Penumbra - Im Halbschatten: Episode 107.04.2007, Bodo Naser
Penumbra -  Im Halbschatten: Episode 1

Im Test:

Penumbra: Im Halbschatten ist düster, einsam und beklemmend. Durch groteske Monsterwesen, die im Dunkeln lauern, herrscht ständig ein Gefühl der Bedrohung. Erholsam ist die erste Episode des bei Kalypso erschienenen Action-Adventures daher ganz sicher nicht. Wer sich entspannen möchte, der sollte lieber auf die Blümchenwiese gehen. Alle anderen werden bei dem Geheimtipp ordentlich das Fürchten lernen.

Das Ende ist nah

Ich drehe fast durch in meinem Versteck. Ganz nah schleicht der sichere Tod an mir vorbei. Nur einige Zentimeter entfernt getrennt durch ein paar morsche Holzkisten.

Ist da wer? Sobald sich im Tunnel was regt, solltet ihr euch verstecken und nach Waffen umsehen. 
Ein hundeartiges Wesen, das wie wild knurrt und auch genauso gut die Hölle bewachen könnte. Der Tunnel wird violett und fängt an zu schwanken, denn ich drohe einen Kollaps zu erleiden. Ich ducke mich noch tiefer, um ja nicht gesehen zu werden. Ich stelle mich tot und warte bange Augenblicke. Dann wanke ich mit zitternden Fingern weiter, um mich in Sicherheit zu bringen. Sicherheit? Gibt es so etwas hier unten in der ewigen Dunkelheit überhaupt?

Es war nicht die erste Begegnung mit dem Mutantenhund. Schon zuvor bin ich auf das Vieh getroffen und wollte todesmutig den gefundenen Hammer schwingen, um es zu töten. Aber das hat nicht geklappt, entweder weil meine Schläge zu ungenau waren oder das Monster eben eine Nummer zu stabil. Ich habe meinen Wagemut mit dem Leben bezahlt und musste es noch mal probieren. Nun halte ich mich zurück, denn es geht auch mit schleichen. Ich könnte auch noch eine der Tonnen werfen, die überall herum liegen. Also schnappe ich eine und warte. Aber jetzt kommt plötzlich kein Monster mehr. Wo ist es hin? Ich taste mich ängstlich weiter.

Fragen in der Dunkelheit

Wer hat mich nur hergelockt, in diesen Schlund mitten in der eisigen Arktis? Es war die pure Neugier, die mich nach dem seltsamen Brief meines längst tot geglaubten Vaters nicht mehr losließ. Der

Was geht hier nur vor? Penumbra spielt mit der Furcht des Menschen vor Dunkelheit und Einsamkeit.
Entdeckerdrang zog mich förmlich in diesen unterirdischen Komplex, der eine Art modernes Moria ist. Vermutlich war das die letzte Wirkungsstätte meines Vaters, der vielleicht Spuren hinterlassen hat. Eigentlich wollte er von mir, dass ich nach seinem Ableben ein Buch für ihn vernichte, doch stattdessen schlug ich es auf. Obwohl ich die fremdländischen Zeichen nicht lesen konnte, fand ich die Notiz mit den Koordinaten im Norden.

Es war der pure Wahnsinn, mich nach Grönland aufzumachen. Im Schneesturm verlor ich die Orientierung und wäre fast draufgegangen. Gerade noch rechtzeitig fand ich die vereiste Luke, die mich vor dem sicheren Erfrieren rettete. Ein schwacher Trost, denn hier unten lauert ein schlimmeres Grauen als der weiße Tod. Ich habe Tagebücher von Leuten gefunden, die hier arbeiteten. Sie berichten von fürchterlichen Dingen, die unglaublich klingen. Wer hat hier zu tief geschürft und was dabei aufgeweckt? Dennoch muss ich hinter das Geheimnis kommen und einen Weg nach draußen finden.

Es werde Licht...

Ich erreiche einen Raum, der wohl als Lager dient. Hier bin ich wenigstens einigermaßen sicher. Ich mache die Taschenlampe an, mit der ich in einem Lichtkegel etwas

Im Inventar sammeln sich allerhand nützliche Dinge an. Mit den wichtigsten davon könnt ihr Licht machen, um für kurze Zeit was zu sehen.
sehen kann. Leider ist die Batterie schon fast leer, so dass ich sie ausschalten muss. Es gibt auch noch Leuchtstäbe, die die Umgebung in ein teuflisches Licht tauchen. Dennoch ist Licht wichtig, da ich nur so alle Gegenstände finde, die ich ins Inventar packe. Vieles davon ist uralt und nicht mehr zu gebrauchen. Ich finde ein paar Schmerztabletten, die nach einen Kampf meine körperliche Verfassung wieder ins Lot bringen können. Als ich ein leuchtendes Kästchen berühre, wird mir schwarz vor Augen...

Diese merkwürdigen Behälter sind ein Rätsel, das es noch zu lösen gilt. Sie scheinen in einem Zusammenhang zu stehen. Hoffentlich verstrahlen sie mich nicht noch, denn ich habe schon genug Sorgen. Ich finde eine Tür, hinter der sich eine Stimme regt. Endlich ein Mensch, der mir Antworten liefern kann. Doch die Tür lässt sich nicht öffnen. Hoffentlich mache ich nichts falsch, da ihr per Maus tatsächlich die Türen öffnen müsst. Kräftig ziehen ist da nötig. Als ich weiter gehe, höre ich ein seltsames Kratzen und Schlurfen. Ich laufe zurück, die Tür ist offen und eine Blutspur zieht sich bis zu einem Loch in der Wand. Was ist hier passiert?

                           

Zu viel Action?

Ich finde wieder Aufzeichnungen, die aus einer Geschichte von H.P. Lovecraft stammen könnten. Pseudowissenschaftliche Dokumente des Wahnsinns, die noch mehr 

Reif fürs Dschungelcamp? In der Not frisst der Forscher allerhand, um nicht vor die Hunde zu gehen...
Fragen aufwerfen als sie lösen. Ich mache mir Notizen. Immerhin lässt sich auch so manches Rätsel lösen, wie etwa die Zahlenkombinationen, die ihr hier und da für die Sicherheitstüren braucht. Das ist gute alte Rätselarbeit, bei der Logik gefragt ist. Natürlich gibt es auch viele Inventarrätsel, etwa wenn ihr einen Gang freisprengen müsst. Dafür braucht ihr Sprengstoff, eine Lunte und Feuer. Anzünden und nix wie weg.

Die Physik spielt freilich immer eine Rolle, etwa wenn ihr irgendwie eine strombewehrte Barriere überwinden müsst. Auch hier bleiben mehrere Alternativen: Ihr könnt entweder ein paar Bretter holen und drüberlegen, um so einigermaßen sicher rüberzumachen. Oder ihr könnt euch mit Springen darüber hangeln, was die Gefahr eines Stromschlages beinhaltet. Alles durchaus realistisch bis auf die heilenden Schmerztabletten. Für manche dürfte der Actionanteil allerdings zu hoch sein, der doch einen Großteil der Aufgaben bildet. Knobelrätsel sind in der Minderheit, obwohl sie nicht selten sind; mit steigender Spieldauer werden sie wichtiger.

Bedienung nach Maß

Ganz ohne Kämpfe geht es nicht ab, wenn ihr in der Mine auf allerhand Ungeziefer trefft. Vieles ist als Waffe verwendbar, das vielleicht zuerst gar nicht danach aussieht. Die Tonnen, Kisten und Steine etwa, die überall herumliegen, lassen sich gut als Wurfgeschosse missbrauchen. Ansonsten gibt es Schlagwerkzeuge und Dynamit. Die Steuerung lässt sich vereinfachen, so dass auch Leute treffen, die keine pixelgenauen Mausbediener sind. Zudem gibt es einen variablen Schwierigkeitsgrad, der festlegt. auf wie viele Monster ihr trefft. Für ein Adventure sind derartige Einstellmöglichkeiten ziemlich einzigartig.

Bedauerlich ist jedoch die eingeschränkte Möglichkeit des Speicherns, da ihr wie bei einem Konsolenspiel nur an bestimmten Stellen speichern dürft. Es gibt auch nur einen Speicherstand, auf dem automatisch gespeichert wird. Wenn ihr das Spiel verlasst, müsst ihr vielleicht ein halbes Level neu machen, weil der ersehnte Speicherpunkt erst dahinter liegt. Wenn ihr in einem Raum aufhört, ist es meist so, dass es dort bei Wiederaufnahme weitergeht. Für die Gänge der Mine gilt das leider nicht.

Finstere Stimmung

Der Untertitel im Halbschatten trifft voll ins Schwarze, denn die erste Episode der Abenteuerserie ist finster - sehr finster. Ein Großteil spielt sich im Dunkeln ab; wenn ihr ab und an mal einen Lichtstrahl erhascht, könnt ihr euch glücklich schätzen. Obwohl ihr auch immer wieder Laternen anzünden könnt,

Ein Königreich für einen Lichtstrahl. Im Spiel lernt ihr Licht und Wärme neu zu schätzen. 
habt ihr nie genug Licht, so dass automatisch feines Gruseln garantiert ist. Das Spiel mit Licht und Schatten ist einer der Haupttrümpfe des Adventures, das ihr am Besten nachts und allein spielt, damit es seine volle Wirkung entfaltet. Größere Gore-Effekte gibt es nicht, auch wenn es erst ab 16 Jahren ist. Ein Blutorgie wird nicht gefeiert, da sich das Grauen niveauvoll präsentiert. Die 3D-Engine leistet brauchbare Dienste, für eine Eigenentwicklung der Macher ist sie sogar erstaunlich ausgereift. Dennoch dürft ihr natürlich nicht zu viel erwarten, da die Explosionen z.B. nicht sonderlich gelungen sind.

Auch der Sound trägt zur Gänsehautatmosphäre bei, die das Abenteuer durchzieht. Es gibt haufenweise Knarren, Kratzen, Schritte oder Scharren, so dass beständig Gefahr suggeriert wird. Immer wieder denkt ihr jetzt passiert gleich was, aber dann ist zum Glück nichts. Der Einsatz der Musik ist spärlich, was aber die Spannung noch verstärkt. Eine Sprachausgabe fehlt leider gänzlich, so dass der Erzähler nicht zu hören, sondern nur zu lesen ist. Mit einer markanten deutschen Stimme hätte man noch mehr erreichen können.

          

Fazit

Glückwunsch an Frictional Games! Ihr Erstling Penumbra: Im Halbschatten bietet atmosphärischen Nervenkitzel, der im Adventure-Bereich nicht so leicht zu finden ist. Wie ihr euch im Dunkeln durch die schlecht beleuchteten Gänge des unübersichtlichen Minenkomplexes tastet, ist große Abenteuer-Unterhaltung. Die Story motiviert, da man wissen will, was sich hinter all den Monstrositäten verbirgt. Ist es normal, Giftspinnen zu essen? Was geschah mit dem Tagebuchschreiber? Doch auch hinsichtlich der Spielmechanik setzt man auf leichte Innovation, da ihr die Dinge endlich mal wie in einem Shooter direkt in die Hand nehmen könnt. Ihr wollt eine Lampe mitnehmen? Dann tragt das Ding mit euch und es wird euch Licht spenden. Endlich klappen auch mal Sachen, die ihr euch überlegt habt, da es meist mehrere Wege ans Ziel gibt. Ihr müsst es nur versuchen. Wieso nicht die Steine als Wurfgeschosse nehmen. Obwohl es viele klassische Rätsel gibt, wird das den Vertretern des reinen Point&Click-Adventures schon wieder zu viel an Bewegung sein. Auch weil die Kampfsteuerung nicht einfach ist, diese sich aber auf einfachen Mausklick umstellen lässt. So sind die Kämpfe nicht mehr ganz so nervenaufreibend, auch wenn ihr noch auf ein Monster am Boden einprügeln werdet, nur um sicher zu gehen, dass es sich auch ja nicht mehr rührt. Wir sind daher gespannt, was die zweite Episode noch drauflegen wird.

Pro

tolle Gruselatmosphäre
verschiedene Lösungsmöglichkeiten
Physik spielt eine Rolle
Objekte bewegen
Kampfsteuerung optional vereinfacht
schön düstere Grafik
stimmungsvoller Einsatz von Licht und Schatten

Kontra

gewöhnungsbedürftige Kampfsteuerung
für ein Adventure zu viel Action
Speichern nicht überall möglich

Wertung

PC

Das 3D-Abenteuer bietet neben Gruselstimmung und Rätseln auch ein recht innovatives Spielerlebnis. Ein Geheimtipp!

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