Test: Das Böse unter der Sonne (Adventure)

von Bodo Naser



Entwickler:
Publisher: JoWooD
Release:
07.12.2007
05.12.2008
Spielinfo Bilder Videos
Rätsel ohne Finesse

Dass sich Das Böse unter der Sonne in erster Linie an Einsteiger wendet, merkt man auch gleich an den eher simplen Rätseln. Ein Beispiel ist, wie ihr ans Fernglas kommt: Es macht überhaupt keine Mühe, die Frau im Turm zu überreden, es euch zu
Das Notizbuch dient euch als Hilfe, um die verwirrenden Eindrücke zu ordnen. Hier werden Verdächtige, gestoppte Zeiten und aktuelle Rätsel notiert.
geben, obwohl sie ja eigentlich nach deutschen U-Booten Ausschau halten möchte. Das ist viel zu einfach und macht keinen Spaß. Auch das Stoppen der Gehzeit ist automatisiert und somit ohne Reiz. Hinzu kommen Logikschwächen, wie etwa dass ihr die Zeiten stoppt, obwohl Arlena noch gar nicht ermordet wurde. Es gibt nur Drohbriefe. Poirot scheint ein wahrer Hellseher zu sein, er beginnt seine Ermittlung, obwohl noch gar nichts passiert ist.

Die meisten Rätsel sind Inventarrätsel, wo ihr Gegenstände richtig einsetzen bzw. kombinieren müsst; es gibt aber auch Dialog- und Logikrätsel. Wie bei solchen Adventures üblich, solltet ihr immer darauf achten, dass ihr auch alles erledigt habt, denn sonst geht die Handlung einfach nicht weiter. Es kann also sein, dass ihr feststeckt, weil ihr euch mit einer bestimmten Person noch nicht unterhalten, eine Stelle noch nicht untersucht habt oder ein Video noch nicht gezeigt wurde. Ansonsten ist freies Umherschweifen in 3rd-Person-Sicht aber durchaus möglich, auch wenn die Welt aus einzelnen Räumen besteht. Es gibt eine Hilfefunktion, wenn ihr nicht mehr weiter wisst, sollte ihr Poirot um Rat fragen.

Strudel der Ereignisse

Für Agatha Christie typisch: Je tiefer ihr in die Ermittlungen einsteigt und je mehr ihr durch die vielen Gespräche herausfindet, desto mehr menschliche Abgründe tun sich auf. Das wurde gut getroffen. Jede Figur hat bildlich gesprochen eine Leiche im Keller, aber wer ist der Mörder? Was hat es mit dem älteren Fall von einem ermordeten Mädchen von der Insel auf sich? Gibt es einen Spion? Auch der nahende Krieg wird immer bedrohlicher, da eine deutsche Invasion der britischen Inseln droht. Alles stellt sich darauf ein, es finden Evakuierungen statt und die Leute die da sind, sind sozusagen das letzte Aufgebot. Immerhin gibt es hier Entwarnung, denn die deutsche Landung fand trotz heftiger Bombenangriffen ja nie statt.

Poirot hat es da nicht so leicht, denn seine Heimat ist bereits seit Monaten von den Deutschen besetzt. Dass er trotzdem stets ruhig bleibt, ist wohl seinem stoischen Gemüt zu verdanken, das nichts zu erschüttern vermag. Das kommt in seiner stets zuvorkommende Art zum Ausdruck, die auf gute Erziehung schließen lässt. Sein französischer Akzent ist daher erträglicher als bei manch einem seiner Sprachgenossen. Das ist auch der professionellen Sprachausgabe zu verdanken, die stimmig ist und eine solide wenn auch nicht überragende Arbeit abliefert. Es gibt bekannte deutsche Sprecher, die meistens etwas älter klingen, was aber daran liegt, dass es kaum junge Charaktere gibt.

Vornehm geht die Welt zugrunde

Optisch bietet es eine maritime Landschaft, eine stilvolle Hoteleinrichtung und sogar ein wenig Urlaubsidylle. Für den
Der Rest von Urlaubsidylle ist schnell verflogen, als sich die Ereignisse zuspitzen. Dann passiert ein Mord, den jeder begangen haben könnte.
Abgesang auf die feine Gesellschaft vor dem Zweiten Weltkrieg ist das Ganze aber ein bisschen zu schlicht geraten, denn so prächtig wie beim Mord im Orientexpress letztes Jahr geht es hier nicht mehr zu. Viel wichtiger als optische Leckerbissen ist allerdings, das alles authentisch wirkt und das ist durchaus gelungen. Die Charaktermodelle der 3D-Personen überzeugen. Auch wenn alles ein wenig kahl aussieht und man vieles nicht betreten darf, es gibt den englischen Pub, ein zerfallenes Kloster und den bewachten Kiesstrand. Fehlt nur noch, dass einem der hauseigene Butler den Tee in den Liegestuhl ans Meer bringt.

Die Qualität der filmischen Zwischensequenzen geht im Rahmen der Agatha Christie-Adventure-Reihe in Ordnung, aber dieses Mal wurde damit eindeutig gegeizt. Zwar sind öfters mal Filmschnipsel zu sehen, etwa wenn ihr auf die See schaut und Badegäste erblickt. Die gerenderten Videos sind aber meistens recht kurz und echte Filmsequenzen sind selten. Das war beim Vorgänger anders, wo es zahlreiche lange Sequenzen für Abwechslung sorgten.

      

Kommentare

4P|Bodo schrieb am
tina2503 hat geschrieben:Ich habe es mir gleich zum Erscheinungstermin gekauft und bereue es nicht...ich fand es sehr gut...Klar hatte man viele Laufwege und teils lange Dialoge, auch die Rätsel sind vielleicht nicht so kniffelig wie z. B. bei Geheimakte Tunguska aber ich fand es trotzdem gut... ich denke so was ist immer geschmackssache, ich bin auch keine Anfängerin auf dem Gebiet der Adventurespiele und konnte mich trotzdem dafür begeistern... ich spiele seit 1994 Adventures habe unmengen an Spielen und bin erst 20...also gehöre ich nicht in die Altersgruppe von pfingstens Mutter...
Hi Tina,
es steht ja nirgends geschrieben, dass Jüngere es nicht zocken dürfen. Ich meinte nur, dass es eher auf Ältere zugeschnitten scheint. Aber du hast mich eines Besseren belehrt. Es ist eben doch alles anders, als man denkt.;-)
Viel Spaß noch,
4P|Bodo
tina2503 schrieb am
Ich habe es mir gleich zum Erscheinungstermin gekauft und bereue es nicht...ich fand es sehr gut...Klar hatte man viele Laufwege und teils lange Dialoge, auch die Rätsel sind vielleicht nicht so kniffelig wie z. B. bei Geheimakte Tunguska aber ich fand es trotzdem gut... ich denke so was ist immer geschmackssache, ich bin auch keine Anfängerin auf dem Gebiet der Adventurespiele und konnte mich trotzdem dafür begeistern... ich spiele seit 1994 Adventures habe unmengen an Spielen und bin erst 20...also gehöre ich nicht in die Altersgruppe von pfingstens Mutter...
4P|Bodo schrieb am
pfingsten42 hat geschrieben:ich hab´s gekauft, angespielt (ich war neugierig) und hab´s dann meiner mum (alte christie-leserin - sorry mum, bist noch nicht alt :wink: ) geschenkt. ihr gefällt´s und mein alter muss jetzt mehr fernsehen...
Hi pfingsten42,
ich frage jetzt lieber nicht nach, was deine Eltern sonst so statt Glotzen machen.;-) Aber ohne den genauen Jahrgang deiner Mutter zu kennen, würde ich sagen, dass sie exakt in die Zielgruppe des Spiels fällt (Christie-Fan, etwas älter, wahrscheinlich noch nicht so oft am PC gespielt).
Gruß,
4P|Bodo
pfingsten42 schrieb am
ich hab´s gekauft, angespielt (ich war neugierig) und hab´s dann meiner mum (alte christie-leserin - sorry mum, bist noch nicht alt :wink: ) geschenkt. ihr gefällt´s und mein alter muss jetzt mehr fernsehen...
Egon Olsen schrieb am
Was dem einen zu langsam und zu langweilig, ist dem anderen (in diesem Fall mir) Enstspannung und Unterhaltung der gemütlichen Art. Ein erfrischender Gegenpol zu all der Hektik im Leben und in Spielen. Die manchmal fehlende Logik stört mich dabei natürlich auch, der seichte Schwierigkeitsgrad allerdings weniger. :)
schrieb am