Bet on Soldier: Black-out Saigon07.12.2006, Marcel Kleffmann
Bet on Soldier: Black-out Saigon

Im Test:

"Bet on Soldier" und "Blood of Sahara" sind nicht nur erstaunlich gezwungen klingende Langformen der Abkürzung "B.o.S.", sondern stehen auch für elendig langweilige Ego-Shooter-Kämpfe mit einer Extraportion an vergeudetem Potenzial. Kylotonn Entertainment bleibt hartnäckig und schickt euch mit "Black-out Saigon" in den Dschungel. Lohnt sich der Trip?

Sinnloses Geplänkel Teil 3

Erinnert ihr euch an das hirnrissige Zukunftsszenario von "Bet on Soldier" oder "Blood of Sahara"? Nein? Ist nicht schlimm, weil "Black-out Saigon" (oder "Blackout in Saigon" wie es im Menü heißt) erzählt eine Geschichte, die knapp zehn Jahre vor den Ereignissen des Hauptspiels geschieht - dies erfährt man überraschenderweise über das Handbuch und weniger durch das Spiel.

Trostlose Ausblicke in Saigon.
Worum geht's? Die ominöse VAN ist weltweit an der Macht und kennt keinen namhaften Gegenspieler, bis urplötzlich keine Nachrichten mehr aus den Vorposten in Westasien eintrudeln und der Kontakt zwischen dem Generalstab und den Außenstellen in der Region Saigon abreißt. Telekommunikationsexperten vermuten ein technisches Problem hinter dem Black-out, wahrscheinlich ein Sabotageakt. Durch dieses Szenario ballert sich der junge Protagonist "Hang Shaiming" als Anführer einer kleinen VAN-Kampftruppe.

Lineare Billigaction

In den vier leidlich langen Solomissionen geht es einzig und allein um den Finger am Abzug. Wie in den Vorgängern deckt ihr euch vor dem Einsatz mit Waffen, Rüstungen und Granaten ein. Danach legt ihr die BoS-Zwischengegner fest (je schwerer, desto mehr Geld winkt als Belohnung) und heuert etwaige Mitstreiter zur Verstärkung an. Diese Lakaien stellen sich in den Gefechten wenig brauchbar an, da sie ständig durch eure Schusslinie laufen oder ein Scheunentor aus drei Meter Abstand um circa zehn Meter verfehlen. Zum Glück findet ihr die gleiche "Qualität" bei den computergesteuerten Feinden, die kaum fortgeschrittene Manöver beherrschen, viel zu selten in Deckung gehen und auf Beschuss manchmal gar nicht reagieren. Zumindest beim Zielschießen schneiden die Feinde nicht ganz so schlecht ab wie eure Kollegen. Für Kenner von "Bet on Soldier" oder "Blood of Sahara" hat sich also nichts verändert.

Ansonsten gilt es mit den typischen BoS-Hürden zu leben. Trotz herber Vorgängerkritik könnt ihr nur an festgelegten Positionen im Level kostenpflichtig abspeichern, was den ohnehin knackigen Schwierigkeitsgrad weiter in die Höhe treibt, schließlich können die vom übermäßigen Bump Mapping geplagten Gegner viele Schüsse einstecken, sofern ihr nicht die

Ohne Raketenwerfer ist solch ein dicker Brocken nicht zu knacken.
superteuren Waffen (und die ebenfalls teure Munition) zückt. Auch die reparierbare Körperpanzerung ist wieder Pflicht - Verbandskästen hat offenbar niemand erfunden. Doch schlimmer geht's immer, denn die Aufgabenbeschreibung ist oft oberflächlich und verschweigt z.B., dass in manchen Einsätzen der Raketenwerfer ein Muss gegen anstampfende Kampfroboter ist und wie man am Ende des ersten Levels die Portaltür blockiert, muss man ebenfalls selbst herausfinden (Lösung: LKW-Wrack davor legen).

Gekrönt wird das Machwerk von Kylotonn Entertainment durch jederzeit reproduzierbare Abstürze (z.B. durch fehlerhafte geskriptete Ereignisse) und sonstige freiwillige Crashes des Ego-Shooters. Falsche und fehlende Untertitel oder Texte beim Einleitungsvideo, das 1:1 aus Bet on Soldier stammt, runden die Unzulänglichkeit ab.

Technisches Mittelmaß

Die auf der Verpackung versprochene "bislang aufwändigste Highend-Grafik der Reihe" ist wohl ein interaktives Suchspiel. Sämtliche Charakter-Animationen sind hölzern und die größtenteils eckige asiatische Umgebung wirkt nicht nur trost-, sondern auch farblos. Warum das Spiel trotzdem die Hardware-Ressourcen wie kaum ein anderer Shooter frisst, bleibt ein Mysterium. Optische Gründe für die hohen Systemanforderungen lassen sich jedenfalls nicht ausmachen.

Der aus den Vorgängern bekannte Mehrspieler-Modus wurde übrigens ersatzlos gestrichen.     

Fazit

Die Abkürzung B.o.S. steht nicht nur für "Bet on Soldier" oder "Black-out Saigon", sondern ebenso für "Ballern ohne Sinn". Ihr lauft mit hinlänglich bekannten Waffensystemen durch unspektakuläre Level-Schläuche und trefft auf KI-Dumpfbacken mit dicker Schutzpanzerung. Langweilig! Schlimmer als eure Gegenspieler sind die anheuerbaren Mitstreiter, die liebend gerne in die Schusslinie wetzen oder die Munition großzügig im Level verteilen, ohne einen Gegner zu treffen. Komplettiert wird die Shooter-Unzumutbarkeit durch eine instabile und ressourcenfressende Engine, Fehler im Missionsdesign sowie das beschränkte Speichersystem. Als Krönung haben die Entwickler den Mehrspieler-Modus gestrichen und Bet on Soldier somit selbst das Grab geschaufelt. R.I.P. B.o.S.

Pro

unkomplizierte Action
Ausrüstung wählbar
ohne B.o.S. spielbar

Kontra

nur vier Missionen
streng lineares Leveldesign ohne Höhepunkte
stark durchwachsene KI
kostenpflichtiges Speichersystem
belanglose Story
Fehler und Bugs im Missionsdesign
unzureichende Briefings
kein Mehrspieler-Modus
horrende Hardware-Anforderungen
instabil

Wertung

PC

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