nennt. Viele der Inventarrätsel lassen sich durch bloßes Ausprobieren lösen, weil es nicht viele Orte gibt, wo ihr Gegenstände anbringt. Wo soll die Wegfahrsperre für Kamele wohl hin? Andere Rätselarten gibt es übrigens nicht. Nur gelegentlich ist ein Rätsel gar nicht zu verstehen, weil die Lösung einfach zu abgefahren ist. Ich sage nur Grab mit Papagei auf dem Friedhof, ohne einen Spoiler produzieren zu wollen. Gegen Ende hin werden die Rätsel komplexer.
                       

Kommentare

.TreZ schrieb am
hab das spiel gerade durchgespielt und finde eure bewertung sehr passend. das spiel ist wirklich verdammt gut. ich finds sogar noch nen tick besser als das erste ankh.
Ragism schrieb am
Sehr schön, vielleicht werde ich nächstes mal zuschlagen, wenn ichs im Regal finde. Adventures an die Macht!
Etwas komisch finde ichs übrigens, daß hier so viel Gewicht auf den Rätseln liegt. Klar, wenn in der Hinsicht tatsächlich Null Anspruch ist, wirds schon etwas langweilig, aber Rätsel sind nicht der Inhalt von Adventures. Die Dramaturgie, die Dialoge, die Charaktere und die Story machen ein gutes Adventure aber letztlich aus, weil es das einzige Genre ist, bei dem diese Dinge von elementarer Wichtigkeit sind. Wer auf Rätsel steht, kann doch auch Myst spielen.
schrieb am