Sam & Max: Episode 4 - Abe Lincoln Must Die!21.03.2007, Bodo Naser
Sam & Max: Episode 4 - Abe Lincoln Must Die!

Im Test:

Der amtierende US-Präsident ist ein hölzerner Vollidiot, seine Berater sind selbst auf die Macht aus und dann meldet ein längst tot Geglaubter seinen Anspruch auf das höchste Amt an. Was fast wie ein Beschreibung der aktuellen US-Politik klingt, ist die Story der jüngsten Episode von Sam & Max: Abe Lincoln Must Die. Passt der Politik-Ausflug ins Konzept des Episoden-Adventures?

Ein Holzkopf am Ruder

Puh, der Spielzeugmafia konnten das schräge Ermittlerduo im letzten Teil gerade noch mal rechtzeitig das Handwerk legen. Doch nun wartet eine weit größere Aufgabe 

Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen. Ob das auch beim "schlechtesten Präsidenten aller Zeiten" klappt?
auf sie: Dieses Mal ist gleich die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten bedroht, denn der irgendwie an einen gewissen George W. Bush erinnernde Präsident gibt seit einiger Zeit nur noch blanken Unsinn von sich. Bei Politikern ist das allein freilich noch kein Grund für ein Amtsenthebungsverfahren, aber Sam und Max machen weitere beunruhigende Beobachtungen. Ist der Präsi etwa eine Marionette weit größerer Mächte?

Max schlägt vor, dem sommersprossigen Eierkopf einfach eines vor den Schädel zu ballern. So müsste er doch wieder Vernunft annehmen, meint der weiße Hase. Allerdings ist es gar nicht so einfach, Hand an den Leib des mächtigsten Mannes des Erdballes zu legen. Schließlich ist er ständig von Geheimdienstmännern umlagert, die jegliche Annäherungsversuche im Keim ersticken. Allerdings kommt den Freelance-Polizisten zu Gute, dass der Gouverneur von West-Dakota anwesend ist, der ein Problem mit seiner Sucht nach Sodagetränken hat. Vielleicht sollte ihm einer was zu trinken anbieten?

Abe Lincoln lebt

Als der alte Amtsinhaber mit viel Schmackes außer Gefecht gesetzt ist, tritt allerdings ein weiteres Problem auf. Neuwahlen werden nun fällig. Auf die freie Stelle bewirbt sich nicht nur der unvermeidliche Ralph Nader, der ja immer teilnimmt, sondern auch noch ein gewisser Abe Lincoln, seines Zeichens 16. Präsident der USA. Seltsam - nicht einmal die von kollektiver Geschichtsamnesie befallenen Amerikaner können doch vergessen haben, dass Abraham Lincoln bereits seit 1865 mausetot ist. Eigentlich ist es auch seine Statue, die sich aus ihrem Monument erhebt, um zur Urne zu schreiten.

Egal, denn das beweist eigentlich nur, dass in den USA wirklich jeder Präsident werden kann. Vorausgesetzt er hat genug Geld, Medienmacht und sagt das Richtige im Fernsehen, wofür Lincoln Einflüsterer hat. Sogar ein völlig verrückter Nager hat Chancen, der ständig nur Provokationen von sich gibt. Ihr habt richtig gehört, Max muss die Kohlen aus dem Feuer holen, indem er selbst "Kalif anstellte des Kalifen" wird. Allerdings müsst ihr nun Lincoln in die Bredouille bringen, indem ihr ihm peinliche Fragen stellt. Was hat er zu Familie, Bildung und Staatsbudget zu sagen? Verstöß er hier gegen amerikanische Werte, ist Max' Machtergreifung nicht mehr aufzuhalten.

Genosse Bosco

Knackpunkt sind wieder mal die Rätsel, die dem einen oder anderen sicher zu simpel sein dürften. Auch kein Wunder, sind es doch wieder einmal nur ein paar Schauplätze wie Büro, Sybils Laden oder

Bei Bosco ist die Oktoberrevolution ausgebrochen, allerdings gilt das nicht für seine unchristlichen Preise.
das seit Clinton berühmt-berüchtigte Oval Office, an denen ihr euch in den wenige Stunden dauernden Comic-Abenteuer rumtreibt. Über dessen Unterhaltungswert kann allerdings kein Zweifel bestehen, denn der ist wieder einmal hoch. Natürlich ist es meistens mit dem Anbringen des richtigen Gegenstandes getan, aber dann ist es oft nicht einfach, eben diesen zu bekommen. Am Schluss gibt es wieder eine zünftige Verfolgungsjagd, bei der ihr Lincoln stoppen müsst.

Klar, dass ihr irgendwann Boscos Wahrheitsserum braucht, um weiter zu kommen. Schließlich war es bislang immer so, dass ihr was aus seinem mit abgelaufenen Waren gespickten Laden benötigt, um die Episode zu bestehen. Aber was ihr alles anstellen müsst, um an den Schnaps zu kommen, sei hier nicht verraten. Dieses Mal ist der kauzige Krämer übrigens ganz auf dem Kommunistentrip und verwandelt sich kurzerhand in einen roten Funktionär, der seine besten und einzigen Kunden mit Genossen begrüßt. Wer außer Sam und Max kauft schon ein in dem überteuerten Shop?

Wahlkampf-Atmosphäre

Obwohl die 3D-Grafik dieses Mal nicht ganz so knallbunt ist, wie in den Episoden zuvor, ist sie immer noch abgefahren genug. In dieser machtversessenen Episode geht es halt etwas gesitteter zu -

Politik im Liebesnest. Das Oval Office dient hier seiner wahren Bestimmung.
allerdings nicht zu sehr. Verrücktheiten gibt es noch genug, wie das U-Boot im Pool des Weißen Hauses beweist, bei dem auch noch ein "Bitte nicht füttern!"-Schild angebracht ist. Unvermeidbar ist die Darstellung des Wahlkampfs, wo Kommentare, Fernsehdebatten und Wählerbefragungen stattfinden. Optisches Highlight ist das stilecht umgesetzte Oval Office, in dem es jede Menge witzige Dinge zu entdecken gibt. Auch die hünenhafte Statue von Lincoln ist sehenswert. Für Schwung sorgen wieder die Augenblicke, in denen Max unvermutet in die Höhe fliegt.

Die Musik ist nicht ganz so abwechslungsreich wie noch im letzten Teil. Es gibt aber militärisch angehauchte Klänge und etwas, das Ansätze einer Hymne zeigt. Dennoch kann sich der Sound wieder hören lassen, was insbesondere natürlich für die brillante Sprachausgabe gilt: Ein Ghettokid wie Bosco mit vorgetäuschtem russischen Akzent ist einfach zu komisch. Der getragene Sermon, den Lincoln von sich gibt, ist ebenfalls kultverdächtig, insbesondere wenn man weiß, dass er als der beste Redner seiner Zeit galt. Das Ganze gibt's bislang nur auf Englisch, da die deutsche Fassung erst im Spätsommer kommen soll.

                  

Fazit

Auch wenn sich die jüngst erschienene Episode von Sam & Max vom Thema her eher staatstragend gibt, ist sie doch ein abgefahrenes Comic-Adventure, wie viele es lieben. Wo der Humor in Sachen Gesellschaftskritik bei den beiden Ermittlern bislang eher verhalten blieb, geht dieser Teil hart ins Gericht mit der aktuellen US-Politik. Gerade an Präsident Bush lässt sie kein gutes Haar, der schlicht als Marionette dargestellt wird, die schwachsinnige Kommentare von sich gibt. Aber auch die übrigen Mechanismen der Macht werden gnadenlos aufgedeckt, wie etwa der Wahlkampf mit harten Bandagen zeigt. Wo sich ein deutsches Abenteuer sicher in reiner Satire suhlen würde, erhält sich die vierte Episode aber eine gewisse Leichtigkeit, die typisch für die Reihe ist. Nur nichts zu ernst nehmen, heißt auch hier wieder die Devise. Das gilt auch für die Rätsel, die in erster Linie Spaß bringen sollen. Zu kniffliges Puzzeln gibt's nicht. Auch Sybil bekommt ihr Fett ab, die wieder einmal ihre berufliche Zukunft als Kupplerin einem höheren Zweck opfern muss. Ein Wiedersehen mit bekannten Stars der Reihe ist garantiert. Wir sind schon gespannt, welchen Shop sie im nächsten Teil aufmachen wird und welchem Tick Bosco dann wieder frönt. Achja, für die aktuelle  Episode gibt's natürlich wieder Gold. 

Pro

schräges Duo
typisch abgefahrener Humor
Seitenhiebe auf US-Politik
Wahlkampfstimmung
machbare Rätsel
tolle Sprachausgabe

Kontra

kurzes Vergnügen
Rätsel teils zu simpel
nur Handvoll Schauplätze

Wertung

PC

Diese Episode führt die beiden Ermittler auf das rutschige Parkett der großen Politik, wo sie sich aber mit Bravour schlagen.

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