Siedler 430.03.2001, Baldur
Siedler 4

Im Test:

Nach dem überaus erfolgreichen Hattrick von Siedler 1-3 hat BlueByte mittlerweile den vierten Teil der Wuselreihe auf den Markt gebracht, und versucht damit einmal mehr die Krone der Aufbausimulationen nach Mühlheim an der Ruhr zu bringen. Ob das klappt, erfahrt Ihr in unserem Test!

Nach dem überaus erfolgreichen Hattrick von Siedler 1-3 hat BlueByte mittlerweile den vierten Teil der Wuselreihe auf den Markt gebracht, und versucht damit einmal mehr die Krone der Aufbausimulationen nach Mühlheim an der Ruhr zu bringen. Ob das klappt, erfahrt Ihr in unserem Test!

Story

Der olle Griesgram Morbus wird aus dem Götterreich verbannt, weil er sich mit dem falschen Obergott angelegt hat. An sich ja keine Tragödie, sollte man meinen. Doch unser Gargarmehl-Verschnitt hat ein kleines Problem mit Grünpflanzen. Er ist Pflanzenallergiker der übelsten Sorte. Oder besser: Er hasst sie! Da er hier auf der Erde aber keinerlei Verpflichtungen nacheifern muss, entwickelt er zusammen mit seinem buckligen Komparsen eine Killer-Schattenpflanze, die dem grünen Treiben ein Ende bereiten soll. So zieht er also durch die Lande und lässt alles Grünliche was ihm unter die Fittiche kommt verdorren: Verbrannte Erde, entwurzelte Bäume, vertrocknete Pflanzen etc. sind die Folge. Umso erstaunlicher, dass es doch tatsächlich Menschen gibt, die auf so etwas stehen: "Das dunkle Volk" besiedelt die verbrannte Erde und versucht, allen voran Morbus, alles Grüne zu vernichten. Wir, als gute Naturschützer und Häuslebauer, können das natürlich nicht zulassen und kämpfen gegen den dunklen Widersacher.

Gameplay

Euch stehen gleich drei Völker zur Auswahl: Neben den Wikingern und den Mayas trefft Ihr auf alte Bekannte - die Römer. Natürlich hat jedes dieser Völker spezielle Gebäude und Waffen, um Morbus mit seinem Schattenkraut entgegenzutreten und so dem drohenden Treibhauseffekt zu verhindern.

Jedem, der mit dem Begriff "Die Siedler" nichts anfangen kann, sei gesagt: Siedler ist eine sogenannte Aufbausimulation. D.h., es geht in erster Linie darum, ein Volk bzw. eine Wirtschaft aufzubauen. Das erreicht man durch das Besiedeln neuer Ländereien. Dies wiederum geschieht, in dem man seinen Siedlern die Order gibt bestimmte Gebäude zu bauen. Ist dies vollbracht, wird im Normalfall einer der Siedler dieses Gebäude besetzen und den entsprechenden Beruf ausüben.

So entstehen Wirtschaftskreisläufe, die das Spielprinzip von Siedler so spannend und interessant machen. Ziel dieser Kreisläufe ist der Aufbau eines Heeres kleiner Soldaten, ausgestattet mit Schwert, Lanze, Pfeil und Bogen oder Blasrohr, denn schließlich lässt sich Morbus nicht mit einer Stange Baguette bekämpfen. Und sollten alle Kreisläufe so funktionieren wie gewünscht, beobachtet man einfach die auch im vierten Teil wieder liebevoll animierten Siedler, wie sie ihre Arbeit verrichten.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Bevor man richtig loslegt, sollte man sich auf jeden Fall die gut strukturierten Tutorial-Missionen antun. Auch wenn vieles aus den Vorgänger-Missionen einem bekannt vorkommen sollte, so gibt es doch eine Menge Features, die man sich zunächst erklären lassen sollte. Aber auch die neue Handhabung der Schiffe und Eselkarren will gelernt bzw. gekonnt sein. Für Spieler, die noch gar keine Erfahrungen mit dem besiedeln haben, ist das Tutorial absolute Pflicht, um die doch recht komplexe Warenwirtschaft überhaupt zum Laufen zu bringen.

Nach den zwölf Tutorial-Missionen, die jeweils nur wenige Minuten in Anspruch nehmen, steht man dann als Einzelkämpfer vor der Qual der Wahl: Maya, Vikinger, Römer?

Pro Volk steht dem Spieler jeweils eine 3-Level-Mini-Kampagne zur Verfügung. Wenn man gegen das dunkle Volk antritt, warten ganze zwölf Mission auf Euch. Wem das nicht reicht, der kann auch eine freie Karte, von denen es inzwischen immer mehr zum Downloaden gibt, gegen den Computer spielen.

Multiplayer

Neben den Einzelspielermissionen gibt es aber auch die Möglichkeit online oder im LAN im Multiplayer-Modus zu spielen. Z.B. der Konfliktmodus: Hierbei handelt es sich um die klassische Variante "Mann gegen Mann"! Alles ist erlaubt, wer überlebt gewinnt.

Wem das zu gewalttätig ist, der sollte es mit dem Ökonomiemodus versuchen. Hierbei geht es darum, gemeinsam mit anderen Spielern in einer bestimmten Zeit um die Wette zu siedeln. Wer am Ende der Zeit in vier von sieben Güterklassen die meisten Punkte erreicht, geht als Sieger von der Baustelle. Seine Soldaten kann man hier aber getrost zu Hause lassen, denn im Ökonomiemodus dienen die eigenen Truppen lediglich der Verteidigung, da ihre Kampfkraft außerhalb der eigenen Grenzen fast null beträgt.

Demjenigen, dem das immer noch zuviel Konfrontation ist, für den ist sicherlich das Wettsiedeln das Richtige! Ähnlich wie beim Ökonomiemodus geht es nur darum, eine möglichst florierende Wirtschaft aufzubauen - allerdings hat man keine bzw. nur computergesteuerte Rivalen auf der Karte. Die menschlichen Gegner spielen zeitgleich auf einer identischen Karte und versuchen eine bessere wirtschaftliche Lage zu erreichen als man selbst.

Egal, welchen Spielermodus man wählt, bleibt immer noch die Frage mit welchem Volk man antreten möchte. Denn jedes der drei Völker besitzt neben den "old economy"-Betrieben wie Holzfäller, Bauer, Steinmetz und Waffenschmied, die bei allen Völkern gleich sind, unterschiedliche Gebäude, Kleidung und Berufe und somit unterschiedliche Zaubersprüche, Waffen und Fahrzeuge.

Neues in Version 4

Ganz oben auf der Liste steht natürlich das bereits genannte "dunkle Volk", welches als ultimativer Gegner förmlich darauf wartet, von Euch weggesiedelt zu werden. Somit ist die erste neue Einheit in Siedler 4 (ab 39,95€ bei kaufen) automatisch die wichtigste, denn mit Hilfe des Gärtners wird verödetes Land wieder fruchtbar gemacht.

Ferner wurde das gesamte Militär einer gründlichen Reform unterzogen. Nicht nur dass es jetzt einige verschiedene Schiffe und Bodenfahrzeuge wie Katapulte gibt - das ganze System der Fußsoldaten wurde umgestellt. Soldaten werden nicht mehr durch Erfahrung stärker, sondern stehen gleich von Beginn an in drei verschiedenen Stärkeklassen zur Verfügung, die in Abhängigkeit der vorhandenen Waffen- und Goldreserven rekrutiert werden können. Ebenfalls neu sind die Sanitäter, die direkt im Gefecht heilen können und ebenfalls in drei Ausführungen zu haben sind. Hinzu kommt der Hauptmann: Mit seiner Hilfe ist es nun einfacher geworden Schlachten zu führen, da die treudoofen Soldaten einfach Ihrem Vorgesetzten hinterherdackeln. Aber auch bei den Magiern hat sich einiges getan. Jedem Volk steht eine Vielzahl von Zaubersprüchen zur Verfügung.

Da das Gold ja nun nicht mehr zur Motivationssteigerung der Soldaten herhalten kann, braucht man etwas Neues zum Motivieren! BlueByte war hier besonders kreativ und will dem Spieler weismachen, dass die Soldaten vieeeel engagierter kämpfen würden, wenn man nur genügend der sogenannten Zierobjekte wie Steintafeln, Obelisken, Bänke aufstellt.

Grafik/Technik

Auch wenn die Grafik auf den ersten Blick hin sehr vertraut aussieht, so erkennt man doch bei genauerem Hinsehen, dass sich etwas getan hat. Sämtliche Objekte, Figuren, Gebäude und Gegenstände sind mit einer deftigen Portion Details zusätzlich ausgestattet worden, so dass das Gewusel noch schöner anzuschauen ist. Auch wurde die Komplexität der Szenerie erhöht. Neben Meeresrauschen gibt es nun auch Unmengen an Klein- und Großwild, das friedlich durchs Bild läuft. Und wer seinen Siedlern genauer auf die Finger schauen will, der kann das nun mit Hilfe des stufenlosen Zooms erledigen. Schade nur, dass die Betrachtungsperspektive immer noch nicht frei drehbar ist, so dass sich kein wirklich räumliches 3D-Gefühl einstellen will. Aber dennoch kann man festhalten, dass grafisch bei den Siedlern ein Schritt nach vorn gemacht wurde. Schade nur, dass dafür auf Seiten der Stabilität des Spieles drei Schritte zurück gemacht wurden.

War man es normalerweise als Siedler-Fan gewohnt, stabile und ausgereifte Spiele zu besitzen, so wird man bei Siedler 4 schwer enttäuscht: Halbfertig und zu früh veröffentlicht erschien einem das Game in der ersten Zeit. Und selbst heute, einen Monat bzw. vier Updates später, gibt es immer noch Stabilitätsprobleme bzw. sind einige Features nicht so implementiert, wie man es eigentlich wollte. Sicherlich wäre es nicht verkehrt gewesen noch ein wenig zu warten und dann ein 100% stabiles Produkt auf den Markt zu bringen.

Als kleine Entschädigung wurde aber dafür am Sound und an der Musik umso mehr verbessert: Die Zeiten der psychedelischen Hypnosemusik der ersten Siedler Teile ist vorbei. Jetzt untermalt das, was aus den Boxen kommt, auf sehr angenehme Weise das Spielgeschehen.

Pro:

-sehr gutes Tutorial

-neue Einheiten

-schöne Szenarios

-stufenlose Zooms

-aufgepeppte Grafik

-stimmiger Sound

-drei Multiplayer-Varianten

Kontra:

-keine frei drehbare Kamera

-altes Gameplay in neuem Look

-Stabilitätsprobleme

Vergleichbar mit:

Die Siedler, Die Völker, Cultures

Fazit

BlueByte hat aus Siedler 4 genau das gemacht, was man vom Namen erwarten sollte: Einen weiterentwickelten Nachfolger in der Siedler-Reihe -nicht mehr, aber auch nicht weniger. Spieler, die von Siedler 3 nicht wenigstens ein wenig begeistert werden konnten, sollten von Siedler 4 keine Wunder erwarten. Auch wenn hier und da ein paar ganz nette Erweiterungen oder Verbesserungen eingebaut wurden, steckt immer noch das gute alte Siedler-Wuselprinzip dahinter. Wer also schon immer ein Fan der Aufbauspiele war, wird voll und ganz auf seine Kosten kommen. Aber auch Neulingen in diesem Spielesektor kann Siedler 4 als erstklassige Einsteigerreferenz nur empfohlen werden.

Wertung

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Kommentare

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