Alarm für Cobra 11: Nitro15.11.2006, Michael Krosta
Alarm für Cobra 11: Nitro

Im Test:

Die bisherigen Versoftungen rund um die RTL-Actionserie "Alarm für Cobra 11" kamen qualitativ einer unangenehmen Massenkarambolage gleich. Deshalb hat man für den aktuellen Teil die Rennspielexperten von Synetic verpflichtet, die zuletzt mit World Racing 2 enttäuschten. Legen sie sich für die Cobras wieder mehr ins Zeug?

Autobahnfahrten

Deutsche Autobahnen sind schon eine feine Sache, so lange die Brummis rechts bleiben und ihr auf drei oder mehr Spuren ohne Geschwindigkeitslimit das Gaspedal durchdrücken könnt. Doch einen Nachteil haben A1 & Co: Für's Auge wird nicht sonderlich viel geboten und so gestalten sich die Fahrten oft extrem öde. Mit dem gleichen Problem hat auch "Alarm für Cobra 11 - Nitro" zu kämpfen, denn auch hier seid ihr die meiste Zeit auf langweiligen Autobahnenabschnitten unterwegs, um Raser zu stoppen, Wagenschieber zu jagen oder sogar im Stil von Speed einen mit Sprengstoff versehenen Bus nicht unter das Geschwindigkeitslimit fallen zu lassen. Allerdings kommt zu keiner Zeit eine ähnliche Spannung auf wie beim Kinovorbild. Warum? Weil die Missionen in der Karriere inhaltlich nur in Ausnahmefällen miteinander verknüpft werden und sich eure Aufgaben ständig wiederholen: Stoppt den Raser hier, klappert unter Zeitdruck Checkpunkte ab da und liefert euch

Die meiste Zeit seid ihr auf langweiligen Autobahnabschnitten unterwegs.
zwischendurch kleine Rennen, in denen ihr vor euren Verfolgern im Ziel sein müsst. Dabei solltet ihr den genauen Hintergrund eurer Aufträge besser nicht hinterfragen: Warum muss ich z.B. mitten auf einer Kreuzung für drei Sekunden anhalten, um die Identität von Verdächtigen zu checken, die gar nicht da sind?

Stadtfahrten

Kreuzungen? Auf Autobahnen? Nein, denn eure Einsätze führen euch zwischenzeitlich auch auf Landstraßen und in Städte, wo ihr ebenfalls euer schnell monoton werdendes Einsatzprogramm abspult. Um die Kulissen hier etwas lebendiger zu gestalten, haben die Entwickler die Bürgersteige und Plätze mit vielen Menschen gefüllt. Dumm nur, dass es sich dabei lediglich um billige Pappaufsteller handelt, durch die ihr zudem mit eurem Wagen problemlos HINDURCH fahren könnt, ohne dass etwas passiert. Doch auch bei Fahrzeugen konnten wir ab und an beobachten, dass diese vereinzelt durch unschöne Clippings ineinander geschoben wurden. Abgesehen davon leistet die offensichtlich an World Racing 2 angelehnte Engine gute Arbeit: Trotz vereinzelter Pop-Ups geht die Weitsicht in Ordnung und auch die Spiegelungen auf dem Lack sehen trotz pixeliger Darstellung und sichtbarem Bildaufbau noch passabel aus, genau wie die Texturen der Kulissen. Selbst die Geschwindigkeit kann trotz so vieler anderer Verkehrsteilnehmer überzeugen. Einzig die für Synetic typische "Mittelachsensteuerung" in der Außenansicht sieht auch hier vollkommen lächerlich aus. Nervig sind zudem die automatischen Wiederholungen brisanter Szenen, die dummerweise erst ein ganzes Stück später urplötzlich eingespielt werden, während ihr eigentlich schon wieder voll mit der Weiterfahrt beschäftigt seid.

In der Stadt zieren leblose Pappkameraden die Kulissen.
Doch was nützt eine insgesamt gute Technik mit einer leicht zugänglichen, da klar auf Arcade ausgelegten Fahrphysik, wenn sich beim monotonen Spielablauf auf ebenso monotonen Autobahnabschnitten schneller Langeweile breit macht als die Cobra-Abteilung zur Rettung eilen kann?

Erklimmt die Karriereleiter

Der Karrieremodus - und damit das Herzstück des Spiels - ist ähnlich aufgebaut wie in World Racing 2. Die Missionen werden nacheinander freigeschaltet und je nach Schwierigkeitsgrad gilt es, bestimmte Anforderungen zu erfüllen. So dürfen z.B. die Beschädigungen an eurem Dienstwagen nicht das Limit überschreiten, ihr müsst einen Mindestvorsprung vor euren Verfolgern herausfahren oder euer Ziel innerhalb des gestellten Zeitlimits erreichen. Meist laufen eure Einsätze nach folgendem Schema ab: Holt das vorausfahrende Fahrzeug ein und stoppt es! Dabei müsst ihr euch je nach Mission entweder davor setzen und es langsam abbremsen oder aber die Brechstange auspacken und so lange in das gesuchte Fahrzeuge reinrammen, bis es nach einem Totalschaden fahrunfähig wird. Für etwas Abwechslung sorgen lediglich die Checkpunktrennen, in denen ihr unter Zeitdruck Bombenkoffer oder potenzielle Ziele für einen Banküberfall abklappert. Daneben müsst ihr in Ausnahmefällen auch vorsichtig neben dem gesuchten Fahrzeug herfahren, damit euer Partner es übernehmen kann - wovon ihr allerdings nichts mitbekommt. Danach findet ihr euch lediglich hinter dem Steuer des Vehikels wieder, um es sicher ans Ziel zu bringen. Neben dem sich ständig wiederholenden Schema haben die Missionen noch eine Gemeinsamkeit: Sie sind alle extrem kurz! Kein Wunder also, dass sich der Karrieremodus mit seinen 25 Einsätzen (+2 Bonusmissionen) locker an einem Tag bewältigen lässt. Viel haben die Cobras darüber hinaus nicht zu bieten: Ihr könnt lediglich in Einzelrennen die im Karrieremodus freigeschalteten Strecken und Autos nutzen, oder euch im Splitscreen nach einer ewigen Ladezeit Duelle liefern. Eine Online- oder LAN-Unterstützung sucht ihr vergebens, womit der Mehrspielermodus insgesamt äußerst mau ausfällt.

     

   

Lizenz-Sparfüchse

Die Fahrzeuge für die Einsätze werden automatisch vorgegeben, so dass ihr nicht nur in zivilen Limousinen, sondern auch in Einsatzfahrzeugen der Polizei mit Martinshorn und allem Drum und Dran unterwegs seid. Abgesehen von Original Seat Leon hat man auf den Einkauf anderer Lizenzen zwar verzichtet, allerdings wurden die Fahrzeuge und teilweise auch Gebäude wie

Manchmal werdet ihr bei der Verbrecherjagd auch von Kollegen unterstützt, die aber auch manchmal im Weg stehen.
Tankstellen frappierend nah an den echten Vorbildern modelliert. Wenn ich als Lizenzierungsverantwortlicher bei Unternehmen wie Mercedes, Audi, BMW, Porsche oder Shell dieses Spiel zu Gesicht bekäme, würde ich wahrscheinlich arg ins Grübeln kommen...

Da fliegen die Fetzen

Eines der wenigen Highlights von World Racing 2 war zumindest auf dem PC und der Xbox das feine Schadensmodell. Auch bei den Verfolgungsjagden in Alarm für Cobra 11 fliegen die Fetzen - vor allem natürlich, wenn euer Auftragsziel daraus besteht, den flüchtigen Wagen fahrunfähig zu machen. Bei den übrigen Verkehrsteilnehmern hat man es jedoch Hollywood-like übertrieben: Rammt ihr ungewollt ein anderes Fahrzeug oder schubst es von der Strecke, fliegt es kurz danach in einer gewaltigen Explosion in die Luft. Und alles, was ihr von der Dienststelle oder eurem Partner in vollkommen gelangweilt daher gebrabbelten und sich ständig wiederholenden Kommentaren zu hören bekommt, sind Sprüche wie "Da wird sich der Steuerzahler aber bedanken" oder "Ja, das gibt ne saftige Beschwerde". Nicht viel besser sieht es bei den Soundtracks aus, die das Geschehen untermalen: Anstatt auf treibende Klänge im Stil von Hans Zimmer oder den Verfolgungsjagden in Need for Speed zu setzen, düdeln vollkommen belanglose Töne aus euren Boxen, die ihr besser gleich abschaltet. Schon World Racing 2 war in diesem Bereich eine absolute Katastrophe und auch hier wird es nicht viel besser. Erlösung verspricht der Musikmanager zum Implementieren eigener MP3s, der in unserer Testversion zum Leidwesen unserer Ohren allerdings noch nicht funktionierte.   

Fazit

Ich habe noch nie eine Folge von "Alarm für Cobra 11" gesehen. Aber sollte die TV-Serie genau so dröge sein wie die aktuelle Spielumsetzung von Synetic, kann ich gut und gerne darauf verzichten. Zwar werden eure Einsätze für einen Midprice-Titel mit flotter Grafik und einem ansehnlichen Schadensmodell gut inszeniert, doch hat man sich viel zu schnell an den öden Autobahnabschnitten und von Pappfiguren bevölkerten Städten satt gesehen. Das größte Problem ist jedoch die Tatsache, dass die inhaltlich kaum miteinander verbundenen Missionen meist die gleiche Struktur besitzen und insgesamt viel zu kurz ausgefallen sind. Auch der allgemeine Umfang lässt zu wünschen übrig: Der Karrieremodus ist in wenigen Stunden bewältigt. Daneben gibt’s nur noch Einzelrennen und den rudimentären Multiplayermodus ohne LAN- oder Onlineunterstützung. Unterm Strich bietet Alarm für Cobra 11 – Nitro selbst für den günstigen Anschaffungspreis einfach zu wenig.

Pro

ordentliches Schadensmodell
gutes Geschwindigkeitsgefühl
gute Arcade-Steuerung
relativ günstiger Preis

Kontra

langweilige (Autobahn-)Kulissen
kaum Abwechslung in der Missionsstruktur
viel zu kurze Missionen
vereinzelte Pop-Ups
geringer Umfang
furchtbarer Soundtrack
vereinzelte Clippingfehler
nervige Action-Wiederholungen
gelangweilte (und langweilige) Dialoge
keine Online
oder LAN-Unterstützung
schwacher Multiplayermodus

Wertung

PC

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