Boxsport Manager27.03.2007, Bodo Naser
Boxsport Manager

Im Test:

Es gibt Managerspiele für so ziemlich alle Sportarten von Fußball über Radsport bis zum Wintersport. Einer fürs Boxen fehlte bislang, obwohl gerade der Ringsport immer wieder Macher wie Wilfried Sauerland, Klaus Speer oder Don King gebiert. Mit dem bei dtp erschienenen Boxsport Manager (ab 4,84€ bei kaufen) könnt ihr nun euren eigenen Champion züchten. Ob das länger als fünf Minuten Spaß macht?

Erwartungen

Was erwartet ihr von einer gelungenen Management-Simulation im Bereich Sport? Natürlich einen ausgefeilten und nett präsentierten Karrieremodus, der die Möglichkeit bietet, mit dem selbst

Die Büroansicht sieht aus, wie bei vielen anderen Sportmanagern. Abgesehen von Training und Kampf gibt es aber wenig zu tun.  
 fabrizierten oder eingekauften Sportler Erfolge zu erringen. Dann möglichst viele Möglichkeiten der Einflussnahme, damit alles nicht so schnell eintönig wird. Die Motivationskurve sollte also nicht zu rasch nach unten tendieren. Schließlich müssen noch die Wettkämpfe, um die es geht, so dargestellt werden, dass auch das wiederholte Zuschauen keinen Augenkrebs verursacht. Natürlich soll es auch hier die Möglichkeit geben, auf den laufenden Wettbewerb Einfluss zu nehmen - vielleicht sogar noch im letzten Moment etwas umzubiegen.

Aus "Hemd" wird Iron Mike

So weit die Theorie. Nun schauen wir uns die Praxis anhand von Boxsport Manager von Proline an, bei dem ihr einen Boxstall leiten könnt. Ein Merkmal ist gleich zu Beginn vorhanden: Ihr könnt euch euren Nachwuchsboxer erstellen, aus dem hoffentlich mal ein zweiter Mike Tyson wird. Natürlich nur, was die sportliche Karriere von Iron Mike angeht und nicht sein zweifelhaftes Verhalten außerhalb des Rings. Fast wie bei einem Rollenspiel besitzt jeder Boxer Eigenschaften wie Stärke, KO-Schlag, Geschwindigkeit oder Kondition, die sich trainieren lassen. Das gilt natürlich auch für Boxer vom Transfermarkt, von denen ihr insgesamt 20 haben könnt.

Zusätzlich besitzt jeder Boxer spezielle Talente, die ihm Vorteile im Kampf bringen. Diese sind in Stärke, Technik und Defensive unterteilt: Wer ein KO-Schläger ist, der richtet pro Prozentpunkt mehr

Ihr könnt eure Boxer trainieren und ihnen Talente verpassen. Arbeit mit dem Nachwuchs ist ebenfalls gefragt. 
Schaden an. Eine Pferdelunge erhöht die Kondition des Boxers pro Talentpunkt. Immer wenn einer euer Schützlinge um eine Stufe aufsteigt, bekommt er Sonderpunkte mit dem sich die Talente steigern lassen. Mehr Erfahrung erlangt er nur durch das Austragen von Kämpfen. So weit, so gut. Man hätte es aber optisch noch klarer darstellen können, wann einer genau aufsteigt. So müsst ihr umständlich selbst nachrechnen.

All diese Prozesse laufen langsam ab, ebenso wie das Training, wo ihr obige Grundeigenschaften ausbilden könnt. Gut funktioniert das nur, wenn ihr auch einen Trainer angestellt habt, die es wie ihrer Schützlinge in verschiedenen Stufen gibt. Es dauert also Jahre, bis aus eurem grünen Jungen ein gewiefter Boxer gereift ist, was vielen von euch zu langwierig sein dürfte. Schnelle Erfolge sind nur mit dem Abwerben von echten Profis zu erzielen, wofür aber meist das Geld fehlt. Da müsst ihr zu Beginn schon die einfachere der drei Startbedingungen mit 100.000 Euro wählen, um genug Knete zu haben. Sonst hängt der Boxstall in der Luft.

                    

Ödes Managerdasein

Im Übrigen hat das virtuelle Pendant von Wilfried Sauerland -entgegen dem richtigen Leben- recht wenig zu tun. Zwar könnt ihr euch durch einen Wust von Statistiken klicken, aber selbst Hand anlegen ist kaum gefragt. Die Monate, in denen die Karriere abläuft, plätschern so dahin, wenn ihr nicht gerade auf der Suche nach neuen Talenten seid. Gerade einmal das Planen der Boxkämpfe bleibt als Aufgabe, bei denen ihr eure Schützlinge in eine fremde Halle schicken könnt. Ihr könnt aber auch eigene Events veranstalten, was aber ziemlich teuer ist. Hier könnt ihr auch Promotion für die Veranstaltung machen, was etwa auf Plakaten, in der Zeitung oder Internet möglich ist. Es gibt verschiedene Hallen rund um den Globus in verschiedenen Größen und Ausstattungen

Gänzlich fehlen Werbeverträge für einzelne Kämpfer oder den Boxstall, so dass deren Vermarktung flach fällt. Gerade hiermit wird bei den großen Boxern das meiste Geld verdient. Es gibt auch keinerlei Möglichkeiten zum Marketing für eure Firma. Dafür könnt ihr allerhand Personal anstellen, was vom Trainer, über Eventmanager bis zum Ringarzt reicht. Ein Cutman, wie ihn Clint Eastwood in Million Dollar Baby spielt, sorgt dafür, dass die Profis nicht derart lädiert werden im Kampf. Sie halten so länger durch und sind hinterher nicht so zerschlagen. Auch die Verbindungen mancher Boxpromoter in zwielichtige Kreise spielen keine Rolle.

Im Ring

Wenn schon das Spielprinzip nicht viel taugt, können vielleicht die 3D-Fights überzeugen. Leider nein, denn die Kämpfe sind mehr als öde, so dass das Zusehen schnell langweilig wird. Das liegt sicher an

Die Fights sehen einfach nur billig aus, so dass kein Boxfeeling aufkommt. Auch Erkenntnisse bieten sie kaum.  
der nichtssagenden Darstellung, die gerade einmal das Mindestmaß einer 3D-Umsetzung erreicht. Die Boxer sehen trotz einiger individueller Merkmale wie Schaufensterpuppen aus, die Umgebung ist kahl und die aseptische Schlägerei hat wenig mit Boxen zu tun. Typische Kombinationen sind kaum zu erkennen. Es ist also eine ziemliche Qual, da zuzuschauen, weshalb ihr es irgendwann schnell wegklickt, was in weiser Voraussicht der Macher auch möglich ist.

Hier wird euch auch schmerzhaft bewusst, dass das Spiel keine Lizenz besitzt, denn es gibt keine originalen Boxer. Jeder achtklassige Kampf vor 7 Zuschauern ist daher mitreißender, auch wenn im Vorspann die typische Stimme von Michael Buffer ("let's get ready to rumble") zu hören ist. Und das obwohl es taktische Möglichkeiten gibt, die ihr in der Pause umstellen könnt. Hier könnt ihr relativ exakt festlegen, ob sich der Boxer mehr reinhängen soll, härter punchen oder ob er eher defensiv vorgehen soll. Auch wo er zuschlagen soll, könnt ihr einstellen. Ihr könnt sogar selbst Taktiken entwickeln. Leider ist das Ganze nicht sehr übersichtlich gestaltet, schwer zu handhaben und ihr könnt nicht direkt in das Kampfgeschehen eingreifen.

       

Fazit

Eine gescheite Managementsimulation zum Thema Boxen sieht anders aus! Obwohl es einen Karrieremodus gibt, bei dem ihr euren eigenen Boxstall schmeißen könnt, erfüllt Boxsport Manager kaum die Mindestanforderungen eines Sportspiels. Die Aufzucht eurer Boxer kann man vielleicht gerade noch durchgehen lassen, aber außerhalb des sportlichen Bereichs hört es auf. Das, was einen Manager ganz überwiegend ausmacht, ist kaum gefragt, weil wirtschaftliche Entscheidungen kaum eine Rolle spielen. Natürlich ist es ganz nett, die Jungtalente zu trainieren und mit speziellen Eigenschaften zu versehen, aber dann möchte ich auch sehen, dass mein Sprössling sich im Boxring behauptet. Das ist gar nicht möglich, da die Kämpfe derart billig aussehen, dass kaum die hitzige Stimmung einer Boxgroßveranstaltung aufkommt. Im Ring? Alles viel zu kahl, lächerlich animiert und nichtssagend. Gerade mal ganz beinharte Boxfans könnten mangels Alternativen mit dem Gedanken spielen, sich das zuzulegen, sollten den Gedanken aber schnell wieder verdrängen. Denn für sie gibt es auf lange Sicht viel zu wenig zu tun. Vielleicht kommt irgendwann das richtige Spiel für den Hobby-Boxpromoter.

Pro

Newcomer aufbauen
Trainingsfunktionen
Talente ausbauen
Kampftaktik festlegen
eigene Box-Events planen

Kontra

auf lange Sicht wenig zu tun
Karriere wird rasch öde
kaum Marketing gefragt
schmucklose Präsentation
miese Darstellung des Boxens
nichtssagende 3D-Kämpfe

Wertung

PC

Die billig gemachte Managementsimulation ist leider auf lange Sicht ihr Geld nicht wert. Von Boxfeeling keine Spur!

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