Im Test:
Titanen, Götter und Telkine
Vor dem griechischen Götterolymp mit Zeus, Aphrodite und Co. gab es weit ältere Götter, die Titanen genannt wurden. Prometheus z.B. war ein solcher Titan und ein Freund der
Menschen. Der Sage nach brachte er ihnen das Feuer aus dem Himmel, wofür ihn Zeus mit ewiger Qual bestrafte. Bei Titan Quest war der Namensgeber allerdings nicht so nett, wie alle noch wissen, die sich am Endgegner Thyphon die Zähne ausgebissen haben. Außerdem überzog er die antike Welt mit seinen Schreckensgestalten, die Griechenland, das Land der Pharaonen und das Reich der Mitte versklavten.Au Backe da liegt wer! Rhodos scheint schon bessere Tage erlebt zu haben.
Rückkehr nach Hellas
Nach dem furiosem Endkampf in den luftigen Höhen des Olymps führt euch das Add-On nun in den stockfinsteren Hades, wo der Gott der Toten auf seine Chance lauert. Euer Abenteuer beginnt auf der Insel Rhodos, wo ihr auch die Trümmer des Kolosses seht, der eines der antiken Weltwunder markiert. Schnell verlegt sich das Geschehen in eine Art Hölle unter der Erde. Die mythisch angehauchte Story ist allerdings ebenso entbehrlich wie es für Action-Rollenspiele üblich zu sein scheint. Schade, denn die Ansätze sind vorhanden und die Sagenwelt böte einen Fundus an tollen Geschichten. Gerade die Nebenquests hätte man erzählerisch aufwerten können.
Überfällig war, dass der Monstergarde an die 20 neue hinzugefügt wurden, denn der ewige Spinnenmann, Ziegenbart und Rattenmensch hängten euch sicher schon zum Halse heraus. Allerdings wiederholen sich auch die neuen Gegnertypen dann doch nach einiger Zeit wieder, wie ihr das vom Hauptspiel her kennt. Und ein paar Zombies, Geister und Knochenmänner haben sich auch wieder eingeschlichen - was angesichts des Totenreichs aber in Ordnung geht. Hier hätte man noch mehr Varianten schaffen können, denn gerade die griechische Mythologie ist für ihren Reichtum an verschiedensten Wesen bekannt.
Neues für Helden
Zehn neue Stufen könnt ihr durchs Metzeln mit eurem Helden in Immortal Throne erringen, was voll ausgebaute Charaktere frohlocken lässt. Auch gut, dass es nun die Möglichkeit gibt, eure erbeuteten
Gegenstände in einer Karawane zu lagern und sogar an andere Charaktere zu schicken - quasi das Pendant zur Schatzkiste bei Diablo. Nur wer übrigens das Grundspiel erfolgreich abgeschlossen hat, darf sich an die neue Bedrohung wagen, die ohne Titan Quest nicht läuft. Neue Monster bekommt der Held. Zwar gab es auch schon früher Höllenhunde, aber nicht in der Größe.
Stirbt euer Charakter einmal, war es bislang so, dass ihr mit Erfahrungsabzug am letzten Brunnen der Wiedergeburt starteten. Das hat sich nun etwas geändert, denn es gibt wie bei anderen Action-Rollenspielen einen Grabstein. Gelingt es euch, ihn zu berühren, dann bekommt ihr die zuvor abgezogenen Erfahrungspunkte zurück. Das mildert es ein wenig ab, dass ihr nicht speichern könnt, wann und wo ihr wollt. Beim Neustart landet ihr zunächst immer beim letzten Quell; völlig freies Speichern wäre da doch besser gewesen.
Muskeln statt Hirn
Neben eher kampflastigen Helden wie Achilles, Menelaos oder Herakles gab es in der griechischen Sagenwelt immer auch wieder Zeitgenossen, die ihr Köpfchen einsetzen. Perseus, Theseus
und Odysseus sind nur einige Beispiele aus der Antike dafür. Gerade letzterer besiegte den Zyklopen Polyphem schließlich nicht mit dem Schwert, sondern mittels einer List. Leider kommt diese Tugend bei Titan Quest völlig zu kurz, da es ausschließlich auf Muskeln ankommt. So verweigert sich das Action-Rollenspiel schon einfachsten Knobeleien wie etwa Schalterrätseln.Magie sichert euch auch im Totenreich das Überleben. Allerdings kommt sie nur im Kampf vor.
Einzige Restdomäne der Denker ist wieder die Magie, die allerdings -wie könnte es anders sein- nur in ihrer martialischen Form vorkommt. Zaubern außerhalb des Kampfes ist nicht, da es ohnehin nichts anderes gibt. Da macht auch die Traumbeherrschung keine Ausnahme, mit deren Hilfe ihr die Feinde neuerdings um den Verstand bringt. Eingeschläfert lassen sie sich noch leichter niederstrecken. Immerhin dürfen ab sofort auch Nichtzauberer mit Hilfe von Spruchrollen zaubern, was neue Möglichkeiten eröffnet. Ebenso besteht nun die Option, selbst göttliche Artefakte zu basteln, wenn ihr die Formel dafür findet. Vorausgesetzt ihr habt die Zutaten, Gold und einen Verzauberer, der das übernimmt.
Höllisch gute Optik
Die Kulisse des Hauptspiels war mit ihren erdfarbenen Gehöften, marmornen Tempeln sowie reich geschmückten Palästen und düsteren Dungeons opulent geschmückt. Obwohl das Add-On eine ganze Ecke düsterer daherkommt, hat sich am Detailreichtum der Grafik nichts geändert. Natürlich gibt es wieder aus der Mythologie bekannte Orte wie etwa den Totenfluss Styx, den ihr überqueren müsst. Die Umgebung wirkt teils vulkanisch, teils ätherisch oder einfach nur finster. Auch die magischen Effekte wie Schockwellen, Feuerwände und Explosionen können sich sehen lassen. Die Monster sind noch albtraumhafter als im Hauptspiel, wo sie zum Teil volkstümlicher aussahen. Auch die Ausrüstung ist mehr auf Höllenlook getrimmt, obwohl der Hades der Griechen eigentlich keine Hölle war. Alle Toten landeten dort - auch die guten.
Mittlerweile verfügt Titan Quest auch über eine gute deutsche Sprachausgabe, die sich im Add-On fortsetzt. Die typischen Geräusche der Monster und Schauplätze tragen ebenfalls viel zur düsteren Stimmung bei, die weniger an den Sagenfilm Kampf der Titanen als an die Moria-Szenen aus Peter Jacksons Herr der Ringe-Verfilmung erinnert.
Fazit
Immortal Throne beinhaltet viele sinnvolle Neuerungen, die Titan Quest ein ganzes Stück aufwerten. Das umfasst neben neuen Funktionen wie Karawanen, Artefakte verzaubern oder Grabsteinen auch die Bedienung im Allgemeinen, die deutlich verbessert wurde. Die neuen Monster waren überfällig, sehen abgefahren aus und es macht durchaus Spaß, sie zu Brei zu hacken. Endlich dürften auch alle Nichtzauberer mit Spruchrollen zaubern. Der neue Traumbeschwörer ergänzt die bisherigen Berufe um eine elegante Spielart, die Abwechslung bringt. Optisch übertrumpft das Add-On das Hauptspiel in Sachen düsterer Atmosphäre sogar noch. Die Leiden des Add-Ons sind jedoch allesamt die des Hauptspiels. Natürlich zieht einen das Action-Rollenspiel immer wieder an den Rechner, um kurz noch ein Kapitel oder eine Quest zu beenden, aber die ewige Leveltretmühle ist eben auch eine ziemlich einfalllose, bei der es eigentlich nur ums Metzeln geht. Wie wäre es mal mit ein paar einfachen Rätseln gewesen oder wenigstens einen simplen Hebel, denn man ziehen muss, um ein Tor zu öffnen. So braucht man eigentlich kein Gehirn, um es zu spielen, nur einen schnellen Finger. Oder wie wäre es mit einer Story gewesen, die einen richtig reinzieht? Ich metzele mich gerne eine Runde durch die Reihen des Totengottes, aber ans Herz wächst mir mein Held so leider nicht.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Das Add-On führt euch in die Unterwelt, bringt sinnvolle Neuerungen und höllische Monster. Die Leveltretmühle ist aber dieselbe wie immer.
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