Red Ocean25.03.2007, Marcel Kleffmann
Red Ocean

Im Test:

Seit Bombast-Shooter Far Cry und dem anstehenden Grafikschönling Crysis zeigen die deutschen Software-Schmieden, dass sie auch andere Genres beherrschen als Wirtschaftssimulationen oder Fußballmanager. Die Collision Studios aus Hannover wollen sich ebenfalls im Actionsektor beweisen und bringen mit Red Ocean (ab 4,84€ bei kaufen) einen klassischen Shooter. Top oder Flop?

Jack Carver war sein Vorbild...

Jack Hard (der Name ist Programm) wollte eigentlich nur einen Touristen zum Tauchausflug auf die hohe See bringen, aber als der zahlende Kunde plötzlich mehrere Hilferufe sendet, springt er selbst ins kühle Nass und entdeckt eine verborgene Unterwasserstation. In den Niederungen der ehemaligen Forschungseinrichtung aus den Hinterlassenschaften des Kalten Krieges findet Jack schnell den niedergeschossenen Kunden und einen Haufen garstiger Terroristen mit Welteroberungsfantasien inklusive Zugang zu einer mächtigen Energiequelle.

Mündungsfeuer und Taschenlampe helfen die finstere Umgebung zu erleuchten.
Mitten in dem Schlamassel kontaktiert euch zum Glück ein mysteriöser Helfer vom Geheimdienst und leitet euch via Funk durch den Stahlsarg...

Spielbares B-Movie: Für einen Film von Uwe Boll oder andere Hollywood-Produktionen würde die Story locker Stoff für zwei Stunden bieten und für einen Old-School-Shooter wie Red Ocean reicht die Hintergrundgeschichte geradeso aus. Allerdings geben sich die Synchronsprecher in den Zwischensequenzen oder bei den Sprachmitteilungen per Funk zu viel Mühe in ihrer Rolle, dass die Betonung manchmal arg seltsam und übertrieben wirkt.

Action!

Kaum in der Unterwasser-Basis angekommen, machen sich unfreundliche Zeitgenossen umgehend daran, euch  mit Waffengewalt das Leben schwer zu machen. Mit Erfolg, denn eure Schießprügel leiden in den ersten Spielhälfte an krankhaftem Hypomunitionsmus; auf gut Deutsch: Munitionsmangel. Während die Gegner reihenweise Magazine abfeuern, müsst ihr mit eurem Arsenal halbwegs sparsam umgehen und versuchen die Gegner gezielt mit Köpfschüssen auszuschalten und dabei in Deckung zu verharren - schließlich gibt es auch Erste Hilfe-Pakete nicht an jeder Ecke. Sobald ihr jedoch die ständigen Routinen und Verhaltensmuster der Computergegner ausspioniert habt, sinkt der Schwierigkeitsgrad. Neben soliden Angriffen und überraschenden Feuersalven wechseln viele Feinde unsinnigerweise völlig sichere Deckungen oder rücken gar zum Sturmangriff vor. Manch anderer Scherge bleibt mitten im Raum stehen, brüllt lauthals nach bereits erschossener Verstärkung und schießt wie wild durch die Gegend. Generell zofft ihr euch höchstens mit einem halben Dutzend Terroristen gleichzeitig und trefft zwischendurch auf Boss-Gegner, die man nach eingängigem Studium ihrer Fähigkeiten und Laufwege erledigen kann.

Tauchgang

Durch insgesamt sechs angenehm große, streng lineare und irgendwie triste Levels muss sich Jack schlagen; Spielzeit: circa vier bis acht Stunden, je nach Schwierigkeitsgrad, Shooter-Erfahrung und Spielfaible, z.B. rasante Action oder eher ruhig; bei mir knapp fünf bis sechs Stunden auf "normal" mit einigen Todesfällen. Dabei treibt sich der Held vorwiegend in engen, düsteren, metallisch glänzenden Räumen herum und darf zwischendurch größere Areale

Download: Dt. Demo (347 MB)

Video: Trailer 1 (Laufzeit: 1:49 Min.)

Video: Trailer 2 (Laufzeit: 0:50 Min.)

Video: Trailer 3 (Laufzeit: 0:52 Min.)mit technischen Gerätschaften oder Zügen auskundschaften. Das Highlight sind jedoch die Passagen im nassen Element: Zerreist beispielsweise eine Granate (oder ein explodierendes Fass, etc.) die Glasfassade der Station, so ist ruckzuck das Areal geflutet und ihr schwimmt in dem ehemals trockenen Raum um euer Leben - euer Sauerstoffvorrat ist unter der Taucherglocke begrenzt. Besonders die erste Flutung sorgt für ungläubiges Staunen, während der Effekt im späteren Verlauf zunehmend an Reiz verliert. Gefechte gibt es ebenfalls unter Wasser, 

Dieser KI-Gegner greift lieber direkt an, anstatt die Deckung zu nutzen.
nur dass ihr mit einer Harpune vorlieb nehmen müsst und die Geschosse im trägen Wasser langsamer unterwegs sind als die Projektile der Bleispritzen. Apropos Waffen: Abseits hinlänglich bekannter Knarren bekommt ihr beim ersten Boss im zweiten Level bereits die Plasma-Gun, die sich später aufrüsten lässt, so dass Schüsse um die Ecke fliegen können bzw. abprallen. Den schönsten Effekt offenbart der Spezialschussmodus dieses Edelschießprügels: der Energieschuss  reißt alle physischen Objekte in der Schussbahn mit - auch die, hinter denen sich z.B. Gegner gerade verstecken.

Obwohl sich viele der Räume in der Unterwasserstation ähnlich sehen und die Beleuchtung düstere Wege einschlägt - es erinnert fast schon an ein Doom 3-Ambiente im "Rost"-Look -, kann sich die auf der Gamebryo-Engine (u.a. Oblivion) basierende Grafik für deutsche Shooter-Verhältnisse sehen lassen. Zwar sind in den Asbchnitten nicht allzu viele Dekorations-Gegenstände vorhanden, dafür überzeugen sämtliche Objekte mit hochauflösenden Texturen und intensivem Shader- und Bump Mapping-Einsatz. Lediglich die Explosionen wirken mit bloßen Verzerrungseffekten etwas schwachbrüstig, doch dafür entschädigt der fließende Übergang ins kühle Nass.  

Fazit

An das große Vorbild Far Cry kommt Red Ocean nicht heran, obwohl mich der Ego-Shooter aus Hannover mit dem Fluten von Räumen und den Tauchpassagen durchaus überrascht hat. Besonders das erste Eintauchen bleibt in Erinnerung, während die späteren Ausflüge ins Nass eher zur Routine werden. Mit der Zeit stellt sich eine gewisse Ernüchterung ein, was auch an dem streng linearen Level-Design im monotonen Szenario liegt. Mittelmäßig und ziemlich durchschaubar präsentiert sich die Computerintelligenz. So wechseln die Feinde häufig ihre Deckungen, stürmen auch mal direkt auf den Spieler zu oder eröffnen mitten im Raum das Feuer. Außerdem fällt auf, dass ihr immer ein bisschen zu wenig Munition dabei habt. Mit vier bis acht Stunden ist die Länge von Red Ocean allerdings zu kurz geraten, vor allem für einen geradlinigen, rätsellosen Shooter zum Vollpreis.

Pro

unkomplizierte Action
rasanter Einstieg
(anfangs) fordernde Duelle
toller direkter Übergang ins Wasser
interessante Waffen (Plasma-Gun)
gute Grafik-Effekte

Kontra

viel zu kurz geraten
deutliche Schwächen bei der KI
extrem linear, geringer Wiederspielwert
Schauplätze ähneln sich stark
keine weiteren Modi

Wertung

PC

Red Ocean ist ein viel zu kurzer Mittelklasse-Shooter nach Old-School-Vorbild mit coolen Wasserpassagen.

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