Im Test:
Bombe für Hitler
Immerhin haben die beiden neuen Kampagnen einen historischen Kern, der darin besteht, dass die Deutschen im Zweiten Weltkrieg tatsächlich Vorbereitungen für den
Bau einer Atombombe trafen. Das Norsk-Kraftwerk im südnorwegischen Rjukan gab es wirklich, wo ab 1940 schweres Wasser für das deutsche Uranprojekt produziert wurde. Obwohl der Stand der deutschen Forschung damals bis heute nicht genau geklärt ist, war die Fertigungsstätte heftig umkämpft und wurde mehrmals von den Alliierten angegriffen. Den Rest an schwerem Wasser versenkte schließlich der norwegischen Widerstand 1944. Objekt der Begierde: Der klapprige Laster im Vordergrund muss unbedingt sein Ziel erreichen.
In der ersten Mission der Deutschen müsst ihr diese Produktion vor englischen Angriffen schützen und den Rest des kostbaren Nass in Sicherheit bringen. Dafür braucht der Laster freie Fahrt, der ständig attackiert und von Minen bedroht wird. Danach geht es rein fiktiv weiter, da euch das Rennen um die Bombe auch nach Mallorca und aufs spanische Festland führt, das zwar faschistisch, aber im Krieg neutral war. Die Alliierten müssen natürlich verhindern, dass die Pläne für die Bombe in Deutsche Hände gelangen, was die zweite Kampagne bildet. Diese müsst ihr erst freispielen, dann stehen insgesamt zwölf Operationen an.
Übliches Echtzeit-Gemetzel
Trotz neuer Landschaften spielen sich die Schlachten keinen Deut anders als im Grundspiel, das ihr installiert haben müsst, damit das Add-On läuft. Schon vor einem Jahr war das seit Sudden Strike im Grunde unveränderte Prinzip nicht berauschend, daran ändert diese Erweiterung nichts. Wieder dürft ihr eine kleine Kerntruppe aus Infanterie und Panzern auswählen, deren erfahrene Kämpfer ihr in die nächste Mission mitnehmt. Mit dieser Armee klappert ihr die Punkte auf der Karte ab, wo alle auftretenden Feinde zu vernichten sind. Nach Abschluss der Mission erhaltet ihr Punkte, Orden und weiter geht's.
Die Kämpfe sind hektisch und unübersichtlich, wie ihr das von anderen Echtzeit-Strategiespielen kennt. Dazu sind sie leider trotz einstellbarem Schwierigkeitsgrad noch recht unfair, da praktisch keine Mission auf Anhieb zu schaffen ist. Nicht einmal, wenn ihr umsichtig vorgeht, was sich angesichts der knappen Ressourcen ohnehin empfiehlt, denn Nachschub ist Mangelware. Leute, die gern forsch vorstoßen, werden keine Freude haben. Klar, dass ein Add-On die Veteranen unter dem Fans ansprechen soll, aber muss es dann gleich alle anderen frustrieren?
Identifikationsfiguren?
Dürftig umrahmt wird das Ganze von einer Hintergrundstory um je einen deutschen bzw. alliierten
Offizier, dessen Rolle jedoch blass bleibt. Obwohl sich die actionreichen Zwischensequenzen sehen lassen können, hat man das schon bei Panzers spannender inszeniert. Wichtig sind die Offiziere eher auf dem Schlachtfeld, da sie Vorteile im Kampf bringen. Ist ein Hauptmann bei euren Kämpen, steigt ihr Kampfwert. Auf diese Weise lassen sich Gegner besiegen, die zahlenmäßig überlegen sind. Ihr müsst euch entscheiden, ob ihr ihn in ein Fahrzeug setzt oder lieber bei der Infanterie belasst. Übermensch? Zwar tauchen Helden in den Zwischensequenzen auf, die aber für eine Identifikation zu blass bleiben.
Drei neue Eigenschaften gibt es, die sich in die drei Nationen - Westalliierte, Deutschland und Sowjetunion- aufteilen: Mobiler Infanteriekommandant, Feldkommandeur und Offizier des Militärgeheimdiensts. Der US-Infanterieoffizier sorgt etwa dafür, dass die eigenen Truppen besser treffen, und hilft beim Sanitätsdienst aus. Der Deutsche sorgt dafür, dass die Produktion in Reichweite stabil bleibt und erhöht die panzerbrechende Wirkung der Panzer. Der Bolschewist schließlich darf mehr Männer einsetzen und schützt die Panzer vor den gefürchteten Flammenwerfern.
Neues und altes Gerät
Auch im Add-On setzt sich der Trend fort, dass ihr auf außergewöhnliche Prototypen
Der leichte Propellerschlitten dient der schnellen Fortbewegung im eisigen Gelände. |
Der leichte Propellerschlitten bringt euch immerhin schnell ans Ziel, auch wenn er unbewaffnet ist. So kann man schon mal ungesehen durch die feindlichen Linie schlüpfen, da er recht wendig ist. Ursprünglich war das Gerät nur für die karelischen Seen vorgesehen, um diese zu überqueren, wenn sie zugefroren sind. Der M4 Sherman Calliope ist ein Panzer mit einem Raketenwerfer auf dem Rücken. Klar, dass dieses Ding für eine Portion zusätzliche Feuerkraft auf dem Schlachtfeld sorgt. So lässt sich der US-Panzer auch gegen Infanterie, ungepanzerte Fahrzeuge und Unterstände einsetzen.
Fazit
Größere Veränderungen sollte man von einer Erweiterung nicht erwarten - und so ist es auch bei Rush for the Bomb, dessen Titel trügt: Die Story um den Wettlauf um die Bombe spielt keine tragende Rolle und ist austauschbar. Letztlich ist es egal, ob ihr in den feuchtkalten Fjorden Norwegens, dem staubtrockenen Spanien oder sonstwo kämpft. Die Missionen sind immer ähnlich aufgebaut, egal ob nun Alliierte gegen Deutsche kämpfen oder Wehrmacht gegen Rote Armee. Daran können auch die Offiziere nichts ändern, die neue Funktionen mitbringen. Auch die Bewaffnung sorgt nicht unbedingt für große Abwechslung, selbst wenn neue Prototypen mitfahren oder fliegen. Wem das Grundspiel Freude gemacht hat, der kann also auch hier zugreifen. Alle anderen dürften durch den unfairen Schwierigkeitsgrad abgeschreckt werden, der Anfängern wenig Chancen lässt. Diese Erweiterung macht überdeutlich, wie out diese Art von Echtzeit-Strategie im Zweiten Weltkrieg inzwischen ist.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Schon das Grundspiel war nicht der Hit und dieses Add-On ist schlicht überflüssig.
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